Satellite
Show on map
  • Day 85

    Baku bei Nacht

    December 19, 2019 in Azerbaijan ⋅ ☀️ 10 °C

    Endlich Ausschlafen!! Kein Nachtzug, keine gebuchte Tour, einfach gemütlich aufwachen und langsam aufstehen. Während Maurice versucht, mit improvisierten Utensilien Kaffee zu machen, geht Kathi zum Bäcker in der Nachbarschaft und holt für sehr wenig Geld süße und herzhafte Überraschungen. Die Sonne scheint auf den Balkon, der Tisch wird draußen gedeckt und alles vom Bäcker stellt sich als lecker heraus. Wie das Aufstehen lassen wir das Frühstück auch gemütlich von statten gehen und hängen danach noch unsere Waschmaschinenladung auf den Wäscheständer. Nach Mittag wollen wir dann mal los und laufen diesmal Richtung Norden von der Unterkunft aus, um diesen Teil der Innenstadt auch zu erkunden. Noch in unserer Straße entdeckt Kathi ein Katzencafé und dieses wird als must-do auf die Liste gesetzt.
    Wir schlendern weiter und zwischen den großen oft herausgeputzten Gebäuden mit den Straßenschluchten und schmalen Parks können wir uns vorstellen, dass es in New York wohl auch so sein könnte (wir waren nie da).
    Statt die U-Bahn zu nehmen wollen wir uns lieber bewegen und die Stadt in uns aufnehmen. Alles wirkt recht sauber, die Fassaden scheinen Instandt und jede Menge prächtige Gebäude säumen unseren Weg. Irgendwie fehlt uns aber einfach Charme oder ein verbindendes Gefühl mit der Stadt.
    Wir peilen eine Mall an, in der es ein Kino mit englischsprachigen Vorführungen gibt. Starwars ist frisch draußen und wir wollen für den nächsten Tag Tickets kaufen, weil der "englische Saal" recht klein ist. Wir kommen noch an Unigebäuden vorbei, über das Gelände kann man leider nicht, kein Zugang ohne Uni-Ausweis.
    In der Mall bekommen wir dann unsere Kinokarten und freuen uns. In der Stadt, die so teuer sein kann, in der die Regierung (bzw. die Steuerzahler) jeden Tag 15.000 $ für das Lichterspiel an den Flame-Towers ausgeben, kostet die Kinokarte 3,5 €. Wieso ist das in Deutschland so abartig teuer geworden?
    In der Mall gucken wir dann noch etwas rum und entdecken, ein Geschäft mit Decken. Kathi hat Maurice beim Reisen in Louie von den Vorteilen einer "Kuscheldecke" überzeugt und nun findet sich eine für Maurice. Madame Coco (sagt uns nix die Marke) gehört jetzt zur Ausstattung.
    Bevor unsere versprochene Gratis-Nachttour in Baku beginnt, bringen wir die Decke ins AirBnB und wollen auch noch in einem aserbaidschanischem Restaurant essen gehen.
    Unser Führer der Tagestour hat uns eines empfohlen gehabt. Im Old Garden ist es auch stimmungsvoll und wirkt etwas zu vornehm. Wir haben Hunger und wollen normal essen, was wir auch tun, aber der Kellner versucht uns immer mehr Sachen anzudrehen. Vermutlich ist das sein Job oder dort üblich, dass man mehr Umsatz macht. Bis auf einen Granatapfelwein wehren wir alles ab und essen köstlich und absolut genug traditionelle Teigtaschen, gefüllte Weinblätter und zweierlei Plov. Danach schlendern wir zum Treffpunkt am Doppeltor in der alten Stadtmauer und treffen Nazif, unseren Guide für den Abend. Mit einem Pärchen aus den Philippinen (lebt jetzt in Dubai) und zwei Männern aus den arabischen Emiraten geht es im Kleinbus los. Auch dieser Führer scheint von der lehrreichen Sorte, auch wenn er etwas lustlos wirkt (Verständlich, wenn jedem die Tour als kostenloser Zusatz versprochen wird). Wir sind auf jeden Fall mit offenen Ohren und Augen dabei und bekommen unsere Fragen beantwortet.
