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  • Day 111

    Tonquin Valley Jasper NP

    July 31, 2022 in Canada ⋅ ⛅ 22 °C

    Wir wollen es noch einmal wissen. Dieses Mal sind wir auf alle Eventualitäten vorbereitet: stabile Wanderschuhe, wasserdichte Tarps, scharfe Sackmesser und weitere Gadgets begleiten uns in die Abgründe der Wildnis. Wir infiltrieren die Natur dieses Mal über das Tonquin Valley im Jasper Nationalpark. Ohne Vorwarnung werden wir bereits am ersten Tag von Mutter Erde attackiert: ein auf den ersten (und wohl auch zweiten) Blick harmlos wirkender Baum stellt sich uns auf Kopfhöhe quer in den Weg und erwischt Tobias* brutal mit Gehgeschwindigkeit am Kopf. Wir geben uns nicht geschlagen. Auch die abendliche Mückenarmee kommt weder gegen unsere Regenkleidung noch gegen unsere Kopfbedeckung an. Unüberprüfbaren Berichten von Mitwanderern zufolge haben wir auf unserem Weg in die Wildnis zudem offenbar nur knapp ein weiteres natürliches Angriffsmanöver in Form einer Bärenfamilie verpasst. Zufrieden aber erschöpft legen wir uns nach 21km in unserem ersten Camp im undurchdringbaren Schutz des Zelts schlafen.
    Am nächsten Morgen stecken wir voller Tatendrang. Selbst höhere Gewalt kann uns nichts mehr anhaben. Doch es sollte anders kommen. Kurz nach Mittag müssen wir erste Rückzüge wegen Hagelattacken einleiten. Die Tannen bieten uns Schutz. Doch hinter der gegnerischen Front werden die Rückzugsorte zur Falle: heftige Gewitter und Blitzeinschläge in unmittelbarer Nähe zwingen uns zur Flucht ins offene Gelände. Dem mitlerweile anhaltenden Regen sind wir nun ausgeliefert. Kaum ein Körperteil bleibt verschont. Innert kürzester Zeit sind wir komplett durchnässt und eilen auf schlammigen Pfaden (die sich mitlerweile in Bäche verwandelt haben) unserem nächsten Camp entgegen. Im Camp angekommen werden zuerst unsere wasserdichten Tarps fixiert. Doch der Regenschutz kommt zu spät. Wir sind nässer als ein inkontinenter Delfin. Im Regen werden dann noch trotzig die Zelte errichtet. Dreckig und nass drücken wir uns zur Stärkung noch ein Risotto ins Gesicht und legen uns erneut schlafen. Doch nicht einmal im Schlaf finden wir Zuflucht. Die gesamte Nacht hindurch werden wir von wiederkehrenden Gewittern heimgesucht. Nach ein paar Stunden wird mit der Zeltwand auch unsere nahezu letzte Schutzmauer vom Regen durchbrochen. Jämmerlich verkriechen wir uns in unseren nassen Schlafsäcken und warten auf die Rückkehr der Sonne. Am nächsten Morgen geben wir uns geschlagen und verziehen uns in unserer letzten trockenen Kleidung (den Pyjamas) zurück in die Zivilisation.

    *Name von der Redaktion geändert
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