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  • Day 114

    Zwiespältiges Fazit einer Höhenexkursion

    February 19 in Thailand ⋅ ⛅ 33 °C

    Am 19. Februar war nach gefühlt ewigen Zeiten der Blick aus unserem 18. Stockwerk gen Horizont wieder hinlänglich klar. In den vergangenen drei Wochen herrschte oft dicker Smog vor, der die Fernsicht blockierte. Das Ganze kam von einer lastenden Inversionswetterlage, die einen zügigen Luftaustausch in den bodennahen Lagen schlichtweg unterband. Zudem pflegen die Bauern in Thailand und den umgebenden Ländern um diese Zeit die Stoppeln auf den abgeernteten Feldern großzügig abzubrennen, wodurch die herbeiziehenden Rauchschwaden in Kombination mit den Abgasen des dichten Großstadtverkehrs dann die sprichwörtlich dicke Luft erzeugen. Das Abflämmen der Felder ist zwar strikt untersagt, jedoch wird dieses Verbot eben nicht überwachend durchgesetzt.

    Wir hatten schon länger vor, noch einmal auf den Dachausguck des Maha Nakhon-Gebäudes hinaufzufahren. Wir waren dort bereits schon einmal bei unserem letzten Visite zu Coronazeiten 2021/22, und wir wollten das damals Erlebte so noch einmal vertiefen.

    Der Maha Nakhon Tower (thailändisch มหานคร, „große Stadt“ oder „Metropole“, Aussprache: [máhǎː nákʰɔːn]) ist mit 313 Metern und 77 Etagen derzeit das zweithöchste Gebäude in Bangkok. Baubeginn an der Skytrain-Station Chong Nonsi im Bezirk Bang Rak war 2011, die offizielle Eröffnung fand am 29. August 2016 statt. Architekt ist der deutsche Ole Scheeren, der zu Beginn des Projekts noch Partner des Office for Metropolitan Architecture (OMA) war.

    Scheerens Tätigkeitsgebiet ist voll auf Asien fokussiert. Er hat sich in China niedergelassen und arbeitet mit seinem Team von dort aus.

    Das Projekt besteht aus dem Turm sowie einem siebengeschossigen, würfelförmigen Nebengebäude namens Cube an dessen Fuß. Dieses wurde bereits Ende 2013 fertiggestellt und Anfang 2014 eröffnet; es beherbergt Einzelhandelsgeschäfte und Restaurants.

    Die Fassade des Hauptgebäudes ist durch ein spiralförmiges Band versetzter, kastenförmiger Elemente geprägt, die Terrassen und Balkone ermöglichen und von fern den Eindruck einer in die Oberfläche gemeißelten, „verpixelten“ Helix erzeugen. Der Großteil der Fläche im Turm wird für 200 Appartements mit hotelähnlichem Service der Kette Ritz-Carlton genutzt.

    Bei seiner Fertigstellung war Maha Nakhon das höchste Gebäude Thailands, zwei Jahre später wurde es vom einen Meter höheren Magnolias Waterfront Residences Tower 1 überholt.

    Die Tickets für den Besuch kann man online buchen. Sie sind mit umgerechnet knapp 28€ pro Erwachsenem (1.080THB) für hiesige Verhältnisse sehr kostspielig. Also sollte man auch Entsprechendes an Gegenwert erwarten können dürfen. Wir hatten als über 60jährige Senioren allerdings mit rund 9€ (350THB) pro Kopf Sonderkonditionen – und wir waren hinterher froh, daß wir nicht mehr für den Besuch ausgegeben haben. Aber der Reihe nach!

    Wir hatten uns für den Besuch online die Zeit ab 18 h vormerken lassen; denn zur Zeit des Sonnenuntergangs bekommt man begreiflicherweise spektakuläre Sichten von hoch droben geboten. Diese Zeitvormerkung ist zwar ein löblicher Gedanke, ab 19 h ist kein Zugang nach oben mehr möglich, doch ist der Aufenthalt droben zeitlich unbegrenzt – abgesehen von Mitternacht; denn da schließt der Aussichtspunkt.

