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  • Day 35

    Bedeckte Stimmung in Niš

    October 30, 2019 in Serbia ⋅ ☁️ 11 °C

    Wir wachen durch ein parkendes Auto und Stimmen auf dem Parkplatz auf, die allerdings nicht uns gelten und sich Richtung Friedhof entfernen. Wir vermuten, es sind Leute, die mit der Beerdigung zu tun haben, die die nette Familie, die wir wegen des Übernachtens gefragt hatten, heute hat. Als wir durch den dichten Nebel (Wir befinden uns in einer Art Gebirge) Schaufel- und Grabgeräusche hören, bestätigt sich die Vermutung. Da wir versprochen hatten, nicht lange zu bleiben und frühs weiter zufahren, machten wir uns Kaffee und Brotzeit für die Fahrerkabine und wollten gerade starten, als der Mann aus der Familie, der Schweizer-Deutsch spricht noch aus dem Haus kommt und fragt, ob alles gut ist und eine gute Reise wünscht. Diese freundlichen Situationen, die uns so oft in Serbien passieren, lassen uns immer das Herz aufgehen.
    Wir legen viel Strecke zurück und kurven durch den lichter werdenden Nebel abwärts Richtung Niš. Auf der Strecke passieren wir auch Brus, wo wir zwar nicht aussteigen, was sich aber offensichtlich lohnen würde. In Niš angekommen, besuchen wir das Konzentrationslager "Crveni Krst" (Auch Rotes-Kreuz-Lager). Das uns vorher unbekannte Lager schreibt eine ähnliche tiefst grausame und unmenschliche Geschichte im Süden Serbiens im zweiten Weltkrieg. Wenigstens etwas erfreulich ist ein größere Flucht am 12.02.1942, die wenigstens 105 Opfer überlebt haben.
    Mit Bedrückung wollen wir die Stadt Niš noch kennenlernen, jedoch scheint es nicht viel Schönes zu geben und in unserer Stimmung und mit dem bedeckten Wetter haben wir auch keine Lust danach zu suchen. Wir fahren weiter, wollen noch am Tag die Grenze nach Bulgarien passieren. Kurz danach ist ein Platz, den uns Georg und Dorit empfohlen haben.
    Unerfreulicher Weise meldet sich Louie mit einer Meldung bzw. eher einer Aufforderung zur Kontrolle des AdBlue-Systems und wenig später - noch gefürchteter - des Motors. Beunruhigt geht's erstmal weiter, ist schließlich nicht das erste mal (kleine Geschichte vor Reisebeginn) und zurück in der EU ist vieles oft einfacher.

    Der Grenzübertritt erfolgt wie gewohnt ohne größeren Aufwand und wir halten 50 m weiter, um uns im Dank EU-Roaming frisch zurückerhaltenen mobilen Internet über die Bedingungen für die Vignette, die uns überall auf Schildern entgegen prangt, zu informieren. Wir haben wohl keine Wahl und nehmen eine für 7 Tage. Aber alles digital, unkompliziert und wahlweise auch online.
    Wir werden auch von einer neuen Zeitzone überrascht und freuen uns sehr über die zusätzliche Stunde Helligkeit.
    Auch wegen letzterer checken wir noch mal park4night, ob wir vielleicht nicht gleich weiterfahren bis kurz vor Sofia. Siehe da, ein super bewerteter Stellplatz in der Peripherie von Sofia, preiswert noch dazu. Wir wählen diesen als Ziel und weiter geht's.

    Es wird schon dunkel, da kommen wir an. Zwischen kleinen Werkstatt-Schuppen, einer großen Straße und hässlichen Wohnungsklötzen biegen wir in eine dunkle Gasse, dann eine weitere Kurve und wir stehen vor einem Tor, hinter dem wenige Campervans zu sehen sind. Gleich kommt jemand und öffnet, wir fahren hinein und lernen den Besitzer Ivan kennen, der uns mit Humor und Nettigkeit die Gegebenheiten zeigt, uns die Schlüssel für das Tor aushändigt, den Weg mit der U-Bahn in die Innenstadt erklärt und auch noch mit einem Werkstatttipp für unser Problem mit Louie hilft.
    Wir richten uns ein, essen leckeren Bratreis aus Resten und hängen viel am Internet. Es ist deutlich kühler und mit einem Tee gehen wir ins Bett. Nachts trommelt der Regen aus Dach und wir sind gespannt, was der nächste Tag bringt.
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