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  • Day 9

    Schicksal und Delfine

    July 10, 2022 in Indonesia ⋅ ⛅ 26 °C

    Da reise ich alleine nach Bali und lerne hier eine junge Frau in meinem Alter kennen, die auch aus Deutschland kommt, in der gleichen Stadt wohnt, eigentlich fast in der gleichen Nachbarschaft, den gleichen Beruf ausübt und auch schon einen Bandscheibenvorfall hatte. Aber vorher sind wir uns noch nie über den Weg gelaufen. Nun wollte das Schicksal ganz offensichtlich, dass wir uns hier auf Bali im Zen Resort treffen und kennenlernen. Das ist eine schöne Überraschung und noch schöner ist, dass wir uns auch noch gut verstehen. Nicht selten schallte in den letzten Tagen unser Gekicher durchs ruhige Resort und das ausgedehnte Pläuschchen nach dem Abendessen wurde zur Regelmäßigkeit in dieser Woche. So wie auch am gestrigen Abend, an dem wir nach dem Essen bei einem Mocktail (alkoholfreier Cocktail) zusammensaßen und uns unterhielten. Da es etwas spät wurde, ist das Aufstehen heute früh eine Herausforderung, denn heute geht es raus auf's Meer zum Segelausflug mit Delfinen. Dafür sollen wir um 4:45 Uhr bereit sein. Körperlich anwesend sind wir, doch der Geist ist noch im Bett. Im Zombiemodus steigen wir ins Auto, das uns an den Strand fährt. Es ist noch dunkel und frisch. Am Strand warten bereits einige Männer, die den Katamaran vorbereiten, dessen Passagiere wir beide und der, ich nenne ihn mal "Kapitän" und dessen Sohn sind. Dann heißt es einsteigen und noch als wir nur mit dem halben Boot im Wasser sind, merke ich bereits, dass der Wellengang mir gar nicht bekommt. Um Schlimmeres zu vermeiden, habe ich wohlweislich meine Reisetabletten eingepackt und nehme nun schnell eine davon. Aufgrund des enthaltenen Schlafmittels machen sie zwar auch müde, aber Müdigkeit ziehe ich der Übelkeit eindeutig vor. Und dann geht es los! Der Motor wird eingeschaltet und wir fahren allmählich weiter raus auf das in der Dunkelheit liegende tiefschwarze Meer. Es ist ruhig, entspannt...und wir warten. Allmählich bildet sich ein schwach orangefarbener Streifen auf dem Horizont, dem wir entgegenfahren. Und allmählich verfärbt er sich immer mehr und die Dunkelheit lichtet sich. Es ist ein einmaliger Anblick und das Gefühl sich diesem Bild Welle für Welle entgegenzubewegen, mit dem Wind in Gesicht und Haaren, ist wunderschön. Die Reisetabletten wirken und ich kann den Seegang sogar genießen. Als die Sonne sich allmählich und vorsichtig zeigt, könnte es nicht schöner sein! Ich zitiere Hanja: "Wenn man das sieht, ist es kein Wunder, dass die Menschen an einen Gott glauben."
    Der Ausflug hat sich bereits bis zu diesem Moment mehr als gelohnt und wir sind glücklich und sentimental.
    Und dann geht es jedoch richtig los! Auf einmal mehren sich weitere Boote, alle mit der gleichen Absicht und Sehnsucht...das Sichten der Delfine. Die Sonne steht mittlerweile am Himmel, die Spannung liegt in der Luft. Und plötzlich aus dem Nichts ist es soweit! Eine Gruppe von Delfinen zeigt sich und schwimmt an uns vorbei! Ich kann mir einen begeisterten Aufschrei nicht verkneifen, denn wann sieht man sonst schon Delfine in freier Wildbahn ein paar Meter neben sich im Wasser?! Die Delfine zeigen sich einige Schwimmzüge über dem Wasser und tauchen dann wieder für kurze Zeit unter, um dann anderer Stelle wieder aufzutauchen.
    Es ist phänomenal das zu beobachten!
    Das finden nicht nur wir, sondern auch die Leute der anderen Boote und es entwickelt sich eine Art "Wer sieht die Delfine zuerst und ist am schnellsten dort"-Wettspiel. Erst finde ich das ziemlich lustig, nach einiger Zeit ärgern wir uns über die aggressive Fahrweise der anderen Kapitäne. Sie überfahren die armen Delfine fast!
    Wir sind sehr zufrieden mit unserem Kapitän, der sich zurückhaltender zeigt und uns trotzdem eine gute Sicht auf die wunderschönen Tiere ermöglicht. Schließlich kehren wir pünktlich zum Frühstück ausgehungert zurück ins Resort, wo mich anschließend die Behandlung "Marma Energy" (ayurvedische Ganzkörpermassage, die verjüngend und revitalisierend auf die Energiepunkte des Körpers wirkt) erwartet. Dann ist es auch schon Zeit für das Mittagessen und danach muss ich mich traurigerweise von meiner neu gewonnenen Freundin verabschieden, da sie nach Ubud weiterzieht. Glücklicherweise brauche ich jedoch nicht allzu traurig sein, denn in den nächsten Tagen werde ich sie zum einen einmal in Ubud besuchen und zum anderen sehe ich sie definitiv zuhause in Deutschland wieder. Jackpot!
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