Aventura Argentina

October 2018 - April 2024
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    Für ein paar Meilen mehr

    November 8, 2018 in Argentina ⋅ ☀️ 26 °C

    Die einen nennen es Zeitverschwendung, die anderen eine gute Möglichkeit, viel von der Stadt zu sehen. Ich kann mich nicht ganz entscheiden, insgesamt bin ich aber der Meinung, dass Boedo zwar sehr schön und sympathisch und alles ist, aber insgesamt ein relativ unpraktischer Ort ist, um seine Basis zu haben. Zwar lebe ich nur eine halbe Stunde von der Innenstadt entfernt, aber Palermo, der Ort, wo man schön ausgehen kann, Recoleta (ich war zwar noch nicht da, man sagt aber es sei so wie Palermo nur der Geheimtipp für Hipster), der Ort an dem ich arbeite, der Ort an dem Peter arbeitet, Klaus' Haus (ja, ich bin Dichter) UND diese (verdammte sch*&+!@ &€+'?# =¢=•°©}¥-) Schlüsselfabrik liegen alle mindestens eine Stunde mit Bus und Bahn entfernt. Mit einem Uber dauert es zwar generell nur eine halbe Stunde, aber ich bin der Meinung, dass man erst eine Stadt und deren Kultur kennengelernt hat, wenn man sich genug mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auseinandergesetzt hat. Und so ist auch besser für die Umwelt ;)
    Also entweder muss ich mich daher ab jetzt immer bei gutaussehenden jungen Menschen in Palermo einfinden und ihnen einen gewissen Dienst ableisten (oder Hanna? 😏) oder ich muss damit leben. Mal sehen.
    Ich war in den letzten beiden Tagen immer bei Peter im Büro (danke nochmal!) und konnte da arbeiten. Die Leute waren nett, konnten mir bei Fragen helfen und wir haben auch zusammen was gegessen (ich stand dumm daneben, als sie gekocht haben). Ich würde sagen, dass ich insgesamt mit der Arbeit sehr weit gekommen bin, aber sie immer noch nicht vollendet habe. Mal sehen, was ich gleich nich schaffe, wenn ich es aus diesem sehr warmen Bus schaffe, falls ich es hinkriege, meine Klamotten vom Sitz zu schälen. Aber gut.
    Heute war ich einfach im normalen Büro, Ezequiel hat(te) allerdings wieder Termine, weswegen ich wieder alleine war. Also versteht mich nicht falsch, ich langweile mich nicht und mir macht das Praktikum Spaß! Ein wenig mehr Gesellschaft wäre aber, denke ich, nicht ganz verkehrt. Aber, Ihr fragt Euch bestimmt: ,, Matthew, wieso sitzst Du denn schon um vier Uhr am Nachmittag schon im Bus nach Hause?" Tjaaaaaaa... Ganz einfach: ich war gerade beim Schlüsseldienst und habe die Schlüssel abgeholt, die ich gestern bestellt habe. Endlich sind sie fertig! Es hat zwar nur einen Tag gedauert, aber gestern Nacht wäre ich fast nicht mehr in die Wohnung gekommen! Aber lasst mich von vorne anfangen: Nach einem relativ späten Start war ich gestern endlich um zehn Uhr morgens da, wo ich eigentlich schon um 9.30 Uhr sein wollte: vor der Tür dieses vermalledeiten Schlüsseldienstes. Am Montag war ich schon bei deren anderer Adresse gewesen, das war aber nur das Büro (eine Uber-Fahrt umsonst!), aber jetzt stand ich endlich vor der richtigen Tür! Ich klingelte und führte ein, man kann es nicht wirklich Gespräch nennen, es war eher eine Art Dialog des Pförtners und ein Nichtverstehen meinerseits, irgendwann machte er aber die Tür auf und ließ mich durch die Tür, die lustigerweise einfach ein Loch an dem Ort hatte, an dem eigentlich ein Schlüsselloch bzw. Schloss hätte sein müssen. Ich wartete daraufhin in einem mehr oder weniger sehr skurrilerweise komplett verspiegeltem Raum und betrachtete mein wunderschönes Angesicht in dem Glas. Ich war kurz davor, das neue Kaiserreich auszurufen (Geschichtswitz), bis der Pförtner wieder etwas sagte, dass ich nicht verstand und eine Frau danach hereinkam und