• Day 289

    Sailing Trip: Across the Ocean

    February 13, Caribbean Sea ⋅ 🌬 27 °C

    (Translation below)
    Die Überfahrt beginnt - im Morgengrauen legen wir ab, der Plan: gegen Strömung und Passatwind wollen wir von Honduras zu den Kaimaninseln segeln. Vier bis fünf Tage sind eingeplant, durchgehend hart am Wind. Windstärke voraussichtlich um die 20 Knoten. Bald nach Ablegen werden wir getestet: eine dunkle wolkenfront türmt sich vor uns auf als wir Guanaja verlassen. Wir halten direkt darauf zu, und eine halbe Stunde später peitschen uns Wellen und Regen, schmerzhaft wie Nadelstiche, ins Gesicht. Hinter uns verschwindet die Insel schneller als erwartet aus dem Sichtfeld und ist bald in graue Regenwände gehüllt. Eine Regenzelle nach der anderen kommt und geht, und wir sind dankbar dafür, Mittags etwas trocknen zu können. Lilikoi, das Boot unserer Freunde, eine halbe Stunde vor uns gestartet und schneller als erwartet (und wir) ist nur noch ein Fähnchen am Horizont. Wie sich später herausstellt, werden sie eine grauenvolle und höchst grenzwertige Überfahrt haben. Kate übergibt sich überraschend, selbst Jesse fühlt sich etwas mulmig im Magen. Ich klemme mit den Finger in der Schiebetür und schneide mir beim Brotschneiden in den Finger, ansonsten ist alles in Bester Ordnung. Am Nachmittag verziehen sich die Regenzellen, doch die Wellen bleiben. Bei 19 Knoten (relativer) Windgeschwindigkeit bleibt nicht viel anderes übrig als in die Ferne zu schauen, nachzudenken und ab und zu die vom schaukeln müde Äuglein zu schließen. Nachts taucht der Vollmond taucht alles in einen silbernen Schein. Die Absurdität der Situation wird mir bewusst - oben bläst der Wind ins Gesicht und die Gischt spritzt über das Deck. Unten ist es warm, und wegen der unsteten Schieflage ist jede Bewegung eine Herausforderung. In einer Nussschale befinden wir uns mitten auf dem offenen Ozean, und werden wie von unsichtbarer Hand nach vorne gedrückt, bis Taue und Segel ächzen. Unser Schichtplan sieht vor, dass Zoë und ich uns alle vier Stunden abwechseln, und Jesse und Kate ebenso, aber zwei Stunden versetzt. Nach meinem ersten 3-Stunden-Schlaf wache ich auf, und jede philosophische Stimmung ist wie weggeblasen. Mir ist kotzübel. Ich schaffe es zur Luke, und das Blicken auf den Horizont und die frische Luft macht die Situation etwas besser.
    Tag 2 - Ich wache auf und es ist hell, doch ich lasse meine Augen geschlossen und suche Blind meine Sachen zusammen. Erst beim Anziehen begrüßt mich das warme Morgenlicht, gemeinsam mit einem Hauch Übelkeit. An Deck geht es schnell wieder besser, und ich genieße die frühen Morgenstunden. Das Frühstück muss allerdings warten: während ich unten Haferflocken in eine Schüssel gieße, fließt mir das Wasser im Mund zusammen, und ich breche die Aktion fürs erste ab, zum Glück ohne über die Reling zu kotzen.
    Tag 3 - Es ist ein seltsamer Zustand hier auf See. Ich denke immer nur bis zum Ende der Schicht, gestern und morgen spielen weniger Rolle und die Zeit verliert etwas ihre Bedeutung. Zoë und ich geben uns nur die Klinke in die Hand, denn dem Kommenden ist übel und der Gehende ist müde. Mit der Gewöhnung an den Rhythmus vergeht die Müdigkeit, mit der Müdigkeit (und Essen) geht auch die Übelkeit, und so fängt das ganze an, Spaß zu machen. Wir hatten seit dem ersten Tag keine Regenschauer mehr, was dazu führt, dass eine feuchte, rutschige Salzschicht, eine Sole, das ganze Boot überzieht. Wo auch immer man hin fasst, hat man danach krustiges Meersalz an Hand oder Hose.
