Bolivien 2023/24

December 2023 - January 2024
Eine Reise mit Nicole, Kolya, Emil und Luzie im Auto nach und durch Bolivien Read more
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  • Day 2–4

    Humahuaca

    December 26, 2023 in Argentina ⋅ ☁️ 15 °C

    Nach zwei Tagen und 1600km im Auto (mit Nicole als einziger Fahrerin) kommen wir an die erste Station im Norden - Humahuaca. Die Höhe merkt man schon ordentlich - 3000m über Meeresspiegel -, so dass gerade die Alten doch etwas kurzatmig sind.
    Wir haben noch Zeit für ein Abendessen - Lama und Lamm -, und dann geht´
    s ins Bett.
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  • Day 3

    Von Humahuaca auf den Hornocal

    December 27, 2023 in Argentina ⋅ ☁️ 19 °C

    Nach einem Geburtstagsfrühstück anlässlich Kolyas 17. und ein wenig Arbeit fahren wir mit unserem Guide Marcelo auf den Hornocal. Dieser "Hornocal" ist eine Gebirgskette, die größtenteils aus Gesteinen der Yacoraite-Formation, einer geologischen Kalkeinheit der oberen Kreidezeit, besteht, 4761 Meter über dem Meeresspiegel. Seine charakteristische Form ist das Ergebnis eines Scherungseffekts, aus der Erosion einer Reihe von parallelen Schichten in einem Winkel entstanden. Die erzeugt einen faltenähnlichen visuellen Effekt - beeindruckend.
    Wir selber können das Phänomen von einer Höhe von gut 4350m betrachten - da fällt die Bewegung doch recht schwer.
    Im Anschluss geht es zurück nach Humahuaca, wo wir die Wärme genießen, ein paar Empanadas und ein Eis vertilgen und uns an der "wunderschönen" Weihnachtskrippe erfreuen.
    Nach einer Siesta steht noch das Geburtstagsessen für Kolya auf dem Programm, bevor wir in unsere Unterkunft zurückkehren und aus auf den morgigen Reisetag nach Bolivien vorbereiten.
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  • Day 4–8

    Tupiza

    December 28, 2023 in Bolivia ⋅ ☁️ 25 °C

    Heute geht es knapp 300 Kilometer von Humahuaca nach Tupiza, eine Fahrt über eine Ebene auf 3700m Höhe mit einer beeindruckenden Landschaft aus Flusstälern auf der einen Seite und farbigen Bergen auf der anderen - wir sind begeistert.
    Der Grenzübertritt ist nicht so begeisternd, ein ewiger Tramite, insbesondere wegen des Autos; wenn nicht die Grenzbeamten halbwegs nett wären, würde es richtig nervtötend werden.
    So kommen wir nach anderthalb Stunden über die Grenze, gehen in Villazón erst einmal Geld tauschen und fahren dann nach Tupiza.
    Nachdem wir unser Hotelzimmer bezogen haben, machen wir einen Spaziergang durch die ausgesprochen hässliche Stadt, ohne hübsche Häuser, mit viel Verkehr (interessanterweise mit Tuk-tuks, die wir eher aus Südostasien kennen). Eine nette Aussicht auf die gegenüberliegenden Berghänge sind dann aber doch etwas Nettes, was uns ins Auge fällt, und die Landschaft ist schließlich auch das, was wir in den kommenden Tagen erkunden wollen.
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  • Day 5

