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  • Day 158

    Taz 158 - Barzok

    December 19, 2019 in Iran ⋅ ☀️ 4 °C

    65 km / 5510 km - 6 / 556 Stunden

    Ausgaben:

    0 € / 162,1 € Transport (Fähre, etc.)
    0,5 € / 1253 € Lebensmittel
    3,5 € / 938,5 € Unterkunft
    0 € / 262,1 € Eintrittspreise
    0 € / 164 € Anschaffungen
    0 € / 89,5 € Ersatzteile
    0 € / 52 € Visum

    4 € / 3050,7 € Gesamt

    Pünktlich zum Klingeln des Weckers ist die Sonne in meinem Zimmer. Ja, heute ist der Tag meiner Abreise aus Kashan. Der Kosmos hat gewählt und zeigt es mir.
    Aber damit steht auch wieder ein weiterer Abschied bevor.
    Es war sehr schön hier und Narges und Ramin mit ihren Freunden und Familie eine tolle Gesellschaft gewesen. So genieße ich noch das Frühstück in vollen Zügen und breche dann gut gestärkt und bestens gelaunt auf Richtung Berge.

    Meine Route bringt mich wieder vorbei an Fin-Garten und auf die Schnellstraße.
    Plötzlich endet diese auf der Autobahn und es gibt nur einen anderen Weg in die Berge. Und zwar wieder zurück durch die ganze Stadt und mit 15 Kilometern Umweg.
    Ich halte direkt auf die Mautstation zu und frage, ob ich einfach das kleine Stück mit dem Fahrrad fahren könnte. Mit der gestikulierten Antwort, dass das klar geht, fühle ich mich nach Albanien zurück versetzt. Hinter der Station steht ein Streifenwagen der Polizei. Auch ihn frage ich. Erschreckt guckt er vom Telefon auf. Gut, scheinbar scheint sich hier niemand dafür zu interessieren. Ich nutze die Gunst der Stunde und fahre zum Abzweig in die Berge.

    Nach sechs Kilometern wird es ruhiger und der Verkehr nimmt ab.
    Aber die Straße bleibt gut. So lässt es sich bequem in die Berge hoch schieben. Die Landschaft ist wunderschön und so genieße ich den Tag in vollen Zügen.

    Aber ich muss ausblenden, was verkehrstechnisch um mich herum geschieht.
    Bis ich die Kuppe erreiche, bin ich, zum Glück nur fast, die Ursache von mindestens sechs Unfällen. Jeder guckt nur auf mich und nicht auf den umgebenden Verkehr. Egal, ob ich stehe, oder fahre. Überall kommen die Leute nur mit wenig Abstand ohne Unfall davon.

    Einmal hätte es um Haaresbreite mich erwischt.
    Ich gucke in genau dem Moment nach hinten, als ein Auto mit sicher weniger als einem Meter hinter mir ist und ein anderes neben jenem. Was war passiert? Natürlich guckt man sich nicht um, wenn man gleich vor hat zu überholen! Man guckt den Radfahrer wie ein Schaf an und fährt dann raus.
    Huch! Doch nicht. Es ist ja jemand neben mir.
    Was bleibt ist die Vollbremsung, die dem Kosmos sei dank geglückt ist.

    Ich versuche mich nicht aufzuregen. Aber dennoch bleibt mir der Grund für soviel Dummheit und dem bloßen Unwillen, sich um andere zu kümmern und mal sein Gehirn einzuschalten, nach wie vor verwehrt. So nett die Leute auch sind.
    Aber Weitblick im Leben ist der Grund für Fortschritt. Das ist es, was den Hirten von seinen Schafen unterscheidet. Alles andere ist schlimmer noch als Stagnation. Es ist sicherer Rückschritt.
    So erreiche ich also die Kuppe und damit auch den Abzweig nach Barzok.
    Von Narges und Ramin habe ich von einem Freund gehört, der hier wohl ein Hostel betreibt. Sie meinten zuerst, dass es 20 € die Nacht kosten würde. Ich rufe an und verhandle.
    Er meint, ich solle ihn besuchen und geben, was ich für angemessen halte.
    Also entscheide ich mich gegen mein Zelt und eine kalte Nacht und fahre hinauf nach Barzok.

    Wenn ich den Markt erreiche, solle ich nochmal anrufen. Plötzlich schickt er mir seinen Standort.
    Das sehe ich aber erst nach drei Kilometern Auffahrt. Nun zeigt sich mir, dass noch vier weitere vor mir liegen.
    Glückwunsch! Das fahre ich morgen alles wieder zurück. Zwar bergab, aber dennoch kostet es Zeit.
    Was mich aber am meisten stört, ist dass nochmal mehrere hundert Höhenmeter hinzu kommen.

    Die Straßen sind vereist, es liegt überall Schnee und so komme ich erschöpft und leicht frierend an.
    Nachdem ich von den 20 € pro Nacht gehört hatte, habe ich nach einem dementsprechenden Hostel Ausschau gehalten. Was ich finde verschlägt mir die Sprache.
    Fassen wir zusammen: Es ist außer der Saison, fernab von der Hauptstraße und die Verhältnisse sind so, dass niemand auf die Idee kommen würde, auch nur ansatzweise dafür diesen Preis aufzurufen. Nichtmal in Kroatien und zur Hauptsaison.

    So verbringe ich den Abend mit lesen und hole zum Schlafen meinen Schlafsack und die Wintersachen heraus. Das Bad benutze ich nur, um meine Zähne zu putzen.
    Es ist schlicht zu kalt. Selbst der Toilettengang ist unangenehm.
    Ich schnappe mir Elch und begebe mich ins Reich der Träume.

    Song des Tages
    Cocaine - Eric Clapton
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