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  • Day 36

    Family affairs

    September 17, 2023 in Kyrgyzstan ⋅ ⛅ 18 °C

    Das Schöne am Übernachten in Homestays oder Guesthouses: In der Regel hat man dort Familienanschluss. Und erlebt hautnah, wie die Menschen hier leben. Man isst, trinkt und lacht gemeinsam, und das Handy hilft weiter, wo die Kunst des Gestikulierens und der Mimik endet. Bilder und Videos werden ausgetauscht und bauen Brücken zwischen Kulturen. Und wenn alle Stricke reißen, hilft der Translator. Meist aber geht es ohne ihn.

    Heute sitzen wir bei Baktygul in der Küche. Nachmittags kamen wir aus heiterem Himmel. Wir fühlen uns sofort wohl in der Privatherberge in dem von Landwirtschaft geprägten Dorf Kara-Suu. Von außen wirkt das Anwesen wenig einladend. Innen aber ist es zwar schlicht, doch gemütlich. Flugs werden Tee, Gebäck und selbstgemachte Marmelade aufgetischt. Auf dem Weg durchs Dorf hatten uns Einheimische schon zwei Fladen frisches Brot ins Auto gereicht. Einfach so. Wir fühlen uns willkommen - wie fast überall in diesem wunderbaren, für uns so widersprüchlichen Teil der Welt.

    Zum Abendessen kredenzt Baktygul, unsere Gastgeberin, erst frische Gurken, Karotten und Tomaten, dann einen leckeren Eintopf mit Reis, Fleisch und Kartoffeln. Das beste Porzellan kommt zum Einsatz, getrunken wird aus Kristallkelchen.
    Ihre Tochter geht ihr zur Hand, die beiden Söhne beobachten die Gäste neugierig. Der Jüngste, Bayarman (6), singt für uns die kirgisische Nationalhymne, die Hand am Herz. Die Sangeskünste seiner Mutter bekommen wir dagegen nur auf Handy-Videos präsentiert. Baktygul leitet beruflich den örtlichen Kulturclub. Ihr Mann ist Trucker, er pendelt mit seinem alten Kazman zwischen Bishkek und China. Nur alle zwei Wochen kommt er heim. Kein Wunder, dass die Familie sich freut, wenn Fremde ein wenig Abwechslung in den Alltag bringen.
    Und ein paar Som noch dazu. Umgerechnet etwa zehn Euro kostet die Übernachtung mit Frühstück; wer im Auto schläft, zahlt für Dusche und Frühstück die Hälfte.

    21 Uhr. Das Licht geht aus. Stromausfall im ganzen Dorf. Keine Seltenheit - auch das gehört zum Alltag in den Stan-Staaten.
    Also Feierabend. Morgen geht's nach China. Das wird spannend - und zeitraubend. Ob und wie die Verbindung zum Rest der Welt funktioniert, wissen wir alle nicht. Kann durchaus sein, dass ich die Pinguine ein paar Tage lang nicht füttern kann.
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