Zimmerer auf Probe

September - November 2017
A 72-day adventure by FabOli Read more
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    Meine Probewoche in der Zimmerei

    September 11, 2017 in Germany ⋅ ⛅ 15 °C

    Nun habe ich kurzfristig wieder einmal eine neue Aufgabe gefunden. Bei der Stellenbörse der Agentur für Arbeit war eine Stelle als Zimmererhelfer ausgeschrieben, die ich am Donnerstag Abend gefunden habe und dann sogleich auch noch eine Mail geschrieben habe, dass ich mir durchaus vorstellen könnte, da einmal mit zu arbeiten.

    Für mich hat das ganze eigentlich 2 Vorteile. Erstens kann ich meine handwerklichen Fähigkeiten beim arbeiten mit Holz ausbauen und habe noch eine Referenz für meinen weiteren beruflichen Werdegang. Das wird sicher nicht verkehrt sein, wenn ich da noch ein bisschen mehr Spektrum bieten kann.

    Also gut. Donnerstag beworben, Freitag zum Gespräch gewesen und am Montag dann gleich angefangen zu arbeiten.

    Für mich war die erste Woche Probearbeit und im Anschluss habe ich dann gleich noch eine Woche frei gehabt. In der ersten Woche gab es schon durchaus anspruchsvolle Aufgaben. Die ersten 2 Tage waren wir auf der Schießanlage in Konstanz und haben die Schallschutzwände neu verkleidet. Sie dämpfen den Schuss und die Geräuschkulisse. Alle Bretter sind aus Lerche gefertigt und sind etwas robuster und Witterungsbeständiger.

    In einem Studentenwohnheim haben wir ein Bad, komplett aus Glas zurück gebaut, welches in den 70ern wohl mal in war. Der komplette Boden alle Wände usw. waren aus fetten Glasscheiben zusammen montiert, die natürlich elendig schwer waren und auch noch blöd durchs Treppenhaus zu tragen waren, weil sie so sperrig und schwer waren.

    Bei einer ist es uns auch passiert, dass sie uns zersprungen ist. Die Gläser stehen so massiv unter Druck, dass sie in alle Himmelsrichtungen zerspringen und überall Glassplitter herum fliegen.

    Nach dem Abriss kommt der Wiederaufbau...Unterkonstruktion, Dämmung, Dampfsperre, jede Menge Hightechmaterialien kommen da zum Einsatz. Wir kommen super voran und beginnen dann zum ende der Woche hin auch schon die Trockenbauwände vorzubereiten.

    Die größte Herausforderung war, dass die Wohnung die ganze Zeit bewohnt war und somit auch wenigstens für die Nacht eine Toilette verfügbar sein musste. Also musste die auch immer wieder montiert und demontiert werden.

    Alle Räume wurden mit Staubschutzwänden verschlossen, damit der Dreck sich nicht in alle Zimmer verteilt.

    Somit musste man auch immer etwas Rücksicht auf die Bewohner nehmen, was auf einer Baustelle natürlich auch immer etwas einschränkt. So schlimm kann es mit uns aber garnicht gewesen sein, uns wurde sogar ein Kaffee angeboten :)
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  • Day 15

    Projekt Pumphaus Reichenau/Abriss

    September 25, 2017 in Germany ⋅ ⛅ 13 °C

    Zusammen mit Valentin habe ich nun ein interessantes Projekt zugeteilt bekommen.

    Jeden Morgen treffen sich alle Zimmerer zusammen zum Kaffee und besprechen die Einteilung und die Aufgaben und Schweirigkeiten, auf den Baustellen. Das finde ich persönlich schon einmal sehr bemerkenswert, dass es in unserer heutigen Arbeitwelt noch so etwas gibt.

    Solch kleine Gesten machen das Arbeiten doch schon viel angenehmer und auch das Team profitiert davon. Ich meine das sind jeden Tag sicher 20 min die wir da zusammen sitzen und auch der Kaffee wird vom Chef gesponsert. Am Nachmittag das Gleiche. Jeder der möchte, kann sich nach Feierabend noch in den Gemeinschaftsraum setzen und noch ein Getränk trinken und bisschen quatschen. Das finde ich schon einzigartig und lerne das zum ersten mal in meinem Arbeitsleben kennen. Also etwas ganz Besonderes.

