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  • Day 16–18

    Die Wüstentour mit Kamelen

    February 16 in Morocco ⋅ ☀️ 30 °C

    Von den prähistorischen Zeichnungen ging es dann durch eine sehr karge und sich stetig verändernde Landschaft über Zagora nach Mhamid. Kurz vor Ortsbeginn wurde ich gestoppt. Eine Unterkunft wurde mir angeboten. Dazu noch eine Wüstentour. Was der liebe Mann nicht wusste war, dass ich zuvor schon eine Tour bei Saharastern, einem österreichischen Anbieter aus Salzburg, gebucht hatte. Aber das war dem Hawara egal. Er machte immer weiter und meinte, dass ich umbuchen soll. Trotz seiner überragenden Hilfsbereitschaft musste ich sein Angebot leider ablehnen.
    Irgendwann traf ich dann Ali, der mich mit seinem Jeep in ein abgelegenes Wüstencamp brachte. Mit Tee wurde ich begrüßt und durfte mit den Kamelen schmusen. Der Tag klang mit drei Schweizerinnen, trommeln und Lagerfeuer aus. So tief durfte ich dann in meinem verputzen Beduinenzelt noch nie schlafen.

    Morgens, früh um halb 11, ging es dann mit zwei Dromedaren -kurz Kamele- einem Koch und einem Kameltreiber in die Wüste. Mohamed und Ayoub hatten davor noch sämtliches Gepäck, Proviant, das Beduinenzelt und Wasser in den Tragetaschen der Kamele verstaut. Ca 3 Stunden wanderten wir dann durch die Wüste, bis wir Nachmittags unter einem Baum unser Zelt aufbauten. Sogleich begann Mohamed, der Koch, mit sehr einfachen Mitteln auf einem Gaskocher Berberomlett zu kochen. Zusammen mit Berbersalat und Brot war ein sehr leckeres Essen. Anschließend schliefen wir so lange, bis die Sonne am untergehen war. Irgendwo auf einer Düne habe ich dann mit Mohamed seinen Businessplan erörtert. Vielleicht sollte ich das zu meinem Beruf machen, denn besonders die Unternehmensentwicklung von der Pike auf macht besonders viel Spaß. Es gab auch einen schönen Sonnenuntergang. Doch der war bei unserem kreativen Brainstorming nebensächlich geworden.
    Mohamed kochte wieder was leckeres. Es gab Tajine mit Rindfleisch. Wie es das so lange kühl halten konnte, ist mir ein Rätsel. Es wurde nämlich schon bei meiner Ankunft in Mhamid gekauft. Naja, fragen wollte ich dann doch nicht.
    Ich entschied mich draußen zu campiern. Unter dem Sternenhimmel zu schlafen war eine einzige Begeisterung. Gegen 4 Uhr Nachts musste ich leider ins Zelt umziehen. Ein Sandsturm zog auf der mich ziemlich bedeckte. Im Zelt war es dagegen besser. Irgendwann Vormittag, ich weiß nicht mehr wann, denn halb wach bis halb schlafend bekam ich nicht mehr alles mit. Schlafen war bei diesem Sandsturm das einzige, was ich machen konnte. Das Aufwachen dagegen war etwas unangenehm, da sich der feine Sand auf meinem Gesicht stapelt. Beim Öffnen der Augen tat es dann weh. Auch war der Sand in sämtlichen Körperöffnungen und begann zu beißen.
    Jetzt gab es Berberomlett mit Salat und Sand. War trotzdem gut. Wir dösten solange vor uns dahin, bis der Sturm besser wurde. Dann mussten die Kamele wieder gefunden werden, die wärend des Sturms auf den Knien weggelaufen waren. Schnell bauten wir das Zelt ab, packten alles auf die Kamele und zogen wieder für einige Stunden durch die Wüste. Der zweite Abschnitt war für mich extrem. Nicht nur, weil der Sand überall an mir klebte, sondern auch, weil die drückende Hitze ohne Wind schwierig war. Doch für was gibt es Kamele. Gerne stieg ich für eine halbe Stunde auf.
    Das Campieren war der selbe Ablauf wie beim Tag zuvor. Als Abendessen gab es vegetarische Tajine. Das war ok. Ich hätte mich eh gewundert, wenn es nach drei Tagen Hitze und Sand Hühnerfleisch auf Gemüse gegeben hätte.
    In der Glut des Lagerfeuers machte Ayoub das beste Beduinenbrot. Er nannte es Sandbrot. Es handelt sich dabei um ein Hefebrot, welches aus zwei verschiedenen Mehlsorten gemacht wird. Als Fladen wird der Teig direkt in die glühenden Kohlen geworfen und mit Kohlen bedeckt. Nach relativ kurzer Zeit geht der Teig auf, festigt sich und wird zu Brot. Interessant war, dass das Brot auf keiner Seite anbrannte und im Inneren weich war. Die Kamele schauten und dabei zu und versuchten immer wieder etwas aus dem Zelt zu stibitzen.

    App Fütterung Kamele. Diese Tiere fraßen wirklich alles, was man ihnen anbot. Bis auf den Ansatz von Paprika haben sie alles verwertet. Auch Orangen- und Zwiebelschalen. Die Küchenabfälle gingen somit immer gleich in die kamelische Verwertung. Sonst frisst ein Kamel den ganzen Tag über nur die Scheissenuggets anderer Kamele oder seine eigenen. Dementsprechend stinken die Tiere aus ihren Mäulern. Es ist wirklich grausam, wenn einem ein Kamel ins Gesicht haucht. Hintergrund der Kotwiederverwertung sind Nährstoffe, die aus der Vorverwertung nicht verarbeitet werden konnten. Bricht man so ein Nugget auf, finden sich darin Hafer-/Weizensamen aus der Fütterung davor. Kamel sind daher ressourcensparende Wiederverwerter.

    Der nächste Morgen verlief etwas zackiger. Dafür hatten wir den ganzen Rückmarsch Sandsturm.

    Die Wüste ist rauscht und ist leise zugleich. Sie riecht sanft. Und doch brennt Sand in der Nase und in den Augen. Die Sonne brennt morgens und Nachst ist es frisch. Man lernt mit dem Wenigen auszukommen das man mit dabei hat. Alles andere scheint unwichtig zu werden und wirkt nur wie unnötiger Ballast. In die Wüste eintauchen hieß für mich etwas zurück zu lassen, um gleichzeitig etwas anderes mitzunehmen. Nach einer Wüstentour erscheint die Wirklichkeit, in die man zurückkehrt, unwirklich.
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