mir alles erklärte. Ich gab ihr den Schlüssel, den ich für bis zu drei Tage dalassen sollte, und meine Kreditkarte mit coolen Monstern drauf. Sie verschwand wieder für eine ganze Weile und rief irgendwann durch ein Telefon an, dass im Warteraum stand. Sie gab mir zu verstehen, dass die Kreditkarte nicht funktionierte, weil es eine MasterCard ist, und ich deswegen bar bezahlen musste. Schlau wie ein Fuchs, wie ich nun mal bin, hatte ich mit diesem Szenario gerechnet, also holte ich die 3000 Pesos von meiner Unterhose (nicht wirklich, aber mehr oder weniger) hervor und überreichte sie stolz der Frau, als sie wieder in den Spiegelsaal kam. Jetzt hatte ich also bis morgen (also aus heutiger Sicht heute) keinen Schlüssel mehr. Ich schrieb den Garcías, was Sache war, und sie sagten ich solle mir keine Sorgen machen, sie würden mir nämlich die Tür aufmachen, wenn ich wiederkäme. Also dachte ich mir nichts dabei, fuhr zu Peters Büro und nach der Arbeit fragte man (also welche von der Schule) mich dann, ob ich mit zu einem argentinischen Restaurant kommen wolle. Klar, warum nicht. Als ich da war, bemerkte ich aber, dass das doch nicht so spontan klappen würde, wie gedacht. Wir mussten unsere Namen auf eine Liste schreiben und warten. Es beschleunigte nicht wirklich den Vorgang, dass wir zu siebt waren. Also beschlossen wir, in die Bar gegenüber zu gehen und hin und wieder mal nachzufragen.
    Als wir nach anderthalb Stunden immer noch nicht dran waren, hatten wir keine Lust mehr. Eine Alternative musste her, also führte uns einer aus der Gruppe zu einem leckeren Italiener, wo wir dann den Abend verbrachten.
    Irgendwann, so um kurz vor zwölf, stand ich vor der Hausmatte. Zwar konnte ich in das Gebäude hinein, aber nicht in die Wohnung. Alles, was mich von meinem Bett trennte, war diese armdicke Hochsicherheitstür. Nach zehn Minuten leisen Klopfens, entschied ich mich für eine andere Taktik: kurz klingeln, weil man ja niemanden wecken will, trotzdem jemand aber die Tür aufmachen soll. (Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass ich die Garcías wirklich mehrmals gefragt habe, ob es in Ordnung ist, wenn ich so spät nach Hause komme.)
    Als auch diese Taktik fehlschlug, ging ich dazu über, länger diesen Knopf der Schande zu drücken. Das funktionierte aber auch nicht, also bereitete ich mich darauf vor, im Flur vor der Wohnung zu schlafen. Ich würde noch einmal klingeln, und dann würde ich mich auf den Boden setzen und abwarten. Ein paar schreckliche Sekunden vergingen. Mein Herz raste, meine Hände wurden schwitzig, ich bekam das Zittern. (Natürlich nicht, aber zu literarischen Zwecken muss das sein...) Ich nahm all meinen Mut zusammen, drückte den Knopf und wartete ab. Nach ein paar Sekunden passierte nichts, also setzte ich mich hin, umklammerte meine Tasche und starrte die Wand an. Da hörte ich aber plötzlich himmlische Chöre in Form eines Schlüsselklirrens in meinen Ohren und Oscar lächelte mich müde an. Er ließ mich hinein, verschwand im Bad und machte ein eher weniger schönes Geräusch, dass sich danach anhörte, als würde er in Zukunft mit nur noch einer Lunge leben müssen. Ich aber war froh, dass ich in der Wohnung war.
    Deswegen bin ich froh, jetzt insgesamt vier Schlüssel an meinem Gürtel klirren zu hören. Die Zeiten der Schande sind vorbei, ich kann wieder mit einem geraden Hals durch Buenos Aires wandeln. Ich sitze nämlich gerade im Bus 84 auf dem Weg vom Schlüsseldienst nach Boedo, dem zwar vom Norden und Westen der Stadt abgeschiedenen, aber dennoch heimischem Ort.
    Und da werde ich auch gleich weiterarbeiten und Bestechungsgeschenke für Journalisten vorbereiten.

