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  • Day 82

    Wildwasser im Wildwest - Colorado Vol. 2

    August 23, 2023 in the United States ⋅ ☁️ 25 °C

    Von Durango geht es weiter Richtung Norden. Die nächsten Tage verbringen wir in Carbondale, Zentral Colorado.

    Wir fahren durch hohe Bergpässe und tiefe Täler, vorbei an Silverton (hier sind wir vor ein paar Tagen ja schon mit der Dampflock hergefahren) und immer weiter nach Norden. Links und rechts von uns überblicken die Rocky Mountains die Canyons. Colorado ist genau wie man sich das vorstellt: Rote Sandberge und saftig grüne Büsche. Vor uns taucht das schöne Städtchen Ouray auf. Mitten im Nirgendwo haben sich hier inzwischen knapp 900 Menschen angesiedelt. Überraschen urban. Wir sind sofort verliebt. Ein Saloon reiht sich an den nächsten, das Rathaus ist im typischen Wildwest-Stil gehalten. Auch hier fühlen wir uns wieder wie in einer Filmkulisse, aber die Stadt ist echt. „Hier machen wir Mittagspause!“ Es gibt leckere Burger (na klar) bei „Maggie‘s„ (einem überraschen punkigen Laden). Wir sitzen auf der Veranda, verspeisen unsere Burger und saugen das Wild-West-Feeling der Stadt ein. Gestärkt mit Burger und Cowboy-Atmosphäre fahren wir weiter bis nach Carbondale. Die Strecke schlängelt sich weiter durch die Rocky Mountains bis wir schließlich auf 1.900 Metern unseren Zeltplatz erreichen. Der Stellplatz diesmal liegt direkt am Crytsal River. Unsere Nachbarn (eine vierköpfige Familie aus der Nähe von Seattle) sind sehr nett und nach viel hin und her hängt auch (besser schlecht als recht) unsere Lichterkette.

    Den nächsten Tag verbringen wir mit Telefonaten in die Heimat und machen uns gegen Mittag auf den Weg nach Aspen.
    Die Landschaft rund um Carbondale gefällt uns auch sehr gut. Wir sind einfach Colorado-Fans! Weite Felder, Pferdekoppeln, Viehzucht. Eine Ranch reiht sich an die nächste. Richtig so wie man sich das vorstellt: Rote Holzverschläge mit weißen Rahmen. Rechts und links ragen die Rocky Mountains in die Höhe.

    Aspen ist eine der berühmtesten Ski-Resorts der Vereinigten Staaten. Hier kommen die Stars und Sternchen Hollywoods her um sich im Winter die steilen Hänge runterzustürzen oder in einem der vielen Luxushotels zu entspannen. Im Sommer ist in Aspen Nebensaison. Preislich ist hier hingegen das ganze Jahr Hauptsaison. Zum Mittag gönnen wir uns zwei mittelmäßige Salate im „Spring-Café“: 50 $. Naja, Aspen halt. Wir schlendern durch die Straßen, ähnlich wie in Capri oder Montecito fühlen wir uns etwas fehl am Platz. Zwei reiche Pärchen (jünger als wir) laufen an uns vorbei, gekleidet in Weiß- und Beigetönen, goldener Schmuck und teuere Uhren an den Handgelenken, Markenhandtaschen. Gucci reiht sich an Prada und Chanel. Das ist einfach nicht unsere Welt. Sehen und gesehen werden ist das Motto. Wir finden einen Stand, an dem leckerer Frozen Yoghurt verkauft wird. Im Restaurant nebenan lassen die Gäste gerade eine halbe Flasche Champagner stehen und schlendern beschwipst weiter über die Einkaufsstraße. Wir holen uns im Supermarkt noch etwas Gemüse fürs Abendessen und verabschieden uns dann wieder von Aspen. Die Schweiz und Österreich sind viel schöner finden wir.

    Unsere Nachbarn haben uns für nach dem Abendessen zu einem Gläschen Wein vor ihrem Wohnmobil eingeladen. Es wird ein feucht-fröhlicher und wirklich netter Abend. Amy und Andrew (beide so Anfang 50) und ihr Sohn Conner (15) aus Washington State erzählen uns viel aus ihrem Leben und wie sie die Welt als Amerikaner kennen gelernt haben. Wir können über alles reden (sogar über Politik) und lernen viel über die amerikanische Sicht- und Denkweise. Letztendlich wurden es deutlich mehr als ein Gläschen Wein und um 01:00 Uhr verabschieden wir uns mit leichter Schlagseite von unseren Nachbarn, die am nächsten Morgen um 09:00 Uhr eine sechsstündige Raftingtour gebucht haben. Die armen.

    Auch wir gehen am nächsten Tag raften, aber zum Glück erst um 13:00 Uhr und nur für zwei Stunden. Pünktlich kommen wir bei Whitewater Rafting an. Nach kurzer Instruktion und Einteilung in Gruppen sitzen wir schon im Schulbus und fahren entlang des Colorado-River flussaufwärts zum Ausgangspunkt unserer Tour. Wir haben die besonders aufregende Adventure-Tour gebucht, die nur die heftigstes Stromschnellen mitnimmt. Und das gleich zweimal: nach dem ersten Durchgang wartet unten der Schulbus auf uns und bringt uns wieder zurück zum Startpunkt. Es macht wirklich sehr viel Spaß. Für Rico und mich ist es das erste Mal Rafting, dennoch legen wir ganz unerschrocken mit unserer Gruppe los und nach wenigen Metern schießen wir schon über die erste Klippe und tauchen tief in den Fluss ein. Wasser schießt uns ins Gesicht, alles ist klitschnass. Natürlich haben wir als einzige einen Beutel mit Wasser und unseren Handys dabei. Auch das klitschnass. Zum Glück haben wir die Handys jedoch vorher in weiser Voraussicht in einer wasserdichte Hülle verstaut, sonst wären die wohl jetzt auch hinüber.

    Nach der ersten Stromschnelle (liebevoll „The Baptist“ = Der Täufer genannt), peitschen wir über „Pin-Ball“ (wir werden wie im gleichnamigen Arcade-Spiel hin und her geschleudert) und „Men-Eater“ (der Name ist Programm) immer schneller den Colorado-River hinab. Unsere Guide gibt uns dabei entsprechende Kommandos, wie wir zu paddeln haben, damit wir möglichst doll nass werden. „All Forward - All Backward - All Stop - All Forward“ und so weiter. Dann ist die erste Runde schon vorbei. Runde zwei wird noch heftiger. Wir rotieren im Boot einmal durch, diesmal sind Rico und ich in der zweiten Reihe. Da alle nun wissen, worauf sie sich einlassen wird deutlich aggressiver gepaddelt und wir haben noch längere Flugphasen und tauchen noch tiefer ins Wasser ein. Völlig durchnässt und durchgefroren, aber sehr happy sitzen wir schließlich wieder im Schulbus und fahren zurück. Abends haben wir Lust ins Kino zu gehen. Diesmal gibt es Barbie. Der Film gefällt uns so lala, aber es gibt Pizza im Kino 😎. Ein sehr aufregender und cooler Tag in Colorado. Einen Tag haben wir noch in Carbondale, den chillen wir aber nur. Wir planen die nächsten Wochen ein bisschen, buchen schon mal eine Unterkunft in Florida und spielen im Gemeinschaftsraum ein Brettspiel. Ganz entspannt. (J)
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