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  • Day 179

    Bye Luis ‍- Ahoi Kapitän Rick ‍

    April 21, 2017 in the United States ⋅ ⛅ 26 °C

    Nun gehts also nach 5 Wochen auf der Beneteau wieder auf ein deutlich umweltschädlicheres (und teureres) Fortbewegungsmittel, das Flugzeug, um nach Nassau zu kommen. 🛫 Wir haben dort über findacrew Rick gefunden, der mit seinem Island Packet (eine sehr gute amerik. Segelbootmarke) gen Miami fährt und uns mitnehmen möchte. 🙋🏼‍♂️🙋🏼Aber zuerst hoppen wir von San Salvador mit Bahamas Air rüber nach New Providence, auf der die Hauptstadt der Bahamas, Nassau, liegt. An dem einzigen Schalter wird auf dem Provinzflughafen eingecheckt, später noch das Gepäck per Hand durchsucht, da es kein Scanner gibt und schließlich im Flieger das menschliche Gepäck an Bord ausgeglichen, dass der kleine Flieger nicht zu sehr wankt in den Atlantikwinden. 😂

    Wir sind mit Ernesto unterwegs, der auch über Nassau gen Kanada fliegt. Mit ihm machen wir in Nassau noch ein wenig Sightseeing und schauen uns große Hotels und riesige Kreuzfahrtschiffe an. Nassau besteht zum Teil aus einem Stadtviertel, das einzig für die ganzen Kreuzfahrer gebaut wurde und in dem das Touri-Herz höher schlagen und der Geldbeutel weit aufgehen kann. 💸 Zahlreiche Souvenir-Läden, Juweliere, Gaststätten, Bars, Kioske, fliegende Händler usw. sind hier vertreten. Wir entscheiden uns für einen Chinesen ein paar Nebenstraßen entfernt vom Terminal. 🎎 DIe Kulisse ist schon recht witzig für nen Ostersonntag… Der Chinese ist die günstigste Option mit Klingel am Eingang, kitschiger Plastikeinrichtung, abgedunkelter Scheiben, Klimaanlage auf Nordeuropa-Modus, chinesisch gecoverte westliche Poplieder und die überaus hübsche Weihnachtsdeko runden das Bild ab 🍜 Wir lassen uns es schmecken und lachen uns halb tot als wir ein wenig aus dieser Szene rauszoomen und normalerweise Ostern feiern würde 😄

    Wir hatten ja schon auf unserem letzten Mittelamerika-Trip vor mehr per Anhalter zu fahren, wovon uns dort energisch von allen Seiten abgeraten wurde. An diesem Tag in Nassau fahren wir 5 Mal mit dem Daumen, also immer. 🚗 👍🏻 Die Leute sind schon echte Marken, aber überaus freundlich und hilfsbereit. Auf diese Weise der Fortbewegung trifft man die interessantesten Gestalten, wie einen sehr stämmigen Mitt-Fünfziger, der gekonnt seinen Whiskey-Cranberry-Saft mit Eis durch die Straßen der Stadt schaukelt. Dazu gibt es ohrenbetäubende gecoverte Popsongs im Reggae-Mix. 🎶 Selbst als die Polizei uns anhält wird weder das Getränk weggestellt noch die Musik leiser gedreht. Unser Fahrer verweist auf uns als Touris, denen er einen Gefallen tut und auf seinen halbgelähmten Arm, der quasi heilungstechnish am Getränk kleben muss. 🥃 ✋🏼 Ein anderer Polizist gibt dem Abjutanten an unserem Fahrzeug ein unauaffälliges Zeichen uns in Ruhe zu lassen und wir dürfen passieren. Unser Fahrer erklärt er kenne den Polizeichef der Stadt und kein Polizist würde ihn anfassen... ok 🤔 Zwei andere “Mitfahrgelegenheiten” sind schon ziemlich (bekifft bzw. betrunken) verstrahlt, hören lauten Gangster-Rap und zeigen uns halb schreiend die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Nachdem wir Ernesto am Flughafen mit einem Eis verabschieden gehen wir gerade zur großen Straße um ein Auto anzuhalten, als uns 2 Mädels aus Osteuropa anhalten und uns mitnehmen wollen 🚘 Sie sind schon seit vielen Jahren als Tauchlehrerinnen auf den Bahamas. Die beiden jagen uns zunächst einen ziemlichen Schreck ein, dass wir ein B1 Visum als Europäer benötigen um aus den Bahamas oder Boot auszureisen, was wir natürlich nicht haben. Wir verlassen uns also weiter auf unser Esta-Visum und wollen von der eventuellen 600$ Strafe nichts hören 😬

