Dito goes Ghana

August - October 2018
A 58-day adventure by Dita Read more
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  • Day 10

    Kakum NP. I've almost died!

    September 2, 2018 in Ghana

    Für heute war ein Ausflug zum Kakum Nationalpark geplant - ein tropischer Regenwald mit einer Vielfalt an Bäumen, Pflanzen und bestimmt auch Tieren - außer einer Fliege hab' ich leider keine gesehen, nur gehört. Das Besondere bei unserer Tour war, dass man von Hängebrücke zu Hängebrücke durch den Regenwald gehen konnte bei einer Höhe von 40 m über dem Boden. Hörte sich gruselig an, aber eventuell machbar. Deswegen kam ich mit, während Melissa, Sophie und Anne in unserer Lodge blieben und einen Strandtag machten.

    Morgens freuten wir uns schon unglaublich auf unser Frühstück. Es gab so viele leckere Sachen zur Auswahl - Pancake mit Schokolade, Scrumbled Eggs mit Toast und Baked Beans usw. Jetzt dürft ihr 3 x raten, was nicht pünktlich fertig war: Genau, das Frühstück! Es war nicht wie geplant um 6:30 Uhr fertig, sondern erst um 8:00 Uhr. Also spazierte ich nochmal ans Wasser, stellte mich auf die Steine und genoss die Sonne im Morgennebel und die Aussicht auf das weite Meer. 

    Als wir fertig waren, fuhren Stella, David, Max, Tanja, Sophia und ich los zum Nationalpark. Wir trugen lange Kleidung, da es im Wald Fliegen geben soll, die beißen. Die Wunde fängt dann stark an zu eitern. Die Vorstellung war gar nicht schön. Also schwitzten wir uns in unseren langen Klamotten erst mal zu Tode. Dort angekommen, bezahlten wir für die Eintrittskarte 40 Cedis statt der 6 Cedis für Einheimische. Ganz schön diskriminierend, aber das kenne ich ja schon aus Indonesien - nur aus der anderen Perspektive. Die ersten Meter mit unserem Guide ging richtig steil bergauf. "Wenn das jetzt eine Stunde so weitergehen würde, sterbe ich.", dachte ich mir. Zum Glück war das nur der Weg zu den Hängebrücken. Der Guide erzählte uns dabei etwas zu einigen Bäume. Die einen hörten interessiert zu, die anderen schossen Fotos. Zu welcher Kategorie gehörte ich wohl? :D Stella und ich gingen absichtlich ganz am Ende, damit wir Fotos ohne Menschenmassen im Hintergrund hatten. 

    Bei den Hängebrücken angekommen, wurde ich doch etwas panisch, weil ich sah wie tief es in den Abgrund ging. David, der mich eigentlich den ganzen Weg über motivierte, dass ich es schaffe, war derjenige, der auf der Brücke wie ein Wilder rumsprang, sodass ich richtig Panik bekam. Zu seiner Verteidigung: Er wusste nicht, dass ich mich ebenfalls schon auf der Brücke befand. Also flehte ich schon fast den Guide an, dass ich zurück möchte. :D Blöderweise durfte man auf der Brücke, von der ich auf die Aussichtsplatte gelang, nur in eine Richtung gehen. Das hieß für mich zwei weitere Brücken zu überqueren, um zurückzugelangen. Stella konnte mich zum Glück beruhigen. Ich nahm also den kürzeren Weg. Der Guide-Helfer, der hinter mir her ging, versuchte mich abzulenken, indem er ganz viele Fragen stellte. Manchmal schaffte er es. Das Quietschen der Brücke machte mir jedoch mehr Angst.

    Nach der aufregenden Tour ging es für uns zurück zum Zentrum. Der Fahrer war ein Irrer, der beabsichtigt immer nur einen Millimeter Abstand zum Gegenverkehr hielt und extra über alle Schlaglöcher fuhr. Keine Ahnung, was seine Mission war. Jedenfalls dachte er, er wäre witzig. Dort angekommen, trafen wir uns mit den anderen Mädels wie geplant in dem veganen Restaurant. Das Essen war lecker, aber die Getränke waren SUPER lecker. Ich bestellte direkt zwei Mal den gleichen Saft - Moringa, Pineapple, Ginger. Danach schlenderten wir noch etwas durch die Straßen, kauften Sachen und holten Tanja's Patchwork-Decke beim Schneider ab. Hier kann man sich für sehr günstig Sachen nähen lassen. Den Stoff kann man sich selbst aussuchen. Richtig gut! 

    Gegen 16 Uhr traten wir den Rückweg an, damit wir nicht so spät zurückkamen. Daraus wurde natürlich nichts. Wir standen lange im Stau. Außerdem passierte dem Trotro-Fahrer ein echt blödes Missgeschick. Er ließ während unseres Ausstieges aus dem Bus seinen Schlüssel im Fahrzeug und knallte die Tür zu. Da einige Sachen sich noch darin befanden, konnten wir uns auch nicht ins nächste Taxi setzen. Der Fahrer rief also seinen Bruder an, damit dieser das Auto aufknackte. Mit einer bestimmten Technik bekam er es dann endlich hin. Wir waren alle so fertig und wollten nur noch nach Hause. Wir schnappten unsere Sachen und hofften auf ein preislich angemessenes Taxi. Nach einigem Hin und Her schafften wir es für 30 GHC pro Taxi zu unserem Haus zu gelangen. Wir verhandeln ständig über den Fahrpreis, da sie sonst viel zu viel von uns verlangen. Zu Hause warteten schon die anderen auf uns mit einer großen Portion Nudeln. Das tat gut. Wir saßen noch eine Weile zusammen und hörten Musik. Ich skypte ganz erschöpft vom Tag noch mit Hengsel und irgendwann ging es ins Bett. Trotzdem hab' ich den kleinen "Familienausflug" sehr genossen und war froh darüber wieder einigermaßen vernünftige Toiletten zu haben. :D
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  • Day 12

    Mysteriöses "Pizza-Restaurant"

    September 4, 2018 in Ghana ⋅ ☁️ 25 °C

    Heute starteten wir nach dem Wochenende unseren Arbeitstag an einem Dienstag. Wie üblich klapperten wir alle Stationen ab und gingen bei der Visite mit. Es gibt insgesamt folgende acht Stationen: Männer-, Frauen-, Kinder-, Mutter&Kind-, Notfall-, Special Female Ward (Patientinnen ohne KV), Special Male Ward (Patienten ohne KV). Die achte Station fällt mir leider gerade nicht ein. 

