• Ein positiver Abbruch

    9 Agustus 2024, Jerman ⋅ ☁️ 22 °C

    Tja unverhofft kommt oft...
    Mit einem lachenden und einem weinenden Auge muß ich den Ostsee-Küstenwanderweg leider beenden.
    Ein weinendes Auge, weil ich gerade eigentlich nichts lieber tun würde als von der Hohen Düne bei Rostock zum Ostseebad Dierhagen zu laufen.
    Ein lachendes Auge, weil der Termin sehr viel positives für meine Zukunft bedeutet. Doch dazu muß ich etwas ausholen...

    Im November 2021 hatte ich nach der Diagnose bezüglich meiner Kniegelenke, die leider das Ende meiner Arbeit im praktischen Umweltschutz als naturschutzfachlicher Landschaftspfleger für die Untere Naturschutzbehörde beim Landkreis Lüneburg bedeutete, meine erste psychisch instabile Phase seit über 15 Jahren, in denen ich sehr stabil und voll arbeitsfähig war. Der Abschied von diesem Job, den ich mir mühevoll erarbeitet hatte und in dem ich mir Respekt, Anerkennung und eine gewisse Autonomie von Kollegen und Umweltverbänden erarbeitet hatte war emotional sehr schwer, weil ich endlich mal nach einem Leben voller beruflicher Aufs und Abs einen verlässlichen Arbeitsplatz hatte. Über fast 2 Jahre hatte ich die zweit schlimmste depressive Episode meines Lebens und wegen der Sekundärauswirkungen der Coronakrise war es nahezu unmöglich in Behandlung zu kommen. Nach und nach gelang es mir durch das Wandern/Hiken wieder eine gewisse Stabilität herzustellen. Nebenbei war aber nur Chaos, weil Versicherungen, Behörden und Sozialträger in dieser Zeit mit den von der Norm abweichenden Antragsvorgängen völlig kopflos auf meine Umstände reagierten und nichts wirklich vernünftig lief. Rehaklinken überfüllt, Arbeitsamt hat 5 Monate mit meinem Anspruch auf ALG 1 nach Aussteuerung aus dem Krankengeld rum geschlampt, Rentenversicherung war es scheiß egal, daß wegen der Coronamaßnahmen und Verzögerung beim ALG 1 der normale Ablauf von ambulanter Hilfe über Reha und dann Rentenantrag im üblichen Zeitrahmen einfach nicht möglich war. Ohne meine Familie wäre ich wohl obdachlos auf der Straße oder suzidalgefährdet in der Geschlossenen gelandet.
    Naja und seit Anfang diesen Jahres versuche ich mit dem Neustart hier in Neustrelitz alles neu auf zu gleisen, weil den ganzen Mist der Zeit davor bekommt man eh nicht mehr aufgedröselt.
    Deswegen war der Termin am Donnerstag auch sehr positiv, weil endlich das Gutachten vom Medizinischen Dienst vorliegt, daß ich bis auf weiteres erwerbsunfähig bin und dementsprechend jetzt auch das Job.center mich dabei unterstützt und der Rentenversicherung Druck macht, daß ich vorläufig Erwerbsminderungs­rente bekommen soll. Damit ich die nötige Zeit und finanzielle Absicherung bekomme, damit ich mich wieder richtig auf die Reihe bekomme und dann geschaut werden kann welche beruflichen Möglichkeiten mir noch offenstehen könnten. Am liebsten würde ich ja mein Fachabi nutzen um Naturschutz und Landschaftspflege zu studieren, die Praxis kenne ich ja schon, ist auch mehr mein Ding, aber so könnte ich wenigstens wieder etwas machen an dem auch mein Herz hängt.

    Das Positive ist, daß nach fast 3 Jahren endlich mal Struktur in meine Situation kommt.
    Das Negative ist, daß ich mich jetzt voll in das Antragsverfahren stürzen muß und somit das geplante Zeitfenster für die große Sommertour weg ist.
    Aber sobald ich etwas Übersicht über die neue Situation bekomme werde ich mal sehen was wandertechnisch, zeitlich möglich ist und ein paar Kurztouren übers Wocheende sind ja hier in meiner neuen Wahlheimat jeder Zeit realisierbar. Außerdem sind Erwerbsminderungs­rentenanträge in meinem Alter ohnehin ein harter Weg, auch wenn man die Agentur für Arbeit im Rücken hat, und da werde ich Zeit in der Natur brauchen um mein emotionales Gleichgewicht bewahren zu können. Hiken ist ein sehr gutes Therapeutikum! :)

    Ich danke euch für die Begleitung und das Interesse auf dem E9!
    Liebe Grüße und hoffentlich bald wieder mit eigenen FPs
    Jan aka der Kienkerl
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