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  • Day 45

    Raus aus den Massen

    November 9, 2019 in Turkey ⋅ ☀️ 19 °C

    Der Wecker holt uns nach gestörter Nachtruhe trotzdem aus dem Schlaf und wir machen uns ans Zampacken. Die beste Route wird auf Maps gesucht und wir müssen feststellen, dass alle Verbindungen von Europa nach Asien mautpflichtig sind und zwar mit dem absoult nicht einfach zu bekommenden türkischen Mautsystem (Direktzahlung in bar oder mit Karte gibt es nicht). Ok, gegoogelt, wo, es es Verkaufsstellen gibt: bei der Post oder bei teilnehmenden Shelltankstellen. Zudem den Parkplatzwächter gefragt, der sagt bei der Post und, dass diese bald zumacht, weil Samstag ist. Ok, Navi gespeist mit empfohlenen Postamt und auf dem Weg eine Shell. Bei Shell gibt's nix. Weiter zu Post, wieder rein in den ungeliebten Innenstadt-Stress-Verkehr. Wir kommen an, Kathi springt raus, Maurice sucht eine Möglichkeit zu halten. Kurze Zeit später berichtet Kathi vom Postbeamten: ne, die Mautkarte kann er nicht verkaufen, system down. -> Wo dann? Irgendwie muss man sich die doch besorgen können?! -> Geht halt einfach nicht. Erst wieder wohl am Montag, dann aber bei der Hauptpost.
    Nach diesen Aussagen sehen wir keine andere Wahl, als ohne die Karte durch den Tunnel zu fahren und zu sehen, was passieren wird. Von Georg und Dorit wussten wir, dass sie bei Ausreise abkassiert wurden. Wäre für uns natürlich ok, abhängig davon, ob und wie viel Strafe aufgeschlagen wird.

    Ein etwas mulmiges Gefühl begleitet uns, als wir unter dem Meer über zwei gegeneinander drückende Kontinentalplatten fahren, die auch heutzutage noch die Ursache für seismische Aktivität in der Region sind. Laut Homepage hält der Eurasia-Tunnel dem stärksten anzunehmenden Beben stand und ist auch gegen einen Tsunami gewappnet.
    Wir kommen wohlbehalten und sehr bequem wenige Minuten nach dem Abtauchen in Europa in Aisen ans Tageslicht.
    Dieser Teil Istanbuls macht sich gleich durch weniger dichte Bebauung und dafür wesentlich mehr modernen Hochhäusern erkenntlich.
    Bei immer entspannterem Verkehr zieht sich auch das Herausfahren aus der Metropole länger, aber irgendwann ist es geschafft und wir fahren auf guten Straßen durch das, was man wohl die Wälder Istanbuls nennt. Wir haben das grobe Ziel Şile und wollen möglichst auch ans Meer. 24 °C und mehr in der Sonne sind ins genug.

    Wir halten uns an der küstennahen Straße und versuchen es nach Şile hier und da und kommen schließlich zum Strand Akçakese Halk Plajı.
    Einige Türken (einige die picknicken, viele die Grillen, denn es ist Nationalsport), feiner Sand, glasklares Wasser, Sonne, entspannte Stimmung und Müll. Das ist uns schon vorher an den Straßenrändern und den zahlreichen Picknickplätzen aufgefallen und nun auch noch am und um den Strand. Wir versuchen, es zu ignorieren, suchen eine saubere Stelle und wagen uns auch in Wasser. Arschkalt! Das hat sich in Bulgarien noch anders angefühlt.
    Wir überlegen, gar für die Nacht zu bleiben, schauen dann aber mangels ebener Fläche weiter, kaufen noch ein und geben uns dann mit einem Platz aus park4night zufrieden. Auf dem Parkplatz einer der Areale, die im Sommer Eintritt kosten (auch wenn sie nichts weiter bieten als den Zugang zu schönen Bereichen) können wir uns recht eben abstellen und wollen noch die Bucht erkunden. Doch der Müll ist so viel, dass Kathi erstmal eine Ladung Tüten, die man hier überall beim Einkaufen oder Essbuden bekommt, auch wenn man sie nicht will, nimmt und eine nach der anderen füllt. Allein um unseren Louie herum sammelt sich schon ein Berg an, s. Foto unten. Das traurige ist, dass das nicht mal ein Hundertstel ist, von dem, was in der Gegend um uns herum liegt. Unbegreiflich. So ein schönes Land, reich an sagenhafter Natur und dann der Umgang damit.
    Den gesammelten Müll nehmen wir übrigens mit und werfen ihn an zentralerer Stelle in die großen Tonnen.

    Nach dieser Aktion gehen wir runter in die Bucht und gucken über Wasser! Und wie trauen unseren Augen nicht: Delfine! Zumindest einer, der sich in der stillen Bucht (zumindest ist niemand im Wasser) vergnügt und auch ein paar Drehungen vollführt. Unser Highlight des Tages!
    Es wird dunkel und auch etwas frisch, wir verziehen uns in den Bus. Nach und nach gehen noch Picknicker und wenige kommen sogar noch mit Zelt. Es ist eine ruhige Nacht bis auf einen Moment, in dem die Leute, die unten am Strand zelten, wohl meinen, sie müssten das Meer mit Urschreien beschallen. Schnell ist man jedoch wieder im Schlaf und freut sich auf morgen.
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