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  • Day 8

    Shabbat Shalom

    February 22, 2020 in Palestine ⋅ ⛅ 8 °C

    Tag 7: Shabbat Shalom

    Heute trafen wir uns erst um 8:45 Uhr mit Tamar zur Studieneinheit „Einführung in den Shabbat”. Zur Vorbereitung auf den „Erev Shabbat” (Shabbat Abend) in Gastfamilien führte Tamar uns zunächst in den Hintergrund und die Grundsätze des Shabbats ein. Der Shabbat ist der wichtigste wöchentliche Feiertag der Juden, an dem sie an den 7. Schöpfungstag, erinnern und ruhen. Eine zentrale Regel des Shabbat ist „Du sollst keine Arbeit tun”, weshalb beispielsweise kein Feuer gemacht werden darf und die Einheit in der man wohnt, nicht verlassen werden darf. Dies kann unter Umständen Fragen nach der Definition dieser „Einheit” aufwerfen und wurde in Jerusalem dadurch gelöst, dass ein symbolischer Draht um die Stadt gespannt wird und man sich am Shabbat in dem dadurch eingegrenzten Bereich frei bewegen kann. Außerdem erklingt in Jerusalem 40 Minuten vor Beginn des Shabbat (Sonnenuntergang am Freitagabend) eine Sirene. Weitere Vorgaben sind von den ehemaligen Arbeiten an der Bundeslade abgeleitet und betreffen somit Tätigkeiten wie beispielsweise landwirtschaftliche Arbeit, Schreiben oder Jagen. Obwohl uns Tamar anschließen detailliert den Ablauf des Shabbat Gottesdienstes und des Essens erklärte, zeigte sich unsere Nervosität vor dem kommenden Abend durch zahlreiche Zwischenfragen zum richtigen Verhalten in den Gastfamilien und im Gottesdienst.
    Lea und Yannik hatten für 12 Uhr eine kurze Mittagsandacht in der Erlöserkirche vorbereitet, an der unter anderem ein großer Teil der Gruppe teilnahm.
    Bis 14:30 Uhr gestalteten wir die verbleibende Zeit individuell, sodass einige sich im Gästehaus ausruhten und andere durch die Altstadt-Gassen bummelten.
    Am Treffpunkt in der Synagoge im vielfältigsten Viertel der Stadt, lernten wir Debbie Wiseman, die Mitgründerin einer jüdischen Gemeinde Kehillat Yedidya kennen. Sie beantwortete uns alle Fragen zur Gemeinde, die schon 40 Jahre alt ist. Sie erklärte uns , dass sie sich auf der Basis ihrer feministischen Einstellung für die Gleichberechtigung von Frauen im jüdischen Gottesdienst einsetzt. Außerdem betonte sie, dass sich die jüdische von der christlichen Identität besonders durch ihre kulturelle und ethnische Komponente unterscheidet, was sich auch an der Verfolgung nicht religiöser Juden in der Zeit des Holocaust (Shoa) zeigte. Debbie legt dar, dass die Shoa symbolisch für den Tod steht, dem der Shabbat als Zeichen des Lebens gegenüber steht.
    Nachdem wir mit Debbie die Shabbatkerzen in der Synagoge entzündet hatten, teilten sich die einzelnen Gruppen in verschiedene Synagogen auf. Wir sechs VegetarierInnen machten uns auf den Weg zur Zionsgemeinde, die den Shabbat in den Räumlichkeiten einer Schule feierte. Eingeleitete wurde das Gebet durch kurze Gesangs- und Meditationsworkshops. Während des Gottesdienst ist sehr viel gleichzeitig passiert. Auch wenn wir viele Elemente des traditionell jüdischen Gottesdienstes wiedererkannt haben, waren wir sehr überrascht über die Umsetzung. Zunächst wurde 20 min lang auf Hebräisch gesungen, was für uns schön anzuhören war. Die Gemeindemitglieder verhielten sich jedoch liberaler als erwartet. Sie unterhielten sich, trugen Alltags-Kleidung, liefen herum und gestalteten das Gebet sehr individuell. Dies erleichterte uns und wir hatten weniger Angst uns falsch zu verhalten,was bei anderen orthodoxen Familien vielleicht der Fall gewesen wäre. In der Zionsgemeinde wurde dieser Shabbat besonders gefeiert, denn die Familien luden nicht, wie üblich, nach Haus zum Essen ein, sondern alle feierten gemeinsam in der schnell zum Speisesaal umfunktionierten Turnhalle. Dies war sehr besonders da die Gemeinde nur einmal im Jahr so zusammen kommt. Wir fanden es sehr schade dass wir keine Familie Zuhause besuchen könnten jedoch war auch dies eine sehr einmalige Erfahrung, die man so nie wieder erleben wird. Nach einer Woche Falaffelessrn genossen wir dann die unterschiedlichsten einheimischen Speisen und konnten an den unterschiedlichen Tischen an vielen spannenden und persönlichen Gesprächen teilnehmen. Die Familie an unserem Tisch erklärte und alle Traditionen und Bräuche. Zu Anfang wurde der Wein gesegnet und nach einem traditionellen Händewaschen wurde das Brot gesegnet und geschnitten (Kiddush). Zwischen Händewaschen und Brotschneiden durfte nicht geredet werden, danach verlief das Essen aber sehr gewöhnlich ab und wir wurden als Gäste gut in die Gemeinde aufgenommen. Über 150 Leute Namen an diesem "Komunenessen" Teil und es gab so viele Massen an sehr gutem Essen. Zwischendurch wurde viel gesungen getanzt und gelacht. Zum Abschied überreichten wir einige Gastgeschenke und machten uns auf den Heimweg. Abends feierten wir noch Friedas Geburtstag.
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