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  • Day 51

    Boxenstopp und Fischerdorf

    November 15, 2019 in Turkey ⋅ ⛅ 13 °C

    Da wir vor Mittag nicht mit einer Nachricht der Werkstatt zu rechnen haben, wird der Wecker ausgelassen und wir schlafen aus, frühstücken gemütlich, räumen etwas den Bus auf und joggen eine Ministrecke in der Bucht. Dann fahren wir Richtung großer Straße, um wieder Internetempfang zu bekommen und nach ein paar Bergdörfern klappt es und prompt erhalten wir auch Nachricht von unserem Citroen-Hüseyin:
    "Hello. Die Strecke kommt um vier Uhr an. ohne ein Missgeschick. Lassen Sie uns den Tank zerlegen, wenn Sie drei möchten." Wir interpretieren die Google-Übersetzung positiv und machen uns auf den Weg zur Werkstatt und geben dies auf googleübersetztem Türkisch an Hüseyin weiter. Er wiederum entgegnet: "Panzer ist im Begriff anzukommen. in Stücke gegangen." Wir freuen uns, dass der Ersatztank wohl eingetroffen ist und sind gegen 15 Uhr vor Ort. Gleich wird Louie in die Werkstatt gefahren und wir wieder zu Tee und Knabberein vor den Fernseher gesetzt. Hüseyin erkundigt sich zu unserer Nacht und zeigt Fotos vom Angeln und von seiner Familie.
    Dann holt er noch einen Citroen-Verbandskasten mit Feuerlöscher sowie Schlüsselanhänger und gibt sie uns mit den übersetzten Worten, sie seien eine Art Souvenir. Als er zwei Minuten später noch mal kommt und mit einer kleinen Tüte Esskastanien auffährt, ist besonders Maurice hin und weg. In Istanbul gab es Stände von Maronenröstern an jeder Ecke und zu moderaten Preisen war es herrlich, öfters zuzugreifen. Seit Istanbul hatten wir keine solche Stände mehr gesehen und nun konnten wir die Kastanien uns selbst im Bus zubereiten.
    Kurz später haben wir Louie auch schon wiederbekommen und machten uns ohne Fehlermeldungen auf den Weg in unsere Bucht von der Vornacht. Kathi probierte ein Shakshuka-Variation mit Blumenkohl aus, die auch gut gelang. Auch wenn wir sehr froh waren, nun das AdBlue-Problem langfristig gelöst zu haben und unbesorgt weiter reisen zu können, waren wir von solch wenig Ereignis bzw. Aktivität am Tag etwas unausgelastet. Die Jahreszeit, in der wir Reisen, bietet so manche Nebensaisonvorteile, aber die frühe Dunkelheit (in der aktuellen Zeitzone mit ca. 18 Uhr wieder besser als zuvor) und dazu die fehlende Wärme, sobald die Sonne weg ist, sind defintiv Nachteile, die uns, besonders in der Pampa nur das Verweilen in Louie lassen. Aber unser Buchregal bietet noch genügend Reserve und auch auf dem Tablett haben wir noch ein paar wenige Filme. Da es in der Türkei bisher kein offenes WLAN gab, haben wir auch nicht nachgelegt und mit unserer SIM-Karte wollen wir möglichst ohne weiteres Aufladen bis nach Georgien kommen. Uns ist auf jeden Fall mal wieder nach etwas Abwechslung und auch Kontakt mit Menschen (außer Einkaufen und Citroen). Die Wellen donnern an den Strand, ein Ast kratzt im Wind an Louie und der Rücken schmerzt etwas von der ungeraden Schlafnische (steht auf der ToDo-Liste, wenn wir zurück sind), aber es ist gemütlich und mit Büchern zu Georgien und Tee kommt auch irgendwann das Bereitsein, zu schlafen.