    Rund um Tupiza I

    December 29, 2023 in Bolivia ⋅ ☁️ 20 °C

    Mit einem Guide unternehmen wir heute die erste Hälfte eine Erkundungstour rund um Tupiza. Zunächst fahren wir zu einer bizarren Gesteinsformation namens Poronga (laut chatpgt "ein vulgärer Ausdruck, der im allgemeinen Sprachgebrauch als umgangssprachlicher Ausdruck für das männliche Genital verwendet wird"). Die Bezeichung passt auch, der ca. 80m hohe obesliskartige Felsen erinnert durchaus daran ...
    Auf dem Weg dorthin passieren wir ein ganz idyllisches Flusstal, vor dem die roten Felsen wunderbar leuchten.
    Bei dem Blick ins Tal fallen uns wieder die vielen blauen Dächer recht neuer Häuser auf. William, unserer Guide, berichtet, dass diese Häuser unter der Regierung von Evo Morales gebaut worden seien, und da seine Partei Blau als ihre Farbe auserkoren hat, wurden die Häuslebauer dazu veranlasst, die Dächer "aus Dank" blau zu streichen. Dass es sich dabei um Steuergelder handelte, die jeder Bolivianer aufgebracht hat - vernachlässigbar. Na ja, hätte auch eine Idee der Peronisten sein können.
    Im Anschluss fahren wir vom Norden in den Süden von Tupiza, wo wir uns auf bereits gesattelte Pferde setzen (ich zum ersten Mal nach über 30 Jahren), um ein paar Kilometer in einen Canyon hineinzureiten. Unterwegs kommen wir an der Puerto del Diablo (wie viele davon gibt es eigentlich?) und durch das Valle de los Machos (man schaue sich die Bilder an, dann könnte die Idee kommen, warum das so heißt ...) zum Canyon del Inka. Der ist jetzt weniger faszinierend, aber die Tour insgesamt ist hübsch, und die Kinder vom bloßen Reiten ohnehin begeistert.
    Rechtzeitig vor dem Regen kommen wir dann zurück nach Tupiza, wo das Standardabendprogramm (kurze Siesta, Abendessen - das geht hier früher als in Argentinien -, ein wenig Schulkram, Lektüre) seinen Anfang nimmt.
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  • Day 6

    Atempause in Tupiza

    December 30, 2023 in Bolivia ⋅ ☁️ 17 °C

    Da es die ganze Nacht über geregnet hatte und sich dies auch am Vormittag fortsetzte, entschließen wir uns, den zweiten Teil der Tour auf den morgigen Tag zu verschieben. Stattdessen nutzen wir den Tag, um ein wenig zu arbeiten, freuen uns aber über die verschiedenen Zeitfenster ohne Regen, um ein wenig durch die Stadt zu streunen. Dabei wird sie zwar nicht hübscher als bei ersten Eindruck, offenbart aber etliche interessante Eindrücke. Die Tuk-tuks sind tatsächlich eine eigene Studie wert, ungefähr jedes zweite Fahrzeug auf den hiesigen Straßen ist ein solches Gefährt, die vor einigen Jahren als Indien-Export hier Einzug fanden. Eine weitere Studie könnte man auf die Menschen hier verwenden, zu einem hohen Prozentsatz Indigenas, von denen die alten Damen weit traditioneller gekleidet sind als die jungen.
    Na ja, Studien fertige ich nun keine an, aber schieße doch immerhin etliche Photos. Schöne Motive ...
    Zum Abschluss ein Abendessen bei Marcelina, ein Google-Tipp, der mal funktionierte (auch wenn ich keine Marcelina sah, sondern nur einen hiipyesken Marcelo, aber darum geht´s ja nicht ...). Pique Macho, eine Art bolivianisches Gulasch, Costeleta, Hamburger (natürlich) und Sfijas (Empanada auf bolivianisch) - gut war´s, und das für kleines Geld. Gehen wir bestimmt wieder hin.
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  • Day 7

    Rund um Tupiza II

    December 31, 2023 in Bolivia ⋅ ☀️ 22 °C

    Heute passt das Wetter wieder, so dass wir den zweiten Teil unserer Exkursion rund um Tupiza unternehmen können. Wir fahren mit dem Jeep in den Süden unseres derzeitigen Domizils. Schwarze (bleihaltige) und rote (eisenhaltige) Berge bestimmen das Bild, wie immer ganz faszinierend.
    Als wir in den "Canyon del Duende" einfahren wollen, fährt sich der Jeep fest - spaßige Angelegenheit, ein solches Ungetüm aus einem Flussbett herauszugraben und zu ziehen, und ohne Hilfe nicht machbar - die dann irgendwann auch eintrifft. Aber der Gang durch den Canyon selbst entschädigt für die Mühen.
    Spätnachmittags folgt noch ein letzter Gang durch die Stadt mit ein paar hübschen Eindrücken, dann eine kleine Silvestermahlzeit, Mr. Bean´s Urlaub zum Überbrücken der Zeit - und schon ist das Jahr rum.
    Morgen erwartet uns ein neues Ziel ...
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  • Day 8

