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  • Day 29

    Ein Ort zum Wiederkommen: Pajiesmeniai

    August 4, 2019 in Lithuania ⋅ ⛅ 16 °C

    Wir sind wieder da. Bei Kees und Daiva in Pajiesmeniai auf dem Camper Place Lithuania. Auch wenn es diesmal ziemlich voll ist (Wochenende!) und nach wie vor etwas kühl. Es ist ein wunderbarer Ort zum Entspannen. Daiva und Kees haben uns wie alte Bekannte empfangen. Wir stehen ein wenig anders als beim ersten Mal aber wieder herrlich geschützt. Ich bin 5 km gelaufen, Rosa hat gleich neue Freunde gefunden. Zunächst eine Holländerin, die mit ihrem Sohn allein unterwegs war bis nach Lappland und nun auf der Heimreise. Am Abend lernten wir noch eine Familie aus Amsterdam kennen: Sie ist Deutsche, er Engländer, die beiden Mädchen Elinor (6) und Lucinda (4) sprechen englisch, deutsch und holländisch. Die drei Mädels werden unzertrennlich und als am kommenden Tag die Abreise droht, gibt es Tränen.
    Wir bleiben zwei Nächte, Ruhe vor den letzten beiden langen Etappen durch Polen nach Hause.
    In "unserem" kleinen See gehen wir sogar noch einmal Baden. Nur Rosa ist es zu kühl, sie bleibt lieber draußen. Montag Nachmittag kommt Kees zu uns und trinkt mit uns einen Kaffee. Er erzählt uns eine Menge Dinge über das Leben in Litauen, die uns sehr erschüttern. Daiva - seine Frau - ist eigentlich Biologin. Zuletzt war sie eine Art Lehrerin, bekam immer mehr und mehr Arbeit für immer weniger Geld. So haben sie irgendwann beschlossen, dass Daiva aufhört zu arbeiten und sie gemeinsam von Kees´ Rente und den Einkünften des Camperplatzes leben. Ohnehin bekommt ein Rentner in Litauen, egal wie lange und als was er gearbeitet hat, nur um die 200 Euro Rente im Monat. Zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben. Die Armut, insbesondere die Altersarmut in Litauen ist groß und nun wundert es auch nicht mehr, dass ich im kleinen Laden im Ort für 7 Euro einen kompletten Einkauf machen konnte.
    Kees ist es auch, der uns darüber aufklärt, warum das Verhältnis zwischen Litauern und Russen nach wie vor gespalten ist. Er erzählt uns, dass es in den 50er Jahren noch immer litauische Partisanen in den Wäldern gab. Die russischen Besatzer haben sich, wenn sie sie fingen, bitter gerächt, haben die Gefangenen umgebracht und stapelweise vor die Kirchen einfach hingeworfen. Wenn ein Angehöriger auf dem Weg zum Gottesdienst den Seinen erkannte und Emotionen erkennen lies, wurde er sofort verhaftet und erschossen, egal, ob Eltern, Frauen oder Kinder. Kees lies keinen Zweifel daran, dass Hass und Bitterkeit noch tief sitzen und zumindest in dieser Generation wohl kaum Versöhnung möglich sein wird.

    Wir bleiben zwei Nächte und machen uns am Dienstag morgen auf den Weg nach Hause.
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