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  • Day 29

    Campeche 🤠🥳⏳

    June 27, 2022 in Mexico ⋅ 🌧 26 °C

    Jetzt hab ich euch am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Aber es ist auch viel passiert und ich hatte keine Muße zum Schreiben.

    Mein Schwiegeropa ist nach vielen unschönen Jahren gestorben. Es ist eine Erlösung und Schmerz zugleich.

    Kurz danach hatte Luisa viele schlimme Bauchschmerzen und Verstopfungen. Nachdem wir alles mögliche versucht haben, sind wir letztendlich im Krankenhaus gelandet. Ich möchte es nicht weiter vertiefen. Es war für uns alle vier der blanke Horror. Ich möchte es nicht weiter vertiefen. Es sei nur noch gesagt, dass die medizinische Versorgung hier hervorragend ist! Der Horror lag also nicht an der Versorgung, sondern einfach an der ganzen Situation. Luisa ist mittlerweile wieder wohl auf und das ist die Hauptsache.

    Nach ein paar weiteren Tagen hat zuhause in Deutschland ein kleiner Tornado zusammen mit Hagel unser ganzes Grundstück verwüstet. Alle Dachfenster eingeschlagen usw... Auch hier verschone ich euch mit Details. Es ist und war sehr nervenaufreibend. Zum einen bin ich weit weg und bin darauf angewiesen, dass Freunde und Familie anpacken. Zum anderen erwärmt es mein Herz wie groß die Helfertruppen waren, die an vielen Tagen bei uns zu Hause im Einsatz waren. Was mir allerdings niemand abnehmen kann ist die Korrespondenz mit den verschiedenen Versicherungen. Ich könnte Teilweise mit meinem Handy keine Mails verschicken. Teilweise kein Internet. Und telefonieren geht sowieso nur über WhatsApp. Und ich hab immer nur morgens bis 10 Uhr Zeit etwas zu erledigen, weil es dann in Deutschland schon wieder 17Uhr schlägt.

    In all diesen Tagen waren wir in Campeche unterwegs. Auch wenn wir nicht ganz soviel unternommen haben, gab es doch wieder mehr Eindrücke, als dass ich alles mit euch teilen könnte.

    Ein paar Versuche:

    Campeche ist eine wunderschöne Stadt. Sie ist nicht so klein und romantisch wie Valladolid, aber auch nicht so groß und hektisch wie Merida. Es war genau richtig. Das Stadtzentrum ist auf der Karte schön zu erkennen. Es ist teilweise von gut erhaltenen Stadtmauern umgeben. Das Zentrum ist verkehrsberuhigt, da hier viele Straßen für Autos gesperrt sind. Stattdessen findet man dort viele Restaurants, die dort ihre Tische und Stühle aufstellen. Hier sind die Gebäude sie fast überall sehr niedrig, also meinstens nur eine Etage. In den Restaurant-Straßen verbinden die Hausdächer kleine Fähnchen und Lampen. Sehr gemütlich. Wir gehen so durch die Straßen. Ein Restaurant und Geschäft reiht sich an das Nächste. Wie in einer bayersichen Altstadt. Nur zwischendrin glotzen wir plötzlich in ein Wohnzimmer, wo die Leute sitzen, ratschen oder einfach nur Fernsehen. Zwischen den Geschäften reihen sich immer wieder Wohnhäuser. Offensichtlich aus Platzmangel gibt es hier auch keinen Eingangsbereich oder so. Tür auf, Zack biste im Wohnzimmer. Und die Türen sind halt meistens offen. Zu dem ist Campeche eine der saubersten und zugleich eine der ältesten Städt des Landes. Auch lassen wir uns sagen, dass man ohne weiteres auch nachts auf die Straße gehen kann, und das machen wir auch. Hier ist gegen 20 Uhr Sonnenuntergang. Das ist es oft nicht möglich, schon zufrieden und satt in Hotelzimmer zu sein.

    Auch wenn Campeche sehr sauber ist, so haben bisher alle Städte etwas gemeinsam. Die Toiletten sind unter aller Sau. Also nicht in den Hotels. Aber in öffentlichen Klos oder im Restaurant. Ich könnte nur ein Buch über die Toiletten Mexikos schreiben. Aber ich verspreche euch, es bleibt beim "könnte".

