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  • Day 51

    Singapur

    October 27, 2019 in Singapore ⋅ ⛅ 31 °C

    Heute stoße ich bei der Bilderauswahl an meine Grenzen: Während ich bei meinen Texten unbegrenzt vor mich hin schwadronieren kann, muss ich mich zeitgleich auf meine "Top 10" des Bildmaterials reduzieren. In einer/m derart vielfältigen Stadt/Land wie Singapur scheint mir das nahezu unmöglich. Während ich am Ankunftstag nur "mal schnell ums Eck" schaute und zuerst in einer gewöhnlich-protzigen Shoppingmall landete, fand ich mich nach dreiminütigem Fußmarsch plötzlich mitten in little India wieder, wo an Divali, dem Lichterfest, das die Hindus ausgiebig feiern, dermaßen die Hölle los war, als befände man sich mitten auf dem Rummel.
    Tag 2 wurde völlig von der Erkundung von Marina Bay eingenommen, das ist der Vorzeigebereich Singapurs schlechthin. Höchstes Gebäude des Landes, höchster und größter Infinitypool der Welt, Superlative wohin man nur schaut und hört, und, ach ja, auch die teuersten und nobelsten Marken, soweit das Auge reicht - der Geldbeutel jedoch definitiv nicht. Kuala Lumpur hatte mich bereits beeindruckt; meine Vorstellungen von Singapur vor meiner Anreise beschränkten sich auf eine ungefähre Fortführung dessen. Nun, ich wurde eines besseren belehrt. Nach bereits dreistündigem Spaziergang durch das Areal musste ich mich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen, so unwirklich erschien mir alles. Protzige, teure, verglaste Spiegelfronten, soweit das Auge reicht, daran hatte ich mich gewöhnt; ebenso an das für Touristen strategisch klug positionierte Riesenrad an der Promenade mit Blick auf die künstlich angelegten und perfektionistisch gepflegten Gärten. Gewöhnungsbedürftige Designerbrücken, mit denen bestimmt tolle Architekturpreise eingeheimst wurden, schwimmende Seebühnen und ein Seerosenteich vor dem - selbstverständlich verspiegelten - Nummer 1 Einkaufszentrum mit akkurat gepflanzten Palmengängen davor entlockten mir bereits ein Kopfschütteln nach dem anderen, dann jedoch begab ich mich hinein und staunte über den künstlich angelegten Kanal im Untergeschoss, wo man sich von einem Gondoliere stilecht ans andere Ende der Mall schippern lassen konnte, vermutlich zu original venezianischen Preisen.
    Dem mir auf meinem Weg nach draußen angepriesenen Gesichtspeeling für heute besonders günstige 250 Euro konnte ich gerade noch so widerstehen und begab mich in preislich sichere Gefilde außerhalb dieses Gebietes.
    Tag 3 hätte mit der Erkundung von Chinatown nicht gegensätzlicher sein können, wo fremde Waren und Speisen einen erwarteten. Die überall von weitem spürbare Stinkfrucht Durian hielt dem Geschmackstest nicht stand, ein Ausflug in die authentische Essenshalle mit zahlreichen kleinen Verkaugsständen entschädigte mich. Beeindruckend waren zudem der Besuch im kostenlosen Stadtmuseum, das eine Miniaturausgabe des Stadtstaates und dessen Zukunftsplänen zeigt, ebenso wie ein Rundgang durchs Arabische Viertel, nur einen Steinwurf von einer gemütlichen Barstraße mit Livemusik entfernt.
    Egal in welcher Gegend oder welchem Viertel ich unterwegs war, alles war bunt gemischt an Nationalitäten, Hautfarben, Religionen und Sprachen. So war es auch nicht verwunderlich, als ich in der U-Bahn drei Freundinnen beobachtete, die sich wie Teenager überall auf der Welt kichernd über irgendeine Neuigkeit in ihrem Smartphone beugten - eine Chinesin in Hotpants, eine bunte und glitzernde Inderin neben ihr und eine Muslima mit Kopftuch.
    Singapur ist nicht nur in Sachen Stadtentwicklung und Lebensstandard ganz weit vorne, sondern für mich persönlich auch im Selbstverständnis des Miteinanders ein Vorbild.
    Nach drei Tagen Powererkundung müssen die Akkus wieder aufgeladen werden und ich lass es mit knapp drei Wochen auf den Philippinen deutlich ruhiger angehen...
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