• Ausverkauf

    7 september 2023, Frankrike ⋅ ☀️ 32 °C

    Wenn man Dan Brown glaubt, befindet sich unter der Pyramide des Louvre der Heilige Gral. Dan Brown hat recht, denn dort befindet sich ein Einkaufszentrum und die Spitze der umgekehrten Pyramide (des Trichters?) ist ein beliebter Selfie-Spot.
    … und das ist symptomatisch für das ganze Museum. Wo sind die Zeiten hin, als man sich ruhig und geduldig in ein Gemälde oder eine Skulptur vertiefte; als es noch als anstößig galt, im Museum laut zu sprechen - aus lauter Ehrfurcht vor der Kunst? Im Louvre geht es inzwischen zu wie auf dem Jahrmarkt: Der Blick auf die Kunstwerke ist durch junge Frauen aus aller Herren Länder versperrt, die sich in einfallslose Posen schmeißen; in den Reihen dahinter herrscht geschäftiges Treiben, denn jede(r) muss scheint‘s dringen irgendwo hin; auf den Bänken diskutiert eine deutsche Familie darüber, wo sie gerade ist, während ein Inder seiner Frau die mitgebrachten Knabbereien reicht … und am Fenster telefoniert ein Grieche, der wohl der Meinung ist, dass ihn keiner schreien hört, weil er in einer Nische steht.
    Der Gipfel des Wahnsinns ist der Raum mit der Mona Lisa, wo sich die Massen vor der Absperrung drängen, wie bei einem Rockkonzert. Schon am Eingang bittet ein Schild darum, man möge doch nett zum Museumspersonal sein.
    In dem Raum hängen übrigens noch andere bekannte Bilder von Tizian, Veronese und Tintoretto, aber ich glaube, das haben die wenigsten gemerkt.
    Ich bin normalerweise wirklich kein Freund eines elitären Kulturbetriebs, aber wenn das der Weg ist, der derzeit eingeschlagen wird, dann bin ich gerade dabei, meine Meinung zu ändern.
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