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  • Day 28

    Spontane Wanderung,vielleicht zu spontan

    October 30, 2022 in Australia ⋅ ⛅ 22 °C

    Übernachtet hatten wir an einem Berg, der für uns unscheinbar schien. Am nächsten Tag weckte uns die Neugier und wir beschlossen den Weg bis zum Ende des Berges zu fahren. Oben angekommen war nur eine riesige Antenne umgeben von Bäumen. Wenn diese nicht da gewesen wären, hätte man bestimmt eine klasse Aussicht auf das Tal gehabt, dachten wir uns. Also nichts wie runter und ab auf dem Markt in Nimbin, der sicherlich einiges zu bieten hat. Doch halt! Nicht so schnell! Beim Wenden entdeckte ich ein Schild auf dem stand "Rumory 19Km". Enttäuscht von der fehlenden Aussicht auf dem Berg, weckte in mir die Lust endlich mal hier eine schöne Wanderung zu unternehmen. Wir beschlossen uns zu trennen, denn Alessandro hat sich in seinem inneren Auge schon auf dem Markt gesehen. Vor diesem Spontantrip war ich leider nicht richtig gewappnet. Ich packte meinen Rucksack mit gesalzenen Erdnüsse, meiner Wasserflasche in der fast nichts mehr drin war und einer Jacke. Das sollte genügen dachte ich, so lang ist denn der Weg ja auch wieder nicht. Als ich dann los gelaufen bin, sahe ich nach ca. ein bis zwei Kilometern ein Schild, dass mein Weg gesperrt sei. Voller Tatendrang ignorierte ich dies und setzte meine Wanderung fort. Diese Entscheidung bekam ich bis zuletzt zu spüren. Der Weg war bereits relativ verwachsen, so dass in Kürze meine Beine wund waren. Ich trug nämlich eine kurze Wanderhose, einer meiner unzähligen Fehler auf dieser Wanderung. Ich ging unbehagen weiter, während immer mal wieder morsche, verkokelte Bäume mir den Weg versperrten. Auch Erdrutsche waren keine Seltenheit. Teilweise musste ich auch einen relativ großen Umweg machen und dann erst wieder meinen Pfad finden. Wenn das so weiter geht, überlegte ich mir, dann brauchst du den ganzen Tag und ich sollte auch Recht behalten. In meinen (Umkehr-)Überlegungen hörte ich ein Nieser. Ich hielt kurz inne, habe ich da gerade wirklich im Nichts einen Mann niesen hören? Ich ging noch ein paar Schritte weiter und bevor ich jemanden erblicken konnte, hörte ich einen Mann fragen: "You want to drink a cup of Tea with us?" Ich stimmte zu. 3 Männer mittleren Alters haben sich also auch getraut den gesperrten Weg entlang zu laufen. An einem winzigen Wasserfall saßen wir uns. Dort konnte ich dann auch meine Wasserreserven auffüllen. Sie erzählten während wir Tee tranken, davon wie sie immer mal wieder Wandertouren machen. Diese geht sogar 4 Tage. Außerdem erzählten sie ein bisschen vom Terrain in dem ich mich befinde, unter uns der Regenwald und meine Strecke verläuft ein bisschen oberhalb des eigentlichen Regenwaldes. Auch den geschichtlichen Teil, wie früher protestiert wurde, damit das Abholzen des Regenwaldes endlich ein Ende hat, wollten sie nicht auslassen. Einer verzählte dann noch stolz, dass seine Frau eine neue Spezies dort entdeckt habe. Byron Hiker nennt sich der Verein, der diese Wanderungen organisiert, der erstaunlicherweise sogar auf junge Mitglieder fokussiert ist und auch überwiegend diese auch hat.Sie versorgten mich mit Tipps, welche Apps ich im Notfall und zur Navigation benutzen soll und machten mir Angst als das Thema Schlange aufkam. Ich bekam eine kurze Schulung wie man giftige Schlangen erkennt und was man gegen einen Biss machen kann. Mein mulmiges Gefühl verschwand als sie betüchtigten eine Schlange nur sehr selten gesehen zu haben. Sie bereiteten mich dann noch auf die restliche Strecke vor und gaben mir zum probieren einen Kracker mit Vegemite. Ein vom Geschmack undeutbarer Brotaufstrich, der sehr salzig schmeckte, aber irgendwie glaube ich schon süchtig machen könnte. Sie meinten ich könnte wohl kaum Australien verlassen, ohne Vegemite wenigstens einmal gegessen zu haben. Dann ging es auch schon mit neuem Mut weiter. Weiter bis ich aufgrund einer Abzweigung, die nicht wirklich sichtbar war, in die falsche Richtung lief. Bestimmt 2 Stunden habe ich verzweifelt den Pfad wieder gesucht doch vergebens. In meinem Kopf machten sich schon Gedanken breit, wie ich denn jetzt überhaupt hier rauskomme, wieder zu meiner Strecke und ob ich hier übernachten muss. GPS hat leider auch nicht weitergeholfen, da es nur sehr träge funktionierte. Umgeben von dicht bewachsenen Sträuchern, die meine Beine ordentlich zusetzten, beschloss ich umzukehren, da ich als Orientierung wenigstens den Ort mit der großen Antenne, von dem ich losgestapft bin, gesehen habe. Nach gefühlt einer halben Ewigkeit fand ich den Weg wieder zurück zum Pfad, an dem ich die falsche Richtung einschlug. Siegessicher beschloss ich doch den Trail zu Ende zu laufen. Die restliche Strecke war ein guter Kontrast zum ersten Teil, denn diese war wenigstens mal ohne Hindernisse begehbar. Angekommen am Endpunkt der Strecke, war leider noch nicht Ende der Wanderung, da ich Alessandro in meiner vorherigen Verzweiflung mitteilte, es wäre wohl besser, wenn wir uns erst einen Tag später treffen, konnte ich ja nicht wissen, dass das Ende viel besser zum Laufen ist, als der Anfang. So lief ich weiter und weiter. Mittlerweile ein bisschen langsamer aufgrund der Erschöpfung, doch ich lief. Immer wieder nach Plätzen zum Schlafen Ausschau gehalten, doch ich realisierte schnell - Ich bin im Nirwana. Gut dann lauf ich halt weiter, weiter durch die Nacht mit immer kurzen Rastzeiten. Sobald mir wieder kälter wurde, lief ich wieder los. So musste ich wenigstens nicht großartig frieren. Autos fuhren leider nur selten vorbei und wollten mich auch nicht mitnehmen. Kurz vor 5e morgens war es dann soweit. Eine Dame hielt an und war bereit mich zur nächsten größeren Stadt Mullumbimby, an der die sowieso durchmusste, mitzunehmen. Pünktlich um 5Uhr machte ein Café auf, bei dem ich dann Kaffee und Essen gezaubert bekommen habe, das wie die Speise von Influencern aussah. Nun werde ich noch die restliche Zeit in Mullumbimby flanieren können, bis ich dann vormittags abgeholt werde. Der Weg hier her war steinig und schwer, aber Trotz aller Eskapaden war das ein richtig schönes Erlebnis, welches ich glaub so schnell nicht vergessen werde. Beim nächsten Mal weiß ich dann wenigstens wie ich mich vorzubereiten habe, dass dies sich nicht nochmals wiederholt. Also wieder eine Erfahrung reicher.Read more