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  • Day 87

    Auf Kuschelkurs mit Bambi

    November 6, 2019 in Japan ⋅ ☀️ 17 °C

    Nara ist ein kleines Städtchen in Japan in welchem man auf wunderbarste Art und Weise im Stadtpark auf viele freie Rehe trifft.

    Wir haben uns für eine Nacht in einem netten Hostel eingemietet, welches im Hipster Schick eingerichtet war. Unser Zimmer hatte 18 kleine Holzkammern welche als Mini Schlafzimmer diente und einem mit einem schwarzen Vorhang vom Rest der Welt trennte. Wir waren bis jetzt ja nicht wirklich oft in einem Hostel (erst 1 Mal) aber wir sind uns 1000% sicher, dass es nirgendwo auf der Welt in einem Hostel ruhiger sein konnte als in Japan. Egal um welche Uhrzeit wir den Schlafsaal betraten, trotz dass alle Kammern besetzt waren, war es immer Mucks Mäuschen still. Für meinen Geschmack zwar fast etwas zu ruhig, aber wenigstens konnten wir in der Nacht durchschlafen ohne geweckt zu werden. Was für ein Glück, dass ich in der Nacht nicht wach geworden bin, denn bei diesem abartigen Knoblauch Gestank welcher aus einer Kammer strömte hätte ich nie wieder Schlafen können.

    Bereits am Abend hatten wir den Weg ausgekundschaftet, damit wir am Morgen schneller wussten wohin wir mussten und hatten bereits da die ersten Rehe erspäht. Als wir dann am Morgen super früh los sind, um den grössten Menschenmassen aus dem Weg zu gehen, waren wir so schnell vor Ort, dass wir zu Beginn noch komplett alleine mit den Rehen im Park waren. Es war wie in einem mystischen Märchen, die ersten Sonnenstrahlen erschufen ein Lichtspiel zwischen den Bäumen und auf dem Waldboden, die letzten Nebelschwaden hingen noch in den Ästen und überall dazwischen waren wilde Rehe.

    Da es noch sehr früh war, schliefen viele von ihnen noch oder waren ganz gemütlich dabei Gras zu fressen. Sie schenkten uns noch nicht so viel Aufmerksamkeit, so dass wir in Ruhe Fotos schiessen konnten. Ebenfalls sammelte ich einige Eicheln auf, welche sich später als der perfekte „Lock und Leckerbiss“ für die Rehe unter Beweis gestellt hatte.

    Gerade als wir anfangen wollten von uns zweien Fotos zu machen (Vorsicht, heikles Thema), fragte ein Japaner, ob er uns Fotografieren dürfe. Die Engel mussten ihn geschickt haben. Er war mit einer super Kamera ausgerüstet und wollte nach den ersten paar Bildern nicht mehr aufhören uns abzulichten. Zuerst freuten wir uns jemand zu haben der uns fotografiert, aber wir hatten auch etwas Angst, dass er am Schluss Geld haben wollte oder sonst etwas. Wir beschlossen, ihm zu vertrauen, da er erstens so viel daran Freude hatte uns zu fotografieren und zweitens, weil in Japan noch niemand auch nur versucht hatte uns zu bescheissen.

    Alex hatte ein riesen Gaudi mit den Rehen, da er immer wieder Reh-Guetsli kaufte und verfütterte. Die Legende erzählt, dass sich die magischen Geschöpfe sich vor einem verbeugen, um so ihre Bitte für Futter zu äussern. Wir waren überrascht zu sehen, dass kaum hatte Alex die erste Guetsli Packung in der Hand, er von Rehen umzingelt war welche sich alle mehrfach verbeugten. Es war extrem lustig zu sehen, wie scharf die Rehe auf die Guetsli waren und auch nicht davor zurück schreckten Alex ins Füdli zu beissen, als er ihren Wünschen nicht schnell genug nach kam. Im Gegensatz zu mir, die bei der ersten Knabber-Attacke einfach die Kekse in grossem Bogen so weit weg von mir wie nur möglich schmiss, liess Alex sich nicht stressen und genoss die Aufmerksamkeit der Rehe sichtlich.

    Unser persönlicher Fotograf war immer noch mit dabei und hielt viele dieser Momente fest. Er versuchte jeweils alles Menschenmögliche um die Rehe richtig positioniert in den Bildern zu haben. Wenn jedoch kein Fingerschnipsen oder Herumgefuchtelt mehr half, kaufte Alex noch so gern eine weitere Packung Reh-Guetsli. Mehrheitlich liessen sich die Bambis ohne Scheu streicheln und kuscheln oder sie lagen einfach ganz ober cool vor dem Tempeleingang herum was wirklich niedliche Fotos gab.
    Unsere Intuition hatte uns nicht getäuscht, denn am Schluss hat der Fotograf sich ausgiebig bedankt, dass er uns hat Fotografieren dürfen und fragte ob es in Ordnung wäre die Bilder auf Facebook zu posten und uns per Mail zu senden. Einen persönlichen Fotografen und das auch noch gratis, was für ein Geschenk des Himmels.
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