    Auf dem Weg nach Potosí

    January 1 in Bolivia ⋅ 🌩️ 17 °C

    Mit den Silvesterböllern, denen wir vom Hoteldach aus zugehören und -schauen, gehen wir ins Bett, mit einem Neujahrsumzug um 7 Uhr morgens wachen wir auf. Nach einem zeitigen Frühstück machen wir uns dann auf den Weg nach Cayara, ein kleiner Ort, der 20km von der alten Bergwerksstadt Potosí entfernt liegt.
    Die Fahrt ist wunderschön. Relativ schnell nach dem Verlassen der Stadt Tupiza führt die Straße an Tälern vorbei hinauf auf 3600m Höhe, die wir dann eine Weile auf einer weiten Hochebene halten. Großartig! Darauf verläuft die Straße dann in einem Auf und Ab, immer zwischen 2500m und 3500m Höhe, mit vielen Kurven, Brücken, schönen Blicken. Besiedelt ist das Ganze kaum, ab und an ein Weiler, eine kleinere Ortschaft (an der auch am Neujahrstag ein Markt abgehalten wird), Lamas, Kühe, Ziegen an den Seiten, sonst meist nur karges Gestrüpp und viel Gestein.
    Schließlich geht es nochmals stramm bergauf, bis wir über eine Höhe von 4300m kommen und die ersten Bergabbaugebiete sehen. Wir passieren den Cerro Rico, den Berg, der im 17. Jahrhundert den Reichtum der Stadt Potosí begründet hatte, und blicken dann von oben herab auf die mit 4000 Höhenmetern höchstgelegene Großstadt der Welt. Atemberaubend!
    Hier halten wir jedoch heute nicht, sondern fahren am Stadtrand vorbei, um zu unserer in Cayara gelegenen Unterkunft zu fahren. Bei dieser Unterkunft handelt es sich um eine alte, um 1570 gegründete Hacienda, die zu einem Hotel mit Museum umfunktioniert wurde, eine wunderschöne Anlage, die unser Ausgangspunkt für die Besichtigung Potosís sein wird.
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  • Day 9

    Ein Tag zum Vergessen

    January 2 in Bolivia ⋅ ☁️ 15 °C

    …so ganz trifft es der Titel nicht, denn auch wenn der Tag einen ganz anderen Verlauf nimmt, als geplant, bleibt er uns als ein ereignisreicher in Erinnerung.
    Nach dem Frühstück auf unserer Hacienda brechen wir Richtung Potosí auf, da wir einen Werkstatttermin haben. Wir wollen neue Reifen aufziehen lassen, ein bolivianischer Freund Milans hat uns an einen befreundeten Reifenhändler in Potosí vermittelt. Ein Glücksfall, denn das Thema neue Reifen ist in Argentinien ein äußerst lästiges und kostspieliges.
    Die Anfahrt gestaltet sich als ein Abenteuer: extrem steil ansteigende Straßen, die von podestartigen Querstraßen mitten im Anstieg - den man mit zusammen gebissenen Zähnen versucht zu meistern - gekreuzt werden. Dann kracht es: der Autoboden hat wegen des steilen Winkels eine der Kanten, die an diesen Kreuzungen bestehen, hart touchiert. Nützt nichts, es geht weiter steil bergauf, Anhalten geht nicht, trotz klapperndem Geräusch unten.
    Wir erreichen den Reifenhändler, werden mit “besos” begrüßt und dürfen das Auto am Steilhang (“normale” Hänge gibt es in Potosí nicht) vor der Werkstatt abstellen.
    Gleich machen sich zwei Arbeiter mit Wagenhebern ans Werk. Ein weiterer checkt und repariert den Unterboden - nichts Gravierendes. Dann sind die beiden Vorderräder gewechselt. Ein weiteres Hinterrad wird abmontiert - und der Wagen setzt sich langsam, aber stetig rückwärts in Bewegung. Geschrei von innen, denn die Kinder sitzen drin, ein Hechtsprung von Philipp über den Beifahrersitz auf den Fahrersitz, um dort die Fußbremse bis zum Anschlag durch zu treten …, zum Schluss hilft auch ein Stein, der zufällig unterhalb des noch montierten Hinterreifens liegt, um das Auto zu stoppen. “Que susto” - “Welch ein Schreck!”
    Egal, die Kinder steigen aus, die fehlenden Reifen kommen drauf, zwei gebrauchte wieder ins Auto, für alle Fälle, und dann geht es zurück zu unserer Hacienda nach Cayara. Die eigentlich geplante Stadttour verschieben wir auf den nächsten Tag. Da bleibt uns noch etwas Zeit, den Schreck zu verdauen und zu überlegen, ob wir nun eine Minentour machen wollen oder nicht.
    Auf dem Rückweg beobachten wir kilometerlange Schlangen vor Tankstellen, es gibt Probleme mit der Benzinversorgung. Eine These, die wir hören, ist die, dass man aufgrund der zahlreichen alkoholbedingten Unfälle die Lieferung von Benzin unterbrochen hätte.
    Zurück auf der Hacienda erhalten wir Tipps zu Tankstellen, wo wir eventuell ohne zu großen Aufwand Benzin für unsere Weiterreise erhalten können. Wir fahren die nächstgelegene an, warten etwa eine Stunde, kommen an die Reihe und erfahren, dass wir nichts bekommen können, da unser Nummernschild nicht ins Computersystem passt. Hier ist Benzin stark subventioniert, der Käufer wird mit DNI registriert, Ausländer dürfen nur nicht subventioniertes Benzin tanken. Die Preise für uns Ausländer sind zwar zu sehen (statt 3,50 etwa 8,50 Bolivianos), aber betanken will man uns trotzdem nicht. Wir bleiben einfach an der Zapfsäule stehen, Philipp zieht alle Register, Bolivianer reden auf die Tankdame ein, es nützt alles nichts: kein Betanken. Mit dem Erscheinen einer Vorgesetzten und eines weiteren hilfsbereiten Bolivianers findet sich schließlich eine Lösung. Die Vorgesetzte bringt zwei 20 l - Eimer samt Trichter, auf der Grundlage des DNIs des Bolivianers werden diese befüllt. Wir zahlen den subventionierten Preis, und bekommen den Inhalt der Eimer in den Tank gegossen.
    Mit diesem Erlebnis am Ende eines schon so etwas speziellen Tages und einigem Grübeln zum weiteren Verlauf unserer Reise machen wir uns auf den Weg zurück zur Hacienda. Dort angekommen, verabschiedet sich Philipp sofort ins Bett. Es geht ihm nicht gut, später am Abend hat er hohes Fieber und ist kaum ansprechbar. Die Reiseapotheke muss herhalten. Wir hoffen, dass diese Episode am nächsten Tag abklingt, denn der Plan zur Minenbesichtigung steht nun.
    [Beitrag Nicole]
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  • Day 10