    Achja, eine Sache noch: ich war am Montag Abend bei Klaus mit der ganzen Familie (auch inklusive Conny, Mercedes und deren Sohn (Conny ist ein weiterer Cousin meines Vaters)) und habe mich sehr nett mit Conny und Daniela unterhalten. Grüße gehen raus an alle Meierhölder und Helbigs, ich finde es sehr schön, dass wir wieder bzw. eigentlich ja zum ersten Mal zusammen Zeit verbringen!
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  • Day 26

    Jazzhands

    November 13, 2018 in Argentina ⋅ 🌧 22 °C

    Am Freitag habe ich erfahren, warum meine Mutter mir immer vor der Reise sagte, dass ich auch schlechte Tage haben werde. Ich hatte das Gefühl, dass sich mein ganzes Spanisch sich verflüchtigt hatte, ich weder reden noch schreiben konnte, nichts von dem verstand, was Ezequiel mir per Skype zu verstehen geben wollte und ich zwar acht Stunden mehr oder weniger durchgearbeitet habe, aber nichts wirklich geschafft habe. Dazu kam, dass ich am Tag vorher nicht gut schlafen konnte und dass es eine anstrengende Woche war. Als ich endlich fertig war, ging ich ermattet nach Hause, freute mich aber darauf, abends auszugehen. Nach einem überraschend langem Gespräch mit Piet, dem alten Blütenschnibbler, war ich dann auch wieder in Palermo und unterhielt mich mit Harald, dem netten Schweden, der nächstes Jahr für fünf Monate im Pazifik (unter anderem auch auf den Galapagos-Inseln) tauchen geht. Auch nicht schlecht.
    Nach einem langen Streifzug durch die Straßen von Buenos Aires bin ich dann nach Hause gefahren.
    Am Samstag bin ich nach einem Telefonat mit Hanna im tropischen Regen, der den ganzen Tag anhielt, zum Centro Cultural Kirchner gefahren, wo es eine Ausstellung über alte Bücher gab. Das hört sich spannender an als es eigentlich ist, es lief nämlich auf ein paar Stände mit alten Büchern hinaus, zu denen es aber keine Informationen gab. Es waren einfach nur alte Bücher ohne diese Texte daneben, die ja sonst immer in Ausstellungen danebenhängen, weswegen das nicht wirklich sehr spannend war. Also erkundete ich ein wenig das Gebäude:
    Es ist ein altes Postamt, in dem innen die große Halle topmodern ist, aber ein Teil des Gebäudes noch erhalten ist. Man geht also von der Halle einen Schritt weiter und steht plötzlich in einer anderen Halle, die noch vom Originalbau stammt und in der auch auf einer Etage die alten Schalter stehen. In dem alten Teil des Gebäudes ist außerdem ein riesiger neuer Kronleuchter mit einem wunderschönen Blau (ich habe Fotos gemacht, aber die können dieses Blau nicht wirklich einfangen). Ich finde das war tatsächlich das Highlight in diesem Gebäude, dieser wunderschöne Kronleuchter in dem schönen Altbau, das hat schon was.
    Nach einem ausführlichen Frühstück bzw. Mittagessen bzw. Abendessen fuhr ich erst nach Hause und mehr oder weniger direkt danach dahin, worauf ich mich die ganze Woche lang gefreut hatte: zum Palacio Noel, dem spanisch-lateinamerikanischem Kunst- und Geschichtsmuseum (es war Museumsnacht), wo ich auf einem Konzert der Gruppe Sociedad Blusera war, die ich auf dem Día de los muertos bereits kennengelernt hatte. Sie spielten Jazz, jazzige Countrymusik und Blues, genau mein Geschmack. Sie fragten mich danach, ob ich mit ihnen was essen wolle, und genau darauf hatte ich gehofft. Also aß ich mit ihnen ein paar Empanadas. Als wir alle fertiggegessen hatten, meinten sie, dass sie zu alt seien, um noch etwas zu machen, also verabschiedeten wir uns. Ich fühlte mich gar nicht alt, also traf ich mich nach einer abenteuerlichen Uber- und Taxi-Fahrt (weil es scheinbar nicht nur einen Ort mit dem Namen der Bar gab) mit den anderen von der Schule an einer Bar. Der Abend war sehr nett und anschließend gingen wir in ein Boliche, wo ich aber nach kurzer Zeit keine Lust mehr hatte und nach Hause fuhr. Am nächsten Tag telefonierte ich und das war's auch schon.
    Gestern war alles in der Arbeit wieder in Butter. Zwar war anfangs wieder Posts vorbereiten angesagt, was extrem langweilig und vor allem schwierig ist, aber irgendwann gab mir Ezequiel die Aufgabe, ein Interview von ihm zurechtzuschneiden und das machte trotz technischer Schwierigkeiten wegen Windows Movie Maker so viel Spaß, dass ich sogar länger als meine vorgeschriebene Arbeitszeit im Büro blieb. Heute war die Arbeit auch ganz cool, erst sollte ich Texte für eine Internetseite und dann einen Brief an die Journalisten schreiben, der mit ins Geschenk kommt. Am späten Nachmittag ging es dann zum Tag des Unternehmers und der Unternehmerin, eine coole Messe Start-Ups und deren Investitionsmöglichkeiten usw.. Dort habe ich mich mit ein paar Leuten unterhalten, was auch ganz schön war.
    Achso, und gerade habe ich einen lustigen Film auf Netflix geguckt: Toc Toc. Spanische Komödie, nur zu empfehlen.
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  • Day 29