    Mit vielen Eindrücken innerhalb kurzer Zeit erreichen wir den Strand, an dem wir uns mit Rick verabredet haben. Laute bahamische Musik, tanzende und vorallem trinkende Leute und der karibisch typische Metallfass-Grill erwarten uns hier, genauso wie Rick. Er steht mit seinem langjährigen Freund Daniel, einem Segler aus Bremen 🙋🏼‍♂️, seiner Freundin 🙋🏻 und Kind 👶🏼 am Strand und es wird sofort Tequila eingeschenkt. 🥃 Die Sonne geht grad unter und wir fühlen uns sehr wohl, wechseln zwischen Deutsch und Englisch in der Gesprächsrunde und sind gespannt auf den nächsten “Kahn”. ⛵️ Rick hat ein Island Packet, 3-4 Meter kleiner als das Beneteau von Luis, das sehr gemütlich und ansehnlich rüberkommt. Es hat nur 2 anstatt 5 Schlafkabinen, dafür viel viel schönes dunkles Holz. Wir haben hier unser eigenes Bad und ein sogar größeres Bett als vorher. Während wir nun einen Wein trinken und uns angeregt unterhalten, fühlt sich Daniel netterweise verantwortlich fürs Abendbrot und bereitet uns Nudeln 🍝 Nach dem Essen und als Daniel, Charlotte und Kind auf ihr Boot rübersetzen schlägt auch bei uns die Müdigkeit eines langen Reisetages durch und wir krauchen in unsere Kabine. 😴

    Am nächsten Morgen lassen wir es ruhig angehen, genauso wie Rick, essen entspannt Frühstück an Deck und schauen uns eine Art Neverlandranch in der Nähe per Schlauchboot an. Bei Daniel machen wir noch einen kurzen Stopp und wir erhalten unser erstes Seglerbuch: Bobby Schenk - Blauwassersegeln. 📘 Dann geht die Fahrt auch schon los. Anfangs haben wir noch wenig Wind, was unseren sehr entspannten Segler Rick nicht weiter stört und so schaukeln wir die nächsten Stunden bei 4 Knoten durch die Wogen. 🌊Rick ist generell ein sehr ausgeglichener Charakter und wir haben mit ihm viel zu erzählen und Spaß! Es entwickelt sich ein immer derberer Humor. Sehr unterhaltsam! 😂 Gleich am Anfang bricht uns ein Seitensegel vom Mast, weswegen wir ein wenig eingeschränkt “nur” mit dem Hauptsegel und einem Gipsy (Frontsegel) vorankommen. Überhaupt bewegt man sich “unendlich” langsam beim Segeln. 7 bis 12 Stundenkilometer sind der Standard. Man hat also viel Zeit sich zu unterhalten oder wenn man schaukelfest ist, zum Lesen, Schlafen, Kochen usw.. ☺️ Philipp “verwinkelt” sich in der Küche so, dass er das erste Mittag auf See zaubert. 👨🏼‍🍳 Genauso drängt er Rick die Angel in Gang zu setzen und sie auswerfen. Ein paar schaukelige Stunden an Deck später rattert die Spule und wir ziehen einen leuchtend bunten Mahi zu uns ans Boot. Alles wesentlich beängter, aber dafür mehr eine Teamaufgabe als noch bei Luis. Wir be- und verarbeiten den Fisch sofort und machen uns Filets aus dem Fleisch. 🐠 Damit ist das Essen für die nächsten Tage gesichert. Wir wollten eigentlich nur Tagestrips gen Miami machen, allerdings wäre der erste Stopp inmitten einer großen Sandbank, ohne Land in Sicht. Des Abends und Nachts war die See jedoch so schunkelig, dass wir uns entscheiden weiter zu segeln und lieber am frühen Morgen in Cat Cay anzulegen, zu schlafen und die Insel zu erkunden. 🏝 Wir übernehmen, wie gewohnt die Nachtschicht und schauen einen leicht verstörenden Film über künstliche Intelligenz 🤖und lassen Rick 6 Stunden schlafen. Morgens um 5 Uhr übernimmt er und wir krabbeln ins Bett. 🛌 Der nächste Tag startet demnach leicht verspätet, aber mit tollem Wetter. Wir setzen mit unserem kleinen und recht schmutzigen Schlauchboot über an Land und mischen uns unter die reichsten 1% der USA mit ihren großen und teuren Jachten in der Marina. 🛥 Alle Bediensteten sind super freundlich, die 1% schnöselig und verzogen wie erwartet. Wir machen uns trotzdem nen schönen Tag auf dieser quasi Privatinsel und setzen uns auf eine Sonnenterrasse mit Pool und Meerblick und genießen unsere kürzlich erstandenen Biere vom Kiosk nebenan. 🍻 Nach so einer schlafverzerrten Nacht sind wir recht anfällig für Klatsch und Tratsch, wofür es dort reichlich Futter gibt… 🙊