    Tag 4 - In den frühen Morgenstunden vollziehen wir unsere erste Wende des gesamten Trips. Wir konnten Aufgrund des Ostwinds nicht direkt zu den Kaimaninseln segeln sondern mussten hart am Wind einen Kurs weiter Westlich anpeilen. Zu diesem Zeitpunkt sind wir tatsächlich schon ein gutes Stück an den Kaimaninseln vorbei, und befinden uns zwischen ihnen und Kuba. Nun wenden wir und nehmen Südostkurs. Der Wind hat etwas gedreht und steht gut, und ich merke, wie ich mich sehr auf einen horizontalen Untergrund und eine Dusche aus dem Plastiksack freue. Gegen Mittag, wir sind zufällig gerade alle an Deck, knackt die Angel: ein Fisch ist am Haken! Wir hatten die Angel die meiste Zeit des Trips nicht draußen, zogen aber nun für einige Stunden einen Köder hinter uns her. Wir holen den Fisch an uns heran, es ist ein Mahi - schillernd grün und schön, mit einem dicken Kopf, und armlang. Jesse knüppelt ihn bewusstlos und sticht ihn tot, Blut spritzt auf das Deck, es ist grausam. Zoë senkt das Handy mit dem sie gefilmt hatte. So wichtig ist das Video auch nicht. Jesse filetiert den Fisch mit geübter Hand, ich gehe zum letzten Mal schlafen. Abends sitzen wir an Deck und genießen die letzten Stunden bis zur Ankunft. Die Stimmung ist heiter und entspannt, wir essen selbstgebackenes Brot mit Käse, trinken ein Bier, und legen beim Sonnenuntergang vor den Kaimaninseln an einer Boje an. Die Überfahrt war hart, für mich härter als erwartet. Aber auch Jesse und Kate sagen, dass sie mit dem Boot noch nie so lange hart am Wind (-> Schieflage und Wellen) gesegelt sind, und dass es auch ein Härtetest für das Boot war. Wie beruhigend. Ob das Boot bestanden kommt auf die Messlatte an - ich habe mich durchgehend sicher gefühlt mit Boot und den beiden, und nichts ist kaputtgegangen. Doch nach drei Tagen wurden viele Lecks offensichtlich, mehr als vorher schon bekannt waren. Am Ende lagen in jeder Ecke und Kante ein Handtuch, um das hereinsickernde Meerwasser aufzusaugen. Liz und Greg auf unserem Buddy-Boot kommen fast zeitgleich mit uns an. Sie waren uns die meiste Zeit voraus gewesen, doch dann ging ihre Rollfock zu Bruch und sie mussten die Segel streichen und mit Motor weiterfahren. Während das schon gravierend ist, erfahren wir am nächsten Tag, dass die beiden scheinbar einen Höllenritt hinter sich haben. 86 Stunden lang Zwei-Stunden-Schichten, kein Autopilot also keine ruhige Minute (unser mechanischer Autopilot Monty hat uns einen Bärendienst erwiesen, der fünfte Passagier), Greg musste neun Mal vorne Dinge reparieren und hatte erst am Ende eine Sicherungsleine gespannt.. es kann einem also auch anders ergehen. Ein paar Sandfliegenbisse an meinem Knie haben sich während der Fahrt entzündet, blaue Flecken vom in die Möbel rammen gibt es auch zuhauf. Auf dem Bett zu sitzen um sich die Hose auszuziehen führte auch ab und zu dazu, dass man durch den Raum in Richtung des anderen Bettes geworfen wurde. Die Dusche war ein Waschlappen, und trotzdem kamen wir salzverkrustet an. In "der alte Mann und das Meer" kämpft ein Fischer gegen einen Fisch. Hier kämpfe ich gegen Porridge.

