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  • Day 28

    Ein Tag in der Salzwüste von Uyuní

    January 21 in Bolivia ⋅ ⛅ 21 °C

    Der „Salar de Uyuni“ ist mit seinen 10582 qkm die größte Salzfläche der Welt. Der Paläosee Tauca, der hier vor Jahrmillionen existiert hat, entstand aus Meerwasser durch die Verschiebung der tektonischen Platten, bei der auch die tausende Kilometer langen und teilweise auch ebenso hohen Gebirgszüge der Anden entstanden sind. Die Salzkruste selbst bildete sich vor über 10.000 Jahren durch das Austrocknen des Sees.
    Der Salar de Uyuni wird auf ein Salzvorkommen von 10 Billionen Tonnen geschätzt, von denen jährlich 25000 Tonnen abgebaut werden. Er beherbergt auch eines der weltweit größten Lithiumvorkommen, mit dessen Abbau bereits begonnen wurde (und von dem Bolivien eigentlich ungeheuer wirtschaftich profitieren sollte, dies aber - zumindest bislang - nicht tut).
    Ursprünglich hatten wir geplant, eine viertägige Tour durch die Gegend des Salar zu unternehmen, haben uns aber dagegen entschieden, nachdem die Kinder immer wieder mit Magen- und Darmgeschichten zu tun hatten. So beschränken wir uns auf eine Tagestour, die allein den Salar zu Ziel hat, wohl wissend, dass wir damit, zumal an einem Sonntag, in einen größeren Menschenauflauf geraten könnten.
    Dass dies so ist, merken wir bereits an der ersten Station der Tour, einem Eisenbahnfriedhof. Als man in Bolivien Anfang des 20. Jahrhunderts von Dampf- auf Elektrolokomotiven umstellte, hatte dies auch Auswirkungen auf Uyuní. Dies lag direkt an der Bahnstrecke, die von La Paz nach Antofogasta (Chile) führte, und so kam es, dass man hier etliche Lokomotiven, die aufgrund des nicht mehr zeitgemäßen Antriebs nicht mehr benötigt wurden, abstellte und sich dann nicht mehr darum kümmerte. Eigentlich ganz interessant, aber leider kümmert sich auch hier niemand um ein geschichtliches Erbe, aus dem man durchaus etwas machen könnte, so dass massenhaft Menschen hergekarrt werden, die dann auf den historischen Gefährten herumklettern, sich in Position werfen, die Lokomotiven besprühen und bemalen etc. Macht keine Freude, dabei zuzuschauen …
    Nächste Station ist das 20km entfernte Colchani. Hier besuchen wir einen (ebenfalls völlig überlaufenen) Markt – ein Besuch, den wir möglichst kurz halten. Immerhin können wir hier sehen, wie das Salz gewonnen wird – abgebaut, erhitzt und getrocknet, gemalen, mit Jod angereichert und dann abgepackt. Hier erkennt man auch, warum lediglich 25000 Tonnen jährlich verarbeitet werden – die antiquarische Technologie gibt einfach nicht mehr her.
    Darauf geht es endlich zum eigentlich Ziel unserer Tour, dem Salar. Das ist dann endlich auch so faszinierend, wie wir uns das erhofft hatten. Die Ziele, die wir im Salar ansteuern, sind nicht alle toll (uns interessieren aus Salzziegeln hergestellte Figuren nicht allzu sehr, auch ein verlassenes, aus den gleichen Salzziegeln hergestelltes Salzhotel nicht, und ebenso wenig ein Monument – aus Salz natürlich –, das an hier durchgeführte Rallye Dakar erinnern soll), aber davon abgesehen ist die weite Fläche des weißen Salzes beeindruckend, die Berge, die im Hintergrund wie Fata Morganas auftauchen, die Wolkenformationen über dieser Weite … Und es ist nicht nur platte Fläche, die da zu sehen ist:
    - Aus großen Löchern sprudelt Wasser hervor, aus der Tiefe des ehemaligen Sees emporgedrückt. (Die gesamte Salzfläche (bis zu 30 Meter dick) schwebt quasi auf einem reichen Salzsee, und kleine Flüsse befördern die Kristalle durch das Wasser an den Rissen in der Kruste nach oben. Und wie tief der See ist, weiß bis heute niemand so genau, man hat nur an zwei Stellen Messungen durchgeführt, die keinerlei Anhaltspunkte geben.)
    - Andere Löcher, „ojos“ (Augen) genannt, öffnen und schließen sich, Wasser befindet sich auch hier unter der Oberfläche, und das darin enthaltene Salz bildet sich zu hübschen Kristallen.
    - Salzkrusten erstrecken sich, in ein bis zwei Meter große Vielecke unterteilt, getrennt durch schmale, lang gestreckte Wülste aus Salz und geben den Blicken eine interessante Struktur, mit der man hier als Laie nicht unbedingt rechnet. (Dieses Phänomen ist wohl gleich für alle Salzwüsten – wer sich für die Entstehung interessiert, kann hier nachlesen: https://www.spektrum.de/news/wie-konvektion-sec…).
    - Wetterleuchten am Rande der Salzwüste, die Unwetter andeuten, die uns aber nie erreichen, da der Wind sie am Salar vorbeiführt, beeindrucken aus der Ferne.
    In seiner Ruhe ist der Tag also alles andere als langweilig, und aufgelockert wird er durch ein ganz apartes Mittagessen, das unser Guide Cristian für uns inkl. Tisch und Stühlen, Tischdecke etc. mitten im Salar aufbaut. Am Nachmittag macht er dann zuerst mit uns vieren, dann mit Emil und Luzie, die mehr Freude daran haben, eine Fotosession, bei der er die besonderen Bedingungen der Salzwüste in Bezug auf die Perspektive nutzt.
    Am Abend dann das Highlight: der Sonnenuntergang. Da wir in der Regenzeit auf dem Salar sind, können wir zwar wegen des Wassers in bestimmten Bereichen Ziele wie eine inmitten des Salars gelegene Insel (Inkahuasi) nicht ansteuern, profitieren dafür aber von derselben Wasserfläche, da sie uns spektakuläre Spiegeleffekte mit den Wolkenformationen in den schönsten Farben erzeugt. Und ein Gläschen Wein zur untergehenden Sonne wurde uns auch noch angeboten.
    Mit vielen Erlebnissen im Gepäck kehren wir im Dunkeln in unser Hotel zurück – ein angemessener Abschluss unseres Aufenthaltes in Bolivien!
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