    Weiter zur Stadt. Direkt neben dem Stadtmauern ist der berühmte, beliebte und belebte MERCADO. Ein überdachter und sehr verschachtelter Markt auf dem man einfach alles kaufen kann. Es ist ein wahres Labyrinth mit teils sehr engen oder niedrigen Gängen. Klamotten, Obst, Gemüse, Fleisch, Taccos, Elektronik, Blumen, Schuhputzer... Alles. Man muss es gesehen haben. Es ist kein Touri-Markt wie man in aus dem Türkei-Urlaub kennt. Es ist ein normaler Einkaufsmarkt für die Leute des Landes. Weit und breit sind wir die einzigen Kartoffeln. Ein deutscher Ordnungshüter würde hier die Fleischverkäufer nicht dicht machen. Er würde nämlich vorher tot umfallen. Aber andrerseits wir es hier ja von allen gegessen und sterben ja auch nicht an Gammelfleischeritis. Natürlich gibt es hier Fliegen, Ameisen, Schaben und die Böden sind nicht desinfiziert. Aber übertreibt es Europa auch vielleicht mit der Hygiene? Der Edelstahltische ist sauber, das Fleisch ist frisch, das Messer ist sauber, die Hände sind gewaschen und eine Ventilator ist aufs Fleisch gerichtet und hält die Fliegen fern. Ist doch ok oder? Wir sind zum Glück aktuell in einem Hotel untergebracht und kochen nicht selbst. Daher muss ich es nicht auf die Probe stellen. Zwei Mal finden wir uns auf dem Markt wieder und schieben leckere Panuchos untere unsere Nasen rein. Panuchos sind eigentlich Taccos, nur dass die Tortillas vor der belegen kurz frittiert werden. Herrlich. Die eine Señora und ihre Tochter himmeln unsere Kinder ununterbrochen an, während wir am Essen sind. Aber das kennen wir ja schon. Wir bekommen jedes Mal das pure Erstaunen entgegengebracht, wenn wir erzählen, dass wir aus Deutschland kommen. Wenn hier mal Touristen sind, dann wohl hauptsächlich aus USA und Kanada.

    A pros pros USA. Auch hier ist Alkohol in der Öffentlichkeit verboten. Bei den Kneipen sind die Türen stets weit geöffnet und Musik dröhnt heraus. Aber unmittelbar nach dem Eingang stehen großen Raumtrenner, damit man keinen Blick reinwerfen kann. Man könnte ja sehen wie jemand Bier trinkt. Biertrinken im Straßencafe ist ja auch erlaubt, aber ich denke, dass der Anblick einer Kneipe von innen dann doch zuviel wäre. Also nicht für mich, aber wohl für den prüden Mexikaner. Eines Abend will ich eine Kleinigkeit besorgen und habe blöderweise gleichzeitig Bierdurst. Und wie es der Zufall so will gehe ich an einer Kneipe vorbei. Also gehe ich rein, mit dem Vorhaben "ein" Bier zu trinken. Schließlich wartet meine Familie im Hotelzimmer auf mich. Es ist dunkel, es ist laut, es wird gelacht und es wird gesoffen. Der Inhaber belächelt, weil ich nur ein Glas Bier wollte. Er verkauft hier nur 1,5Liter-Flaschen mit einem Becher dazu. Ich bin hier also falsch. Die Muchachos in der Kneipe sehen das aber anders. Sie wollen, dass ich mich dazu setze und fragen mich welches Bier ich will. Schweren... Schweren Herzens sage ich "No gracias" und gehen. Meine Familie wartet ja auf mich. Leider oder zum Glück? Das darf sich jetzt jeder selber denken.

    Überhaupt gibt es hier ganz schöne Bierliebhaber. Gegenüber von unserem Hotel sitzen mehr oder weniger den ganzen Tag eine Horde Männer und Litern das Hopfengold in sich rein. Und das auch schon morgen um halb 9. Die gängige Flaschengröße kennt ihr ja jetzt schon. Am Wochenende auch gerne mit Lautsprecher und landestypischer Musik. Zu deren Glück oder genau deswegen ist gleich nebenan eine winzige Tienda (so heißen hier die kleinen Läden). In Summe kann man hier Bier und Chips kaufen.

    Hast du eine Vorliebe für Masken? Dann bist du hier richtig. In Campeche trägt man Maske. Nicht weil man muss, sondern es wird einfach gemacht. Im Geschäft, im Auto, auf der Straße, an der Strandpromenade, auf dem Fahrrad. Überall.

