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  • Day 8

    Ho Chi Minh City

    April 8 in Vietnam ⋅ ☀️ 33 °C

    Ho-Chi-Minh-Stadt (vietnamesisch Thành phố Hồ Chí Minh) ist die größte Stadt und das wirtschaftliche Zentrum Vietnams.[1] Unter ihrem alten Namen Saigon (Sài Gòn), der weiterhin parallel zu Ho-Chi-Minh-Stadt verwendet wird, war sie bis zum April 1975 Hauptstadt der Republik Vietnam. Die Nordvietnamesische Volksarmee besetzte im März / April 1975 Südvietnam und Ende April 1975 dessen Hauptstadt Saigon; damit endete der Vietnamkrieg (siehe unten). Saigon wurde 1976 nach dem nordvietnamesischen Staatschef Ho Chi Minh (1890–1969) benannt.

    Im Verwaltungsgebiet der Stadt leben ca. 8,9 Millionen Einwohner (Volkszählung 2019).[2]
    Ho-Chi-Minh-Stadt hat außer der Kernstadt kein zusammenhängendes Stadtgebiet. Außerhalb des Kerns dominiert eine ländliche Siedlungsstruktur. Sie ähnelt einer kleinen dicht besiedelten Provinz.
    Die Stadt liegt nördlich des Mekong-Deltas auf dem rechten Ufer des Saigon-Flusses. Sie ist Industriestadt, Verkehrsknoten und Kulturzentrum mit Universitäten, Museen, Theatern, Kinos, Baudenkmälern und Parks.

    Ho-Chi-Minh-Stadt erhielt seinen Namen im Jahre 1976, nachdem Nord- und Südvietnam wiedervereinigt worden waren. Der alte Name Saigon (vietnamesisch Sài Gòn) ist in Vietnam umgangssprachlich insbesondere für den städtisch geprägten Kern (1. Bezirk) der heute offiziell als Thành Phố Hồ Chí Minh bezeichneten Verwaltungseinheit nach wie vor in weitem Gebrauch. Auch im Ausland ist der alte Name Saigon noch in Verwendung.
    Ursprünglich trug sie den Namen Prei Nokor (Khmer-Sprache: Dorf im Wald). Die Bezeichnung Sài Gòn ist eine Übersetzung dieses Namens ins Vietnamesische.
    Als Abkürzung wird oft TP. HCM bzw. HCMC oder HCM City (vietnamesisch beziehungsweise englisch) verwendet.
    Die Stadt erhielt ihren Namen nach Ho Chi Minh, welcher im September 1945 die Demokratische Republik Vietnam proklamiert und später die Führung des Landes als Staats- und Ministerpräsident übernommen hatte. Nach der Teilung Vietnams als Folge des Indochinakriegs 1954 wurde er Präsident der im Norden liegenden Demokratischen Republik Vietnam.

    Historiker und Archäologen fixieren die Gründung des Ortes zwischen dem 1. und 6. Jahrhundert: das Volk der Khmer hatte hier ein Fischerdorf gebaut. Zu dieser Zeit lebten in der Region noch keine Vietnamesen. Die Herrschaft über das Gebiet besaß nominell das weiter im Westen liegende Reich Funan. Später wurde Funan von dem Volk der Kambuja eingenommen, die zum Reich Chenla gehörten, das seinerseits später in Angkor aufging. Diese machtpolitischen Verschiebungen hatten aber kaum Einfluss auf das kleine Fischerdorf.
    Das Land war von derart unzugänglichen Wäldern und Sümpfen umgeben, dass die dort lebenden Khmer-Fischer ihre Siedlung Prei Nokor (Dorf im Wald) nannten. Doch aufgrund seiner Lage auf festem Boden, unmittelbar nördlich des sumpfigen Deltas und auf drei Seiten von schiffbaren Wasserwegen umgeben, begann der Aufstieg des Ortes.
    Als Chenla vom Khmer-Reich Angkor vereinnahmt worden war, das bis zum 15. Jahrhundert die Herrschaft über die Region hatte, erlebte Prei Nokor eine erste Blüte als Umschlaghafen für kambodschanische Schiffe, die den großen Mekong-Fluss befuhren. Bis zum 17. Jahrhundert entstanden dort eine Garnison und eine Handelsgemeinde, zu der auch malaiische, chinesische und indische Händler gehörten.

