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  • Day 25

    Auf und im Wasser

    September 16, 2020 in Iceland ⋅ ⛅ 7 °C

    Was tun im hohen Norden, wo es überall nach Fisch riecht? Fischen – zu langweilig. Schwimmen – zu kalt. Segeln – können wir nicht. Wasserskifahren – wird nicht angeboten. Rafting – Saison vorbei. Aber da war doch was mit grossen fischartigen Säugetieren im Wasser – Whale watching! Nur leider ist es gar nicht so einfach, da zum einen das Wetter mitspielen muss und es so spät im Jahr nur noch wenige Tourenanbieter gibt. Nach mehreren Anläufen buchen wir zwei Plätze auf einem Schiff für 50 Leute und trudeln eine halbe Stunde vor dem Start beim Hafen ein. Von den 20 Teilnehmern kennen wir sicher mindestens die Hälfte von anderen Sehenswürdigkeiten oder Unterkünften. Ausgestattet mit feschem Dress und Gesichtsmaske besteigen wir den hübsch renovierten Oldtimer eines Bootes und tuckern gemütlich durch den Fjord mit Namen Eyjafjörđur. Bereits nach einer Viertelstunde ruft es aus dem Mikrophon: «Humpback at 12.» Alle stürzen zum Bug um einen Blick auf das mächtige Tier zu erhaschen. Zu sehen kriegen wir nichts! Es dauert zwei, drei Minuten bis wir weit weg eine Fontäne Walrotzwasser in die Höhe schiessen sehen. Als wir näher sind, sehen wir kurz die Fluke bevor er oder sie in eine grössere Tiefe abtaucht. Das Boot dreht ab und steuert auf eine Gruppe Delfine zu. Da wir schon öfters Delfine gesehen haben, sind wir etwas enttäuscht, dass wir dem Meeresriesen so schnell den Rücken kehren. Trotzdem geniessen wir das Getümmel der flinken Schwimmer rund um das Boot. Das langsame Gefährt ist für die aufgedrehten Tiere nur kurze Zeit interessant und sie schauen sich nach einer anderen Freizeitbeschäftigung um. Wieder suchen 44 Augen die Wasseroberfläche nach Walanzeichen ab. Schon nach kurzem verfolgen wir erneut den zuvor gesehenen Buckelwal. Beinahe eine Stunde begleiten wir ihn auf seiner gemütlichen Reise durch den Fjord. Glücklich und mit einigen hundert Bildern der Meeresbewohner erreichen wir wieder den Hafen.

    Noch nicht genug von Meeresschönheiten buchen wir für den nächsten Tag zwei Tauchgänge im gleichen Fjord. Wir sind drei Dry-Suit-Neulinge, die zusammen mit dem Seebären Erlendur und seiner Tochter Sævor, zwei auf der Welt einzigartigen Tauchplätze besuchen wollen. Eingepackt wie Michelin-Männchen geht’s mit dem Zodiac mitten in den Fjord, wo wir uns in die kalten Fluten stürzen. Wir lassen uns auf 22 Meter sinken, wo wir freudig von atlantischen Wolfsfischen und einer Gruppe Kabeljaue erwartet werden. Auch einige Flundern gesellen sich zu der gemütlichen Runde. Die zutraulichen, fast schon aufdringlichen Wölfe lassen sich von Erlendur an der Kehle kraulen. Während des ganzen Tauchgangs begleiten uns die Kabeljaue. Der Tauchplatz ist eine geothermale Unterwasserheisswasserquelle. Überall strömt 80° C Wasser aus dem Boden. Der zweite Tauchgang ist noch spezieller: Wir tauchen an einem freistehenden 50 Meter hohen Heisswasserkamin, wie es sie sonst nur in 2000 Meter Tiefe gibt. Spiralförmig umkreisen wir die zerbrechliche Säule und bewundern die Ablagerungen, den Bewuchs und die Lebewesen. Trotz des Zuflusses von warmem Wasser durchgefroren, aber glücklich feiern wir abends Priskas zweihundertsten Tauchgang mit der letzten Flasche Rotwein aus unserem Dutyfree-Einkauf am Flughafen. Gekrönt wird das Ganze mit unserer ersten Sichtung von Nordlichtern.
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