• Roller Tour durch die City of Ghosts

    7 décembre, Vietnam ⋅ ⛅ 24 °C

    Heute wollen wir mit den Rollern über den Wolkenpass, den Hai-Van-Pass, der den Norden Vietnams vom Süden trennt. Wir haben über Booking.com eine Agentur gefunden, die die Einweg-Roller Miete inklusive Gepäcktransport von Hotel zu Hotel anbietet. Wir buchen direkt und verlängern auf fünf Miettage, wollen unsere Roller am 11. Dezember in Da Nang zurückgeben und bezahlen dafür 80 € für zwei Fahrzeuge.

    In meinen Vorstellungen hatte ich mir nach unseren Erfahrungen in Ha Giang diese Strecke irgendwie ziemlich romantisch ausgemalt – geschwungene Straßen, weite Blicke über die Küste, Freiheit im Fahrtwind. Doch die Realität beginnt zunächst ganz anders. Kilometerlang fahren wir schnurgerade durch dicht besiedeltes Land, vorbei an Werkstätten, kleinen Häusern, Läden, hupenden Rollern, stinkenden LKWs und immer wieder staubigen Straßenrändern.

    Dann verändert sich die Szenerie plötzlich. Wir sind mitten in der Natur, die Bebauung ist verschwunden und wir rollen durch eine bizarre, fast schon unwirkliche Landschaft: endlose Reihen von Gräbern, Mausoleen und Grabtempeln – die sogenannte „City of Ghosts“. Die Grabmäler sind hier keine schlichten Ruhestätten, sondern kleine, kunstvoll verzierte Bauwerke. Viele von ihnen sind bunt bemalt, mit Drachen, Lotusblüten und goldenen Schriftzeichen geschmückt. In Vietnam spielt die Ahnenverehrung eine zentrale Rolle. Die Verstorbenen bleiben Teil der Familie, werden regelmäßig besucht, mit Opfergaben wie Obst, Reis, Räucherstäbchen und sogar kleinen Papiernachbildungen von Häusern, Motorrädern oder Geldscheinen geehrt. Diese sollen den Toten im Jenseits Wohlstand bringen. Manche Gräber wirken fast wie kleine Paläste – ein letzter Ausdruck von Stolz, Respekt und Verbundenheit. Die Stimmung ist eigenartig still und eindrucksvoll, fast ehrfürchtig. Leben und Tod liegen hier unmittelbar nebeneinander.

    Schließlich öffnet sich die Landschaft, und wir gelangen ans Meer – das eigentlich so schön sein könnte, wäre da nicht all der Plastikmüll und das angeschwemmte Treibholz, das die letzten Stürme hier offensichtlich hinterlassen haben. Trotzdem liegt eine raue, wilde Schönheit in diesem Küstenabschnitt. Wir kommen vorbei an gemütlich grasenden Wasserbüffeln, die träge in den feuchten Wiesen stehen, oder faul im glasklaren Fluss liegen und fahren entlang riesiger Lagunen, in denen sich der Himmel spiegelt.
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