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  • Day 75

    Krazy Krakow

    September 13, 2018 in Poland ⋅ ⛅ 24 °C

    Krakau hatte uns von der ersten Minute an verschluckt und wir waren mitten drin im Gewusel der touristischen Altstadt, den Free Walking Touren und dem Nachtleben in den Kellerkneipen. Nachdem uns unser Tourguide am ersten Nachmittag die bewegende Geschichte Krakaus sowie einige Anekdoten aus seiner Kindheit im Kommunismus näher gebracht hatte, verloren wir uns abends bereits im Gewirr der Kneipen mit Live-Musik und lernten sehr nette Menschen aus mehr oder weniger entfernten Ländern kennen. Obwohl die echt beeindruckende jam session irgendwann zu Ende war und wir sie gegen richtig schlechte Karaoke tauschten und am Ende noch in einer geheimen Bar mit Pornos (auf dem Thekenbildschirm) landeten, war der Abend so witzig, dass wir erst um 5 Uhr im Bett waren. Wir fühlten uns, als wären wir wieder im Durchschnittsalter Krakaus (26 Jahre), aber als wir am nächsten Tag aufstanden, war die Illusion passé. "Etwas" müde, aber mit großem Interesse lernten wir auf unserer nächsten Walking Tour viel über das jüdische Leben in Krakau, den jüdischen Stadtteil Kazimiers, Schindlers Fabrik und den Holocaust. Am Weichselufer stellten wir eine verblüffende Ähnlichkeit zum Frankfurter Mainufer fest und hatten fast ein bisschen Heimweh. Abends gab es trotz Müdigkeit noch eine Portion jam session. Tag drei in Krakau verbrachten wir teilweise unterirdisch, denn man hatte unter dem Marktplatz im Schmutz der Jahrhunderte viele interessante Dinge zutage gefördert (z.B. alte Straßen, Münzen, Menschen- und Pferdeknochen, Fundamente...) und diese in einem Museum ausgestellt. Schon faszinierend, wie viel Meter Dreck sich unter den Pflastersteinen befinden - und das nicht nur in Krakau! Abends gab's mal wieder was auf die Ohren, da wir tagsüber durch Zufall ein Plakat einer altbekannten Band entdeckt hatten: Das Gypsy Ska Orquestra hatte einen Auftritt und wir waren wieder am Start. Am nächsten Tag erwartete uns der lang geplante, aber nicht unbedingt ersehnte Ausflug nach Auschwitz. Wir hatten eine Tour von Krakau aus gebucht, mit Führung durch Auschwitz I und Birkenau. Leider hatten wir beide den Eindruck nicht alles emotional auf uns wirken lassen zu können, da das Tempo zu schnell und die Massen der Besuchenden einfach zu groß waren. Trotzdem war der Besuch dieser grausamen Lager ein Einblick in die dunkelsten Abgründe der Menschheit und wir fühlten uns dementsprechend schrecklich. Ein paar Stunden nach unser Rückkehr nach Krakau wurden wir wieder etwas aktiver und fröhlicher und hatten abends sogar wieder Lust auf gute Gitarrenmusik. Außerdem hatten wir uns noch mit einem unserer neuen Bekannten verabredet, um ihm unser Zelt anzuvertrauen. Er hat es im Nachtbus mit nach Budapest genommen, wo es nun auf uns wartet.
    Am fünften Morgen spuckte uns die Stadt unter einem Schleier aus Regentropfen wieder aus. So wurde es ein nasser Abschied von der schönen Zeit in der tollen Stadt. Seit dem rollt es sich leichter, so ohne Zelt. ;)
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