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- Day 8
- Sunday, June 15, 2025 at 4:02 PM
- ☁️ 23 °C
- Altitude: 53 m
GermanyTroisdorf50°48’34” N 7°5’53” E
Ankommen, Innehalten, Erinnern

Wir kamen heim mit knurrendem Magen, müden Füßen und einem Navi, das sich mehrmals selbst verfluchte. Die A1 war gesperrt, der Himmel halb beleidigt, und irgendwo bei Bremen hatten selbst die Kühe auf den Umleitungswiesen Mitleid mit uns. Aber kurz vor sechs, als das vertraute Straßenschild auftauchte, fiel alle Anspannung von uns ab – wir waren da. Daheim. Ein Ort, an dem die Kaffeekanne weiß, wo sie hingehört.
Ich kochte etwas Einfaches, aber Herzhaftes. Nichts, was in Paris auf einer Karte stehen würde, aber Margriet nickte zufrieden. Wir aßen schweigend. Und dann sprachen wir. Über das, was war. Über die Woche, die so reich war, dass man sie kaum in Worte fassen kann – aber ich versuch’s trotzdem.
LIEBE MARGRIET,
Du hast in dieser Woche etwas geschafft, das mir tiefen Respekt abringt – und ich sag’s jetzt einfach mal ganz deutlich: Ich verneige mich.
Du bist 85 Jahre alt. Und du bist in acht Tagen 76 Kilometer zu Fuß gegangen – 120.000 Schritte! Dazu 16 Kilometer gepaddelt, gegen Wind, gegen Wellen, aber nie gegen dich selbst. Du hast das alles mit einer solchen Selbstverständlichkeit gemacht, dass ich manchmal vergessen habe, wie besonders du bist.
Ob du am Weststrand unter dem Regenschirm Schwarzriesling getrunken hast, im Nordstrand Kleckerburgen gebaut, im Darßer Urwald den Schuhplattler gegen Mücken getanzt oder mit einer „Betty Boo“-Pose in die eiskalte Ostsee gestiegen bist – du hast jedem Tag deinen ganz eigenen Glanz verliehen.
Ich glaube, wir beide wissen, dass du ab morgen erstmal Urlaub vom Urlaub brauchst. Du wirst an deiner Nordsee ankommen, vielleicht mit müden Beinen, aber mit einem Herz, das voller Geschichten schlägt. Geschichten von Weite, von Wind, von Wald und von diesen kleinen stillen Momenten, die sich für immer in unser Gedächtnis schleichen.
Und dann war da noch unser gemeinsamer Filmabend:
„Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“.
Eine Geschichte über Anstand. Über Träume. Über den Mut, sich etwas zuzutrauen, auch wenn man in der zweiten Lebenshälfte steckt – oder vielleicht gerade deswegen. Wir sahen uns an, lachten über Mrs. Harris’ Reise, verstanden jedes bisschen ihrer Sehnsucht.
Ich weiß nicht, ob es Zufall war – oder Schicksal –, aber ich habe dich darin gesehen. Eine Frau mit Stil, mit Würde, mit Träumen. Mit einem feinen Gespür für das Gute im Leben – und einem unerschütterlichen Glauben daran, dass es nie zu spät ist, sich selbst etwas zu schenken.
Jetzt, da du morgen nach Hause fährst, will ich dir einfach noch sagen: Danke.
Danke, dass du mich begleitet hast.
Danke für deine Neugier, deinen Humor, deine unbändige Energie.
Danke, dass ich dir meine Heimat zeigen durfte – und dass du sie so offenherzig aufgenommen hast.
Diese Woche wird mir unvergesslich bleiben.
Und du sowieso.
In tiefer Dankbarkeit,
Mandy ;0)...Read more