    Die Entwicklung einer derart dynamischen Siedlung musste zwangsläufig die Aufmerksamkeit des Nordens auf sich ziehen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts hatten die Vietnamesen auf ihrem Marsch nach Süden das an das Khmer-Reich angrenzende Champa erobert, und im Verlauf des folgenden Jahrhunderts wurde die gesamte Region von der in Huế herrschenden Nguyễn-Dynastie eingenommen. Es wird dem vietnamesischen Adeligen Nguyen Phuc Chu zugeschrieben, aus dem Ort wieder eine nennenswerte Siedlung gemacht zu haben. Er wurde 1698 in die Region entsandt, um Verwaltungsstrukturen aufzubauen. Mit den neuen Herrschern kam auch ein neuer Name, Saigon, der vermutlich von dem vietnamesischen Wort für den Kapokbaum abgeleitet ist.
    Als 1771 die Tây Sơn-Rebellion ausbrach, flüchtete Nguyễn Phúc Ánh, der geschasste Machthaber der Nguyễn-Dynastie, von Huế Richtung Süden nach Saigon. Nachdem er die Stadt zu seiner vorläufigen Hauptstadt erklärt hatte, ließ er sie vollständig mit Mauern umgeben und zur Festung ausbauen. Die achteckige Zitadelle Gia Dinh wurde auf den Rat seiner Geomantiker hin nach dem Vorbild einer blühenden Lotusblume gestaltet. Als Nguyễn Phúc Ánh nach der Niederschlagung des Aufstandes 1802 als Kaiser Gia Long nach Huế zurückkehrte, blieb Saigon sein regionales Verwaltungszentrum im Süden.
    Die Armee, von der die Tây Sơn-Brüder bezwungen wurden, umfasste auch eine militärische Einheit der Franzosen, die in der Folge sieben Jahrzehnte mit den Vietnamesen um die Kontrolle über die Region rangen, um einen festen Handelsposten in Asien zu errichten.

    Französische Kolonialzeit

    Schließlich besetzte die französische Armee am 17. Februar 1859 Saigon unter dem Vorwand, unter Kaiser Tự Đức würden die französischen Missionare verfolgt. Durch den am 5. Juni 1862 geschlossenen Vertrag von Saigon wurde die Stadt zur Hauptstadt der französischen Kolonie Cochinchina erklärt.
    Die heutige Ho-Chi-Minh-Stadt verdankt ihr Erscheinungsbild und ihren Charakter vor allem den französischen Kolonisten. Im Rahmen eines breit angelegten Programms öffentlicher Bauvorhaben wurden Kanäle zugeschüttet und Sumpfgebiete trockengelegt. Dampfstraßenbahn-Linien wurden eingerichtet und verkehrten auf dem strengen Gitternetz der von Tamarinden gesäumten Straßen, die in den 1930er Jahren solch „unvietnamesische“ Namen trugen wie Boulevard de la Somme oder Rue Rousseau.

