• Geschichte die unter die Haut geht!

    7 Mei, Perancis ⋅ ⛅ 13 °C

    Mittwoch, 9 Uhr, 8 Grad,
    das Wetter; wie gehabt, Sonnen-Wolken-Mix…

    Wir verlassen heute das kleine Städtchen Durbuy mit seinen grauen Steinhäusern.
    Strassenkaffees, Efeuranken, Blauregen, der Duft der Provence der durch einige Gassen zieht, (Seifen aus Marseille), und bunte Dekorationen vermitteln der „Kleinsten Stadt“ einen fast mediterranen Charme.

    Bei der Abfahrt gerade noch aus den Augenwinkel mitbekommen;
    vom 8.-11. Mai findet eine Rally statt!
    Meine Recherche hat ergeben:
    Abfahrt 8. Mai in Brüssel
    Ankunft 10. Mai hier in Durbuy
    Allgemeines Auschecken
    11. Mai.
    Damit man da mitfahren darf, muss man mit dem passenden Equipment ausgestattet sein, nämlich mit Fahrzeugen aus den Jahrgängen 1920 - 1975, und muss vorher noch läppische 5‘995 Euro hinblättern! Nicht mal ganz 6‘000…!🫣

    Eigentlich liegt unser nächstes Ziel nur rund 50 Kilometer weiter…wäre da keine Umfahrung wegen einer Baustelle, so werden‘s dann halt 60 Kilometer. Macht absolut nichts aus…die ländliche und hügelige Landschaft leuchtet momentan in vielen verschiedenen Grüntönen und ist einfach nur traumhaft schön.

    Oha…die Zufahrt nach Dinant bietet erste spektakuläre Momente…die Durchfahrt zwischen zwei hohen Felsen ist gerade mal 2,70 Meter breit! 🫣
Der Legende nach soll die 40 Meter hohe, freistehende Felsnadel „Bayard“ durch einen Pferdehuf gespalten worden sein, als Karl der Grosse mit seinem Pferd Bayard über diesen Felsen entkommen war.
    Nun…die Wahrheit sieht etwas nüchterner aus. König Ludwig der XIV liess einen Durchlass in den Felsen sprengen um eine Strasse anzulegen…sooo logisch!🤭

    Danach erreichen wir die Stadt.
    Dinant hat rund 13’500 Einwohner und liegt in der belgischen Region Wallonien. Sie liegt zu beiden Seiten des Flussufers der Maas und wird von steilen Klippen umrahmt.
    Oberhalb der Stadt thront die jahrhundertealte befestigte, weit sichtbare, wuchtige und beeindruckende Zitadelle auf einem Felsen und genau da wollen wir heute hin.
    Das Navi führt uns über verschlungene Wege rauf auf ein Höhenplateaux, direkt auf einen Parkplatz vor einem französische Soldatenfriedhof aus dem ersten Weltkrieg.
    Die Zitadelle wurde 1818–1821 errichtet, sie steht auf einem Felsen 100 Meter über der Maas und die Festung war während dem ersten und zweiten Weltkrieg stark umkämpft.
    Das riesige Festungsgebäude ist nur wenige Schritte weiter durch einen unterirdischen Durchgang erreichbar. Ein grosser, heller, einladender und gepflasterten Innenhof heisst uns willkommen. Von hier aus sind verschiedene Museale Räumlichkeiten zugänglich.
    Wir fangen einfach vorne an und arbeiten uns Nummer für Nummer durch die Anlage.
    Nun…irgendwie bin ich immer noch geflasht…fehlen mir die Worte.
    Irgendwie…bin ich ob der Inszenierungen die einem hier geboten werden fasziniert andererseits läuft mir immer noch der Schauder den Rücken runter.
    Was ich heute in dieser Festung erlebt habe geht tief unter die Haut…ans Gemüt…macht nachdenklich!
    Unter anderem führt uns der Rundweg durch einen realistisch gestalteten Schützengraben und einen Gefechtsstand inklusive nachgeahmten Kampfgeräuschen.
    Da hab ich das empfinden, als ob sogar die Erde vibrieren würde, da sträuben sich mir meine Nackenhaare!🥹

    Irgendwo soll man einen Knopf drücken, man sieht irgendwelche Familien auf schwarz-weiss Bildern, ein Kind erzählt „seine“ tragische Geschichte. Seine Ängste vor den deutschen Soldaten, die alles und jeden rücksichtslos gequält und gefoltert haben bis zum Tod. Gänsehaut pur!

    Hier alles aufzuzählen was man alles gesehen hat würde dem Museum, dem Gezeigten und Ausgestellten nicht gerecht.
    Das muss man tatsächlich selber sehen, lesen und hören!
    Zeitweise fühlt man sich wie mitten drin…in Chaos und Verzweiflung!

    Die Zitadelle wurde gleich nach dem Zweiten Weltkrieg in ein Museum umgewandelt.
    Einige Räume blieben jedoch bis heute der militärischen Nutzung vorbehalten, in denen sich eine Ausbildungsstätte für 400 belgische Kadetten befindet.
    Und…die Zitadelle bietet auch ihre positiven Eigenschaften; einen imposanten Blick auf die Stadt und den Fluss Maas.

    Eine 1956 eröffnete Drahtseilbahn verbindet das Stadtzentrum mit der Festung.
    Ausnahmsweise nutzen wir heute mal die Seilbahn um in die Stadt zu gelangen für einen Rundgang.
    Direkt Unterhalb der Zitadelle, auch beim Eingang zur Seilbahn, steht die gotische Stiftskirche „Notre-Dame de Dinant“, erbaut vom 13. bis 14. Jahrhundert.
    Auch sie wurde vor allem während der zwei Weltkriege ziemlich zerstört, wurde aber jeweils sofort wieder nachgebaut und repariert. Sie gilt als wichtiges Erbe der Wallonie.
    Ein bemerkenswert hohes Glasfenster, eines der grössten Europas ziert die Kirche. Die Église Collégiale Notre-Dame beeindruckt schon von außen mit ihrer einzigartigen Fassade und dem markanten Zwiebelturm, der sich wunderschön vor den steilen Felsen und der Zitadelle abzeichnet. Innen erwartet einen eine ruhige, feierliche Atmosphäre und lädt dazu ein, einen Moment innezuhalten.

    Beim Spaziergang durch das quirlige und bunte Dinant ist mir aufgefallen, dass immer und überall Saxafone in allen Arten und Varianten stehen.
    Der Grund, Dinant ist der Geburtsort des Saxofon-Erfinders Adolphe Sax (6.11.1814- 1 7.02.1894)
    Ja…auch der hätte sein Museum…vielleicht ein anderes Mal!
    Wunderschön und wohlriechend, überall an Hauswänden die tollen Rosenstöcke.🌹🥀

    Feierabend machen wir heute in Frankreich, gleich nach der Grenze B/F auf dem „Aire pour camping cars de Vireux-Molhain“ direkt am Flussufer des Maas.
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