    Bevor wir die einzelnen Stationen besuchten, fing uns der Manager des Krankenhauses ab. Ein erneutes Mal musste ich feststellen, dass hier überhaupt nicht kommuniziert wird und man auf keine einzige Aussage vertrauen kann. Man wird hier ständig ins kalte Wasser geworfen, was langsam echt nervig wird und mich wütend macht.  Der Manager wusste also noch immer nichts von mir, wovon ich aber mittlerweile ausging. Ich verbrachte fast eine Woche auf dem Dorf ohne, dass mein Projekt startete. Jeden Tag hieß es auf erneute Nachfrage ich könne 'morgen' starten. Mr Thompson müsse nur noch mit dem Manager reden. Den Donnerstagabend gab er mir das 'Go', dass ich am Freitag anfangen könnte. Heute, an meinem zweiten Tag im KH sprach der Manager uns plötzlich darauf an, dass er Papiere wie Lebenslauf etc. von mir bräuchte. Damit kommt er ja sehr früh an! Also kontaktierte ich Mr Thompson und startete eine Diskussion. Da solch eine Angelegenheit schwer über Whatsapp zu klären ist, versuche ich am Samstag Mr Thomson in Accra abzufangen. 

    Trotzalledem "arbeitete" ich heute im KH weiter. Obwohl das KH auf den ersten Blick ganz gut gepflegt schien, fallen mir doch immer mehr negative Dinge auf. So ist ein Waschbecken z. B. eine Konstruktion aus mehreren Eimern und komischen Halterungen. Irgendwo dazwischen hängt ein dreckiger Lappen und eine alte Seifenpackung. Auf dem WC gibt es nicht mal fließendes Wasser, sodass man sich danach nicht die Hände waschen kann. Alles ziemlich unhygienisch. Auch die Betten sind größtenteils nicht bezogen. Darauf liegen Kuscheltücher, die die Patienten wahrscheinlich selbst mitbringen. Die Zimmer mit etwa 15 Leuten in einem Raum werden nicht durchlüftet. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie muffig es darin riecht. Ich halte oft automatisch meine Luft an, damit ich diese dicke Bakterien-Wolke nicht einatmen muss. :D Heute machten wir schon um 13 Uhr Feierabend und ich freute mich schon auf die Pizza von gegenüber, von der Max mir erzählte. Wir liefen also über die Straße und setzten uns in das Gruselrestaurant. Es war komplett leer und die Kellner schienen sehr unmotiviert zu sein. Wir bestellten beide eine Chicken Pizza, die nach einer Stunde von einem Lieferdienst gebracht wurde. :D Und wir wunderten uns schon, weshalb man im Restaurant nichts Leckeres roch. 

    Zu Hause ruhten wir uns erstmal soweit es ging aus. Ziemlich schwer mit einer Horde von Kindern, die schon sehnsüchtig darauf wartet, dass man von der Arbeit zurückkommt. Trotzdem ging ich in mein Zimmer, um wenigstens kurz Ruhe zu haben. Ich wollte nämlich noch mit auf die Chicken-Farm kommen und dort helfen. Das ist eine große, unbebaute Fläche, auf der momentan noch Palmen und verschiedene Pflanzen, die alle wild durcheinander wachsen, stehen. Das muss alles weggehackt und anschließend weggeräumt werden, sodass am Ende eine große, ebene Fläche entsteht. Der Plan ist es, eine Chicken-Farm darauf zu gründen, um neben Kakao und Töpfen auch Eier im Dorf zu verkaufen. Das Geld, was daraus resultiert, wird in Schulutensilien wie Uniform, Bücher, Stifte etc. investiert. Eine sehr gute Sache wie ich finde, da viele Familien sich das für ihre Kinder nicht leisten können. 

    Also helfe ich da gerne fleißig mit und freue mich, dass ich wenigstens da etwas voranbringen kann. Im KH mache ich außer der Visite ja leider nicht viel. Das Gute ist, dass die Kinder ebenfalls fleißig mithelfen, wenn Max, David und ich auf dem Feld sind. Je mehr Helfer, desto schneller wird das Projekt fertig. Es ist aber mega anstrengend. Ich habe noch nie so doll durch körperliche Anstrengung geschwitzt, glaub ich. Ich war am Ende der Arbeit einfach nur dreckig und klitschnass und freute mich auf die Dusche. :D Eew! Außerdem ist es echt bewundernswert wie schnell die Ghanaer eine fette Palme mit einer bestimmten Technik aus der Erde "ziehen" können - und das in kürzester Zeit. Allgemein sind das alles richtig die Muckimänner, die nur mit einem Schlag mit der Axt einen dicken Ast durchkriegen. Ich brauchte dagegen etwa zehn Mal? :D 

    Naja, völlig erschöpft sprang ich danach unter die Dusche, saß noch etwas draußen rum und ging dann schlafen.
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  • Day 13

