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- Tag 45
- Donnerstag, 13. Juni 2024 um 12:32
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DeutschlandBayerisch Gmain47°43’19” N 12°53’41” E
Nikolaus von der Flüe

Lebensstationen
Nikolaus von der Flüe ist eine historische Gestalt. Über sein Leben und Wirken gibt es verbürgte Quellen, es sind Zeit-zeugenberichte unterschiedlichster Herkunft überliefert. Er selbst hat nichts Schriftliches hinterlassen, seine Botschaften wurden von anderen notiert.
Kindheit und Jugend
Niklaus wird 1417 als Sohn einer wohlhabenden Bauernfamilie in Flüe bei Sachseln im Kanton Obwalden geboren und in der Nachbarpfarrei Kerns getauft. Schon als Kind ist Niklaus ernsthaft und in sich gekehrt, ein stiller Beter mit ersten spirituellen Erlebnissen, zugleich aber ein normaler Bauernbub im Umgang mit Gleichaltrigen. Er wächst ohne Schulbildung, wie für seinen Stand damals üblich, als künftiger Bergbauer heran. Vom Vater bekommt er die nötigen Fertigkeiten und all sein praktisches Wissen vermittelt. Sobald er mit 14 Jahren stimmfähig ist, wird er auch an politische Aufgaben herangeführt. Mit 16 Jahren hat er die erste Vision, die seine spätere Lebensaufgabe ankündigt: Er sieht einen schönen, hohen Turm in der Ranftschlucht, dort wo später seine Klause stehen wird.
Familie und öffentliche Ämter
Mit 16 Jahren wird Niklaus wehrpflichtig und später mehrfach zum Kriegsdienst eingezogen. In der Schweiz, damals ein brodelnder Unruheherd, herrschen stürmische Zeiten - es kommt immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Kantonen. Gezwungenermassen nimmt Niklaus an mehreren Kriegszügen teil, er steigt bei den Obwaldner Truppen sogar bis zum Rottmeister auf. Doch sein integrer Charakter zeigt sich auch hier, wenn er zur Schonung des besiegten Gegners aufruft.
- Bei der Wahrnehmung seiner politischen und richterlichen Ämter erwirbt er sich
wegen seiner Geradlinigkeit und seines ausgeprägten Rechtsempfindens Beachtung und Ansehen. Im öffentlichen Leben geniesst er grosse Autorität als Ratsherr und Schiedsrichter, auch in kirchlichen Streitsachen ergreift er Partei für die rechtmässigen Belange der Schwächeren. Als ihm das höchste Amt im Kanton, das des Landammanns angetragen wird, lehnt er Relativ spät, mit 30 Jahren, heiratet Niklaus die etwa 15 Jahre jüngere Dorothea Wyss. Im Lauf der Ehejahre kommen zehn Kinder zur Welt, fünf Söhne und fünf Töchter. Niklaus wirtschaftet klug und sorgt dafür, dass seine Familie in Wohlstand leben kann. Er selbst hat einen stillen Hang zur asketischen Lebensweise mit regelmässigem Beten und Fasten.
Mit 48 Jahren gerät Niklaus in eine schwere Sinnkrise. Äusserer Anlass ist ein ungerechtes Urteil, das er, von bestochenen Richterkollegen überstimmt, nicht verhindern kann. Daraufhin legt er alle seine öffentlichen Ämter nieder. Es folgen zwei Jahre tiefer Niedergeschlagenheit und heftigster innerer Kämpfe. Im Widerstreit zu seinen Verpflichtungen als Familienvater steht der Ruf Gottes, den er in Visionen erfahren hat und dem er folgen soll. Er bittet seine Frau und die erwachsenen Kinder, ihn von den familiären Pflichten zu entbinden. Mit seinem Ziel, Gottes Willen ganz und gar zu erfüllen, stösst er auf grosses Unverständnis in seiner Umgebung. Dorothea gibt nach langem Ringen und vergeblichen Versuchen, Niklaus zu halten, ihren Widerstand auf. Sie fügt sich in das Unabänderliche und lässt ihren Ehemann schweren Herzens ziehen.