    Der Kassenbereich quoll, als wir das Gebäude unten erreichten, bereits von Leuten über, und es bildeten sich lange Schlangen an den Schaltern. Durch unseren vorherigen Online-Kunstgriff konnten wir uns jedoch gleich in die nächste Schlange einordnen, die sich vor den Aufzügen nach oben durch den Raum wand.

    Überall ist fett angeschlagen, was alles droben nicht erlaubt ist: eine lange Liste; glücklicherweise ist auch hier – wie bereits schon im Flughafenzubringer - zumindest das Atmen und zudem auch das in die Ferne Schauen gestattet. Die Warteschlange bewegte sich angenehm schnell voran, und nach kurzer Zeit erreichten wir dann nach Passieren einer Sicherheitsschleuse und dem Deponieren mitgeführter Taschen die Fahrstühle.

    Diese hievten uns binnen nicht einmal einer Minute auf die 74. Etage. Von der dortigen verglasten Rundumgalerie führt dann ein weiterer Aufzug bzw. eine Wendeltreppe den Besucher auf das Niveau der Aussichtsterrasse im 77. Stock. Auch dort herrschte Gedränge, und es fehlte definitiv an Übersichtlichkeit. Man durfte sich glücklich schätzen, wenn man endlich irgendwo ein Eckchen ergattert hatte, wo man sitzen und in aller Ruhe Ausschau halten konnte. Menschen jeglichen Alters, beginnend bei Kleinkindern, und gefühlt aller Erdteile umwuselten einen. Wie schön und erholsam leer war es hier zu ähnlicher Stunde vor zwei Jahren, als noch Corona das Reisen erschwerte! Auch damals schon genau wie heute dröhnte aus überall angebrachten Boxen allerdings sehr nervige Technomusik in den Himmel und vor allem uns in die Ohren; ich hatte das ganz verdrängt, aber Christian erinnerte sich daran.

    Man konnte jedoch eines ganz bestimmt: Humanstudien betreiben. Gottes Tierreich ist groß……An ein Herankommen an die ebenfalls dort oben befindliche 65 qm große Glasterrasse war jedoch beileibe nicht zu denken. Auf dieser kann man sich nach Belieben dem Nervenkitzel hingeben, gut 300 Meter unter sich das bodenlose Nichts zu verspüren und dem Ameisengewimmel der Mitmenschen drunten auf der Straße von oben zuschauen zu dürfen.

    Angenehm von einer leicht kühlen Höhenbrise umweht gestalteten sich die bei abnehmendem Licht ständig ändernden Aspekte der hochhausdominierten Stadtsilhouette, durchschlängelt vom Menam Chao Phraya, durchaus spektakulär. Immer mehr Lichter flammten auf, und auch der Autoverkehr wurde durch die jetzt zunehmend notwendig werdenden Scheinwerfer deutlicher wahrnehmbar. Nach knapp zwei Stunden hatten wir genügend Eindrücke gesammelt und machten uns auf den Weg zurück nach unten.

    Zuvor mußten wir uns allerdings wiederum in eine endlose Warteschlange an den Fahrstühlen einreihen, was uns gut 30 Minuten Zeit und Stehvermögen abverlangte. Und drunten wurden wir nicht etwa zu ebener Erde abgesetzt, nein, man zwang uns durch ein Ende der Abwärtsfahrt im 4. Stock dann noch unverschämterweise auf einen weiteren Abwärtsmarsch über Rolltreppen durch einen hell erleuchteten Bling-Bling-Einkaufstempel voller Dinge, die die Welt nicht braucht!

    Fazit: Insgesamt ist der Besuch dieses vorgeblichen „Highlights“ einer Bangkokvisite das dafür verlangte Geld nicht wert. Wir werden einen Besuch dort zukünftig auf keinen Fall wiederholen. Eine Aussicht vom Golden Mount mit seinem Wat Sraket ermöglicht eine Aussicht auf die Großstadtkulisse ebenso gut – und vor allem kostenlos!
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