    Am nächsten Morgen geht es einigermaßen zielgerichtet los, das Frühstück bleibt pragmatisch, der Tisch wird festgezurrt und es geht los über die Bergdörfer zurück zur Landstraße. Auf dem Weg können wir Wasser auffüllen, lediglich unser Abwassertank muss erst mal ungeleert bleiben, da gibt es in der Türkei keine wirklich dafür vorgesehenen Stellen und ein WoMo-Reisebuch empfiehlt das Entleeren bei Waschanlagen und über Gulis der Stadt. Angeblich werden leider heute noch die meisten Abwasser ungeklärt ins Meer geleitet. Ein ungutes Gefühl. Auch wenn wir bei unseren Haushaltsmitteln auf möglichst natürliche Bestandteile und schnelle biologische Abbaubarkeit achten.
    Wir wollen etwas vorankommen, aber dabei möglichst die Küstenstraßen nehmen, ein Widerspruch in sich. Aber wir wollen gerne die schöne Küste möglichst viel abfahren.
    Wir kommen in das von Georg und Dorit erwähnte Kohleabbbaugebiet und das prägt natürlich das Landschaftsbild, welches dadurch sehr konträr ist. Auf der einen Seite bewaldete Berghänge und immer wieder das Schwarze Meer, mal mit mehr, mal mit weniger schönen Stränden (allesamt voll Müll, es ist unbegreiflich), mal mit imposanter Steilküste und auf der anderen dreckig verschlammte Firmengelände, kilometerlange Fördersysteme und riesige Kohleberge, die mit Zug, LKW und Schiff abtransportiert werden.
    Später fahren wir wieder durch Brombeerhecken beidseits der Straße und machen zwei Dosen voll.
    Wir wollen das Fischdorf Amasra anschauen, wieder mal ein Tipp von Georg und Dorit und es lohnt sich. Statt wie ursprünglich geplant später noch an einen empfohlenen abgelegenen Strand zu fahren, nehmen wir einen zentralen Parkplatz im Dorf, der kostet zwar, aber hat eigens für Caravan einen Tarif, etwa 3 Euro und wir haben so mehr Zeit zum Besichtigen , da es schon wieder dämmert. Außerdem bietet er einen guten Blick über die Bucht auf das Dorf.
    Wir schlendern los, es herrscht reges Treiben, viele Jungs und Mädels warten auf ihre Busse, die Cafes am Meer sind besucht und natürlich lässt auch das Tier des Tages nicht lange auf sich warten - in dem Fall zwei. Die Welpen Laila und Fisch sind in großer Spielelaune und auch nicht schüchtern. Anscheinend haben sie mit ihrer Mutter extra eine Hütte an die Promenade bekommen, wo wir sie später drin schlafend vorfinden. Die etlichen anderen Hunde scheinen das zu respektieren und Schlafen wie so oft im Sand oder auf Gras.
    Nun kommt ein zum Glück nur kleiner Teil an Touri-Gasse, wo man neben Souvenirkramangeboten leider auch wieder zu Restaurantbesuchen und anderen Angeboten angesprochen wird. Zugegebener Maßen, die Kulisse ist dort sehr schön, aber uns ist nicht nach Abendessen. Wir gehen weiter über eine römische Brücke auf eine vorgelagerte Insel, die weitere schöne Ausblicke (und Hunde und Katzen) bietet. Auf der Spitze befindet sich eine Wetterstation, wir umrunden diese und gehen über den anderen Teil zurück. Leider ist es schon dunkel, aber wir genießen es, noch draußen unterwegs zu sein und amüsieren uns noch an den Outdoor-Sportgeräten, wobei uns die Nutzungsweise bzw. der Trainingseffekt mancher unerklärlich bleibt.
    Irgendwann geht es doch in den Bus, es gibt einfach leckere Nudeln mit Pesto und danach die ersten selbstgerösteten Maronen zu einem Film aus unserer Mediathek. Übrigens, absolut zu empfehlen: "Hin und Weg", aber sehr traurig!