    Rainy day and hungryyy

    September 5, 2018 in Ghana ⋅ ⛅ 24 °C

    Heute war irgendwie ein langweiliger Tag. Die Langeweile hat sich durch den ganzen Tag gezogen. Im KH gab es nichts Neues - keine für mich neuen Krankheitsbilder: Gastritis, Gastroenteritis, Anämie, Malaria, PID und einige speziellere Fälle, auf die ich nicht weiter eingehen werde. Sonst wird der Text endlos lang. :) Bestimmte Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden der jeweiligen Krankheiten kannte ich bereits aus den vergangenen Tagen. Wirklich interessant alles, vor allem wenn man die ganzen Zusammenhänge erklärt bekommt. Da mein fachliches Wissen relativ beschränkt ist, werde ich nicht viel dazu schreiben können - außer ich erlebe einen besonders interessanten Fall. Dann werde ich mich bemühen. :D Heute war ein kurzer Arbeitstag. Als wir Feierabend machten, brachte uns der Arzt mit seinem auberginefarbenen Mercedes nach Hause. Eigentlich eine ganz schicke Karre, die aber laut Max in Deutschland nur Rentner fahren würden. :D Aber sehr nett von dem Arzt. Es war angenehm mal wieder in einem Auto mit einer guten Federung zu sitzen. Es gibt so viele Schlaglöcher auf den Straßen, dass ich z. B. nach einer dreistündigen Trotro-Fahrt richtige Kopfschmerzen kriege. 

    Zum Arzt: Er ist 29 Jahre alt und arbeitet seit anderthalb Jahren in diesem KH. Er ist total locker drauf, was ihn echt sympatisch macht. Manchmal fühlt es sich eher so an als würde man mit einem Freund durch's KH gehen. Man kann mit ihm über viele Dinge reden. So unterhielten wir uns den einen Vormittag über den Umgang mit Homosexualität in Ghana. Über verschiedene Gesprächsthemen gelangten wir zu diesem. Hier werden gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht akzeptiert bzw. toleriert. Zeigt sich ein homosexuelles Paar in der Öffentlichkeit, führt es im allerbesten Fall zu einer Gefängnisstrafe. Das Outen kann sogar für einen den Tod bedeuten. Da viele gläubig sind, ist Homosexualität etwas nicht Natürliches und Gottgegebenes. Der Arzt ist der festen Überzeugung, dass es sich um eine Krankheit handelt, die man heilen kann. Echt verrückt, dass ein Arzt, von dem man das nicht unbedingt erwartet hätte, so denkt. Max und ich waren schockiert und fanden den Arzt für den Moment total unsympathisch. Er meinte, er würde nichts mit ihnen zu tun haben wollen usw. Wir erklärten unsere Sichtweise darauf und versuchten ihm verständlich zu machen, dass sie wie er und jeder andere auch nur Menschen sind. Das war die Kurzfassung von dem etwa einstündigen Gespräch. Es ist schwierig diese Denkweise aus den Köpfen der Leute rauszuschlagen, wenn alle so denken und sie nicht wirklich mit anderen Ansichten konfrontiert werden. Vielelicht haben wir ihn ein wenig zum Denken anregen können, weil er so viele Fragen stellte und danach relativ nachdenklich schien. 

    Nach der Arbeit wartete ich sehnsüchtig auf unser Lunch. Wir Interns waren alle so mega hungrig. Heute fiel das Mittagessen jedoch für uns aus, da Haruka eine Versammlung vor unserem Haus veranstaltete. Sie organisiert momentan ein großes Dorf-Event, bei dem viel Tanz und Gesang sein wird. Dafür holte sie alle Kinder, die auftreten wollen, zu uns, um sich das vorher einmal anzuschauen. Kofi unterstützte sie dabei und gab den Kindern Anweisungen. Anfangs fand ich es richtig cool zuzuschauen. Die Kinder hatten richtig viel Spaß und ich guckte ebenfalls gerne zu. Aber mein Hunger stieg, es wurden immer mehr Kinder, es war so laut und ich war einfach nur noch fertig. 

    Ich freute mich, als es anfing zu regnen. Die Kinder hörten auf und gingen nach Hause. So gerne ich auch was mit ihnen mache, rauben sie einem ganz schön viel Energie, sodass ich abends immer völlig fertig bin und nicht mehr dazu komme, meine Posts vorzuschreiben. Ich schlafe meistens noch mit dem Handy in der Hand ein. 

    Da es Max letzter Abend war, setzten wir uns noch auf's dunkle Feld, damit die Jungs - Max, David & Kofi - noch einen rauchen konnten. Ich nicht. Ich genoss nur die Stille und die schöne Sicht auf den Sternenhimmel. Danach setzten wir uns noch in eine Art Bar, wo wir Amos  und Mugabi trafen. An dem Abend waren die beiden so komisch aufgedreht, sodass wir anfangs echt genervt von denen waren. Letztendlich waren die so nervig, dass es schon wieder lustig wurde. Irgendwann ging's dann auch wieder ins Bett und ich glaube, Max hatte einen schönen letzten Abend auf dem Dorf.
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  • Day 15

    Horror Show

    September 7, 2018 in Ghana ⋅ ☁️ 24 °C

    Heute fing der Tag an wie jeder andere auch. Wir frühstückten und quatschten entspannt, bevor es ins KH ging. Im KH angekommen, warteten wir wie üblich auf Dr Bassit. Zuerst ging es in die Kinderstation. Dort verteilte Max für die Kinder Kekse, da es traurigerweise sein letzter Tag im KH und generell auf dem Dorf ist. Sonntag geht es ganz zurück in die Heimat. Da es Freitag ist, freuten wir uns schon gedanklich auf das Wochenende und erwarteten nicht mehr viel. Max ging etwa gegen 12 Uhr zurück ins Dorf, um seine Sachen zu packen. Ich blieb und klapperte noch die restlichen Stationen mit Dr Bassit ab. Es ging weiter zur Entbindungsstation. Eine Frau lag bereits in ihren Wehen und hatte hörbare Schmerzen. So wie ich's verstanden habe, musste Dr Bassit schauen wie weit der Muttermund schon geöffnet war. Er zog sich Gummi-Handschuhe über seine Hände und griff unten mit einer Hand rein und mit der anderen Hand tastete er ihren Bauch ab. Er erklärte mir einige Sachen dazu. Aufgrund der vielen Fachbegriffe verstehe ich nicht alles, aber im Groben und Ganzen weiß ich immer, worum es geht. 