    Potosi, Stadt des Silbers

    January 3 in Bolivia ⋅ ☁️ 14 °C

    Heute lassen wir unser Auto stehen und lassen uns von Taxifahrer Edy die 15km bis ins Stadtzentrum von Potosí bringen. Dort haben wir eine Verabredung mit Oscar vom Tour-Anbieter CH'ASKITA, der uns mit einer aus Brasilianern, Argentinern, einem Iren und uns bestehenden Gruppe ins Innere des Cerro Rico bringen soll.
    Nachdem wir uns mit Gummi (Jacke, Hose Stiefel) und Helm ausgestattet haben, fahren wir hinauf zum Mercado de los Mineros. Auf diesem Markt decken sich die Minenarbeiter mit Dynamit, Kokablättern (und Pflanzenasche, um die Aufnahme der Wirkstoffe zu verstärken), Alkohol (96%!) und Zigaretten ein, die sie dann mit zur Arbeit nehmen. Bevor sie in den Berg steigen ("Einfahren" gibt es nicht, aber dazu später), nehmen sie diese Mischung zu sich, um die harten Arbeitsschichten zu überstehen (in denen sie nicht zu essen oder zu trinken haben werden). Auch wir kaufen diese Dinge ein, aber dazu später.
    Auf einem Aussichtspunkt am Cerro Pequeño, der neben dem Cerro Rico liegt und von dem man einen tollen Blick auf die Stadt hat, erklärt uns Oscar die Geschichte und Bedeutung Potosís. Es ist mir nicht alles unbekannt, aber viele Einzelheiten eben doch - dass die Indigenas, die vor den Inkas im Raum des späteren Potosís bevölkert haben, schon das Silber für sich genutzt haben, ohne sich dessen Wertes bewusst zu sein; dass die Inka diese Indigenas dann versklavt haben, um sich des Silbers zu bemächtigen; dass die Spanier dann dasselbe getan haben und auch noch die afrikanischen Sklaven hinzugeholt haben, um genügend Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben etc. Und dass die Bedeutung Potosís im 17. Jahrhundert auf einer Stufe mit Städten wie Paris und London war. Und immer mit dem Cerro Rico im Hintergrund, Fluch und Segen der Stadt ...
    Danach fahren wir an den Cerro Rico an einen der Einstiegsschächte, die in diesen Berg führen (und der auch heute noch von den Bergarbeitern genutzt wird). Das ist eine Welt, die wir uns nicht vorstellen können. Das hat nichts mit dem Bergbau zu tun, den wir aus Mitteleuropa kennen. Nichts ist motorisiert, die Loren werden von Hand geschoben, es wird mit Hammer und Meißel und Dynamit gearbeitet, man steigt zu Fuß Hunderte Meter in den Berg hinab ... Außer dass man heute einen Helm mit Lampe auf dem Kopf hat, hat sich zum 17. Jahrhundert wohl nicht so viel geändert.
    Wir steigen in den Berg ein, zunächst ist es noch kühl und zugig, aber schon im ersten Seitentrakt wird die Luft stickig und unangenehm, man mag sich nicht vorstellen, wie es hunderte Meter weiter unten sein mag. Überall Enge, Dunkelheit, Feuchtigkeit. Und dabei machen wir noch nicht einmal die ganz abenteuerliche Tour, auf der man durch engste Schächte kriecht (diese Optionen gibt es auch, da haben wir uns aber gegen entschieden) und auch noch gegen die Platzangst würde ankämpfen müssen ...