    Die Nacht ist an sich ruhig, aber einige Aktivität gibt es, ist halt einfach ein Parkplatz. Besonders am Morgen geht dort zeitig der Betrieb los, aber wir sind soweit erholt. Kathi braucht Bewegung und joggt in etwa unsere Strecke von gestern ab. Sie geht damit sicherlich als die erste durch die Touristengassen von Amasra joggende Person in die Geschichte dieses Ortes ein. Blond noch dazu. Die ungläubigen Augen der soeben erwachten Bewohner muss man einfach ignorieren oder sich amüsieren. Wir beschließen, danach gleich los zu fahren, auch weil etwas Regen - der sonst so rar ist auf unserer Reise - tröpfelt. Auch jetzt fängt er sich wieder und richtig viel kommt nicht runter. Wir fahren zu der empfohlenen Bucht und ja, auch diese ist absolut einen Besuch wert. Schade, dass das Wetter nicht mitmacht, hier wäre es herrlich zu baden. Und extra zu erwähnen, hier liegt eher weniger Müll rum,was den Ort einfach in seiner Schönheit nicht einschränkt. Es gibt Müsli mit Brombeeren im Auto mit Blick auf den Strand.
    Die Küste ist hier sehr gebirgig und die Straße geht ständig vom Meeresniveau ein paar hundert Meter steil bergauf und wieder runter zur nächsten Bucht, alles sehr kurvenreich. An einem größeren Bergort halten wir und fragen uns durch nach Pide und bestellen uns wohl im großen Mittagsandrang eine "gemischte" Pide und sind sehr gespannt was wir bekommen. Der angängliche Versuch, etwas Vegetarisches drauf zu bekommen, war nicht erfolgreich und außerdem wollen wir die einheimische Küche kennenlernen. Ofenfrisch duftet uns das Teigschiffchen mit Ei, Rinderhack und einer Art Salami entgegen und es schmeckt einfach nur köstlich.
    Dann geht es weiter, bergauf, viele viele Kurven, bergab, viele viele Kurven, immer so weiter, bis Maurice keine Lust mehr hat und Kathi die Schaukelei übernimmt. Allerdings werden auf dieser Küstenstraße nun die Bedingungen noch schlechter und Schlaglöcher und Unebenheiten schütteln uns und Louie durch und manchmal wird die Straße einfach zu eng für zwei Autos. Dementsprechend langsam geht es auch noch voran.
    Park4night hat nur einen Platz in der Nähe, aber dieser hat sich wohl stark verändert und wir wollen nicht bleiben. Wir fragen zwei Jungs mit Google-Übersetzer, ob sie uns einen Tipp geben können, wo wir uns in der Nähe hinstellen können. Sie sagen uns eine Stelle im nächsten Ort, aber wir finden sie leider nicht bzw. trauen wir uns mit Louie nicht weiter durch die engen Kurven.
    Da es eh schon dunkel geworden ist, suchen wir den nächsten vielversprechenden Platz auf park4night und fahren dann noch ca. 90 Minuten. Die Beschreibung hatte auch hier besser geklungen (der Sommer macht da sicher einiges aus), aber für eine Nacht ist es ok.
    Es gibt eine Suppe, da wir von der Pide noch recht voll sind. Dann geht es an die Aktualisierung von unseren Reiseberichten und während wir hier so tippen, hören wir ein Auto neben uns halten. Dann der Schein einer Taschenlampe im Führerhaus. Wir wollen uns bemerkbar machen und die Lage checken, da sieht Maurice schon die Reflexionen der roten und blauen Polizeilichter. Die Polizisten sind nett, fordern die Pässe und sagen Sachen auf Türkisch. Wir zaubern Google-Translater hervor, der Ältere überlässt dem Jüngeren das Feld mit dieser modernen Technik, als wir ihnen zeigen, dass sie ins Handy sprechen sollen. Ob wir vorhaben zu bleiben. - Ja, gerne bis zum Morgen, dann fahren wir weiter. - Ok. Goodnight. Das war's dann auch schon. Unsere Stempel im Pass sind wohl auch in Ordnung.
    Wir fühlen uns sogar ein bisschen sicherer als vorher, einmal vor solch einer Störung im Schlaf und auch, dass die Polizei in der Gegend wachsame Augen hat. Nun wird es Zeit zum Schlafen, der Plan für morgen steht schon (ausnahmsweise) und er klingt sehr vielversprechend.

    Gute Nacht
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