    Es entstanden auffällige Beispiele europäischer Architektur, während zahlreiche Cafés und Boutiquen eröffnet wurden, um die Bedürfnisse der Europäer zu befriedigen. Die Stadt war so sehr von einer französischen Atmosphäre durchdrungen, dass der englische Schriftsteller Somerset Maugham, der Saigon in den 1920er Jahren besuchte, sie mit einer kleinen Provinzstadt in Südfrankreich verglich und als unbekümmerte und fröhliche Kleinstadt beschrieb. Peter Scholl-Latour beschrieb Saigon in seinem Buch Der Tod im Reisfeld: 30 Jahre Krieg in Indochina als die eleganteste und kultivierteste Stadt Asiens in jener Ära.
    Die großen Gewinne, die die colons (Siedler) aus dem Export von Kautschuk und Reis über Saigons rasch wachsenden Überseehafen abschöpften, investierten sie teilweise wieder in die Entwicklung der Stadt. Die Lebensbedingungen der Vietnamesen waren während der französischen Kolonialherrschaft indes sehr schwer. Ihr Widerstand äußerte sich vor allem in Form zahlreicher Streiks in den 1920er und 1930er Jahren. Die Nationalbewegung erstarkte aber erst, nachdem der Zweite Weltkrieg Südostasien erreicht hatte. Am 28. Juli 1941 nahmen japanische Truppen Saigon ein.
    Unabhängigkeit und Indochinakrieg
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    Nach der Ausrufung des Waffenstillstands zwischen Japan und den Alliierten am 19. August 1945 begannen die Việt-Minh-Guerillas die Macht in Vietnam zu übernehmen. Dieser Prozess, der als Augustrevolution in die vietnamesische Geschichte einging, war mit der Befreiung Saigons am 28. August 1945 abgeschlossen. Die nun gewonnene Freiheit nutzte Hồ Chí Minh dazu, am 2. September 1945 in Hanoi die Unabhängigkeit Vietnams zu verkünden.
    Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, bekam die britische Armee den Auftrag, die japanischen Truppen im südlichen Vietnam zu entwaffnen. Als die Briten am 13. September 1945 in Saigon eintrafen, verhalfen sie den Franzosen sogleich wieder an die Macht und schufen damit die Grundlage für einen 30 Jahre andauernden Krieg. Nach anfänglichen Zugeständnissen an die Việt Minh entschloss sich die französische Verwaltung im Dezember 1946, die Organisation militärisch zu beseitigen und den alten Status der Kolonie wiederherzustellen.
    Während der Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag kam es am 14. Juli 1949 in Saigon zu Unruhen, bei denen 22 Personen getötet und 118 verletzt wurden.
    Vom Indochinakrieg gegen die Franzosen blieb Saigon weitgehend verschont, denn die Kämpfe wurden überwiegend in ländlichen Regionen ausgetragen. Der Krieg endete mit der Kapitulation der Franzosen am 7. Mai 1954 nach der Schlacht um Điện Biên Phủ im hohen Norden des Landes, als sie durch die Việt Minh besiegt wurden. Davor hatten sie aber Kaiser Bảo Đại installiert, der Saigon zur Hauptstadt seines Reiches machte. Nach der Teilung Vietnams in Nord- und Südvietnam blieb Saigon Hauptstadt des südlichen Teils unter der Regierung von Präsident Ngô Đình Diệm.

