Satellite
Show on map
  • Day 135

    Glühwürmchen 1 - Nele&Dennis 0

    June 29, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 25 °C

    Ich sitze im Flieger. Ich rieche das Parfum meiner Sitznachbarin und die Turbinen beginnen zu toben. Das Flugzeug legt an Geschwindigkeit zu und während ich das schreibe, hebt es ab. Ich werde es nie verstehen. Ich bin fasziniert vom Fliegen. Physik hin oder her - aber wie kann sich so etwas Schweres nur in der Luft halten? Unbegreiflich. Dass ich in diesem Jahr nochmal fliege, hätte ich nicht gedacht, denn eigentlich wohnen und leben wir im Auto. Vor ein paar Wochen bot sich die Möglichkeit mit all unseren Freunden auf ein Festival zu fahren und was soll ich sagen? Ich wollte einfach nicht nein sagen. Oder eher wir, denn Dennis sitzt einige Reihen hinter mir. Dieses Mal fliegt er nicht allein. Doch spulen wir mal 1,5 Wochen zurück. Denn in dieser gemeinsamen Zeit haben wir einiges erlebt. Mittwoch Abend habe ich ihn vom Flughafen abgeholt und wir fuhren auf einen Stellplatz ein bisschen außerhalb von Bologna. Dort wurden wir direkt am nächsten Morgen zum Essen von einem italienischen Paar eingeladen. Sie hatten auch einen Camper und bestaunten unseren Ausbau. Wir verbrachten einen netten Abend zusammen und das auch ohne uns perfekt verständigen zu können. In den nächsten Tagen fuhren wir wieder zurück in die Toskana. Umgeben von Weinfeldern, Olivenhainen und wilden Pferden nächtigten wir auf einem idyllischen Weingut. Vor unserer Abreise lies uns der Sohn der Familie, der das Weingut gehörte, noch die hauseigenen Weine probieren. Wir kauften einen roten und einen weißen. Auch unser nächster Stellplatz war ein Weingut. Viel kleiner als das davor, aber dafür mit viel mehr Besuchern und Katzen. Von dort aus besuchten wir mit den Rädern Lucca. Besonders an dieser kleinen Stadt mitten in der Toskana ist ihre Stadtmauer. Sie führt einmal um die Altstadt herum und auf ihr erstreckt sich ein Rad- und Wanderweg über 4 km. Wir fuhren einmal herum, stellten die Räder ab und flanierten in den Abendstunden noch in den hübschen Gassen. Zurück auf dem Hof aßen wir im Garten des Hauses Abendbrot während die Sonne unterging. Kaum war sie verschwunden, machten wir das erste Mal die Entdeckung von Glühwürmchen. Kleine blinkende und leuchtende Funken flogen über die Wiesen und hielten sich in den Büschen und Bäumen ringsherum auf. Am nächsten Tag zog es uns ans Wasser. Das Auto parkten wir an einem Restaurant und suchten den Strand mit den Rädern auf. Nur leider funktioniert Strand hier ganz anders als bei uns. Die Strände sind in verschiedene Abschnitte geteilt und jeder Abschnitt gehört entweder zu einem Hotel oder einer Beachbar. Einfach hinlegen geht nicht, denn dafür muss man eine Liege kaufen. Strand ist hier also kein öffentlich zugängliches Gut. Strand muss man sich leisten können. Zwischen zwei Zäunen gab es einen kleinen Bereich, der gleichzeitig auch der Ausgang war, wo einige Menschen nur mit einem Handtuch lagen. 10 Meter breit und 20 Meter lang. Wir machten es uns kurz gemütlich. So gemütlich es eben ging, wenn man sich ausgesondert fühlt. Das Wasser war trüb und warm. Das war nicht die Strand-Experience, die wir uns gewünscht hatten. Am nächsten Tag brachen wir zu neuen Abendteuern auf, denn vor uns lagen die Cinque Terre (dt.: die fünf Dörfer). An der Westküste Italiens erstreckt sich über 20-30 km hinweg ein Naturschutzgebiet in dem fünf kleine Dörfer liegen. Wir verließen die Toskana also wieder und befanden uns nun in Ligurien. Bei 30 Grad und mit mehr Menschen als mir lieb ist, erkundeten wir zwei der fünf Orte. Es ist wirklich schön