    Wir entschließen uns später mit Schnorchel und Flossen ausgerüstet zum Boot zurückzuschwimmen. Jessy stürmt erwartungsfreudig voran und kommt noch schneller wieder raus aus dem Wasser, geängstigt von hinterhältig und vorallem gierig schauenden Barrakudas. Philipp geht daraufhin tollkühn ins Wasser, kommt genauso geängstigt wieder aus dem Wasser, weil ihm mehrere hungrige Haie begegnet sind. 🦈 Wir entschließen uns würdelos zu laufen und Rick flehend zu zuwinken uns mit dem Schlauchboot wieder abzuholen. Wir laufen über den Pier und sehen eine große Fischreinigungsstation direkt nebenan, wo über 20 Haie, Rochen und Barracudas zähnefletschend auf herunterfallendes Futter warten. 😱Wir hätten also nicht auf dem Speiseplan gestanden, bleiben aber außerhalb des Wasser und schnorcheln ein wenig ums Boot. Abends gibts abermals Mahi, von dem wir nicht genug kriegen können.🤤

    Am nächsten Morgen verabschieden wir uns bei Morgengrauen von den Bahamas und tauchen wieder in den welligen Ozean ein. Zuerst ist der Wind wieder recht mau und wir schaukeln uns gen Golfstrom. Wir verabschieden uns nach über einem Monat von den Bahamas und sind gespannt auf die Überfahrt nach Miami. 😃 Wir haben tolles Wetter und können schön segeln. Die Wogen des Golfstroms lassen uns mehr wanken - hin und her, vor und zurück. Die Stimmung an Deck ist trotzdem blendend. Nach und nach wird die Hochhäuserfront von Miami sichtbar. Wir fahren an vorgelagerten Inseln nach Miami rein, vorbei an Reichen und (eventuell auch) Schönen. Wir passieren die Brücke, die wir vor noch vor einem Monat mit dem Bus überfahren haben und ankern mit freiem Blick auf die Skyline. Es gibt ein letztes Mal Mahi zum Abendbrot und dazu noch guten Wein von Rick. 🐠🍷 Er hatte etliche Kisten davon in den Untiefen des Boots verstaut in der Hoffnung, dass seine kurzzeitige Flamme wieder mit auf den Segeltrip kommen würde. Wie Luis hat auch er eine Scheidung kurz vor der Reise über sich gebracht, dazu ist er um die 60 und passionierter Segler. Von diesem Typ haben wir nun schon einige getroffen während der Zeit in den Bahamas und beim Suchen auf den einschlägigen Bootsseiten im Internet. 👨🏼‍💻

    Mit beeindruckender Aussicht und bestialischem Klärwerkgestank geht der Abend zu Ende. Wir sind zurück in Trump-Land. Das wird uns auch am nächsten Tag bewusst als Rick 2 Mal zur Zollbehörde mit unfassbar unfreundlichen Beamten muss, einmal ohne und einmal mit uns 👮🏼 Jeweils ein Trip von 2 Stunden. Während des ersten gönnen wir uns unsere ersten Erfahrungen auf einem Stand-Up-Paddle-Board 🏄🏼🏄🏼‍♀️ Mit Wind ist man ein gutes menschliches Segel. Gegen den Wind paddelt man Zick-Zack oder am besten gleich im Sitzen. Wir checken die kleine müllige Partyinsel aus, die Sonntags immer Ort einer brasilianischen Fete sein soll. Das ist uns nicht vergönnt, da wir schon am nächsten Tag gen DomRep weiterreisen wollen. Dazu hatten wir uns entschlossen nachdem wir mehr und mehr von Kuba abgeschreckt wurden durch Urlaubsberichte anderer und schwierigem Visumsprozedere. Zwei Mal waren wir bei der kubanischen Botschaft in Bogota. Da wir über die USA gereist sind, verfällt die Gültigkeit eines kolumbianischen Visums aber wieder. Genau wie eins der USA, wenn man über die Bahamas reist usw.. 🙄 Außerdem sollen dort die Touri-Preise das 10-fache der Preise für Einheimische betragen, was uns Budget-Travellern auch garnicht gefällt. Wir haben uns aufgrund günstiger Flüge dann für 3 Wochen Dominikanische Republik mit Abstecher (nicht wörtlich gemeint) nach Haiti entschieden. 😁 Um dahin zu kommen müssen wir allerdings zunächst zu den “netten” Zollbeamten im Industriehafenbereich Miamis. Der Beamte, Typ: Bad Cop, unausgesprochen unfreundlich und militärisch anordnend erregte schon ziemlich viel Unmut in uns durch und durch entspannten, ruhigen Seglern. Schweinebacke! 😡 Auf dem Rückweg gabs noch mal amerikanisches Fast-Food und den Eindruck von Little Havanna. So viel spanisch Sprechende haben wir bisher nirgendwo in den USA erlebt. Es gibt Hunderttausende Exilkubaner in Miami und etliche gut betuchte Latinos, die dank günstiger Flüge hierher zum Shoppen fliegen. Auf unserer Fahrt mit dem Schlauchboot aus dem Touri-Hafen zu unserem Ankerplatz fahren wir mit Gehgeschwindigkeit an riesigen Jachten, Hunderten Touristen und der Skyline vorbei. 😄 Wir brauchen dafür eine halbe Stunde und werden von spritzendem Wasser und Gegenwind malträtiert und freuen uns schon auf das muggelige Bootsdeck, das im Gegensatz zu Luis Boot windgeschützt ist und man gemütlich draußen sitzen kann, ohne sich peitschenden Wind und spritzendes Wasser geben zu müssen. 😌

    Am nächsten Tag trennen sich dann unsere Wege und Rick fährt zur Abschlussfeier eines seiner Stiefkinder. Sein Boot will er später abholen, zu seinem Bootshaus segeln und wenige Wochen später wieder in See stechen. Keine Zeit zu verlieren! Wir organisieren uns ein Uber zum Flughafen, natürlich ein Exil-Kubaner, der schon stereotypisch seit 20 Jahren in Miami lebt und nur gebrochen Englisch redet. 🤦🏼‍♀️🤦🏼‍♂️ Wir stimmen uns sprachlich also auf die DomRep. Am Flughafen müssen wir, ein weiteres Mal auf dieser Reise, Aufpreis für Gepäck bezahlen, dabei hatten wir mit American Airlines auf eine seriöse Fluggesellschaft gehofft. Aber in Folge des Trends der Billigflieger, haben auch AA mitgezogen, weisen günstige Flugpreise aus, wo man aber gefühlt noch seinen eigenen Sitz mitbringen muss. 💺 Wir freuen uns aber auf DomRep, auch weil Jessy hier vor 20 Jahren schon einen typisch deutschen All-Inclusive-Urlaub verlebt hatte. Diesen Ort zu finden steht auch auf dem Plan... 😉

    Highlights Jessy: Rick kennengelernt, neues Boot, auf Cat Island unter die 1% gemischt, zig Rochen, Haie und Barrakuda gesehen

    Highlights Philipp: Mahi gefangen, “Getummel” an Fischstation auf Cat Cay, geselliger und netter Rick, Island Packet
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