• Endspurt Vietnam

    10 avril, Vietnam ⋅ ☁️ 30 °C

    Gestern charterten wir ein Auto und sind auf der Nationalstraße 1 die rund 120 km von Hue südwärts nach Hoi An gefahren. Dabei mußten wir das Gebiet des sogenannten Wolkenpasses (Hai Van) queren. Der Hai Van-Paß führt in einer Höhe von 496 m ü. NN über das Truong Son-Gebirge, das als Ost-West-Barriere und auch Wetterscheide Nord- von Südvietnam trennt, sich bis zum Meer hinzieht und zur Zeit des Vietnamkrieges die hart umkämpfte Grenze zwischen den beiden Staaten markierte. Auf der Paßhöhe existieren noch heute die Überreste französischer und amerikanischer Bunkeranlagen.

    Heute fließt der Verkehr reibungslos über die Strecke, denn man hat den Wolkenpaß inzwischen untertunnelt. Die Nationalstraße 1 war zur Zeit der Tunnelplanung die zentrale Nord-Süd-Straßenverbindung in Vietnam. Die alte 22 km lange kurvige Passstraße, auf der auch mit gelegentlichem Steinschlag zu rechnen war, stellte insbesondere in der Regenzeit ein Nadelöhr auf der Strecke dar, und so entstand der Plan des Tunnelbaus.

    Nachdem man den ersten Spatenstich im Oktober 2000 vollzog, konnte bereits 4 1/2 Jahre später die erste Tunnelröhre dem Verkehr übergeben werden. Durch den Tunnel wurde die Fahrtzeit auf der Strecke von mehr als einer Stunde auf 15 Minuten verkürzt. Bei seiner Eröffnung war der rund 6,3 km lange Tunnel der längste in ganz Südostasien und gehörte zu den 30 längsten Tunneln der Welt. Im Jahr 2019 wurde er von 2,8 Millionen Fahrzeugen genutzt, und am 11. Januar 2021 wurde dann auch die zweite Tunnelröhre in Betrieb genommen.

    Direkt im Süden des Wolkenpasses schmiegt sich die Hafenstadt Đà Nẵng an das Ufer des Golfes von Tonkin. Im Vietnamkrieg diente die Stadt als wichtige Marinebasis der US-Streitkräfte. In jener Zeit entwickelte sie sich zu einer der größten Städte in Südvietnam.

    Zu Beginn des Vietnamkrieges gingen 1965 die ersten US-Kampftruppen am China Beach südlich von Đà Nẵng in Vietnam an Land. Hier war 1967–1972 zudem auch der Ankerplatz des Hospitalschiffes „Helgoland“, eines umgebauten Seebäderschiffs der deutschen Reederei HADAG, von der es das Deutsche Rote Kreuz charterte. Ärzte, Krankenschwestern und Pflegepersonal des Malteser-Hilfsdienstes leisteten hier humanitäre Hilfe für zivile Opfer des Vietnamkrieges. Fünf Malteser-Helfer wurden von einer Vietcong-Einheit entführt. Zwei wurden später freigelassen, die drei anderen kamen ums Leben. Auch daran sollte auf alle Fälle erinnert werden!

    Die Đà Nẵng Air Base war der nördlichste Luftstützpunkt in Südvietnam und war daher für die Versorgungsflüge von großer Bedeutung. Am 30. März 1975 wurde die Stadt im Vietnamkrieg von kommunistischen Truppen eingenommen.

    Heute präsentiert sich die Stadt als beliebig und gesichtslos mit einem kilometerlangen Strand, der von monströsen Hotelbauten zubetoniert ist. Trotz dieser Scheußlichkeiten wird der Ort unverdrossen als touristische Destination angeboten und vermarktet.

    Endlich nach knapp 3 Stunden Fahrt erreichten wir unser Ziel Hoi An. Hier waren wir 2016/17 bereits schon einmal und fanden auch das „Signature“-Hotel von damals - wenn auch in umgebautem Zustand - wieder vor. Abends tauchten wir etwas in das wilde Touristengewimmel ein und entdeckten ebenfalls das uns bereits bekannte Restaurant wieder, wo wir wiederum mit gutem Ergebnis zum Abendessen einkehrten.

    Als Vorspeisen geb es einerseits einen Salat mit gedünsteten Seidenschmetterlingspuppen, andererseits ein kleines Grillsortiment. Die Insektenlarven waren beim Kauen von milchiger Konsistenz und fast geschmacklos, allenfalls etwas nussig. Der Salat erhielt seinen Geschmack vor allem durch die pflanzlichen Zutaten wie Zwiebeln, Knoblauch und frische Kräuter sowie das Dressing. Zum Verzehr des Grillsortiments mußte man jeweils ein Reispapierblatt mit Fleisch, viel frischen Kräutern und Salat belegen und dieses dann eng zusammenrollen und in würzige Soßen dippen.

    Und für mich gab es als Hauptgang dasselbe, was ich bereits vor neun Jahren an gleichem Ort schon einmal gegessen hatte, nämlich geschmorten Frosch - frei nach der Devise: "Gestern noch am Teich gequakt, heute schon, wie's mir behagt!" Das Fleisch der Amphibien ist zart und geflügelähnlich, und viele der kleinen Knochen des Skeletts kann man einfach mitverzehren.

    Zunächst versuchten wir zum Essen das lokale "Larue"-Bier, das mit einem Tiger dekoriert deherkommt, fanden beide dieses jedoch als zu lasch und schwenkten dann lieber wieder zu der uns bereits bekannten Marke "Huda" um.

    Auf der Straße schob sich während dessen ein endloser Touristenstrom über den hell erleuchteten Nachtmarkt durch die feuchtschwüle Dunkelheit. Das Angebot der Stände ist langweilig, touristisch und uniform und inspiriert einen mitnichten. Bald wühlten wir uns durch Kolonnen von koreanischen Besuchern, die alle stur-brav als Hammelherde einem wimpelbewehrten Anführer folgten, in unsere Hotelunterkunft zurück,
    En savoir plus