anzusehen, wie die Weinreben auf den steilen Hängen stehen, wie die bunten Häuser und alten Kirchen sich eng hintereinander reihen und wie das türkise Wasser den Blick auf den Küste perfektioniert. Wir waren jedoch nicht die Ersten, die diesen schönen Abschnitt Italiens entdeckt haben. Daher war uns auch schnell wieder danach weiter zu ziehen. Mit dem Strand hatten wir abgeschlossen. Jetzt nahmen wir uns mal wieder die Berge vor (so weit möglich). Und unsere alt bekannte Region: Emilia-Romagna. Unser neuer Stellplatz lag an einem Fluss. Er wurde von einem Restaurantbetreiber angeboten, der auch gleich ganz aufgeregt auf uns zukam, als wir den Motor gerade abstellten. Er freute sich und hieß uns herzlich Willkommen. Wir gingen eine große Runde spazieren und gesellten uns danach in seine Lokalität. Auf der Karte stand zwar nichts Veganes, aber er hatte einiges im Angebot. Denn er war selbst auch Veganer. Wir bestellten einen großen Mixteller und einen Kuchen hinterher. Der war sogar ohne Zucker und ohne Gluten, erzählte er und ganz stolz. Das war wirklich ein schöner Abend. Am nächsten Tag zog es uns weiter nach Parma. Von hier kommt nicht nur der Parma-Schinken, sondern auch der Parmesan. Der Stadt scheint es gut zu gehen, denn alles dort war unheimlich modern, gepflegt und hochwertig. Lange verweilten wir dort trotzdem nicht, denn das nächste Weingut rief uns schon. Wir standen zwar direkt auf einer Betonfläche und hatten nicht wirklich Platz, dafür war die Umgebung einmalig. Wir mussten diese malerische Gegend zu Fuß erkunden und wanderten an diesem Tag ungefähr 15km. Pause machten wir an einem kleinen ausgetrockneten Flussbett und abends aßen wir auf der Dachterrasse mit dem Blick über die Weinfeldern Abendbrot. Mit jedem Tag kletterten die Temperaturen höher. An unserem Erledigungstag hatten wir 40 Grad. Da macht nicht einmal Einkaufen oder Wasser holen Spaß. Gut ausgestattet ging es dann wirklich ein paar Höhenmeter mit dem Auto bergauf. 18% Steigung olé. Der Stellplatz war dafür umso schöner und beruhigte die Gemüter wieder. Wir verbrachten zwei Tage in der Nähe eines Nationalparks, der für seine besonderen Felsen bekannt ist. An beiden Tagen wanderten wir zwei kleinere Routen und genossen das schöne Wetter im Schatten der Bäume. Sobald es dunkel wurde, schwirrten die Glühwürmchen um unser Auto herum. Wir versuchten sie zu berühren oder zu fangen, aber wir hatten keine Chance. Eins zu Null für die Glühwürmchen. Die schönen Tage in den Bergen nährten mich für die nächsten Tage in der Stadt. Es ging wieder Richtung Bologna. Wir mussten dringend einen Stellplatz für unser zu Hause ausfindig machen, damit wir ihn auch guten Gewissens stehen lassen können, wenn wir fliegen. Wir kehrten also zurück an unseren Stellplatz vom Anfang. Vorher fuhren wir noch ein paar Parkplätze und Gegenden ab. Nichts davon erschien uns jedoch sicher genug. Letztlich fragte ich einen Kunstverein, ob sie einen Blick auf unser Auto werfen könnten, wenn wir es vor ihrer Tür abstellten. Mit offenen Armen wurden wir von ihnen empfangen. So eine Herzlichkeit habe ich noch nie erlebt. Wir durften Duschen, Kaffee trinken und alle Räume mit nutzen. Als wir die Inhaberin kennen lernten, klang ihr deutscher Dialekt mit. Sie war Österreicherin und führte die Künstlervereinigung hier in Bologna schon über 10 Jahre. Was für ein glücklicher Zufall. Bologna haben wir jetzt zwar nicht wirklich gesehen, aber dafür haben wir dann nach der Fusion genug Zeit. Ich wünsche euch ein paar schöne Tage in Deutschland oder wo auch immer ihr seid. Wir passen auf uns auf. Ich sende euch ganz liebe Grüße aus dem Flieger. Eure NeleRead more