    Vietnamkrieg

    Während des Vietnamkriegs waren ab 1965 zehntausende US-amerikanische Soldaten in Saigon stationiert, wovon die lokale Wirtschaft profitierte, was aber auch zur Entwicklung von ausufernder Prostitution führte. Die Kriegsjahre forderten einen schweren Tribut: Durch die Flächenbombardements der US-Amerikaner in den ländlichen Regionen kamen mehrere Millionen Flüchtlinge in die relativ sichere Stadt.
    Die blutige Niederschlagung einer Demonstration von buddhistischen Mönchen im Sommer 1963, bei der sich einige Mönche verbrannten, führte zum Ausbruch der Buddhistenkrise. Am 1. November 1963 stürzten in Saigon Generäle der südvietnamesischen Armee die Regierung Ngô Đình Diệm. Der erste Präsident der Republik Südvietnam und mehrere Mitglieder der Regierung wurden hingerichtet. Während der Tet-Offensive gelang dem Vietcong am 31. Januar 1968 ein sehr symbolträchtiger Angriff auf die US-amerikanische Botschaft in Saigon. Allerdings wurden die 19 Kämpfer, die das Botschaftsgebäude stürmen wollten, getötet, bevor sie das Gebäude betreten konnten. Weitaus stärkere Angriffe fanden in und nahe bei Saigon auf den Flugplatz und die Hauptquartiere von General William Westmoreland sowie des südvietnamesischen Militärs statt. Doch die US-Amerikaner brauchten nur kurze Zeit, um sich zu sammeln und zurückzuschlagen. Schon am nächsten Morgen griffen sie die Nordvietnamesen an, und binnen fünf Tagen waren diese kleinen Truppenteile vollständig geschlagen.
    Die Tet-Offensive brachte dem Vietcong zwar nicht den erwünschten militärischen Durchbruch, sie war aber entscheidend vor allem im Hinblick auf die öffentliche Meinung in den USA. Der Eindruck eines nicht zu gewinnenden und sinnlos gewordenen Krieges setzte sich durch. Mit dem Abzug der US-amerikanischen Soldaten 1973 ging die wirtschaftliche Aktivität spürbar zurück. 1975 war die US-amerikanische Botschaft Schauplatz der Hubschrauber-Evakuierung mit dem Codenamen Operation Frequent Wind, die den endgültigen Rückzug der USA aus Vietnam markierte. Das Gelände war eine der 13 designierten Landezonen, wo sich alle Ausländer versammeln sollten, sobald sie im Radio die Worte „It is 112 degrees and rising“, gefolgt von dem Bing-Crosby-Song White Christmas hörten.
    Am Mittag des 29. April 1975 wurde das Signal gesendet, und in den folgenden achtzehn Stunden flog ein Helikopter nach dem anderen die Passagiere zur 7. Flotte der US-Kriegsmarine, die vor der Küste von Vũng Tàu wartete. Rund zweitausend Flüchtlinge wurden allein vom Dach der Botschaft evakuiert, bevor US-Botschafter Graham Martin schließlich am folgenden Morgen mit dem zusammengerollten Sternenbanner unter dem Arm als letzter das Gebäude verließ. Zahlreiche vietnamesische Zivilisten blieben vor den Toren der Botschaft zurück und mussten sich den Kommunisten ergeben.
    Kommunistische Machtübernahme
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    Als am 30. April 1975 Panzer der nordvietnamesischen Streitkräfte und ihres Verbündeten, der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams, die Umzäunung des Präsidentenpalastes in Saigon durchbrachen – einer der Panzer ist später zur Erinnerung an Ort und Stelle aufgestellt worden – und die Flagge Nordvietnams auf dem Gebäude hissten, war der Vietnamkrieg offiziell beendet. Kurze Zeit zuvor hatte der letzte US-amerikanische Hubschrauber das Gelände verlassen; die Ausrüstungsgegenstände der US-Amerikaner und der südvietnamesischen Regierung, die damals in der Eile zurückgeblieben waren, können im Palast besichtigt werden.
    Während die Kommunisten dieses Ereignis als Befreiung Saigons bezeichnen, nennen es die Südvietnamesen und US-Amerikaner den Fall Saigons. Am 2. Juli 1976 wurden Nord- und Südvietnam unter dem Namen Sozialistische Republik Vietnam wiedervereint, Saigon nach dem früheren Präsidenten Nordvietnams in Ho-Chi-Minh-Stadt umbenannt. Damit einher ging die Rückbenennung von Hanoi. Unkluge politische Entscheidungen im Anschluss an die Wiedervereinigung hatten eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Stagnation zur Folge, deren Auswirkungen noch immer zu sehen sind. Erschwerend kam hinzu, dass mehrere tausend Südvietnamesen, die vorher mit den US-Amerikanern kooperiert hatten, in Umerziehungslager geschickt wurden, während Millionen Menschen auf dem Seeweg als Boatpeople das Land verließen.
    Erst seit 1986, als die Erneuerungspolitik Đổi mới die Liberalisierung der Wirtschaft eingeleitet hatte und die Marktwirtschaft eine neue Chance erhielt, hat sich Ho-Chi-Minh-Stadt rasant zum Finanz- und Wirtschaftszentrum Vietnams entwickelt, wovon einige schimmernde Wolkenkratzer und Nobelhotels im Stadtzentrum zeugen. In Folge des Đổi mới erlebte der Tourismus in Vietnam einen Aufschwung, so dass Bedarf an neuen, vergleichsweise luxuriösen Unterkünften bestand. Um hier schnell Abhilfe zu schaffen, wurde 1989 ein ursprünglich für australische Gewässer gebautes schwimmendes Hotel nach Ho-Chi-Minh-Stadt gebracht und am Ufer des Flusses Saigon, direkt vor der Trần-Hưng-Đạo-Statue, vertäut (Liegeplatz). Das offiziell Saigon Floating Hotel, von den Einheimischen aber meist nur The Floater genannte Hotel wurden vor allem bei Ausländern schnell populär. Als in der Stadt ausreichend herkömmliche Hotels zur Verfügung standen, wurde der Betrieb 1996 eingestellt und das Hotel nach einer Renovierung nach Nordkorea gebracht.
    Die andere Seite ist die steigende Kriminalitätsrate. Korruption, Prostitution, Drogenhandel und organisierte Kriminalität sorgen regelmäßig für Schlagzeilen in der vietnamesischen Presse. Nach einem spektakulären Prozess kam es 2004 zur Hinrichtung von Năm Cam, einem berüchtigten Mafia-Boss in Ho-Chi-Minh-Stadt. Auch die Zahl der HIV-Infektionen hat sich in der Stadt in den letzten Jahren dramatisch vervielfacht: 2004 wurden offiziell 12.000 HIV-Fälle genannt. Betroffen sind vor allem Prostituierte (viele haben im benachbarten Kambodscha gearbeitet) und Drogenabhängige (wegen der gemeinsamen Benutzung von Injektionsnadeln). Landesweit steht Ho-Chi-Minh-Stadt an der Spitze der HIV-Infektions-Statistik.
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