    Ich war froh, als es vorbei war, da ich es überhaupt nicht ertragen kann, andere aufgrund von Schmerzen so leiden zu sehen/hören - und das war eigentlich gar nichts. Wir schlenderten danach zur Mutter-Kind-Station, worauf ich mich schon freute. Gestern wurden drei kleine Babys geboren. Ich habe noch nie so frische, süße, kleine Würmchen gesehen. :) Ich war also total auf sie fixiert und merkte nicht, dass es einer anderen Frau im gleichen Zimmer gar nicht gut ging. Erst als der Arzt eine Sichtschutz-Wand an ihrem Bett aufstellte, kam ich mit rüber. Genau in dem Moment platzte ihre Fruchtblase, einige Sekunden später floss so viel Blut nach, sodass das ganze Bett und der ganze Boden nass waren und es hörte einfach nicht auf. Der Arzt griff unten rein und versuchte irgendwas von innen zu ertasten - dachte ich zumindest!!! Ich stand da also total nervös rum, guckte ab und zu weg, da mir der Anblick zu viel wurde. Der Arzt fuchtelte teilweise so unvorsichtig mit seinen Armen herum, dass ich Angst bekam Blutspritzer abzukriegen. 

    Bevor ich überhaupt schalten konnte was er da tat, hielt er plötzlich schon den leblosen Fötus in seinen Händen. Er befand sich im 5. Monat und war etwa 20 cm klein. Dr Bassit betrachtete das kleine, friedliche Wesen auf seiner Hand, was schon wirklich aussah wie ein Mensch in Miniaturform. Finger, Zehen etc. waren schon richtig ausgebildet. Währenddessen konnte ich nicht glauben was ich sah. Da alles so schnell ging und keine Krankenschwester in der Nähe war und Dr Bassit Tücher zum Abwischen brauchte, musste ich ihm helfen. Also schnappte ich panisch meine Klorolle und meine Nasstücher aus meinem Jutebeutel, den ich immer dabei habe für den Fall aller Fälle, und reichte ihm diese. Ich hoffte, dass er mich mit seinen blutigen Händen nicht berührte. Die Krankengeschichte der Frau kannte man immerhin nicht. Es war noch nicht vorbei. Die Frau blutete sehr viel nach, da die Plazenta noch drin war. Solange diese sich noch im Körper befindet, hört es nicht auf zu bluten. Also ging er mit ihr eine Etage weiter nach unten in den OP-Saal, um alle Reste auszusaugen. Da stand ich nun alleine und reglos neben dem toten Baby und wusste nicht, was ich machen sollte. Es lag da ganz friedlich in Löffelstellung im blutigen Bett als würde es schlafen und vergessen worden sein. Ich betrachtete es mit etwas Abstand und sah wie es noch 1-2 Mal den Mund öffnete. "Zum Glück" holte mich Dr Bassit irgendwann ab. Was er mir als nächstes zeigte, wusste ich nicht. Allerdings wusste ich ganz genau, wo wir lang mussten, da die Frau durch das gesamte KH eine fette Blutspur hinterließ. Anscheinend transportierte man sie mit solchen Schmerzen nicht in einem Rollstuhl. Richtig verrückt! Ich kam mir vor wie in einem Horrorfilm. Im Saal angekommen, erfolgte die restliche schmerzhafte Prozedur. Die Frau saß breitbeinig auf dem "berühmten" Stuhl und alles, was sich noch darin befand, wurde mit einer Zange herausgekramt - mal auch mit der Hand oder mit einem Schlauch. Ich stand wieder mal total überfordert in der letzten unblutigen Ecke des Zimmers und kaute auf meinen Nägeln rum, was ich sonst nie mache. Ich war einfach nur froh, als es vorbei war. Danach kam mir alles total unreal vor. Der Arzt fuhr mich ins Dorf zurück, wo Max und David auf mich warteten. Die beiden konnten mich zum Glück gut ablenken. 

    Nicht lange danach sind Max und ich wieder Richtung Accra losgedüst. Wir kamen um ca. 20 Uhr im Haus an, nachdem wir eine Weile im Dunkeln auf dem überfüllten Madina Market unseren Anschluss-Trotro suchten. Für den Abend war eigentlich Party angesagt, da es Max, Annne's und Sophie's letztes WE in Accra ist. Wir gingen auch tatsächlich los. Zuerst ging es in eine Art Bar, wo trotzdem viel getanzt wurde - sogar auf der Straße, wo viele Bars aneinander gereiht sind. Danach wollten wir noch in einen Club. Dort angekommen, stellte ich fest, dass es ein richtiger Schicki-Micki-Laden war. Die Frauen und Männer waren ganz anders gekleidet wie ich es bis jetzt von Ghana kannte. Die Frauen sahen echt am schlimmsten aus. Dicke, richtig schicke Karren fuhren ein und aus. Zum Glück war ich nicht die Einzige, die keine Lust hatte auf diesen Club. Also blieb eine Hälfte, die andere fuhr zu Pizza Inn. Dort gönnten wir uns einen kleinen Mitternachtssnack und kamen um ca. 3 Uhr wieder zu Hause an und waren glücklich über unsere Betten.
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  • Day 16

    Mach's gut, Sorayath.