    Alltag

    November 16, 2018 in Argentina ⋅ ⛅ 15 °C

    Meine Güte, es ist schon Montag. Ich kann es nicht fassen. Diese Woche ist so verdammt schnell förmlich vorbeigeflogen... Es ist eigentlich gar nicht wirklich viel passiert, aber scheinbar doch so viel, dass alles ganz schnell war.
    Also, am Mittwoch war ich im Büro, hab mir zwischendurch die Deutsche Botschaft (die direkt um die Ecke vom Büro und in derselben Straße von den Botschaften von Azerbaijan und Malaysia ist) von außen angeguckt und musste zwei Mal zur Bank laufen, um was für Ezequiel wegen meines Praktikums unterschreiben zu lassen. Hier scheinen Banken eine Art offizielle Institution für so etwas zu sein, was eigentlich auch ganz praktisch, weil nicht mit ewigen Wartezeiten verbunden, ist.
    Abends war dann diese Weinprobe. 15 Weine à offiziell 300-700 Pesos, inoffiziell wahrscheinlich zwischen 150 und 800 Pesos ;)
    Es waren, abgesehen von meinem Sauvignon Blanc und einem Prosecco, den ein Italiener (Überraschung!) mitgebracht hat, nur Rotweine. Die Gastgeber haben sogar, um uns alle hereinzulegen, tatsächlich eine Flasche Rotwein für 90 Pesos dazwischengestellt. Da er aber in der Mitte war und nach sechs oder sieben Weinen keiner mehr wirklich den Unterschied geschmeckt hat, ist das nicht wirklich aufgefallen und die Gastgeber sind davongekommen...
    Während der Weinprobe habe ich mich mit Harald und Daniel, den beiden Schweden, über die Zukunft der Menschheit unterhalten. Was man nicht alles nach ein paar Gläsern Wein so tut.
    Donnerstag war im Büro ein normaler Tag und abends Danielas Geburtstag, wo wir mit der Familie bei Klaus Sushi gegessen haben. Sehr lecker.
    Freitag war ich wieder allein im Büro, aber ich konnte sehr gut mit Ezequiel über Hangouts telefonieren und hatte das Gefühl, mehr oder weniger alles zu verstehen, was sehr erfrischend war. Nichtsdestotrotz gab es ein paar Krisen zu klären, die an dieser Stelle nicht wirklich erklärt werden sollten, weswegen aber der Tag im Großen und Ganzen nicht wirklich produktiv war. Tja.
    Abends war dann der letzte Abend Nicolas' und wir aßen zu zweit eine Pizza und wollten uns danach mit Fred, Tamir dem Israeli, Ludo dem Holländer und noch jemandem treffen, den ich nicht kannte, in einer Bar treffen, allerdings, wie sich später herausstellte, hatte der Kellner im Restaurant, in dem die anderen waren, vergessen, dass Ludo eine Erdnussallergie hat, also erbrach er alles auf dem Weg zur Bar und die anderen bugsierten ihn nach Hause. Glücklicherweise hat Ludo keine Allergie der Sorte, bei der sich der Hals zusammenschnürt und man nicht mehr atmen kann, ihm geht es also wieder gut.
    Tamir ist ein sehr einschüchternder Typ (immerhin war er Offizier in der israelischen Armee...) und hat sich deswegen im Restaurant beschwert.
    Also aßen Nicolas und ich alleine in der Bar mit einem Bier und unterhielten uns weiter über die Dezentralisation Deutschlands im Vergleich zu Frankreich, wo ja mehr oder weniger alle in Paris wohnen.
    Wie auch immer, am nächsten Tag war ich mit Nicolas essen, bevor er zum Flughafen gefahren ist. Danach war ich auf einer großen LGBTQ+-Verantstaltung, die auch eine Erfahrung für sich war. Lauter halbnackte bis nackte Körper, Massen an Bier, viele avantgardistische Kostüme und laute Live-Musik. Es war schon cool und witzig. Ich als Kind einer mittelgroßen deutschen Stadt habe mich zwar zwischendurch etwas zu prüde gefühlt, aber ich würde allen definitiv empfehlen mal zu ein paar solcher Veranstaltungen zu gehen :)
    Abends war ich dann auf einem Jazzkonzert und mit ein paar Leuten was essen. Alle wollten aber danach nach Hause, weil sie total müde waren, aber ich wollte noch etwas machen, also bin ich alleine zu einem Jazzclub gegangen, in dem eine Liveband gespielt hat und zu dem ich auf jeden Fall noch ein paar Mal gehen werde. Irgendwann war aber dann auch ich zu müde noch etwas zu machen, also war Uber-Time angesagt.
    Sonntag aß ich zusammen mit Harald etwas (endlich mal in Boedo und nicht in Palermo!). Mit einem Kaffee in der einen und Alfajores in der anderen (beides von Havanna, wo angeblich die offiziell besten Alfajores herkommen) gingen wir zu einem Park in der Nähe, wo wir uns über Südamerika, einem bolivianischen Gefängnis und die Zukunft von uns beiden unterhielten. Er möchte vielleicht sogar später mal hier wohnen und arbeiten, ihm gefällt Schweden nicht wirklich.
    Neben uns fing dann irgendwann eine Gruppe Trommler und Tänzer mit einer sehr skurrilen Aufführung an, was sehr interessant war. Wir waren uns einig, dass es sowas definitiv nicht in Europa geben würde und deswegen Südamerika irgendwie cooler ist.
    Tja, abends war ich dann wieder auf einem Jazzkonzert, was eindeutig besser war als das erste am Abend zuvor, dieses Mal aber mit Clara und Sebastian. Sehr schön.
    Heute geht's zum Jardín Japonés, dem japanischen Garten, und danach nach Recoleta zusammen mit Stef, dem Holländer. Heute ist nämlich Feiertag...
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  • Day 33

    Ayer (sp.: gestern)

    November 20, 2018 in Argentina ⋅ ☀️ 22 °C

    Der Jardín Japonés war ein sehr volles Fleckchen Paradies in einer sonst vergleichsweise ziemlich grünen Gegend mit einigen Parks und leisen Straßen in der Nähe. Für 120 Pesos bekam man ein Ticket. Stef, der Holländer, und ich mussten aber bemerken, dass man nach zwanzig Minuten schon alles gesehen hatte und anfing im Kreis zu laufen. Also entschieden wir uns dazu, zum berühmten Friedhof von Recoleta zu gehen. Der Friedhof wirkte wie eine leere mexikanische Stadt, in der man gleich sähe, wie sich Blondie, Tuco und Angel Eyes in einer Art Dreieck ausgucken.
    Auch das hatte man nach zwanzig Minuten gesehen, auch weil wir bei keiner Führung mitgehen wollte, also aßen wir noch eine interessante Interpretation einer Lasagne und ein Eis.
    Nachdem wir uns dann verabschiedet hatten, fuhr ich nach Hause und ging danach wieder in denselben Park, in dem ich am Tag zuvor mit Harald war, ohne zuvor die für argentinische Verhältnisse sehr alte Kirche in der Nähe auszulassen, zu der mir Mirta und Oscar geraten hatten. Mit den letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages schaute ich den Kindern beim Fußballspielen zu und las ein wenig. Ich fand, dass das ein sehr schöner Ausklang eines sonst ziemlich ruhigen Wochenendes war.
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  • Day 35

