• Gedenken an einen verstorbenen Freund

    16 maart 2024, Thailand ⋅ ☁️ 32 °C

    Am 15. März vor drei Jahren starb unser Freund Chavalit, der Ehemann von Poms, plötzlich und unerwartet. Gestern am 16. März gedachte die Familie seiner mit Gaben für einen Mönch und anschließendem gemeinsamen Mittagessen. Wir durften als einzige nicht zur Familie Gehörende dabei sein. Das war eine große Ehre, und es hat uns sehr beeindruckt.

    Die Einladung kam am Donnerstagabend per WhatsApp und hat uns nach unserer Zusage erstmal mit solchen Fragen beschäftigt wie: bringt man dafür etwas mit, und wenn ja, was? Und was zieht man an? Wir wussten ausser dem Namen des Restaurants für das Mittagessen nur, dass noch „merrit making“ stattfinden sollte, aber wo und in welchem Rahmen? Klar war auch, dass wir zwischen 10.30 und 11.00 von Poms Haus starten sollten.

    Dieses "merrit making" auf Thai "tam boon" - zu Deutsch also Verdienste erwerben - ist ein wichtiger Teil des buddhistischen Lebens in Thailand. Es geht darum das eigene Karma durch gute Taten (Essensspenden an Mönche, Reparatur bzw. Neustiftung von Tempeln oder einzelner Statuen, das Begehen der buddhistischen Feiertage etc.) zu verbessern - nach der Devise: Tue Gutes, so wird dir Gutes widerfahren.

    Nachdem ich einige Informationsquellen genutzt hatte, haben wir uns in der Zusammenfassung der Ergebnisse entschieden, eine Geldspende vorzubereiten. Diese wird üblicherweise in einem Umschlag übergeben. Bei der Kleidung entschieden wir uns für gedeckte Farben, lange Hosen, Hemd bzw. gepflegtes T-Shirt und feste Schuhe anstelle der hier sonst von uns bevorzugten offenen Sandalen.

    In der vergangenen Nacht und auch noch am Morgen hatte es in der Region Bangkok teils heftig geregnet, was draußen in Kombination mit der gegenwärtig herrschenden Sommerhitze zu einem Klima führte, als befände man sich im großen Tropenhaus des botanischen Gartens. In Poms Haus waren schon Chavalits Schwester samt Ehemann und Tochter sowie der Sohn Non versammelt; später kam noch ein Cousin von Non hinzu.

    Mit uns zusammen waren es somit acht Personen, die sich verteilt auf zwei Autos auf den Weg machten. Die Fahrt währte etwa 45 Minuten und ging zum guten Teil über mehrspurige Tangenten, wie wir sie ja alltäglich hier erleben.

    Nach einer großen Linkskurve allerdings änderte sich das Bild komplett, und plötzlich hatte man das Gefühl, in einem Dorf in einer ländlicher Umgebung zu sein mit Markttreiben, Essensständen usw. Eine komplett andere Atmosphäre als das Großstadtgetümmel herrschte hier in Nonthaburi, einem Vorort der thailändischen Metropole.

    Unser Ziel war ein riesiges Gelände ganz nah und im Endeffekt angrenzend an den Bangkok durchströmenden Fluss Chao Phraya. Ein Teil des Areals dort steht Mönchen zum Leben quasi im Altenteil zur Verfügung. Derzeit lebt hier nur ein einzelner Mönch, 78 Jahre alt und in der Vergangenheit als erfolgreicher Banker tätig. Irgendwann hat er das alles hinter sich gelassen und sich für den achtfachen Weg der Askese entschieden. Ihn haben wir im Gedenken an Chavalit aufgesucht.

    Es gibt an diesem Ort keinen Tempel, sondern einen Gebets-und Meditationsplatz mitten im Garten am Rande eines kleinen Sees. Es handelt sich um eine hölzerne Sala, wie man sie in Thailand überall finden kann, überdacht und zu den Seiten luftig offen.

    Zwei Bänke ohne Rückenlehne sind netterweise für all diejenigen vorgesehen, die wegen Alters oder anderer Maleschen die traditionelle Sitzhaltung im Kontakt mit Mönchen, nämlich im Schneidersitz oder mit seitlich untergeschlagenen Beinen auf dem Boden, nicht mehr zu praktizieren vermögen. Der Mönch selber sitzt erhöht, und die Füße aller werden insofern versteckt, dass sie nicht auf jemanden anderen zeigen. Es hätten gar nicht mehr Personen sein dürfen, denn wir haben die Sala komplett gefüllt!

    Dadurch, dass es sich ja um eine private Veranstaltung handelte, wurde sehr individuell auf die einzelnen Familienmitglieder eingegangen. Gleich zu Anfang wurde erklärt, dass wir zum Andenken an Chavalit da sind. Dann gingen Fragen zwischen dem Mönch und unserer Gruppe hin und her, nach dem Woher und Wohin. Vor allem die junge Generation, also Non, seine Cousine und sein Cousin, bekamen dabei Ratschläge für ihr Leben mit auf den Weg. Non überreichte anschließend unsere Gaben, die neben Dingen des täglichen Bedarfs (Wasch- und Reinigungsmittel, Toilettenpapier etc.) auch aus der aus den Beiträgen aller zusammengefassten Geldspende bestanden.

    Abschließend wurde ein Gebet gesprochen, und im Anschluss aus dafür bestimmten Gefäßen Wasser in dazugehörige Schalen gegossen. Non und ich hatten die Ehre, dieses Ritual zu vollziehen. Diese Zeremonie des Wassergusses (krua naam) erfüllt quasi die Funktion des bei den Christen als Gebetsschluß üblichen "Amens".

    Beim Gießen darf und soll man sich etwas wünschen, und die buddhistische Überzeugung ist, dass es den Wunsch unterstützt, dass das Wasser anschließend an einem Baum auf dem Gelände ausgegossen wird. Das Fließen des Wassers ist für die Buddhisten eine Analogie, also ein Gleichnis, für das ohne Unterlaß dahinströmende Leben.

    Der Mönch verabschiedete uns anschließend freundlich, und wir spazierten einen kurzen Weg durch das Gelände zum benachbarten Suan Thip Restaurant.
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