    Nun ein paar Takte zum Straßenverkehr. Jule beteuert regelmäßig wie froh sie ist, dass wir hier nicht mit einem Auto unterwegs sind. Ich selbst fände es sehr aufregend. Aber ein Leihwagen passt eh nicht zu unserer Art Trip. Wir müssen mit Bus, Collectivo und Taxi auf nichts verzichten. Lust auf eine Quizfrage? Warum gibt es hier keine Blitzer? Weil man eh nicht wirklich "rasen" kann. Überall sind Speedbumps und man muss eh runterbremsen. Und überhaupt sind die Straßen so schlecht, dass man hauptsächlich mit Schlaglöchern ausweichen beschäftigt ist. Gerne fehlt auch einfach mal ein Gullideckel. Das passiert übrigens auch oft auf dem Gehweg. Die Laterne ist also hierzulande des Smartphone-Zombies kleinster Feind. Aber wir waren ja bei den Straßen. Also ein Gullideckel hier fehlt (warum auch immer) dann ist das halt so. Oder sie legen einfach einen sehr großen Stein vor das Loch, damit man das Loch besser erkennt. Falls man schläft, dann hat man doppelt Glück. Man rumpelt mit dem Reifen über einen fetten Brocken und fällt anschließend umso tiefer in das Loch. Aber wenn dem Mexikaner irgendwas so Wurst ist wie die schlechten Straßen, dann sind es Beschädigungen am Auto. Hier zählt nur Funktionalität. Naja und eigentlich nicht Mal das. Er reicht offensichtlich, wenn man "vielleicht" von A nach B kommt. Hab hier noch niemandem nach einem kleinen Rempler aussteigen sehen. Warum auch? Der Motor läuft? Läuft! Achja und die Motorkontroll-Leuchte leuchtet hier offensichtlich serienmäßig an Werk. In Deutschland wird überlegt, wie man die Anzahl der Autos auf der Straße reduzieren kann wegen CO2 und so. In Mexiko müsste man nur den TÜV einführen. Dann wären über Nacht 90% der Autos aus dem Verkehr gezogen. Übers Hupen habt ihr bereits gelesen. In ganz kleinen Orten gibt es dazu keinen Grund. In großen Städten gibt es ein gut ausgebautes Verkehrsleitsystem, also auch wenig hupen. In mittelgroßen Städten wird viel gehupt. Aber niemand schimpft. Man hupt um zu kommunizieren. Hupen kann heißen: ich will zuerst; du darfst zuerst; mein Taxi ist Grad frei; Vorsicht ich überhole jetzt; jetzt wird's saueng aber ich werde nicht bremsen; und vieles andere!

    Kennt ihr das, wenn man so einen richtig verschwitzten Typen sieht. Warum der wohl so schwitzt? Warum zieht der sich nicht was luftigeres an? Muss der jetzt zu einem wichtigen Termin? Ist ihm das peinlich? Hat der was zum Umziehen dabei? Hier stellt man sich diese Fragen nicht. Hier schwitzt man einfach. So wie man eben atmet.

    Essen. Haben wir darüber schon geredet? Wir gehen unglaublich gerne frühstücken. Aber je kleiner die Orte werden, desto schwieriger ist es. So richtig gefrühstückt wird hier nicht. Die Gerichte sind die selben zu jeder Tageszeit. Meistens finden wir trotzdem etwas, wo es zumindest Obstsalat, Rührei und Pancakes gibt. Da ich nur schwarzen Kaffe trinke, komme ich meistens auf meine Kosten. Selten war er schlecht, jedoch einmal wirklich grausam, zum fürchten. Cappuccino Lover haben es hier auch schwer. Meist verbirgt sich dahinter nur ein Milchkaffee. Aber ist ja nicht lebenswichtig. Am restlichen Tag können wir über das Essen nicht klagen. Die mexikanische Küche ist vielseitig und die amerikanischen Klassiker bekommt man auch. Gutes Chinafood gibt's hier genau so, wie italienische Gerichte. Wobei die Mexikaner wahrlich keine Pizzabäcker sind. Aber wer kann schon alles. Wir können an einer Hand abzahlen, wie oft es uns nicht geschmeckt hat. Schön. Essen bekommt man überall. Gefühlt an jeder Straßenecke. Auch bei Busfahrten, schneit immer wieder mal ein Verkäufer rein. Dann kann man Obst, Wasser, Chips oder Empanadas kaufen. Und das ist manchmal wirklich praktisch. Nur gibt es hier eine tote Zeit was Essen angeht. Ich würde sagen von 14:30 Uhr bis 19:00 Uhr. Wer da Hunger hat, der muss lange suchen. Dafür sind die Nächte lang.