    September 8, 2018 in Ghana ⋅ 🌧 23 °C

    Der Tag fing umso entspannter an als er den Abend zuvor endete. Ich stand um 7 Uhr auf, um mich fertig zu machen. Immerhin sollte es spätestens um 8:30 Uhr losgehen. Letzendlich ging es erst gegen 9:30 Uhr los. David, der die Fahrt ins Dorf so früh angepeilt hatte, passt sich der ghanaischen Pünktlichkeit sehr gut an - haha. Ich konnte mich also in Ruhe fertig machen. Zu meiner großen Überraschung kam Sorayath mit ins Dorf. Sie wollte sich von den zwei Japanerinnen und gleichzeitig von uns verabschieden, bevor sie diese Woche zurück nach Benin fährt. Ich bin richtig traurig, dass sie fährt. Ich mochte sie echt gerne wie wahrscheinlich jeder aus dem AIESEC Haus. Das wird seltsam, wenn wir am WE zurück nach Accra fahren und sie nicht mehr da ist. Auf dem Dorf blieb sie jedoch nicht lange. Ich glaube, sie hatte die Strecke unterschätzt. Wir unterhielten uns noch ein bisschen, zeigten ihr das Dorf und knipsten ein paar Gruppenfotos zur Erinnerung. Danach musste sie schon wieder los. Max, David und ich begleiteten sie nach Nkawkaw - die nächstgrößere Stadt unseres Dorfes. Wir setzten sie in ein Trotro und verabschiedeten sie dort. :/ 

    Danach blieben wir drei noch in Nkawkaw und gingen in die "Mall". Ich suchte Nagellackentferner - das war nämlich bitter nötig. :D Den hatten sie natürlich nicht mehr da. Ich fragte die Verkäuferin, wo es welchen geben könnte. Ich dachte, sie wolle mir nur den Weg beschreiben. Letztendlich führte sie mich durch Marktstraßen und brachte mich in ein kleines, verstecktes Nagelstudio für eine Pediküre. :D Ich war relativ entspannt, obwohl alle nur auf 'Twi' sprachen und Fotos von mir machten, während ich da saß. Aber ich war nur froh, dass ich die Pflege bekam. 

    Zurück im Dorf passierte nicht mehr sehr viel. Ich beschäftigte mich wie gewöhnlich noch mit den Kindern, wir Interns aßen noch zusammen Abend. Vor'm Schlafengehen gab' es von den Kindern noch mehrere Tanzeinlagen immer wieder zu dem gleichen  Song - AKWAABA von GuitlyBeatz. Das Lied feiern sie hier mega ab. Und echt verrückt zu sehen wie selbst zweijährige Kinder schon diese Dancemoves draufhaben. Das macht echt Spaß zuzuschauen. Ich habe auch schon eine große Sammlung an Videos. Freut euch darauf! :D 

    Den Rest des Abends verkroch ich mich in mein Zimmerchen und checkte Nachrichten ab. Tagsüber ist es nämlich sehr schwierig, da hier ständig was los ist und man auf dem Dorf generell sehr schlechtes bis gar kein Netz hat.
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  • Day 16

    Mall & Sky-Bar

    September 8, 2018 in Ghana ⋅ ☁️ 25 °C

    Heute gibt's nicht viel zu schreiben, außer, dass es mein erster entspannter Tag nach einer langen Zeit war. Ich schlief für meine ghanaischen Verhältnisse relativ aus, frühstückte gut und hatte viel Zeit, bis es für uns gegen 13 Uhr in die Mall ging. Ich war schon ganz gespannt, da ich bis jetzt nur vollgestopfte Märkte und kleine Verkaufsstraßen kannte. Ich wusch und bügelte meine Klamotten bis dahin, damit ich am Sonntag mit sauberen Sachen zurück ins Dorf kann. 

    In der Mall war's echt cool. Das erste Ziel, was wir vor Augen hatten, war Burger King. Für mich war das Essen wahrscheinlich noch luxuriöser als für die anderen, da ich aufm Dorf eigentlich immer nur Plantain, Bangku, Fufu oder Nudeln bekomme. :D Ist auch mega lecker, aber nicht sehr abwechslungsreich. Wir schlenderten gemütlich durch die Mall, kauften im Supermarkt ein und danach trank ich nach etwa drei Wochen das erste Mal wieder Kaffee. Riiiichtig jeilo! Da wir für 19 Uhr einen Tisch für neun Personen in der Sky Bar reservierten, versuchten wir uns weiterhin die Zeit in der Mall zu vertreiben. Bei Tanja und mir setzte die Müdigkeit sehr doll ein, sodass wir zu zweit nochmal ins Haus fuhren, um uns wenigstens für eine Stunde hinzulegen. 

    Als es soweit war, fuhren wir zu viert Richtung Sky Bar. Das ist ein Restaurant, was sich im höchsten Gebäude in Westafrika befindet. Wir kamen an und staunten direkt wie nobel bereits der Eingangsbereich aussah. Man hielt uns die Tür auf, überall glänzte es vor Sauberkeit und Duftkerzen waren aufgestellt. Ich fühlte mich leicht underdressed! Wir fuhren einige Stockwerke hoch, bis wir ganz oben waren und den tollsten Ausblick auf Accra hatten. Unten sind überall kleine Lichter von der Straßenbeleuchtung, den Autos etc. zu sehen und oben sah man die Flugzeuge, die kurz vor'm Landen waren. Wir genossen den Abend sehr. Vor allem das europäische Essen und die gemeinsame Zeit, die wir zusammen verbrachten. Für mich gab es z. B. Risotto mit Blue Cheese. Yum yum yum! Und das Klo war mein Highlight! Richtig sauber und schön dekoriert. Da hab' ich mich wohl gefühlt. :D 

    Trotzdem war es kurz ein komisches Gefühl, wenn man nach unten blickte und die schöne Stadt betrachtete, mit dem Wissen, dass sich dort überall kleine Flecken wie Slums etc. befinden, die man von oben nicht sieht und für einen kurzen Moment vergisst.
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  • Day 17

    Lost in the rainforest.

