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- Day 6
- Friday, June 13, 2025 at 1:58 PM
- ☀️ 18 °C
- Altitude: 16 m
GermanyAhlbeck53°56’22” N 14°11’29” E
Kaiserbad Ahlbeck - Nizza des Nordens

Wir hatten einen Plan: Die drei Kaiserbäder zu erlaufen – stilecht von Ahlbeck bis Bansin, wie einst die Berliner Sommerfrischler mit Zylinder und Spitzenhandschuhen. Unser Auto ließen wir strategisch in Bansin stehen, um uns dann vom Bus in Ahlbeck direkt an die elegante Promenade spucken zu lassen.
Zuerst: der Klassiker. Die Ahlbecker Seebrücke – stolz und unverändert, ein Wahrzeichen seit 1899. Die berühmte Jugendstil-Standuhr von 1911, die sonst am Zugang steht, ist allerdings gerade in Restauration und daher leider nicht zu sehen. Sie wurde von einem Berliner Unternehmer gestiftet – angeblich als Geschenk an eine Geliebte, mit der er regelmäßig in Ahlbeck verweilte.
Wir gingen zum Strand runter. Dort wehte ein kräftiger Wind, der an Schuhe ausziehen nicht denken ließ – eher musste man das Hütchen festhalten, damit es nicht davonflog. Trotzdem war die Ostsee da – wild und frisch, und Margriet begrüßte das Meer mit einem Lächeln, das alle Sturmböen wettmachte.
Zurück auf der Promenade schlenderten wir vorbei an der Kulturmuschel – wo bald wieder Konzerte erklingen – und staunten vor dem imposanten Ahlbecker Hof. Ich fragte Margriet spontan, ob wir einen Blick hineinwerfen wollen. Sie wollte gerade zögerlich ablehnen, da packte sie sich doch ein Herz – und stieg hinauf über den roten Teppich wie eine Herzogin auf Urlaub. Innen: Jugendstil vom Feinsten, historische Fotos mit echten Schnurrbärten, und der Hauch der kaiserlichen und königlichen Monarchie lag noch in der Luft. Ein Grandhotel, wie es im Buche steht.
Draußen war Margriet kaum zu bremsen. "Da eine Villa! Und da noch eine!" – Jugendstil, Türmchen, Erker, Veranden mit Spitzengardinen. Wir liefen, staunten, fotografierten, staunten weiter. Hier promenierte einst Kaiser Franz Joseph (angeblich inkognito), und auch Marlene Dietrich soll hier ihre erste große Inspiration gespürt haben – vielleicht lag’s am Wind, vielleicht am Licht, oder vielleicht doch an der Aussicht auf gesellschaftliches Rampenlicht im Badekarren.
Ahlbeck war ein Traum aus weißem Stuck, aus Geschichte und Geschichten. Skandale um zu kurze Badekleider, konspirative FDGB-Kaffeepläuschchen im Kalten Krieg, die feine Gesellschaft Berlins gab sich hier einst die Klinke in die Hand – jetzt durften wir mal eben in ihren Fußstapfen flanieren.
Und dann – wie es sich gehört – der nahtlose Übergang nach Heringsdorf. Keine Grenzen, kein Schild – man ist einfach drin. In einem neuen Kapitel, auf dem Weg zum nächsten Glanzpunkt der kaiserlichen Ostsee.Read more