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  • Day 41

    Gemischte Gefühle in Kambodscha

    February 17, 2019 in Cambodia ⋅ ⛅ 28 °C

    Hinreissend & Hässlich; Modern & Historisch; Freundlich & Unfreundlich; Kompetent & Unfähig; Reich & Arm; Gut & Böse - Kambodscha hat viele Gesichter und innerhalb von 10 Tagen durften wir in dieses Land der Unterschiede eintauchen.

    In Siem Reap haben wir zwei Ausflüge unternommen. Zuerst ging es nach Angkor. Auf einer Fläche von über 200 Quadratkilometer stehen mehr als 1000 Ruinen aus der Zeit des Khmer Königreichs Kambuja. Das Zentrum bildet dabei Angkor Wat - ein historischer Tempel, welcher zum einen mit seiner Grösse zu beeindrucken wusste aber zugleich von zahlreichen (ugh, chinesischen) Touristen überlaufen war, was dem ganzen ein wenig die Magie nahm. Am nächsten Tag gings dann zur Floating Village. Die Eingeborenen, welche da am Fluss leben, errichteten Ihre Häuser auf hohen Stelzen oder auch auf Booten, da der Wasserpegel je nach Zeitraum um bis zu 12 Meter variiert!
    Angedacht war dann eigentlich die Rückreise nach Bangkok aber nachdem wir Fotos vom Süden Kambodjas gesehen haben, wurde dies schnell verworfen.
    Das Ziel: Koh Rong. Verkehrsmittel: Schlafbus - Nach den guten erfahrungen mit dem Bus nach Siem Reap, dachten wir dies könnte nur mit einem Luxusbus mit Betten noch übertroffen werden... und hätten nicht falscher liegen können. Im wahrsten sinne des Wortes. Das Bett für 2 Personen war in einer Box mit kaputtem Vorhang. Masse: 180x80x80. Fahrzeit: 12 Stunden🙈
    Übermüdet in Sihanoukville angekommen stiess uns der Gestank der Stadt fast wieder zurück in den Bus😅 Glücklicherweise gings dann bald mit der Fähre weiter zu unserem eigentlichen Ziel, Koh Rong. Dort angekommen wurde uns dann aber sofort klar, dass sich die Strapazen mehr als gelohnt haben: Die Fähre hielt an einem kleinen Steg vor einem Fischerdorf mit schönem Strand und einigen Gaststätten und Bars - Gehts noch besser? JA! Mit einem kleinen Boot fuhren wir weiter auf die Südseite der Insel, wo uns ein kilometerlanger, weisser Sandstrand und klares, türkisfarbenes Meerwasser den Atem verschlagen hat. An dessen Ende lag ein kleines Dorf, in welchem ein rustikales Bungalow direkt am Strand auf uns gewartet hat. Einfach nur traumhaft!! Warmes Wasser und eine Mahlzeit nach 10 Uhr war an diesem abgeschiedenen Ort natürlich Fehlanzeige. Aber im Paradies lässts sich auch ohne das gut leben:) Die körperlichen Aktivitäten beschränkten sich auf schwimmen, bisschen Strand aufräumen, lesen, einen Krebs retten und ein kaltes Getränk in der Hand halten. Falls es nur einen Bankautomaten gehabt hätte, wären wir wohl jetzt noch da. Somit mussten wir dann aber leider nach 4 Tagen ausgiebigen Erholens wieder zurück aufs Festland. Und da ging das Abenteuer ÖV weiter... Die Fähre hatte 1.5 stunden verspätung; die Überfahrt dauerte 2h anstatt nur einer, da ein Motor ausgefallen ist; fuhr dann direkt in die Werft, von wo uns ein Bus abholen sollte - der kam natürlich nicht; mit dem Tuktuk zum Busterminal um den Minivan nach Phnom Penh nicht zu verpassen; Dieser war natürlich auch viel zu spät und schon voll; wir hatten zwar reservierte Sitzplätze, mussten uns jedoch selber darum kümmern, diese auch zu bekommen; ein Fahrer, welcher lieber telefonierte als zu Fahren... um 11 statt um 6 Uhr sind wir dann trotzdem mal in der Hauptstadt angekommen. Halleluja! Hier dann erst mal eine Nacht in einer wirklich günstigen Unkunft (3 Chf pro person), da wir keinen Platz mehr in unserer Gewünschten erhalten hatten um halb 12 nachts. Hat ihren Zweck aber total erfüllt und am nächsten Morgen fanden wir für die kommenden Nächte auch wieder Platz im gewünschten Hostel. Hier haben wir unsere lieben neuen Freunde (Jessie aus DE und ihr Freund Manolo aus Kolumbien, die wir in Siem Reap kennengelernt habeb) wieder getroffen.
    Der Tag darauf hatte es in sich. Auf dem Program stand die hässliche Geschichte von Kambodscha. Gerade mal 40 Jahre ist die Schreckensherrschaft der Roten Khmer her, währendder dies 3 Millionen resp. 1/3 der Bevölkerung ausgerottet hatten. Hierzu haben wir keine Fotos. Es schien uns beiden nicht ein passender Ort. Die Gefühle waren überwältigend... Auch heute scheinen die Spuren kaum verdeckbar zu sein. Die Bevölkerung, welche früher als fortschrittlich galt, ist heute hinter dem Standard Südostasiens. Vorwiegend hinter dem von Thailand. Rig, ursprünglich aus El Salvador, ist nach Pnomh Penh ausgewandert und hat uns nochmals haarstreubende geschichten über den aktuellen Stand Kambodschas erzählt. Beispielsweise die ungerechte Lohnverteilung. Der Durchschnittslohn liegt bei 100$. Er verdient als Englischlehrer 1400$. Seine weissen, ausländischen Kollegen 1700$. Der Schuldirektor, ein Khmer, wiederum nur 400$. Doch nicht nur Rassismus ist ein Problem. Auch Frauenfeidlichkeit, Homophobie (obwohl der herrschende Prinz anscheinendselbst schwul sein soll), korruption und kriminalität sind grosse probleme. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt bei 21 Jahren. Regimekritische Stimmen werden nicht geduldet. Wiederhandlung kann mit Gefängnis bestraft werden. Bis heute wurden die Regimeführer von damals erst zu spät, zu milde oder gar nicht bestraft. Erste Prozesse wurden Anfang des 21. Jahrhunderts durchgeführt (ca. 2005). Auch wenn Anfang der 90er Jahren das Thema bereits aufgegriffen wurde. In der Bevölkerung wird bis heute nicht wirklich über die Zeit gesprochen. Zum einen, da Folterer und Gefolterte heute scheinbar Tür an Tür leben und dies zu wissen will vermieden werden. Zum anderen ist vorallem die ältere Bevölkerung fast durchgehend traumatisiert und Vergessen durch Schweigen scheint der einzige Weg zu sein, da psychologische Unterstützung oft nicht verfügbar ist. Enttäuschend ist auch das Einwirkem der international Gemeinschaft, allen voran die Staaten. Die Staaten haben während dem Aufstieg der Roten Khmer Kambodscha aus Eigeninteresse mit mehr Bomben attakiert, als im gesammten zweiten Weltkrieg in Europa, wodurch die anschliessende Schreckensherrschaft durch Pol Pot erst entgültig ermöglicht wurde. Eingeschätzt wurde die dramatische Situation von niemandem richtig... Trotz allem scheint sich das Land gemächlich zu erholen, da vorwiegend die junge Generation einen aufgeschlosseren und fröhlichen Eindruck vermittelt. Aber nun genug zu Kambodscha. Unsere Weiterreise steht an.
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