    Auch in dieser Gegend schauen wir uns Maya Ruinen an. In Campeche finden wir ziemlich schnell die Stelle, wo die klapperigen Kleinbusse zu den nahegelegenen Ruinen fahren. Wir sitzen bei Affenhitze 45min im Bus und warten auf du Abfahrt. Würden wir draußen im Schatten warten, dann würde sich der Bus füllen und wir hätten keinen Platz. Zum Glück schaut wieder alle paar Minuten ein Verkäufer vorbei mit Wasser, Säften und Obst. Und ja, wir kaufen auch wieder Chips. Es geht los. Mitten in der Pampa schmeißt uns der Fahrer bei den Ruinen raus und sagt, dass er uns in 2,5 Std wieder abholt. Und dann beginnt der Horror. Wir sind mit kurzen Hosen, Shirt und FlipFlops unterwegs. Das ist soweit nicht schlimm. Aber hier Wimmelt es erstmals von Moskitos. Riesige, hässliche blutsaugende und furchteinflößende Monster. Wenn wir für 5 Sekunden still stehen, hängen an jeder freien Körperstelle diese Biester. Man kann es sich nicht vorstellen. Wir haben unser Mückenspray daheim vergessen und es gibt keine Möglichkeit von hier wegzukommen. Während wir versuchen in flottem Schritt ständig in Bewegung zu bleiben, fuchteln wir mit unserem Armen und klatschen uns auf die Unterschenkel. Von weitem sehen wir in etwa aus wie 2 flüchtende Schuhblattler die vor 2 schreienden Kinder weglaufen. Nach etwa 15min langen Minuten hat jemand Mitleid mit uns und gibt uns etwas von seinem kostbaren Mückenmittel ab. Der Horror ist gebannt. Die Kinder weinen allerdings weiter. Es ist hier zwar sehr cool, dass man auf die Ruinen hochklettern darf, aber ohne Fotos hätte ich kaum eine Erinnerung daran. Die Mücken haben es einfach überschattet. Mittlerweile lachen wir darüber und haben etwas gelernt. Erstens: Niemals Mückenmittel vergessen. Zweitens: Es kann nur noch besser werden.

    Zuhause ist eine Abkühlung notwendig. Diese genehmigen wir uns im Pool. In sämtlichen Hotels haben wir mehr oder weniger einen Privatpool. Ganz einfach weil wir zumeist ganz alleine im Pool sind. Wir können uns benehmen wie die letzten Voll-Honks. Schön.

    Campeche selbst liegt zwar an der Küste, hat aber keinen Badestrand. Ein paar Kilometer weiter liegt allerdings ein kleines Kaff. Dort gibt es einen schönen Strand. Es ist aber abgeperrter Bereich und am zahlt 2€ oder so Eintritt. Es ist überraschend groß und sauber. Überall stehen so kleine Strohdächer die Schatten spenden. Für 1€ kann man sich liegen ausleihen. Unverschämt teuer oder? Nur gibt es einen Haken - zumindest empfinde ich es so. Als Pfand akzeptieren sie nur meinen Reisepass. Hierzu muss man folgendes wissen: Ausländer die hier ohne Reisepass in eine Kontrolle geraten, kommen ohne Umwege ins Gefängnis und werden teils monatelang ohne Telefon oder Handy festgehalten. Aber was soll's, wir wollen ja schließlich nicht im Sand liegen. Auch haben wir eine persönliche Bedienung, die uns Eis und Getränke direkt an die Liege bringt. Es sind wohl gewohnt wenige Menschen hier, dafür umso mehr Schmetterlinge die ihre Bahnen ziehen. Wir setzen uns an den Strand und lassen uns anspülen. Es dauert nicht lange und es begrüßen uns kleine Fischlein die neugierig um unsere Füße kreisen. Gerade erst kennen gelernt und sie haben uns schon zum Fressen gern. Wir bekommen kostenlos eine Hautschuppen-Entfernung. Jetzt sind wir auch hungrig. Wir gönnen uns zu viert eine riesige Fischplatte. Lecker. Klingt im Nachhinein ein bisschen makkaber. Aber gleiches Recht für alle. Liebe Veganer, bitte seht es mir nach.

    Das war ein winziger Bruchteil von unserem Aufenthalt im Campeche. In Kürze folgt ein Bericht über Palenque. Dort waren wir ein paar Tage bis einschließlich gestern.

    SALUDOS A TODOS!
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