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  • Day 10

    Besuch der alten Dame

    September 2, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 14 °C

    Alle warten sie am Bahnhof. Im Hintergrund das verlassene Postamt, nur oben rechts, dort wohnt noch jemand und pflegt die Blumen. Die Ankunft der Frau Z. liegt in der Luft, darum werden die Preise angehoben, man soll ja gut verdienen können. Keiner soll denken müssen, dass es hier in Königstein nichts zu verdienen gäbe. 6,50€ für ein kleines Sandwich, 7€ für ein Nussbecher. Schmeckt gut, auch für Fremde, die sich in den Ort verirren, der nunmal so heißt wie die Festung, die über der, ja, Stadt thront. Die Straßen sind eng, aber sauber, man hat sich rausgeputzt. Was klingt wie Dürrenmatt ist hier Realität. Die Stadt hat bildhübsche Ecken, aber die großen Zeiten sind vorbei. Gemüseläden verkaufen China-Latschen, Schaufenster verraten die Handwerksvergangenheit und im „Sachsenstübl“ trifft sich der Frust der Woche und lässt sich die Kehle runtersickern. Alles nicht schlimm, wir haben bestes Wetter. Von wegen verwetterwechselt, alles richtig gemacht Gesa. Die gut gepflegte Festung zeigt einmal mehr, was hier war. Wie groß das Gestern gewesen sein muss und wie schwer es wurde, als spätestens die Wende aufzeigte, dass Königstein vor allem für seine laute Bahnstrecke bekannt wurde. Die Bahn fährt hier so schnell hindurch, als täte sie woanders was verpassen. Wir allerdings durften noch einmal den Duft alter Zeiten riechen: Bimmelbahn und Festungsexpress, quasi Marthes erste Zugfahrt, unglaubliche Blicke von der Burg auf die wirklich beeindruckende Landschaft. Wie immer und ganz ohne Klischee: Die Menschen hier im östlichen Teil unseres Landes sind sehr höflich, zuvorkommend und von Marthe fasziniert. Hier ist nichts wert, vergessen zu werden. Das ist eben dann auch Deutschland. Ganz am Rande.Read more