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  • Day 37

    Der lange Weg ins Reich der Mitte

    September 18, 2023 in China ⋅ ☁️ 9 °C

    Problematisch wurde es bereits gut 50 km vor der chinesischen Grenze. Doch als die erste (völlig überraschende) Hürde genommen war, lief alles geschmeidiger als erwartet. Lang wurde der Tag dennoch: Gut 13 Stunden dauerte es, bis wir unser Hotel in Kashgar erreichten.

    Weit, weit vor der Grenzstation in Torugart ein Kontrollposten. Vier deutsche Autos mit acht Touristen sehen die Uniformierten dort nicht jeden Tag - chinesische und kirgisische Trucker sind ihr Standard-Klientel.
    Die sieben Deutschen in der Gruppe haben ein Visum, die Mongolin nicht - sie braucht auch keins für China. Das Problem: Für das hier beginnende Grenzgebiet bedarf es einer Sondergenehmigung. Im Visum enthalten - aber ansonsten obligatorisch.
    Eine gute halbe Stunde diskutiere ich im nahen Kasernenhof mit einem Vorgesetzten, erkläre ihm ein ums andere Mal die Situation, bis der Google Translator glüht. Nein, 250 km zurück nach Naryn, um das Permit zu holen, sind keine Option.
    Er verschwindet, telefoniert. Nach weiteren 20 Minuten kommt er zurück: "You can pass." Hürde 1 genommen.
    In der Zwischenzeit wird einer von uns beim Wildpinkeln ertappt und ordentlich zurechtgestutzt. Der Schlagbaum öffnet sich dann aber auch für ihn.

    Bei der Ausreise aus Kirgisistan das Standard-Procedere mit X Passkontrollen, aber netten Zöllnern und nur oberflächlichen Blicken in die Autos. Dann acht Kilometer durch Niemandsland ("jetzt bloß nicht den Pass verlieren", denke ich mir 🤣), und wir stehen vor einem verschlossenen Tor. Mittagspause, noch eine Stunde. Gelegenheit für ein Nickerchen auf 3600 Metern.

    Als wir schließlich durch das protzige, als Riesentorbogen gestaltete und ziemlich neue Zollgebäude nach China einfahren dürfen, erwartet uns schon ein Gesandter jener Agentur, die (unvermeidbar) für uns diesen Tourabschnitt organisiert hat. Eine Stunde Papierkram und eine harmlose Kurz-Zollinspektion der Fahrzeuge, dann geht es dem Guide hinterher ein paar stacheldrahtbewehrte Kilometer zur nächsten Station: Immigration. Fingerabdrücke, Fotos, Formularien, derweil die Autos in der Lkw-Halle geröntgt werden. Wieder eine Stunde vorbei. Die Grenzer sind nett und hilfsbereit, die Stimmung entspannt. Unser Guide räumt emsig Hemmnisse aus dem Weg, von denen wir nur ahnen.

    Gut 100 Kilometer ist der Zollhof entfernt, den wir als nächstes ansteuern müssen. Dort - es ist kurz vor Feierabend - werden unsere ATA-Carnets (die aufwändigen Fahrzeug-Zollpapiere) verarbeitet. Auch das klappt nach einigen Debatten reibungslos. Hinter uns geht im Gebäude das Licht aus, der letzte (unser Guide) macht das Tor zu.

    Wir sind happy, denn eigentlich hatte es geheißen, die Autos müssen über Nacht beim Zoll bleiben, und uns fährt ein Shuttlebus ins Hotel. Das und die morgige Rückkehr bleiben uns nun erspart. 70 km Autobahn haben wir bis nach Kashgar. Um Mitternacht (Ortszeit, MESZ plus sechs Stunden) sind wir in der 800.000-Einwohner-Metropole mit einem Einzugsbereich von knapp fünf Millionen Bürgern.
    Noch eine erste Stäbchen-Haltungsprobe mit lecker Hühnchen-Geschreddertem, und ab ins Bett. Denn die vermeintliche Hotelbar erweist sich als eher kostspieliges, aber wenig durstlöschendes Etablissement...

    Disclaimer: Fotos vom Zoll- und Grenzgeschehen wären zwar höchst interessant und amüsant, doch Kameras sind dort streng verboten. Im Sinne einer reibungslosen Abwicklung habe ich deshalb schweren Herzens darauf verzichtet.
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