    September 9, 2018 in Ghana ⋅ ☁️ 26 °C

    Heute Morgen ging es zum Gottesdienst - dieses Mal in einen anderen. Die Schneiderin, die die Mädels in Accra kennenlernten, lud sie dazu ein. Ich kam mit und wollte von da aus mein Trotro Richtung Nkawkaw nehmen. Wenn ich darüber nachdachte, wurde ich ziemlich nervös, da es meine erste Fahrt alleine war. Die Kirche befand sich letztendlich nicht in Madina, wovon wir ausgingen, sondern die Schneiderei. "Na toll!", dachte ich mir wie so oft hier. Keine Ahnung, wo ich später bei dem Chaos einsteigen sollte. Während des Gottesdienstes konnte ich also nicht wirklich entspannen und hatte nur im Hinterkopf, dass ich noch vor Einbruch der Dunkelheit ankommen wollte. Der Gottesdienst ging wie erwartet etwa drei Stunden und war dieses Mal kaum auszuhalten. Er begann richtig stressig. Die Predigerin schrie eigentlich nur ins Mikrofon und das ca. die Hälfte der Zeit. Die Boxen waren so schranzig, sodass die Ohren schon wehtaten. Zwischendurch gab' es Tanzeinlagen, bei denen wir nach vorne geholt wurden und uns zu der Musik im Kreis bewegten - teilweise über fünf Minuten lang. Manche sind beim Tanzen etwas durchgedreht und haben ihre eigenen Filme geschoben. Manchmal fühlten wir uns wie im falschen Film. :D Irgendwann kam noch ein anderer Pfarrer, der endlos lang gepredigt hat. Bei jedem "We close the service now." schöpfte ich neue Hoffnung. Jedes Mal wurde ich enttäuscht. Als wäre das nicht genug gewesen, wollte er noch jeden Einzelnen segnen. Dafür kippte er jedem Öl über die Haare - "Auch das noch!". Irgendwann waren wir an der Reihe. Bei meinem Glück kippte er natürlich besonders viel auf meinen Kopf, sodass meine frisch gewaschenen Haare mega fettig wurden. Der Rest lief überall vom Kopf aus herunter, sodass ich meine Arme damit einschmieren konnte. Jetzt fühlte ich mich besonders fresh für meine etwa fünfstündige Trotro-Fahrt...nicht. :D Als der Gottesdienst dann WIRKLICH endete, fuhr der Pfarrer mit seinem Auto zuerst mich zur Trotro-Station, dann die Mädels nach Hause. Er brachte mich allerdings nicht zur gewöhnlichen Station, sondern setzte mich ganz woanders ab. Ich wusste nicht wirklich, wo ich hinsollte. Ich wurde in ein Trotros gesetzt, verstand irgendwas mit 'Circle' und fuhr dann weg ohne zu wissen, wohin es geht. Es ging alles so schnell. Ich konnte den Mädels nicht mal richtig 'Tschüß' sagen. Ich fuhr etwa eine halbe Stunde durch Accra rum, bis ich irgendwann abgesetzt wurde. Ich stand dann alleine an der Straße, war total orientierungslos und überfordert von dem stressigen Verkehr und dem Menschenauflauf. Ich ging planlos durch die Gegend und fragte mich durch und schaffte es irgendwann zum richtigen Trotro nach Nkawkaw zu gelangen. Ich entspannte wieder und fühlte mich nun wieder sicher. Als ich dort ankam, war es sogar noch hell. Ich filmte fröhlich die Gegend mit den schönen Bergen im Hintergrund und der untergehenden Sonne. Von da aus musste ich nur noch ein Taxi nach Mpraeso Amanfrom nehmen. "Juhu, gleich ist's geschafft. Nur noch zehn Minuten Fahrt, dann bin ich 'Zuhause'. 

    Ich stieg also ins Taxi, nachdem ich drei Mal nachfragte, ob er nach Mpraeso Amanfrom fährt. Seine Aussage "Yeah, yeah sure." klang auch sehr überzeugend, sodass ich ihm vertraute. Nach mehr als fünf Minuten wurde es immer dunkler und ich erkannte nicht mehr so richtig, wo ich langfuhr. Irgendwann merkte ich aber schon, dass die Strecke etwas ungewöhnlich war. Bei genauerem Hinschauen aus dem Fenster befand ich mich plötzlich schon in den Bergen im tiefsten Regenwald. Ich hörte nur noch Tierlaute, alles wurde nebelig und dunkler, wir fuhren immer höher und keine Menschenseele weit und breit. Ich wurde richtig panisch, da ich merkte, dass ich definitiv falsch fuhr. Ich fragte den Fahrer, ob wir gerade nach Mpraeso Amanfrom fahren. Er antwortete mit "No, Mpraeso." Das war der Moment, bei dem ich mir dachte "Oh, shit. Jetzt bin ich verloren." Das Mädel, was ich vorher neben mir im Taxi fragte, verstand mich auch nicht. Ich versuchte zu erklären, dass ich da falsch bin. Er verstand kein Englisch und fuhr immer weiter. Glücklicherweise verstand der Beifahrer englisch und versuchte dem Fahrer auf 'Twi' zu erklären, dass ich die gesamte Strecke wieder runter muss. Ich war sooo froh darüber, dass mich jemand verstand. Der liebe Mann schien besorgt um mich zu sein und erklärte mir noch ein paar Dinge, bevor ich aus dem Taxi stieg. In dem Moment kam uns ein anderes Taxi entgegen, was wieder nach unten fuhr. Ich sollte schnell umsteigen. Die Strecke von Taxi zu Taxi war richtig schlimm. Sie standen etwa 20m voneinander entfernt. Also sprang ich raus, sprintete zum anderen und hüpfte da rein. Die Vorstellung, dass beide wegfahren, war schrecklich. Ich wäre im Regenwald gefangen gewesen. Das hätte ich vor Angst nicht überlebt. 

