• „Ich will da rauf!“

    30 сентября 2024 г., Чили ⋅ 🌙 -1 °C

    Der Name und das Motto meines Klettervereins könnten es nicht besser ausdrücken, was wir beide wollten.
    Ich will darauf. Wir wollen darauf.

    So ganz selbstverständlich, wie sich das anhört und die Fotos aussehen, war das aber nicht. Nach dem gesundheitlich blöden Jahr bei mir beziehungsweise den Bolivien-typischen Bauchproblemen bei Christian diese Woche waren wir beide relativ nervös, bevor es gestern mal wieder um 4:30 Uhr aufstehen hieß.

    Und was ich am Vorabend aber schon gesehen hatte in der WhatsApp Gruppe => zwei Brasilianer sollten uns auf den Vulkan begleiten.
    Vorurteile in meinem Kopf:
    Samba tanzende Brasilianer, die noch nie einen Berg gesehen haben, würden unsere Vierergruppe aufhalten.
    Nun gut, starten wir einfach 5:00 Uhr. Abholung am Hotel in der dunklen und immer kälter werden Nachtfahrt zum Eingang des Nationalparks. Um 7:00 Uhr dann endlich das heiß ersehnte Frühstück .
    Heiß ist hier relativ, denn außen bei Minusgraden frühstücken an einem schönen Klapptisch mit schlabbrigen Toast und wenigstens heißem Kaffee und Tee kann nur durch die grandiose Landschaft drumherum wett gemacht werden.
    Danach geht es endlich zum Startpunkt. Mittlerweile hat die Sonne sich auch bequemt aufzugehen und alles fühlt sich schon viel erträglicher an. Der Startpunkt liegt auf knapp 5000 m, insofern ist die Wanderung zum Krater so wie sie geplant war kein wirkliche Höhenmeter-technische Herausforderung. Aber wer schon mal auf über 5.000 m war, weiß, dass die eigentliche Herausforderung in der Luft liegt.

    Ich bin seit Tagen, wenn nicht seit Wochen so gespannt, ob meine Fähigkeit in großer Höhe kaum Atembeschwerden zu haben, erhalten geblieben ist auch nach der Krankheit.
    Wir steigen aus, machen uns fertig und los geht’s. Die Sonne ist zwar mittlerweile da, aber der Wind ist erbarmungslos. Ich friere, dass mir die Worte fehlen. Während ich mit zittern beschäftigt bin, sind die andern drei mit Atmen beschäftigt, und ich merke, dass ich zumindest bezüglich der Atemluft wie 2019 keinerlei Probleme verspüre. Ein Glücksgefühl macht sich breit. Langsam, aber stetig steigen wir auf. Die Brasilianer direkt hinter dem Bergführer, dann ich und den Abschluss bildet Christian. Nach wenigen Minuten bin ich beruhigt, alle Gruppenmitglieder bewegen sich langsam, aber stetig bergauf und es läuft deutlich besser als ich dachte. Nach 1 Stunde 50 Minuten stehen wir am Kraterrand, dem eigentlichen Ziel der gekauften Tour. Der Kraterrand befindet sich auf 5.450 m.
    Da wir aber deutlich schneller waren als die Durchschnitts-Tour, und das trotz unserer brasilianischen Sambagruppe, schlägt der Bergführer uns vor, ob wir nicht Lust hätten, den Gipfel zu besteigen. wenn ich ein Emoticon in WhatsApp wäre, wäre ich sofort das Herzchen-Augen Smile gewesen. Christians Augen leuchten wie Sterne, da er sowieso gerne noch mehr Höhenmeter zum akklimatisieren gehabt hätte für unser nächstes Ziel. Die Brasilianer sind sowieso für alles zu haben, da sie noch nie auf einem Berg waren und gleich der erste Berg so hoch … also auf geht’s

    Die letzten Höhenmeter zum Gipfel auf 5.592 Höhenmetern ziehen sich. Die beiden Brasilianer kämpfen dann doch sehr, aber sie schaffen es und wir schaffen es natürlich auch.
    Die Freude ist nach so vielen Zweifeln, ob die Kondition, die Luft, der Bauch, einfach alles hält und ausreicht, einfach unermesslich.
    Читать далее