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- Dag 45
- torsdag 13. juni 2024 12:38
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TysklandBayerisch Gmain47°43’19” N 12°53’41” E
Nikolaus von der Flüe

Begegnung mit Bruder Klaus und Dorothea
Als grosser Friedensstifter ist Nikolaus von der Flüe unangefochten - für viele jedoch ist er ein unbequemer, schwer zugänglicher Heiliger im Spannungsfeld zwischen Mystik, Politik und Familie. Anfangs ist seine Biografie nachvollziehbar - lebensnahe Erdverbundenheit und Familiensinn, Unbestechlichkeit und Friedfertigkeit im Einklang mit tiefer Frömmigkeit machen ihn in jeder Hinsicht zum Vorbild. Befremden erzeugen jedoch sein karges Einsiedlerleben und die völlige Askese.
Mit dem Abschied von der kinderreichen Familie wird die Akzeptanz vollends schwierig.
Würde heute jemand wegen
einer religiösen Idee seine Frau mit den zehn Kindern im Stich lassen - die Gesellschaft hätte nur Verachtung für ihn übrig.
Doch um Bruder Klaus und Dorothea näher zu kommen, ist es nötig, sich in ihre Zeit zurück zu versetzen, denn die mittelalterliche Denkweise und Weltsicht unterscheiden sich grundlegend von der neuzeitlichen. Der Mensch betrachtet sich damals - dem Schicksal ausgeliefert - allein als Objekt des göttlichen Willens.
Bruder Klaus verkörpert das mittelalterliche Ideal eines religiösen Lebens - die totale Hinwendung zu Gott unter Verzicht auf eigene Bedürfnisse. Schon vor seinem Tod eilt ihm der Ruf eines bereits im Jenseits stehenden „lebenden Heiligen" von übermenschlichem Charisma voraus. Die Loslösung von allem Materiellem wird durch seine vollkommene Abstinenz verdeutlicht.
Zudem gilt er als einer der letzten grossen Mystiker des Spätmittelalters. Dass Gott existiert, erfahren Mystiker meist in Visionen - nicht nachvollziehbar für das gewöhnliche Bewusstsein oder die rationale Erkenntnis. Die nach innen gerichtete Konzentration geht dem Verlangen nach Gott nach. Bei der Betrachtung des „Meditationsrades" , eines Bildes von
1475-78, das an der Wand seiner Klause angebracht ist, verbindet Bruder Klaus die mystische Versenkung in das göttliche „einig Wesen" mit der Offenheit für die Sorgen und Nöte der Mitmenschen. Beides zeichnet den Einsiedler Nikolaus von der Flüe aus. Der dreistufige Weg der Mystik, Läuterung - Erleuchtung - vollkommene Einheit, sowie die absolute Gottergebenheit kommen in dem Bruder Klaus zugeschriebenen Gebet zum Ausdruck:
Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir - Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu Dir - Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir.
Die Ehefrau Dorothea ebnet mit ihrem Einverständnis Niklaus den Weg zu seiner Berufung, zur Entfaltung seiner grossen spirituellen Kraft und zu seinem segensreichen Wirken. In dem Familiendrama um die gewaltige Unbegreiflichkeit des göttlichen Willens spielt Dorothea eine Schlüsselrolle. Für sie, die als Bäuerin mitten im Leben steht, ein grosses Haus und eine zwölfköpfige Familie zu versorgen hat, ist es zunächst ungleich schwerer, in Niklaus' Abschied einen dem Familienglück übergeordneten Sinn zu erkennen. Sie hat keine Visionen, die ihr dies erleichtern könnten. Umso grösser ist ihr Verzicht und ihr Opfer, als sie nach schmerzhaftem Ringen schliesslich einwilligt, Niklaus' Entscheidung mitzutragen. Mit dem Weggang aus dem Kreis der Familie steigt Bruder Klaus - im geistigen Sinne - auf einer anderen Ebene jedoch zur Vaterfigur für das ganze Land auf.
Wie Biografien von Heiligen des Mittelalters zeigen, war es keine Seltenheit, dass sich Ehepaare trennten, nachdem die Kinder erwachsen waren. Sie taten dies um die „Restzeit", wie es damals hiess, ganz Gott zu widmen, in klösterlicher Abgeschiedenheit oder als Eremiten die Nähe zu Gott zu suchen oder sich aufopfernd des Dienstes am Nächsten anzunehmen.
Die Besonderheit bei Nikolaus von Flüe besteht darin, dass er eigentlich noch für die Familie zu sorgen hätte. Sein Nachlass ist zwar geregelt, der Hof dem ältesten erwachsenen Sohn übergeben, doch das jüngste Kind ist noch kein Jahr alt, als er sich auf den Weg macht, dem Ruf Gottes zu folgen. Er trägt dabei die von Dorothea gefertigte Büsserkutte aus dem von ihr gewebten Stoff (als Reliquie von ihrer Hände Arbeit ist diese, die ältere der beiden erhaltenen Kutten, heute in der Jesuitenkirche in Luzern ausgestellt).
Nach Niklaus' Rückkehr nach Flüe, die zunächst nicht vorgesehen war, sucht Dorothea ihn immer wieder in der Ranftschlucht auf, um seinen Rat zu holen. Sie teilt mit ihm die Sorgen, besonders um die beiden älteren Söhne Hans und Walter, die nicht nach den ethischen Ansprüchen der Eltern geraten sind, aber auch die Freude über den Jüngsten, das Kläusli.
Das Ehepaar bleibt sich nach der Trennung weiter liebevoll zugetan. Ihr Verhältnis bekommt eine andere, höhere Dimension. Das unauflösliche Band zwischen ihnen bleibt bestehen - bis zum Schluss: Während des qualvollen Todeskampfes von Bruder Klaus ist Dorothea die ganze Zeit bei ihm.
In Nikolaus und Dorothea von Flüe begegnet uns ein heiligmässiges Ehepaar. Bruder Klaus gilt neben seinem Ruf als grosser Friedensheiliger auch als Patron für Ehe und Familie, wozu hier der aussergewöhnliche Konsens zwischen den Ehepartnern und Dorotheas grosse Lebensleistung als ebenbürtiger Anteil beitragen. Seit einiger Zeit gibt es Bestrebungen, auch die Heiligsprechung von Dorothea zu erreichen.
Das Beispiel von Niklaus und Dorothea, ihre Ehe unter schwierigsten Bedingungen, bietet ein Spektrum von Orientierungshilfen zur Bewältigung von Lebensaufgaben und familiären Krisen, wozu nur einige Gesichtspunkte genannt seien - wie Liebe, die Freiheit lässt, Respekt vor der Eigenart des Partners, Unterstützung in guten wie in schlechten Tagen, Zurückstecken von Ansprüchen und die Offenheit für Nöte und Belange der Mitmenschen.Les mer
Reisende
guet gmacht
ReisendeDo het Eine puzzlet😁