• Philipp Wehmann
  • Nicole Wehmann

Bolivien 2023/24

Eine Reise mit Nicole, Kolya, Emil und Luzie im Auto nach und durch Bolivien En savoir plus
  • Début du voyage
    25 décembre 2023

    Humahuaca

    26–28 déc. 2023, Argentine ⋅ ☁️ 15 °C

    Nach zwei Tagen und 1600km im Auto (mit Nicole als einziger Fahrerin) kommen wir an die erste Station im Norden - Humahuaca. Die Höhe merkt man schon ordentlich - 3000m über Meeresspiegel -, so dass gerade die Alten doch etwas kurzatmig sind.
    Wir haben noch Zeit für ein Abendessen - Lama und Lamm -, und dann geht´
    s ins Bett.
    En savoir plus

  • Von Humahuaca auf den Hornocal

    27 décembre 2023, Argentine ⋅ ☁️ 19 °C

    Nach einem Geburtstagsfrühstück anlässlich Kolyas 17. und ein wenig Arbeit fahren wir mit unserem Guide Marcelo auf den Hornocal. Dieser "Hornocal" ist eine Gebirgskette, die größtenteils aus Gesteinen der Yacoraite-Formation, einer geologischen Kalkeinheit der oberen Kreidezeit, besteht, 4761 Meter über dem Meeresspiegel. Seine charakteristische Form ist das Ergebnis eines Scherungseffekts, aus der Erosion einer Reihe von parallelen Schichten in einem Winkel entstanden. Die erzeugt einen faltenähnlichen visuellen Effekt - beeindruckend.
    Wir selber können das Phänomen von einer Höhe von gut 4350m betrachten - da fällt die Bewegung doch recht schwer.
    Im Anschluss geht es zurück nach Humahuaca, wo wir die Wärme genießen, ein paar Empanadas und ein Eis vertilgen und uns an der "wunderschönen" Weihnachtskrippe erfreuen.
    Nach einer Siesta steht noch das Geburtstagsessen für Kolya auf dem Programm, bevor wir in unsere Unterkunft zurückkehren und aus auf den morgigen Reisetag nach Bolivien vorbereiten.
    En savoir plus

  • Tupiza

    28 déc.–1 janv. 2024, Bolivie ⋅ ☁️ 25 °C

    Heute geht es knapp 300 Kilometer von Humahuaca nach Tupiza, eine Fahrt über eine Ebene auf 3700m Höhe mit einer beeindruckenden Landschaft aus Flusstälern auf der einen Seite und farbigen Bergen auf der anderen - wir sind begeistert.
    Der Grenzübertritt ist nicht so begeisternd, ein ewiger Tramite, insbesondere wegen des Autos; wenn nicht die Grenzbeamten halbwegs nett wären, würde es richtig nervtötend werden.
    So kommen wir nach anderthalb Stunden über die Grenze, gehen in Villazón erst einmal Geld tauschen und fahren dann nach Tupiza.
    Nachdem wir unser Hotelzimmer bezogen haben, machen wir einen Spaziergang durch die ausgesprochen hässliche Stadt, ohne hübsche Häuser, mit viel Verkehr (interessanterweise mit Tuk-tuks, die wir eher aus Südostasien kennen). Eine nette Aussicht auf die gegenüberliegenden Berghänge sind dann aber doch etwas Nettes, was uns ins Auge fällt, und die Landschaft ist schließlich auch das, was wir in den kommenden Tagen erkunden wollen.
    En savoir plus

  • Rund um Tupiza I

    29 décembre 2023, Bolivie ⋅ ☁️ 20 °C

    Mit einem Guide unternehmen wir heute die erste Hälfte eine Erkundungstour rund um Tupiza. Zunächst fahren wir zu einer bizarren Gesteinsformation namens Poronga (laut chatpgt "ein vulgärer Ausdruck, der im allgemeinen Sprachgebrauch als umgangssprachlicher Ausdruck für das männliche Genital verwendet wird"). Die Bezeichung passt auch, der ca. 80m hohe obesliskartige Felsen erinnert durchaus daran ...
    Auf dem Weg dorthin passieren wir ein ganz idyllisches Flusstal, vor dem die roten Felsen wunderbar leuchten.
    Bei dem Blick ins Tal fallen uns wieder die vielen blauen Dächer recht neuer Häuser auf. William, unserer Guide, berichtet, dass diese Häuser unter der Regierung von Evo Morales gebaut worden seien, und da seine Partei Blau als ihre Farbe auserkoren hat, wurden die Häuslebauer dazu veranlasst, die Dächer "aus Dank" blau zu streichen. Dass es sich dabei um Steuergelder handelte, die jeder Bolivianer aufgebracht hat - vernachlässigbar. Na ja, hätte auch eine Idee der Peronisten sein können.
    Im Anschluss fahren wir vom Norden in den Süden von Tupiza, wo wir uns auf bereits gesattelte Pferde setzen (ich zum ersten Mal nach über 30 Jahren), um ein paar Kilometer in einen Canyon hineinzureiten. Unterwegs kommen wir an der Puerto del Diablo (wie viele davon gibt es eigentlich?) und durch das Valle de los Machos (man schaue sich die Bilder an, dann könnte die Idee kommen, warum das so heißt ...) zum Canyon del Inka. Der ist jetzt weniger faszinierend, aber die Tour insgesamt ist hübsch, und die Kinder vom bloßen Reiten ohnehin begeistert.
    Rechtzeitig vor dem Regen kommen wir dann zurück nach Tupiza, wo das Standardabendprogramm (kurze Siesta, Abendessen - das geht hier früher als in Argentinien -, ein wenig Schulkram, Lektüre) seinen Anfang nimmt.
    En savoir plus

  • Atempause in Tupiza

    30 décembre 2023, Bolivie ⋅ ☁️ 17 °C

    Da es die ganze Nacht über geregnet hatte und sich dies auch am Vormittag fortsetzte, entschließen wir uns, den zweiten Teil der Tour auf den morgigen Tag zu verschieben. Stattdessen nutzen wir den Tag, um ein wenig zu arbeiten, freuen uns aber über die verschiedenen Zeitfenster ohne Regen, um ein wenig durch die Stadt zu streunen. Dabei wird sie zwar nicht hübscher als bei ersten Eindruck, offenbart aber etliche interessante Eindrücke. Die Tuk-tuks sind tatsächlich eine eigene Studie wert, ungefähr jedes zweite Fahrzeug auf den hiesigen Straßen ist ein solches Gefährt, die vor einigen Jahren als Indien-Export hier Einzug fanden. Eine weitere Studie könnte man auf die Menschen hier verwenden, zu einem hohen Prozentsatz Indigenas, von denen die alten Damen weit traditioneller gekleidet sind als die jungen.
    Na ja, Studien fertige ich nun keine an, aber schieße doch immerhin etliche Photos. Schöne Motive ...
    Zum Abschluss ein Abendessen bei Marcelina, ein Google-Tipp, der mal funktionierte (auch wenn ich keine Marcelina sah, sondern nur einen hiipyesken Marcelo, aber darum geht´s ja nicht ...). Pique Macho, eine Art bolivianisches Gulasch, Costeleta, