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  • Day 20

    Funny Asian Moments

    September 12, 2018 in Ghana ⋅ 🌙 25 °C

    Im KH musste ich heute ein paar mal lachen. In Ghana nahm ich bis jetzt sehr wenige bis keine Asiaten wahr - erst recht nicht auf dem Dorf. Heute hatten wir einen älteren, asiatischaussehenden Herrn als Patient. Er konnte kein englisch, weshalb sein Sohn ihn wahrscheinlich begleitete. Wir begegneten uns schon mehrere Male auf dem Flur und lächelten uns zu - so wie es Asiaten eben oft untereinander machen. :D Es war komisch die beiden unter den Ghanaern zu sehen und ich merkte selbst, wie ich sie anglotzte. Genauso wie ich meistens von Ghanaern angeglotzt werde. Ich fühle mich langsam wie eine Einheimische, die anfängt Leute zu beobachten, die anders aussehen. xD Naja, auf jeden Fall ging ich mit Dr Basit und der Krankenschwester mit, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Genauso wie sie mich vorher noch nie gesehen hatte. Als ich mit in die Station wollte, meinte sie nur "No, no." Also blieb ich vor der Tür und wunderte mich, weshalb ich nicht mit durfte. Als Dr Basit wieder rauskaum und ich ihn fragte, ob ich wieder mitkommen dürfe, fragte er mich, wieso ich eben nicht mitgekommen bin. Ich antwortete ihm, dass die Krankenschwester mich nicht ließ. Wir mussten lachen, als wir feststellten, dass sie dachte, ich wäre eine Verwandte von dem asiatischen Patienten.

    Als wir wieder aus dem Patientenzimmer gingen, merkte ich bereits wie mich die Blicke des Asiaten verfolgten. Ich wartete eigentlich nur noch auf die Frage "Where are you from?". Eine Sekunde später kam sie auch. Oh mändy! :D Echt witzig. Egal, wo ich bin - ob Deutschland, Indonesien, Ghana - werde ich immer von anderen Asiaten gefragt, woher ich komme. Henning und Astrid lachen mich deswegen immer schon aus und machen sich mit der Frage "Komm du aus Fietnaam? Thailan?" über mich lustig. :D

    Der restliche KH-Tag war relativ entspannt. Eine Weile verschwand Dr Basit und ich wusste nicht, wo er war und wartete und wartete. Danach stellte sich heraus, dass es wieder einen Notfall mit einer Schwangeren gab. Er wollte mich davon verschonen, worüber ich ganz froh war.

    Zurück im Dorf ging ich wieder mit David, Kofi und den Kindern, die sich uns auf dem Weg dahin immer anschließen, auf die Chicken-Farm. Wir sammelten den restlichen Müll, den wir gestern angefangen hatten zu sammeln. Die Arbeit ist ziemlich eklig, vor allem wenn es vorher geregnet hat. Plastiktüten, alte Flip-Flops, Rasierklingen, Dosen, Zahnbürsten und vieles mehr liegen dort seit bestimmt mehreren Jahrzehnten. Der Platz sieht aber mittlerweile schon echt gut aus. :) Kofi lobt uns jeden Tag für die Arbeit, die wir machen. Das motiviert einen schon sehr. Je mehr Leute mithelfen, desto schneller können sie ihren Handel auf der Farm betreiben usw.

    Den restlichen Abend verbrachten wir vor'm Haus und unterhielten uns noch mit Amos und Enock. Hier wird man ständig gefragt, ob wir einen mit nach Deutschland mitnehmen können. Wir versuchten ihnen deutlich zu machen, dass das alles nicht so einfach ist wie sie sich das vorstellen. Selbst wenn wir Geld hätten. Deren Motto ist "Weiß ist Reich". Dazu gehört so viel mehr und das ist ihnen nicht ganz bewusst. Sie wissen nicht mal was von einem Visum. Die denken, dass jeder Weiße ein Millionär ist, der genug Geld hat, um das Ticket nach Deutschland für einen zu finanzieren. In ihrer Vorstellung suchen sie sich als Taxifahrer, Polizist, Eierverkäufer und was ihnen noch so einfällt, einen Job in Deutschland und können dort leben.

    Woran ich heute merkte, dass manche hier wirklich nichts haben, war Emani. Er ist 15 Jahre alt und spielt wie jeder andere Junge gerne ab und zu Fußball. Auf dem Bolzplatz spielt er jedoch nicht, da er keine Fußballschuhe hat. Er spielt, wenn überhaupt, in seinen zerfledderten Flip-Flops vor'm Haus. Ein sehr lieber und aufmerksamer Junge. Er bekocht uns jeden Tag, was ich eigentlich gar nicht gerne mag. Aber die lassen einen einfach nichts selbst machen.

    Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Ich entmüllte heute mein Zimmer. Darunter eine etwa zwei Wochen abgestandene Apfelsaftschorle. Die Flasche war etwa nur noch 1/5 voll gefüllt und stand die ganze Zeit am Fenster in der Sonne und war zusätzlich von der ganzen Erde, die ich immer mitschleppe, verdreckt. Als er aber realisierte, dass ich den Spuckerest wegkippen wollte, nahm er mir die Flasche netterweise ab und trank den Inhalt so genüsslich aus, als würde die Schorle frisch aus der Kühltruhe kommen. Das tat mir total leid. Auch die Reste von meinen sechs abgestandenen Wasserflaschen trank er noch aus. David und ich hatten daraufhin überlegt, ob wir hier eine kleine Party vor'm Haus veranstalten mit viel Süßigkeiten und leckeren Getränken. Ein Menü müssen wir uns noch ausdenken. Am WE fahren wir nach Accra und würden dort alles einkaufen gehen, da es auf dem Dorf nichts gibt. Das letzte WE nahm ich aus Accra z. B. zwei Bücher mit. Eins mit der Geschichte von Hänsel und Gretel, das andere ist ein Elsa-Malbuch. Dazu holte ich noch Wachsmalstifte. Gedacht war es eigentlich für die kleinen Mädels. Aber als ich die Bücher rausholte, war Emani so begeistert, dass ich ihm die gab. Er ging total darin auf und fing an die Elsa-Figuren auszumalen. Die anderen guckten ihm dabei sehr interessiert und fokussiert zu. Der Anblick war schön und gleichzeitig traurig. Hätte ich einem 15-Jährigen in Deutschland ein Prinzessinen Elsa-Malbuch in die Hand gedrückt, hätte er mir wahrscheinlich einen Vogel gezeigt und mich ausgelacht.
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