    Dieses angenehme Gefühl hatte ich bereits schon beim Bewerbungsgespräch.

    Nun gut zurück zum Projekt Pumpenhaus. Zunächst einmal werden wir einen richtig tollen Arbeitsplatz auf der Reichenau haben. Wir arbeiten auf einem UNESCO Weltkulturerbe, da wo die ganzen alteingesessenen Bauern noch heute ihr Gemüse produzieren und im Sommer die Touristen ihre Erholung finden.

    Im ersten Schritt werden noch einmal ein paar Maße aufgenommen und anschliessend mit dem Rückbau des alten Pumphäuschens begonnen. Im Grunde genommen ist jedes Projekt ein kleines Legoprojekt. Man baut Stück für Stück wieder ab, um andere Teile frei zu legen und dann da wieder weiter zu machen. Auch schon bei den Abrissarbeiten lerne ich viel über den Aufbau und die unsichtbaren Details, die einem hinter den Wänden oftmals verborgen bleiben.

    Im Dachstuhl haben wir ein kleines Nest entdeckt, welches zu dem Zeitpunkt unbewohnt war, als wir das Haus zurück gebaut haben...in einer anderen Ecke haben wir einen reichlich gefüllten Wintervorrat entdeckt. Beides sah noch ziemlich frisch aus und muss erst von diesem Jahr gewesen sein. In diesem Moment habe ich mich richtig schlecht gefühlt, da wir mit diesem Abriss, ein womöglich anderes Tier obdachlos machen und auch noch die ganze Arbeit, die es gehabt hat, die Nüsse und das ganze Baumaterial in die hintersten Ecken des Daches zu bringen, zur Nichte machen. Ich hab ein schlechtes Gewissen und frage einen befreundeten Naturschützer und zeige ihm die Bilder, was man da machen kann. Er meinte, dass es eine Maus ist, die sich da eingenistet hat und diese nicht unter Naturschutz stehen.

    Aber dennoch könnte man einen Kobel für dieses Tierchen bauen, damit es gut durch den Winter kommt. Wenn ich noch dazu komme, werde ich das noch machen. Als wir dann das Dach abgedeckt haben, kommt der kleine Nager auch noch vorbei und rennt sichtlich irritiert übers Dach. Nun erkennt man auch, dass es sich um eine Maus handelt.

    Der Abriss geht ziemlich schnell und wir sind am Nachmittag bereits schon so weit, dass wir das Haus in seinen Einzelteilen auf das Auto laden und zum Wertstoffhof bringen können.

    Mich erschlägt es immer wieder aufs Neue, wie viel Material da jeden Tag verbraucht und weg geworfen wird, da es zu aufwendig wäre, es wieder aufzubereiten. Teilweise reissen wir Sachen ab und werfen sie in den Müll um eine energetische Sanierung durchzuführen, um das Zertifikat dafür zu bekommen, dass das Haus den Anforderungen entspricht, die gesetzlich vorgeschrieben sind.
    Was aber letztlich für Energie und Rohstoffe verschwendet werden, um diese Hightechstoffe herzustellen und zu entsorgen, steht auf keinem Papier geschrieben, Dazu kommt, dass dann auch diese wieder irgendwann aufwendig entsorgt werden müssen, da sie grösstenteils nicht mehr recyclebar sind. Ein völliger Irrsin, der einem da verkauft wird und auch noch gesetzlich abgedeckelt ist.

    Nun das ist jetzt mal eine Baustelle, bei der die Anforderungen nicht so hoch sind, da es kein Wohnhaus ist. Letztlich bauen wir eine Hütte, um ein paar Stromkästen zu schützen, die sowieso regendicht und vandalismussicher sind. Also ist es irgendwie sowieso eine Frage, warum man dafür ein komplettes Haus mit Wärmedämmung usw. baut. Aber gut, das entscheiden eben andere Leute. Für uns ist es letztlich eine schöne Aufgabe und ein tolles Projekt, um zu lernen, wie man ein komplettes Häuschen von Grund auf plant und dann auch wieder aufbaut.
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