    Fútbol

    November 22, 2018 in Argentina ⋅ 🌧 26 °C

    Oh ja, Ihr habt richtig gelesen, ich habe Fußball gespielt. Ich bin ja sonst ein sehr entspannter und ruhiger Mensch, aber wenn ich Fußball spiele, fluche ich auch mal richtig. Ich habe selten so viele Torchancen vermasselt und gleichzeitig solche Wörter in den Mund genommen. Ich wage sie jetzt gar nicht zu wiederholen, aber da ist es gestern nicht nur bei den Klassikern geblieben, das kann ich wohl sagen.
    Das muss aber auf jeden Fall wiederholt werden, ich hatte gestern so viel Spaß wie seit langem nicht mehr. Als Torwart konnte ich mich als äußerst gut beweisen, als Mittelstürmer aber eher weniger. Das muss sich ändern. Ich war doch früher immer bei unseren Spielen beim KSC in Kirchhörde immer der Torjäger, der nie wirklich echte Arbeit geleistet, aber immer die Tore abgestaubt hat! Es war aber auch interessant, einen sehr guten Franzosen (Fred), einen schwedischen Singalesen (Daniel), einen Niederländer (Stef), eine Schwedin und mehrere Argentinier in voller Aktion zu sehen!
    Das viele Gebrülle, Gerenne und der in Strömen geflossene Schweiß haben danach ein, zwei, vielleicht sogar drei Bier gefordert, man weiß es nicht.
    Die Gesprächsthemen reichten dabei von Reisen bis zu der (Frauenfußball)mannschaft am Tisch neben uns, an die sich Daniel und Fred ranmachen wollten. Die Schwedin, Stef und ich sind dann auch irgendwann gefahren, aber Daniel und Fred waren noch sehr an dem Spiel dieser besagten Mannschaft interessiert, weswegen sie gerne noch etwas länger bleiben wollten. Mal sehen, was daraus wird ;)
    Aber gut, das war mein Mittwochabend. Vom Dienstag und Mittwoch bis dahin gibt es nichts besonderes zu erzählen, es war eben ein normaler Tag im Büro :)

    Achso, hier sind übrigens Bilder, unter anderem auch Daniels und meine kläglichen Selfie-Versuche. Letzten Endes rettete uns aber ein freundlicher Mann neben uns, der die besten Fotos schoss (auf denen ich aber noch immer nicht sonderlich gut aussehe...)
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  • Day 40

