• Über den Wolken

    September 17, 2023 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ⛅ 28 °C

    Abends hatten wir einen Platz auf dem Seitenstreifen eines Waldwegs gefunden. Am nächsten Morgen wachten mit uns außerdem noch zahlreiche Waldbewohner auf, die durch ihre Gesangseinlagen bei uns gleich für gute Laune sorgten. Die abendliche Fahrt auf 1100m Höhe, in die Berge von Sarajevo, sollte sich doppelt bezahlt machen, dachten wir, und steuerten den nächsten Aussichtspunkt auf die Stadt an. Der Blick auf Sarajevo blieb uns allerdings verweht, denn das gesamte Tal war in eine dichte Wolke eingehüllt. Oben am Berg war hingegen bestes Wetter. Der kurze Abstecher hatte sich trotzdem
    gelohnt, denn wir gingen bei der alten Bobbahn, die durch Graffitis mittlerweile zum öffentlichen Kunstwerk geworden war, an den Start und liefen die ersten hundert Meter auf dem Betongerippe hinunter. Selbst durch den dichten Nebel konnten wir vernehmen, dass in der Stadt Trubel herrschte. Unten angekommen konnten wir die Geräusche schließlich zuordnen. Es war Marathon in Sarajevo. Da uns nur noch bis zum Mittagessen Zeit blieb und wir am Vortag schon zur Genüge Bummeln waren, entschieden wir, mehr über die Stadtgeschichte in einem
    Museum zu erfahren. Über Umwege, denn viele Museen waren an diesem Sonntag geschlossen, verschlug es uns in das prachtvollste Gebäude der Stadt. Das Rathausmuseum war anschaulich aufbereitet, fast lückenlos auf englischer Sprache übersetzt und nicht mit Informationen überfüllt. Also: J&J approved, könnte man sagen. Der Wissensdurst war gestillt, blieb der Hunger übrig. In einem traditionellen bosnischen Bistro kamen wir anschließend auch kulinarisch auf unsere Kosten. Richtiges Stichtwort, denn das Essen sollte bezahlt werden. Kassenwart Jonte fehlten allerdings 3 konvertible Mark, daher musste er, um
    seiner Pflicht nachzukommen, einen ATM aufsuchen. Einen Automaten nach dem anderen suchte er auf, doch sollte es mit Keinem klappen. Nach einer halben Ewigkeit dann die Erlösung: ein ATM mit ausreichend Bargeldversorgung! Doch wo war nochmal das Restaurant? Mit eingeschränkten Orientierungsfährigkeiten wurde dies zur größeren Herausforderung als angenommen.
    Jules wurde währenddessen kurzzeitig in die Lage eines kleinen Jungen versetzt, der von seiner Mutter an der Kasse eines Supermarktes alleine gelassen wird und inständig hofft, dass Mama wiederkommt, bevor man mit dem Bezahlen an der Reihe ist. Schließlich hatte das Warten ein Ende und J&J konnten weiter in den Nordwesten Bosiniens aufbrechen.
    Nach einer 5-stündigen Fahrt, bei der wir erstmalig nicht drum herum kamen, auf Mautstraßen zu fahren, kamen wir an unserem Zielort nahe der kroatischen Grenze an. Obwohl wir in Google Maps stets nach mautfreie Strecken suchten, blieb uns dieses Mal nichts anderes übrig als die Autobahngebühren zu zahlen. Dafür kamen wir in den Genuss (und der Bulli wird es uns auch gedankt haben), gut asphaltiere Straßen zu befahren. Erst dann fiel uns auf, dass wir in unserer Einschätzung zu den Straßen des Balkans einem Bias unterliegen, denn der Grund dafür, dass wir ständig über Bambusstraßen geführt wurden, liegt mit Sicherheit darin, dass wir uns jedes Mal für die mautfreie Variante entschieden hatten.
    Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir an unserem abgeschiedenen Stellplatz am Fluss Una an und hatten, ein vermeintlich letztes Mal die Gelegenheit, baden zu gehen. Später kam das leidige Thema Mücken wieder auf, das wir im Inland ganz verdrängt hatten. Geistesabwesend ließen wir das Licht im Bulli an und hatten dann den Salat: es versammelte sich eine ganze Mannschaft an diversen Viecher unter unseren Lampen und waren, als wir schlafen gehen wollten, bereit zum Angriff.
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