    Die Weiterfahrt war immer noch gruselig. Ich war aber froh, dass mein Internet sporadisch ging, sodass ich die ganze Zeit mit David in Kontakt blieb. Wir schickten uns gegenseitig im Minutentakt unsere Standorte. Er beruhigte mich, dass alles gut geht. Ich war noch nicht ganz so zuversichtlich. Insgesamt stieg ich vier Mal um anstatt einmal durchzufahren. Der Weg durch den Wald war so dunkel. Links und rechts war nichts erkennbar und vorne befand sich Nebel, sodass man nicht weit schauen konnte und wir total langsam fuhren. Ich saß mit vier Männern in einem engen Taxi, die sich nur auf 'Twi' unterhielten. Das war beängstigend. Ich hatte schon die ganze Zeit Horrorszenarien im Kopf. Letztendlich kam ich an. David, Kofi und seine ganzen Freunde standen schon am Wegesrand im strömenden Regen auf mich und empfingen mich mit einer fetten Gruppenumarmung. Ich glaube, ich war noch nie so froh, Menschen wieder gesehen zu haben. :D Den Rest des Abends wurde ich richtig verwöhnt. Selbst die Kinder merkten, dass was nicht stimmte und waren die ganze Zeit bei mir. ♡
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  • Day 18

    Poor little Baby!

    September 10, 2018 in Ghana ⋅ ⛅ 24 °C

    Im Krankenhaus lief es wieder relativ entspannt ab. Ich bin mir zum Ende des Tages hin immer nicht ganz sicher, ob ich noch etwas Spannendes sehen möchte oder nicht. Meistens, wenn doch noch etwas passierte, wurde es mir zu viel. So wie heute. Wir gingen in ein kleines Behandlungszimmer, in dem eine Mutter bereits mit ihrem gerade ein paar Tage altem Baby wartete. Sie verließ das Zimmer und ließ ihr Baby auf dem Patientenbett liegen. Die Krankenschwester bereitete die Operationswerkzeuge vor, während Dr Basit sich vor's Baby setzte und etwas mit ihm rumalberte. Ich fragte, was mit dem Kleinen geschehen sollte. Es handelte sich letzendlich um eine Beschneidung wie ich dann erfuhr. Und das war das Schrecklichste, was ich jemals bei einem Säugling erleben musste. Der Dokter fing an daran zu schnippeln ohne jegliche Betäubung. Es blutete in Strömen und das Baby schrie sich die Seele aus dem Leib vor Schmerzen. Ich guckte schon gar nicht mehr hin. Mir wurde ganz schwarz vor Augen, ich kriegte Schweißbrüche und mir wurde ganz schwindelig. Ich schleppte mich aus dem Zimmer, da ich merkte, dass ich kurz vor'm Umkippen war. Die Prozedur am Baby wollte ich meinetwegen nicht noch länger hinauszögern. Das Schlimmste für mich war, dass es so machtlos war gegen die Schmerzen, die man ihm antat. Nach dem Eingriff lief Dr Basit in den nächsten Behandlungsraum. Ich blieb weiterhin auf dem Flur, um mich von dem Szenario zu erholen und war froh, dass ich währenddessen eine natürliche Geburt verpasste. Das hätte ich in dem Zustand nicht mehr verkraftet, glaub ich.

    Nach der eigentlichen "Arbeit" geht's wieder auf die Chicken Farm, auf der ich gerne mithelfe. Es ist so anstrengend. Ich bin am Ende der Arbeit immer klitschnass, weil es zusätzlich noch so warm ist. Auch da sind die Kinder total süß. Die haben selbst nicht viel. Aber als sie mich so erschöpft sahen, kam ein kleiner Junge zu mir und teilte seinen Keks durch zwei und gab mir die eine Hälfte. Einfach nur toll diese kleinen Menschen! ♡
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  • Day 19

    Was zur Hölle esse ich da?!

    September 11, 2018 in Ghana ⋅ ⛅ 25 °C

    Mein Highlight des Tages: 

    Siehe Foto. 

    Kofi fragte mich, was ich für den heutigen Abend gerne essen wollen würde. Ich antwortete mit 'Fufu'. Das ist ein typisches ghanaisches Gericht, eine Art runder Teig  - etwa wie Knödel, der meistens in einer Suppe mit Fleischeinlage serviert wird. Ich war neugierig und wollte es probieren, da die Japanerinnen meinten, das sei die leckerere Version zu Bangku. Kofi führte uns durch's Dorf. Wir endeten in einer kleinen, dreckigen Essenshütte, wo alle möglichen Tiere zwischen deine Beine liefen und den Boden nach Essensresten absuchten.

    Das Essen wurde serviert. Da ich richtig Hunger hatte, griff ich mit meiner Hand rein und nahm den ersten Happen. In der Hütte war es so dunkel, dass ich nicht richtig erkannte, wo ich reinbiss. Als ich mit der Hand ertastete, dass das Fleisch sich wie eine Pfote anfühlte, kam mir fast alles hoch. Ich schluckte das unzerkaute Fleisch mit einem Mal runter und war schon fast am Würgen. Ich riss mich zusammen, da ich nicht "disrespectful" sein wollte. Ich aß nur noch den 'Fufu' und die Soße dazu und tat so als wäre ich schon satt. Dabei hatte ich noch total Hunger. So ging es dann für mich ins Bett in der Hoffnung, den morgigen Tag eine andere Mahlzeit zu bekommen. 

    Manchmal weiß ich in einigen Situationen echt nicht, ob ich gerade weinen oder einfach lachen soll. :D Bis jetzt war Letzeres zum Glück immer der Fall! 