    Straßenmusik, Theater und Faulenzen

    November 27, 2018 in Argentina ⋅ ☁️ 21 °C

    Eine Sache, die ich hier besonders toll finde, ist die Tatsache, dass man tatsächlich jedes Mal in und vor der U-Bahn Live-Musik bekommt. Dabei reicht es von einem peruanischen Panflötenspieler über dramatische Balladensängerinnen und Blaskappellen bis zu Jazz-Duos. Und alle machen es mit dieser unheimlichen lateinamerikanischen Leidenschaft, die ansteckt. Ich hätte mich häufig gerne mit meinem Saxophon dazugestellt, das ist aber eben nicht möglich. In Europa wäre sowas wahrscheinlich auch schon wieder illegal...
    Tja, das ist aber nicht nur die einzige Erkenntnis der letzten Woche, ich habe nämlich auch am Freitagabend das Theater für mich entdeckt. Über einen guten, aber ziemlich verpöhnten Kontakt wurde ich zu einem Stück namens ,,Como si pasara un tren" eingeladen, das lustig und bei weitem nicht so ernst und avantgardistisch war, wie ich erwartet hatte. Also eine coole Sache.
    Danach ging es dann nach San Telmo, wo wir in einer leeren Billardbar waren, in der ich ausnahmsweise mal wieder geflucht habe wie ein Weltmeister. Das hat leider nichts gebracht und Harald und Daniel, die zusammen das schwedische Duo gebildet haben, konnten mich in einer epischen, nie vorher dagewesenen Schlacht niederringen, die sogar Carsten Stahl, James Bond und Chuck Norris zum Zittern gebracht hätten. Also eigentlich war ich ziemlich schlecht, aber das muss ja keiner wissen...
    Wie auch immer, die beiden, Franziskus und ich verbrachten dann noch einen sehr schönen Abend (der mittlerweile ein Morgen geworden war) in einer Bar in San Telmo, die Harald kannte, weil dort ein Schwede arbeitet. Immer diese mafiösen Schweden, die sich alle untereinander kennen...
    Die Bar war vollkommen leer und somit konnten wir uns gestrost über Mädels, Sprachen, Nationalitäten und mehr unterhalten, während wir an unseren Bieren nuckelten und Popcorn aßen. Es wurde zu einem der schönsten Abende bis jetzt, mir gefallen solche kleinen Runden mit wichtigen Gesprächsthemen und Co-Philosophen. Ich weiß ja nicht, was andere denken, aber wir werden später mal die Welt regieren.
    Am nächsten Tag ging es nachmittags nach River, um das Spiel zu gucken, das verschoben wurde, während alle uns ansprachen und versuchten, sich an die Mädels aus unserer Truppe ranzumachen. Somit konnten wir ein paar ganz nette, aber auch ein paar sehr unangenehme neue Bekanntschaften machen. Später stellte sich heraus, dass das Spiel wieder verschoben wurde, weil einige Fans von River Plate den Bus der Spieler der Boca Juniors angegriffen hatten. Also machten wir uns stattdessen auf die Suche nach einem Restaurant, weil das auch zufälligerweise das chinesische Viertel von Buenos Aires war. Man muss sich aber die Stimmung in einer Fußballhochburg, wenn ein Spiel wieder verschoben wird und die ,,normalen" Leute sowieso schon alle Türen und Fenster vernagelt hatten, vorstellen wie Silvester ohne Feuerwerk und gute Laune: angespannt und ein Prickeln in der Luft. Also klopften wir an ein Restaurant, in dem zwar Leute waren, aber die Gitter unten waren. Ein paar sehr nette Chinesen machten uns daraufhin ein sehr leckeres Essen, das einige aber mit einer fatalen scharfen Soße begossen, sodass es ein paar puterrote Gesichter mit laufenden Nasen gab. Abends ging es mit einer Party bei Stef weiter, auf der ich mich mit ein paar interessanten Leuten, beispielsweise einer zukünftigen reisenden Künstlerin oder Marketing-Expertin (je nachdem, was finanziell bessere Aussichten hat...) und einem chilenischen 3D-Animatoren, mit dem ich meine Leidenschaft für PIXAR-Filme ausleben konnte - für ein paar Stunden. Nach der Party fuhren einige von uns noch zu einer Disco, wo es dann bis sechs Uhr morgens darum ging, zu tanzen und irgendwie meine Jacke so zu halten oder zu tragen, dass sie möglichst wenig Wärme spendet. Abgesehen davon war es aber ebenfalls ein sehr netter Abend/Morgen. Als ich aus der Disco trat, war es schon hell. Eine äußerst interessante Erfahrung, die aber nicht unbedingt in naher Zukunft wiederholt werden muss.
    Der Tag danach war schon fast vorbei, als ich dann endlich mal um halb zwei erwachte. Schande über mein Haupt. Ich konnte die Scham vor mir selbst kaum ertragen, also beschloss ich, den Tag lang zu faulenzen und in meiner gewohnten Ecke (der einzige Ort, an dem es WLAN gibt, mehr oder weniger) YouTube zu gucken und Kekse zu essen. Das musste auch mal sein, fand ich.
    Montag war ich dann wieder im Büro. Dienstag nicht, da arbeitete ich zu Hause, weil Ezequiel morgens meinte, dass er doch nicht zum Büro komme. Ich hatte dann auch keine Lust mehr die Stunde zu Peters Büro zu fahren und ich konnte dann auch noch praktischerweise ein paar andere Dinge in Boedo erledigen, weil ich mir dadurch zwei Stunden Transfer sparte. Deswegen verwandelte ich mein Zimmer und Havanna, ein Café (wie Starbucks) in mein Büro. Abends war dann wieder Fußball angesagt! Ein großer Spaß, wieder mit viel Gefluche und netten Leuten. Danach, während wir unser wohlverdientes Gläschen Bier (ca.) tranken, sagte Finn, der Hamburger/Kölner, dass es sein letzter Abend sei und er mit seinem Bruder (der auch mitgespielt hatte und ein paar Tage zuvor nach Argentinien gekommen war) gerne ausgehen wollte und jeden einlud, der mitkommen wollte. Ich war mir anfangs nicht sicher, aber als ich merkte, dass ich sonst der einzige wäre, der zu Hause bliebe, gab ich mir einen Ruck und sah für diese Nacht über meine Vernunft hinweg. Ein paar Stunden später trafen wir uns also frisch geduscht in einer Bar wieder, in der wir sogar schon Mal gewesen waren. Finn, sein Bruder und der Rest machten sich dann irgendwann zu einer Disco davon, Harald, Daniel und ich wollten aber lieber zu dem Jazzclub gehen, der laut Google offen war. Zwei Mädchen, die beide nicht auf der Schule waren, begleiteten uns dahin. Eine betrunkene Argentinierin (mit der Franziskus mal etwas hatte) und eine Tschechin. Beide sehr nett. Als Harald und ich uns mit der betrunkenen Argentinierin unterhielten, schienen Daniel und die Tschechin aber Gefallen aneinander zu finden. Als wir dann ankamen, war der Jazzclub, der laut Google aber noch offen war, geschlossen. Also begaben wir uns nach dieser großen Enttäuschung in eine Bar mit DJ in der Nähe. Dort war dann die große Sensation, dass Daniel und die Tschechin anfingen, miteinander zu knutschen, während die betrunkene Argentinierin Harald und mir Swing beibrachte (obwohl Reggae lief). Also ein cooler Abend ;)
    Am Mittwoch blieb ich dann auch zu Hause und arbeitete wieder von da aus. Ich verzichtete abends darauf, wieder auszugehen...
    Tja, und heute war ich wieder im Büro, aber Ezequiel war nicht da, was er mir zwar gesagt, ich aber vergessen hatte. Es ging darum, ein Interview zu kürzen, was aber sehr viel schwieriger war als man denken würde...
    Und morgen früh geht es nach Uruguay! Ich freue mich! :)
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  • Day 44