    Wir sehen Arbeiter beim Lorenziehen, Silberadern, die sich durch den Berg ziehen und den Mineros zeigen, wo sie langarbeiten müssen, Löcher, durch die man in den Berg hinabsteigt, und schließlich auch "El Tío", die Gottheit der Bergarbeiter, der sie als Opfergaben genau die Dinge darbringen, die wir zuvor auf dem Mercado gesehen und mit denen wir uns eingedeckt haben.
    Das waren faszinierende 4 Stunden, die einen mal wieder tief in die Ungerechtigkeit der Welt haben eintauchen lassen. Dass hier Kinder ab 15 Jahren arbeiten müssen, die kaum eine andere Wahl haben, um sich und ihre Familien über Wasser halten zu können; dass die Menschen eine durchschnittliche Lebensdauer von unter 50 Jahren haben; dass Politik und Kooperativen sich die Gewinne zuschustern, ohne dass ihnen die Arbeiter besonders am Herzen lägen. Vom Einfluss der europäischen Kolonisatoren ganz zu schweigen.
    Im Anschluss an diese Führung geht es zur Casa de la Moneda, in der wir nun sehen, was die Spanier (und später der bolivianische Staat) mit dem gewonnenen Silber angefangen haben. Wie wurden Münzen geprägt, wie wurde der Reichtum verwaltet, wie hart wurde auch hier von Mensch und Tier gearbeitet ...
    Ganz spannend ist hier das Bild eines unbekannten Künstlers des andinen Barocks, der Maria und den Silberberg ein einziges Ganzes darstellt, d.h. die christliche Mutter Gottes wird mit Bodenschätzen, dem Inneren der Erde, in Verbindung gebracht. Wie oben beschrieben wird bis heute im Berg auch die Berg-Gottheit Tío verehrt und gleichzeitig der Pachamama Cocablätter auf dem Boden geopfert. Im Bild wird Maria = Berg von der Dreifaltigkeit gekrönt; zu ihren Füßen befinden sich Papst Paul III., ein Kardinal und ein Priester. Ihnen gegenüber stehen Karl V. und ein Kazike. Zwischen ihnen befindet sich die Weltkugel. Am Fuße des Berges ist der Inka Maita Capac abgebildet. Sonne und Mond befinden sich links und rechts der Bergjungfrau und implizieren den Aspekt der Krönung aus inkaischer Sicht. (zitiert aus: https://www.lai.fu-berlin.de/forschung/lehrfors…; ein weiterer interessanter Artikel hier: https://taz.de/!374013/.)
    Zum Abschluss streifen wir noch ein wenig durch die wirklich hübsche Altstadt Potosí, die wenig vom dem unterwelthaften Chaos der Unterstadt hat, um uns dann von Edy zurück ins idyllische Cayara bringen zu lassen (welch Kontrast!) und den Tag ausklingen zu lassen. Dieser war wirklich ein Erlebnis!
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  • Day 11

    Auf nach Sucre, der "weißen Stadt"

    January 4 in Bolivia ⋅ ☁️ 22 °C

    Es geht von Potosí nach Sucre, von 4000m hinab auf 2800m Höhe, von einer Arbeiter- in eine Universitätsstadt, die die eigentliche Hauptstadt Boliviens ist (der Regierungssitz allerdings befindet sich in La Paz). Die Fahrt geht wieder durch wunderschöne Landschaften, immer karg, aber nie langweilig, Hochebenen, Flusstäler, harte Anstiege, bis wir in der weißen Innenstadt von Sucre ankommen. Ein erster kleiner Gang bis zur Plaza 25 de Mayo, der uns einen ersten Eindruck von der Stadt schafft - sehr hübsch, ordentlich, übersichtlich, sympathisch und zugänglich. Die kommenden beiden Tagen werden wir uns hier entlang bewegen.Read more