Am 16. Oktober 1467, dem St. Gallus-Tag, nimmt Niklaus Abschied von allem, was ihm lieb ist, und macht sich im Büssergewand auf den ungewissen Weg einer langen Pilgerschaft. Sein Nachlass ist geregelt, der Hof seinem ältesten Sohn übergeben. Zunächst geht Niklaus in Richtung Elsass zu den „Gottesfreunden". Er kommt nur bis Liestal bei Basel, wo ihn eine plötzliche Vision von einer glutroten Stadt überfällt. Es folgt eine zufällige Begegnung mit einem Bauern, der ihm rät, Gott dort zu dienen, wo er herkomme. Niklaus übernachtet im Gebüsch neben einem Feld und erlebt hier die Vision eines grellen Lichtstrahls vom Himmel, der stechend seinen Leib durchfährt. Hier liegt der Beginn seiner Nahrungsabstinenz.
Niklaus nimmt dies alles als Zeichen Gottes und kehrt in seine Obwaldner Heimat zurück. Er verbirgt sich auf der entlegenen Alpe Chlisterli im Melchatal. Erst eine Vision von vier Strahlen, die zur Ranftschlucht weisen, bewegt ihn dazu, sich dort in der Nähe seines Wohnhauses in einer primitiven Hütte aus Laub und Astwerk niederzulassen. Die Dorfbewohner, die ihn jetzt achten und in ihm nicht mehr den Sonderling sehen, bauen ihm eine Klause und errichten später eine Kapelle.
Leben und Wirken als Eremit
Fast 20 Jahre lebt Bruder Klaus unter kargsten Bedingungen im Ranft, ohne feste Nahrung - ausser der HI. Kommunion. Als 1469 der Weihbischof von Konstanz zur Weihe der Kapelle kommt, überprüft er im Beisein eines kirchlichen und eines weltlichen Zeugen das unglaubliche, oft angezweifelte Wunderfasten: Er nötigt Bruder Klaus, etwas Brot zu essen, worauf sich dieser so quält, dass ihm der Bischof die weitere Probe erlässt. Der Ruf des wundersamen Mannes verbreitet sich und viele Besucher kommen von nah und fern. Mit ihren Sorgen steigen einfache Menschen, Ratsherren, Gesandte und Geistliche zu Bruder Klaus in den Ranft hinab. Sie alle bekommen Antworten auf ihre Fragen und manchmal unbequeme, oft praktische Ratschläge zur Lösung ihrer Probleme. Auch Dorothea kommt zu Niklaus und bespricht mit ihm, was sie bekümmert. Sie hat sich mit seiner Lebensweise nicht nur abgefunden, sondern innerlich Frieden gemacht, denn sie sieht, wie ausgeglichen und segensreich er nun ist. Von seiner Zelle aus greift Bruder Klaus mit seinen Friedensbotschaften in die Politik seines Landes ein, warnt vor den Gefahren der Expansionspolitik und rettet mehrmals bei brenzligen Konflikten den Frieden im Land - was ihm den ehrenvollen Titel „Vater des Vaterlandes" einbringt. Besonderes Gewicht kommt seiner Vermittlung bei der „Tagsatzung" von Stans (1481) zu. Die festgefahrenen Verhandlungen - wobei es um die strittige Frage der Aufnahme der Städte Freiburg und Solothurn geht - stehen kurz vor dem Abbruch. Dem Land droht ein Bürgerkrieg.
Nachdem der Pfarrer von Stans, Heimo Amgrund, im letzten Moment noch den Rat seines Freundes Bruder Klaus eingeholt hat, kommt es schliesslich rasch zum Abschluss eines friedlichen Abkommens und der Aufnahme der Städte in das Bündnis. Im Prinzip gründet sich auf diesen Vertrag die Staatsbildung der eidgenössischen, mehrsprachigen Schweiz.
Am 21. Mãrz 1487, angeblich an seinem 70. Geburtstag, stirbt Bruder Klaus nach einer Woche ärgster körperlicher Qualen auf dem nackten Boden seiner Zelle. Er wird in der Kirche von Sachseln in einem Reliquienschrein beigesetzt.Weiterlesen