    English:
    The crossing begins - we set sail at dawn, the plan: to sail against current and trade winds from Honduras to the Cayman Islands. Four to five days are planned, continuously sailing close-hauled. Wind speed expected around 20 knots. Soon after departure, we're tested: a dark cloud front towers before us as we leave Guanaja. We head straight for it, and half an hour later, waves and rain lash our faces, painful like needle pricks. Behind us, the island disappears from view faster than expected, soon shrouded in grey rain walls. One rain cell after another comes and goes, and we're grateful to be able to dry off a bit at noon. Lilikoi, our friends' boat, which started half an hour before us and is faster than expected (and us), is just a tiny flag on the horizon. As it turns out later, they will have a horrific and extremely borderline crossing. Kate unexpectedly throws up, even Jesse feels somewhat queasy. I get my fingers caught in the sliding door and cut my finger while slicing bread, otherwise everything is in perfect order. In the afternoon, the rain cells dissipate, but the waves remain. At 19 knots of (relative) wind speed, there's not much else to do but stare into the distance, think, and occasionally close your tired eyes from the rocking. At night, the full moon bathes everything in a silver glow. The absurdity of the situation becomes clear to me - above, the wind blasts in your face and spray splashes over the deck. Below it's warm, and due to the constant heeling, every movement is a challenge. In a nutshell, we're in the middle of the open ocean, being pushed forward as if by an invisible hand until the ropes and sails groan. Our watch schedule has Zoë and me alternating every four hours, and Jesse and Kate doing the same but offset by two hours. After my first 3-hour sleep, I wake up, and any philosophical mood is gone. I feel violently seasick. I make it to the hatch, and looking at the horizon and the fresh air makes the situation somewhat better.
    Day 2 - I wake up and it's light, but I keep my eyes closed and blindly gather my things. Only while dressing does the warm morning light greet me, along with a hint of nausea. On deck it quickly gets better, and I enjoy the early morning hours. Breakfast must wait though: while pouring oatmeal into a bowl below, my mouth starts watering, and I abort the operation for now, fortunately without throwing up over the railing.
    Day 3 - It's a strange state out here at sea. I only think until the end of my watch, yesterday and tomorrow play less of a role and time loses some of its meaning. Zoë and I only pass each other briefly, because the incoming person is nauseous and the outgoing person is tired. As we get used to the rhythm, the tiredness passes, with tiredness (and eating) the nausea also goes, and so it all starts to become fun. We haven't had any rain showers since the first day, which leads to a moist, slippery salt layer, a brine, covering the entire boat. Wherever you touch, you end up with crusty sea salt on your hand or pants.
    Day 4 - In the early morning hours, we make our first tack of the entire trip. Due to the east wind, we couldn't sail directly to the Cayman Islands but had to sail close-hauled on a more westerly course. At this point, we're actually already quite a bit past the Cayman Islands, between them and Cuba. Now we tack and take a southeastern course. The wind has shifted somewhat and is good, and I notice how much I'm looking forward to a horizontal surface and a shower from the plastic bag. Around noon, we happen to all be on deck when the fishing rod cracks: there's a fish on the hook! We hadn't had the rod out for most of the trip, but were now trailing a lure behind us for several hours. We bring the fish closer, it's a Mahi - shimmering green and beautiful, with a thick head, and arm-length. Jesse clubs it unconscious and stabs it dead, blood sprays on the deck, it's cruel. Zoë lowers the phone she was filming with. The video isn't that important anyway. Jesse fillets the fish with practiced hands, I go to sleep for the last time. In the evening, we sit on deck and enjoy the last hours until arrival. The mood is cheerful and relaxed, we eat homemade bread with cheese, drink a beer, and moor at a buoy off the Cayman Islands at sunset. The crossing was hard, harder than I expected. But even Jesse and Kate say they've never sailed so long close-hauled (-> heeling and waves) with the boat, and that it was also an endurance test for the boat. How reassuring. Whether the boat passed depends on the standard - I felt safe throughout with the boat and the two of them, and nothing broke. But after three days, many leaks became obvious, more than were known before. In the end, there was a towel in every corner and edge to soak up the seeping seawater. Liz and Greg on our buddy boat arrive almost simultaneously with us. They had been ahead of us most of the time, but then their roller furling broke and they had to drop the sails and continue under engine power. While that's already serious, the next day we learn that the two apparently had a hellish ride. 86 hours of two-hour watches, no autopilot so not a quiet minute (our mechanical autopilot Monty did us a great service, the fifth passenger), Greg had to repair things at the bow nine times and only had a safety line rigged at the end... so things could have gone differently. Some sand fly bites on my knee became infected during the trip, bruises from ramming into furniture are also plentiful. Sitting on the bed to take off your pants sometimes also led to being thrown across the room toward the other bed. The shower was a washcloth, and still we arrived encrusted with salt. In "The Old Man and the Sea" a fisherman fights against a fish. Here I fight against porridge.​​​​​​​​​​​​​​​​
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