Satellite
Show on map
  • Day 17

    Auf den Spuren Reinhold Messners

    September 13, 2023 in Albania ⋅ ☀️ 27 °C

    Nach dem letzten Eintrag stellt sich natürlich die Frage, warum wir uns mit dem Bulli ins albanische Hinterland stellten. Nach dem bisherigen Gemisch aus Stadt- und Strandurlaub wollen wir uns neuen Herausforderungen stellen. Unser Plan: innerhalb der nächsten zwei Tage 40km zu wandern und dabei 3600 Höhemeter zurückzulegen. Unsere Route: von Valbona nach Theth und über die albanischen Alpen wieder zurück. Um dem größten Schwung an Wandertouristen zu entkommen, mussten wir früh aufstehen. Die letzten Meter zum Startpunkt der Wanderung fuhren wir noch mit dem Bulli und konnten uns auf dem Weg den ersten Vorsprung gegenüber unseren Mitstreitern erkämpfen (siehe erstes Foto). Die erste Etappe verlief durch ein ausgetrocknetes Flussbett. Der steinige Untergrund war für uns unerfahrene Wanderer alles anderes als angenehm. Es dauerte nicht lange, als wir auf der ersten Etappe der Wanderung vom Weg abkamen. Anstatt über das Geröll zu maschieren, liefen wir querfeldein und erwischten damit sogar rückblickend betrachtet den schöneren Weg. Schließlich taten wir aber besser daran, uns an die Fersen der anderen Wanderern zu heften, die wir in unserer Anfangseuphorie noch mit Leichtigkeit hinter uns ließen. Von der Quälerie, die uns bevorstand, hatten wir noch nicht die leiseste Ahnung. Nach etwa 1,5h erreichten wir das erste Waldcafé, an dem wir unsere Flaschen mit frischem Bergwasser auffüllen konnten. Im Anschluss waren die Wanderwege merklich anspruchsvoller. Es wurde unbefestigt, steil und in der Mittagssonne ziemlich heiß. Die Wandung wurde zu einem Kampf. Man selbst gegen den Berg. Als wir den Gipfel erklommen hatten, tankten wir mit einer ausgiebigen Mittagspause nicht nur Energie, sondern auch neue Motivation für den Abstieg, der nicht so zermürbend werden sollte wie das Hochkraxeln auf den Berg. Wie es sich für ein authentischen Touriort gehört, mussten wir einiges an Geduld mitbringen, um ein Foto an der Spitze des Gipfels zu schießen (es hat sich aber durchaus gelohnt).
    Wer davon ausgeht, dass der Abstieg zum Spaziergang wird, der täuscht sich. Im Gegenteil, denn der Weg ins nächste Tal zog sich wie Kaugummi. Durch den extrem rutschigen Untergrund konnten wir den Weg bergab nur im Schneckentempo zurücklegen.
    Das Hotelzimmer hielt alles für uns bereit, was wir nach der Anstrengung dringend brauchten: eine Dusche und ein bequemes Bett. Ein Restaurant zu finden, das unserem Budget gerecht wurde, erwies sich als schwieriger als gedacht. Einerseits lagen die Preise fernab der Realität, andererseits war das Angebot für die Anzahl der Wanderer schlichtweg zu gering. Ein Genuss war das Essen im preiswertesten Lokal des Dorfs nicht, aber wir holten zumindest die verbrauchten Kalorien des Tages wieder auf.
    Positiv überraschte uns das Frühstück von unserem Hotel und sorgte für den nötigen Motivationsschub vor dem zweiten Durchgang. Wie ausgewechselt sprinteten wir in Windeseile zum Gipfel hoch als wären wir auf der Flucht gewesen. Im Laufschritt ging es wieder den Berg hinunter zum gestrigen Ausgangspunkt der Wanderung. Währenddessen zerbrachen wir uns den Kopf darüber, warum es uns das Bergsteigen am zweiten Tag so leicht fiel. Nach reichlicher Überlegung konnte es nur eine logische Erklärung geben: der morgendliche Kaffee zum Frühstück, der uns am ersten Tag fehlte. Während Jules, die alte Bergziege, den Aufstieg förmlich hochflog (endlich konnte er so richtig von seinen unzähligen schweißtreibenden Stunden im Fitnessstudio profitieren), preschte Jonte bei Abstieg voran. Der ehemalige Fußballstar von Hövelhof hatte seine Füße koordinativ einfach besser im Griff. Zeitlich konnten wir uns am zweiten Tag um sagenhafte 1,5h steigern. Für den Rückweg brauchten wir nur noch 4h, anstelle von 5,5h.
    Wie es sich für (Profi-)Sportler gehört, sorgten wir nach getaner Arbeit mit einem Eisbad im Fluss für Erholung und Abkühlung. Kurze Zeit später saßen wir bereits wieder im Bulli. Unsere nächsten Ziele: mehrere Nationalparks Montenegro. Eine vermeintliche Abkürzung zu unserem ersten Anlaufpunkt stellte sich nach kurzer Fahrt als unbefahrbarer Wanderweg heraus. Zwar konnten wir mit dem Bulli schon einigen Buckelpisten trotzen, allerdings schickte uns das Navi ganze 1h30min über die besagte Strecke. Der längere Weg über den Kosovo war letztendlich alternativlos und sorgte dafür, dass wir erst in den späten Abendstunden die Grenze zu Montenegro passierten. Auf einer einsamen Bergwiese auf 1800m Höhe stellten wir den Bulli ab und freuten uns bereits darauf, am nächsten Tag die Umgebung zu erkunden.
    Read more