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  • Day 176

    Formular TM 30 oder Formular TM 47?

    April 21 in Thailand ⋅ ☀️ 40 °C

    Wenn man wie wir ein längerfristiges Aufenthaltsrecht für Thailand zuerkannt erhalten hat, sollte man sich nicht etwa einbilden, nun wäre man für die Dauer von einem Jahr bis zu dessen Verlängerung sämtlichen Behördenkrams ledig. Nein! Im Gegenteil! Man muß sich während des Aufenthalts innerhalb einer hierfür enger bemessenen Frist spätestens alle 90 Tage erneut bei der Einwanderungsbehörde melden. Tut man das nicht, drohen einem nicht unerhebliche Geldbußen, und man setzt zudem das vorgenannte Aufenthaltsrecht aufs Spiel.

    „Macht diese Meldung doch online!“ hat man uns geraten. Und in der Tat kann man sich im Internet bis zu einer entsprechenden Plattform vorkämpfen und seine Daten dort eingeben. Nun glaubt man, seiner Verpflichtung erfolgreich nachgekommen zu sein, erhält man doch zudem von der hochmögenden Behörde gar eine Eingangsbestätigung für den Vollzug. Am nächsten Morgen ereilt einen dann jedoch der Schreck, denn eine E-Mail im Posteingangsfach läßt einen wissen, der Antrag zur Rückmeldung sei zurückgewiesen.

    „Wie, was!!? Habe ich etwas falsch gemacht, geschrieben, etwas ausgelassen oder sonstwie?“ fragt sich der ratlose Reisende. Gründe für die Ablehnung werden aber nicht genannt. Das wäre wahrscheinlich auch schon viel zu serviceorientiert. Man erhält jedoch immerhin den Hinweis, wiederum in Persona bei der Immigration vorstellig zu werden.

    Langes Nachsuchen im Internet zu möglichen Ablehnungsgründen führt einen auch nicht weiter. Das Netz orakelt dumpf vor sich hin, es könnte dies oder jenes gewesen sein – nichts Genaues weiß man jedoch in der Expat-Gemeinde auch nicht. Soll man nun die Auguren befragen? Diese lasen wie man von den ollen Römern weiß entsprechende Antworten gerne auch aus den Eingeweiden frisch geschlachteter Tiere oder deuteten den Flug von Vögeln. Im Asterix-Heft „Der Seher“ - erinnern wir uns – daß dieser bemerkte, er läse auch besonders gut aus kleinen Hunden, worauf sich Idefix zitternd hinter Obelix in Sicherheit bringt.

    Nun, soweit wollten wir nicht gehen und sind spontan vor einigen Tagen – innerhalb der uns gesetzten Rückmeldefrist – noch einmal zu dem uns bereits wohlbekannten Gebäude gefahren, wo wir schon Ende Januar zuletzt erfolgreich unseren Aufenthaltsstatus ergattern konnten (siehe Vorgänger-Footprint „Im Bauch des Wals“). In Anbetracht der vorgerückten Vormittagsstunde konnten wir die Einlaßkontrolle relativ rasch passieren, wir erhielten einen Nummernzettel und fanden uns alsbald in der Wartezone des für die Rückmeldungen zuständigen Bereichs innerhalb des Großraumbüros wieder. Die Sitzplätze dort waren fast alle besetzt, jedoch entdeckten wir dann doch noch deren zwei, nicht beieinander aber immerhin innerhalb des Bereiches, der einem Blickkontakt ermöglichte.

    Hier versammelt sich nun Jung und Alt, eine bunte Mischung global aus vieler Herren Länder – eine menschliche Arche Noah. Es bot sich einem Gelegenheit ausgiebiger Typen-, Charakter- und Verhaltensstudien der Gattung Homo sapiens. Fotographische Aufnahmen waren zwar, wie Aushänge kundtaten, verboten, jedoch gelang heimlich der eine oder andere Schnappschuß unter der Hand. Die Abfertigung der Kundschaft verlief mehr oder weniger schleppend, die Wartenummernanzeige näherte sich allmählich der unseren – da erscholl plötzlich um 12 Uhr der Ruf: „Mittagspause für eine Stunde!“, worauf sich die Menschenmenge aus allen Bürobereichen ausgangshalber durch eine einzige doppelflügelige Tür zwängen mußte.

    Man kennt derartige Situationen sattsam vom Fliegen, wenn – kaum hat die Maschine beim Landen das Abbremsmanöver auf der Rollbahn erfolgreich beendet – die ersten Mitreisenden aufspringen, ihr Handgepäck aus den Staufächern über ihren Köpfen herausreißen – und dann bis zum endgültigen Stop und dem Öffnen der Türen dumm in den Gängen herumstehen. Beschleunigt wird der gesamte Vorgang hierdurch gewiß nicht! Also setzten wir uns noch einmal hin, beobachteten die sich knäulenden Mitmenschen und freuten uns unseres Lebens. Als dann allmählich Luft entstanden war, konnten auch wir uns dann in den überdachten Innenhof begeben, um dort in aller Ruhe bei einem Eiskaffee die angesetzte Stunde abzuwarten.

    Am Nebentisch konnte man zwei angejahrte Thai-Ladies beobachten, die sich jedenfalls sehr schön und vor allem chic vorkamen, mit Sonnenbrille und voll mit Schmuck aufgebrezelt, der offenbar unbedingt der Mitwelt vorgeführt werden mußte. Die eine hatte – an ihrer linken Hand bis auf den Mittelfinger jeden anderen Finger einschließlich des Daumens mit einem Ring besetzt. Ihr Gegenüber prunkte mit dicken knubbeligen Ringen an jeder Hand, glitzernden Ohrgehängen, einer Perlenkette samt Jadeanhänger und einem Armreif. Es war ergreifend - und zum Piepen!

    Später waren auch wir dann an der Reihe und erledigten unser Anliegen. Ulrike hatte wohlweislich neben dem obligaten Formular TM 47 auch noch einmal das Formular TM 30 über unsere Wohnungsagentur beschafft. In diesem bestätigt unsere Vermieterin, daß wir auch wirklich ihre Wohnung angemietet haben. Und die Nummer 30 war wirklich vonnöten, was auf den Anweisungsseiten der Behörde, die das Procedere der 90-Tage-Meldung behandeln, aber nirgends explizit Erwähnung findet. Langsam werden jedoch auch wir gewitzter und bemühen uns, immer schon einen Schritt weiter zu sein, als vermeintlich nötig zu sein scheint………

    Und auf die Frage nach der mysteriösen Ablehnung der Online-Rückmeldung erfuhren wir auf Nachfrage dann, daß bei der ersten Meldung nach Erteilung der Langfrist-Aufenthaltsgenehmigung wiederum ein persönliches Erscheinen bei der Immigration erforderlich sei. Auch das wird nirgends erwähnt – und wäre doch simpel mit zwei, drei dürren Worten im Internet machbar. Aber warum denn einfach, wenn man alles auch noch viel komplizierter erledigen kann????

    Kürzlich hatte unsere Freundin Poms Geburtstag und lud uns gemeinsam mit ihrem Sohn zum Essen ein. Anschließend waren wir noch gemeinsam im Kino, wo es einen englisch untertitelten thailändischen Film zu sehen gab, zeigte, daß menschliches Verhalten sich unabhängig von der jeweiligen Kultur rund um den Erdball doch irgendwie grundsätzlich ähnelt. Auf dem Rückweg in der Hochbahn fiel wieder einmal auf, wie sehr auch hier im Lande die Bevölkerung bei der Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs in ihr jeweilges Mobiltelephon starrt.
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