    Achso. Kurze Auflösung. Kofi hat mir versichert, dass es eine Antilope war.
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  • Day 20

    Funny Asian Moments

    September 12, 2018 in Ghana ⋅ 🌙 25 °C

    Im KH musste ich heute ein paar mal lachen. In Ghana nahm ich bis jetzt sehr wenige bis keine Asiaten wahr - erst recht nicht auf dem Dorf. Heute hatten wir einen älteren, asiatischaussehenden Herrn als Patient. Er konnte kein englisch, weshalb sein Sohn ihn wahrscheinlich begleitete. Wir begegneten uns schon mehrere Male auf dem Flur und lächelten uns zu - so wie es Asiaten eben oft untereinander machen. :D Es war komisch die beiden unter den Ghanaern zu sehen und ich merkte selbst, wie ich sie anglotzte. Genauso wie ich meistens von Ghanaern angeglotzt werde. Ich fühle mich langsam wie eine Einheimische, die anfängt Leute zu beobachten, die anders aussehen. xD Naja, auf jeden Fall ging ich mit Dr Basit und der Krankenschwester mit, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Genauso wie sie mich vorher noch nie gesehen hatte. Als ich mit in die Station wollte, meinte sie nur "No, no." Also blieb ich vor der Tür und wunderte mich, weshalb ich nicht mit durfte. Als Dr Basit wieder rauskaum und ich ihn fragte, ob ich wieder mitkommen dürfe, fragte er mich, wieso ich eben nicht mitgekommen bin. Ich antwortete ihm, dass die Krankenschwester mich nicht ließ. Wir mussten lachen, als wir feststellten, dass sie dachte, ich wäre eine Verwandte von dem asiatischen Patienten.

    Als wir wieder aus dem Patientenzimmer gingen, merkte ich bereits wie mich die Blicke des Asiaten verfolgten. Ich wartete eigentlich nur noch auf die Frage "Where are you from?". Eine Sekunde später kam sie auch. Oh mändy! :D Echt witzig. Egal, wo ich bin - ob Deutschland, Indonesien, Ghana - werde ich immer von anderen Asiaten gefragt, woher ich komme. Henning und Astrid lachen mich deswegen immer schon aus und machen sich mit der Frage "Komm du aus Fietnaam? Thailan?" über mich lustig. :D

    Der restliche KH-Tag war relativ entspannt. Eine Weile verschwand Dr Basit und ich wusste nicht, wo er war und wartete und wartete. Danach stellte sich heraus, dass es wieder einen Notfall mit einer Schwangeren gab. Er wollte mich davon verschonen, worüber ich ganz froh war.

    Zurück im Dorf ging ich wieder mit David, Kofi und den Kindern, die sich uns auf dem Weg dahin immer anschließen, auf die Chicken-Farm. Wir sammelten den restlichen Müll, den wir gestern angefangen hatten zu sammeln. Die Arbeit ist ziemlich eklig, vor allem wenn es vorher geregnet hat. Plastiktüten, alte Flip-Flops, Rasierklingen, Dosen, Zahnbürsten und vieles mehr liegen dort seit bestimmt mehreren Jahrzehnten. Der Platz sieht aber mittlerweile schon echt gut aus. :) Kofi lobt uns jeden Tag für die Arbeit, die wir machen. Das motiviert einen schon sehr. Je mehr Leute mithelfen, desto schneller können sie ihren Handel auf der Farm betreiben usw.

    Den restlichen Abend verbrachten wir vor'm Haus und unterhielten uns noch mit Amos und Enock. Hier wird man ständig gefragt, ob wir einen mit nach Deutschland mitnehmen können. Wir versuchten ihnen deutlich zu machen, dass das alles nicht so einfach ist wie sie sich das vorstellen. Selbst wenn wir Geld hätten. Deren Motto ist "Weiß ist Reich". Dazu gehört so viel mehr und das ist ihnen nicht ganz bewusst. Sie wissen nicht mal was von einem Visum. Die denken, dass jeder Weiße ein Millionär ist, der genug Geld hat, um das Ticket nach Deutschland für einen zu finanzieren. In ihrer Vorstellung suchen sie sich als Taxifahrer, Polizist, Eierverkäufer und was ihnen noch so einfällt, einen Job in Deutschland und können dort leben.

    Woran ich heute merkte, dass manche hier wirklich nichts haben, war Emani. Er ist 15 Jahre alt und spielt wie jeder andere Junge gerne ab und zu Fußball. Auf dem Bolzplatz spielt er jedoch nicht, da er keine Fußballschuhe hat. Er spielt, wenn überhaupt, in seinen zerfledderten Flip-Flops vor'm Haus. Ein sehr lieber und aufmerksamer Junge. Er bekocht uns jeden Tag, was ich eigentlich gar nicht gerne mag. Aber die lassen einen einfach nichts selbst machen.

    Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Ich entmüllte heute mein Zimmer. Darunter eine etwa zwei Wochen abgestandene Apfelsaftschorle. Die Flasche war etwa nur noch 1/5 voll gefüllt und stand die ganze Zeit am Fenster in der Sonne und war zusätzlich von der ganzen Erde, die ich immer mitschleppe, verdreckt. Als er aber realisierte, dass ich den Spuckerest wegkippen wollte, nahm er mir die Flasche netterweise ab und trank den Inhalt so genüsslich aus, als würde die Schorle frisch aus der Kühltruhe kommen. Das tat mir total leid. Auch die Reste von meinen sechs abgestandenen Wasserflaschen trank er noch aus. David und ich hatten daraufhin überlegt, ob wir hier eine kleine Party vor'm Haus veranstalten mit viel Süßigkeiten und leckeren Getränken. Ein Menü müssen wir uns noch ausdenken. Am WE fahren wir nach Accra und würden dort alles einkaufen gehen, da es auf dem Dorf nichts gibt. Das letzte WE nahm ich aus Accra z. B. zwei Bücher mit. Eins mit der Geschichte von Hänsel und Gretel, das andere ist ein Elsa-Malbuch. Dazu holte ich noch Wachsmalstifte. Gedacht war es eigentlich für die kleinen Mädels. Aber als ich die Bücher rausholte, war Emani so begeistert, dass ich ihm die gab. Er ging total darin auf und fing an die Elsa-Figuren auszumalen. Die anderen guckten ihm dabei sehr interessiert und fokussiert zu. Der Anblick war schön und gleichzeitig traurig. Hätte ich einem 15-Jährigen in Deutschland ein Prinzessinen Elsa-Malbuch in die Hand gedrückt, hätte er mir wahrscheinlich einen Vogel gezeigt und mich ausgelacht.
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