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  • Von Fingerabdrücken und Süßholz

    August 8, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 11 °C

    Keine Woche mehr, dann sitze ich im Flieger nach Van im Süden der Türkei, um zum restlichen Rallye-Tross zu stoßen.
    Während das Abenteuer noch vor mir liegt, habe ich einen Berg an Bürokratie hinter mir. Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen: Über den Irrsinn, der einem begegnet, wenn man sich in einer angeblich globalisierten Welt auf eigene Faust bewegen will.
    Dabei ist die Visa-Akquise noch gar nicht mal das dickste Brett. Konkret braucht´s für den diesjährigen Ausflug nur deren drei. Für Usbekistan, Kirgisistan und die Mongolei reicht der zu Recht viel gepriesene deutsche Reisepass als Eintrittskarte. Tadschikistan ginge ebenfalls ohne, aber für den wunderschönen Whakan-Korridor braucht man ein Sonder-Permit. Das ist recht einfach online zu bekommen. Den Iran wickelt man vorzugsweise über eine Agentur ab, ebenso wie Turkmenistan - das wird erst vor Ort erledigt.
    Am spannendsten machen es die Chinesen. Einen mehrseitigen Fragebogen kann man zwar im Internet ausfüllen - doch am Ende muss man ihn ausdrucken und persönlich nach München fahren, um dort in der Visastelle seine Fingerabdrücke registrieren zu lassen. Und ja, das fertige Visum darf man dann nach ein paar Tagen dort abholen. Postversand? Fehlanzeige.
    Hat Mensch seine Papiere beisammen, fehlen noch die Passierscheine für´s Auto. Die heißen Carnet und sind im Iran und in China unerlässlich, sofern man nicht gewillt ist, den Wert des Wagens bei der Einreise in (vorzugsweise frisch gebügelten) Dollarscheinen als Pfand zu hinterlegen - in der Hoffnung, sie beim Verlassen des Landes wieder zu sehen.
    Im Iran begnügt man sich mit einem Carnet de Passage, das man (mit einer Bankbürgschaft über den Fahrzeugpreis im Rücken) vom ADAC bekommt. Das aber wird in China nicht akzeptiert. Dort braucht´s ein Carnet A.T.A, also eine Art Zolleinfuhrbescheinigung für Güter, die nicht zum Verbleib in der Volksrepublik bestimmt sind. Und die dorthin transportiert werden. Was auf eigener Achse rollt, wie etwa ein Auto, fällt nicht darunter. Sprach zumindest die zuständige Dame der IHK Oberbayern, die für uns als Mittelfranken für diesen Formalakt zuständig ist.
    Um´s kurz zu machen: Es bedurfte erheblicher Überzeugungskunst, um der bayerischen IHK den Gnadenakt des knapp 40-seitigen Carnet mit vielen, bunten Durchschlägen für die vielen Zöllner, die uns unterwegs begegnen werden, abzutrotzen.
    Und wer sich wundert, warum vor der Handelskammer in München seit ein paar Wochen ein frisch geraspelter Berg Süßholz liegt: Darum.
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