    Erster Halt ist beim Park am Fuße der drei Flame-Towers. Diese sind das neue Wahrzeichen von Baku, haben selbst schon charakteristische Formen und werden zudem bei Dunkelheit mit Lichterspielen illuminiert. Ob als Flammen, als sich füllende Wassergefäße, als Person, die die Landesflagge schwenkt oder in den Farben der Flagge. Das Spektakel tut seine Wirkung. Die Lichter werden von den zahlungskräftigen Bewohnern oder Gästen von innen nicht bemerkt, soll ja niemand stören. Die täglichen 15.000 $ für das Spektakel haben wir ja schon erwähnt.
    In diesem Stil muss man sich die Stadt vorstellen, absurde Mahnmale für Reichtum und Prestige. Wenn es wenigstens dem ganzen Land so gehen würde.
    Nazif erzählt, einer der Türme ist ein Bürogebäude, einer besteht aus Eigentumswohnungen und einer ist ein Hotel.
    Der Park, durch den wir geführt werden, erinnert an die Gefallenen vergangener Kriege und führt auf eine Plattform, von der man das nächtliche Baku am Meer sehen kann. Schon faszinierend und auch ein schönes Bild, aber wie gesagt uns hier fehlt einfach Seele.
    Wir steigen eine ebenfalls illuminierte Marmortreppe herab, wo jede Menge Fotoshootings stattfinden und werden zum nächsten Punkt gefahren.
    Am Teppichmuseum geht's wieder zu Fuß weiter. Das Museum wird uns als bestes Museum Bakus ans Herz gelegt und wir werden nun durch Klein Venedig geführt. Der Boulevard ist von künstlich angelegten Wasserkanälen durchzogen, man kann im sommer Boot fahren und in zahlreichen Cafés sitzen. Früher war das ganze wohl etwas kindlicher gestaltet, mit Märxchenfiguren und nicht alles so marmorglänzend. Im Zuge des Ausbaus des Boulevards wurde dann alles erwachsener gemacht. Sieht wie an der Plattform vorhin alles auch schön aus!
    Es geht mit dem Auto zur letzten Station, dem Heydər Əliyev Merkezi, einem Gebäude von interessanter Architektur, welche der Unterschrift des Präsidenten nachempfunden sein soll, dem der Komplex gewidmet ist. Es beherbergt Konferenzräume und mehrere Ausstellungen.
    In der Nähe steht noch der Trump-Tower, der 2012 fertiggestellt wurde , aber deren Eröffnung von Trump untersagt wurde, weil dieser von seinem Partner mit Geldern aus den Panama-Papers erbaut sein soll. Und so steht nun ein nie genutzer Wolkenkratzer seit 7 Jahren in Baku. Niemand weiß, was damit gemacht werden soll und so zeugt wohl auch weiterhin ein schwarzer Russfleck von einem Brand und der Turm steht weiter ungenutzt in Baku.
    Auf Kathis Frage, was der Unterschied der Sterne in den Flaggen der Türkei und von Aserbaidschan ist, erklärt Nazif: in der türkischen Flagge ist der Polarstern enthalten und in der aserbaidschanischen der Sirius- oder auch als Bethlehemstern bekannt. Dieser ist im Islam von hoher Bedeutung und steht für Glaube und Hoffnung.
    Wir werden zurück zum Doppeltor gebracht und schlendern nachhause, nicht ohne uns noch zwei Bier zu holen, um auch hier mal die Landesbraukunst zu probieren.
    Trotz ausschlafen sind wir müde genug und schlafen neben unsrem Gaskamin zufrieden ein.
    Read more