    Carmelo und Colonia

    December 1, 2018 in Uruguay ⋅ 🌬 17 °C

    Uruguay ist bis jetzt eines der wahrscheinlich skurrilsten Erfahrungen meines Lebens. Es ist einfach das genaue Gegenteil einer so großen und vollen Stadt wie Buenos Aires:
    Es gibt wenige Menschen, es ist leise, es ist klein. Ich weiß noch nicht, ob mir das gefällt oder nicht.
    Als ich nach einer sehr schönen und inspirierenden Schifffahrt durch den Tigre in Carmelo ankam, ging es durch eine kurze Passkontrolle und dann machte ich mich auf, eine Touristeninformation zu finden, was dann auch irgendwann klappte, nachdem ich ein paar Leute gefragt hatte. Die Straßen waren leer und man bereitete sich scheinbar auf die Siesta vor, die hier noch sehr pflichtbewusst durchgeführt wird (die Läden machen zwischen zwölf und drei zu). Ich wanderte also ein wenig herum, kaufte ein paar Empanadas (von einem Verkäufer, der mich als Arier bezeichnete, nachdem ich ihm auf seine Frage hin sagte, dass ich aus Deutschland komme), wechselte Geld und nahm dann einen Bus nach Colonia, der mich durch die für Uruguay sehr typischen Hügellandschaften bis zum Busbahnhof brachte. Angekommen suchte ich wieder die Touristeninformation auf und suchte ein Hostel. Die Suche brachte mich in die Altstadt und zum Felsstrand. Irgendwann fand ich dann ein Hostel, bereitete mich dort aus und wanderte danach durch die wieder leere Stadt, aß eine Pizza am Strand und genoss diese Stille. Die ganze Altstadt, die Hauptsehenswürdigkeit Colonias, konnte man innerhalb von einer Stunde besichtigen. Es gab kaum Menschen, auch nicht um halb zehn in den Restaurants. Vielleicht ist es hier einfach noch nicht die Saison.
    Nach ausreichend Schlaf mache ich jetzt gleich noch eine kurze Tour zum Kolonialmuseum und fahre danach nach Montevideo.
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