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  • Day 137

    Ani und Çıldır Gölü

    December 16, 2021 in Turkey ⋅ ☀️ 5 °C

    Mit anderen Touristen (hauptsächlich aus der Türkei selbst) machen wir uns heute auf den Weg nach Ani, zu den Überresten einer heute verlassenen Stadt. 961 wurde Ani zur Hauptstadt des armenischen Königreichs ernannt. Die Stadt wurde im Laufe der Geschichte immer wieder von verschiedenen Mächten eingenommen, gehörte einst zum Osmanischen und später zum Russischen Reich. Nach dem Fall des Osmanischen Reiches 1918 gehörte Ani kurz zum neugegründeten Staat Armenien und fiel nach dem Türkisch-Armenischen Krieg 1920 dann der Türkei zu.
    Die Stadt war aber zu diesem Zeitpunkt schon lange verlassen und nur noch eine Geisterstadt. Ein Erdbeben hat bereits 1319 einen Grossteil zerstört und nach einem erneuten Beben 1605 verlor Ani weiter an Bedeutung.

    Lange Zeit war das Areal militärisches Sperrgebiet, da es aufgrund der Nähe zur armenischen Grenze von strategischer Bedeutung war (der Grenzfluss Achurjan trennt hier die beiden Länder durch eine Schlucht). Die Zitadelle ganz am Ende des riesigen Areals wird immer noch militärisch genutzt und Grenzsoldaten patrouillieren regelmässig durch die Ruinen.

    Von der Stadt selbst sind nur noch Teile der Stadtmauer, eine Kathedrale, mehrere Kirchen und Kapellen, die erwähnte Zitadelle und ein wiederaufgebauter Palast erhalten. Das ganze Areal ist übersät mit kleineren Ruinen und unzähligen Trümmern.

    Nach Ani fahren wir weiter in den Norden, zum Çıldır Gölü. Der zweitgrösste See der Türkei ist bereits zugefroren und wir können weit auf das dicke Eis hinauslaufen. Die von Pferden gezogenen Kutschen geben uns die nötige Zuversicht, dass das Eis auch hält. Lange halten wir es aber auch nicht aus; auf dem See ist es ordentlich kalt und wir sind froh, wieder den Rückweg in geheizten Bus anzutreten.

    Ein englischsprechender Mitreisender, mit dem wir ins Gespräch gekommen sind, verkündet uns auf der Heimfahrt lachend, dass wir heute reicher seien als gestern. Er hat gerade die Nachricht gelesen, dass die türkische Zentralbank die Leitzinsen ein weiteres Mal gesenkt hat und die Inflation im Gegenzug weiter steigt. Für einen Schweizer Franken erhält man heute 16.55 Türkische Lira. Zum Vergleich: Als wir Anfang November in Antalya ankamen, lag der Kurs bei für uns schon damals günstigen 10.57 TRY.
    Schade ist das vor allem für die Einwohner der Türkei, von denen wir bis jetzt nur grossartige Gastfreundschaft erlebt haben. Aber sie scheinen sich bis zu einem gewissen Grad mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben und nehmen es mit einer grossen Portion (Galgen-)Humor auf.
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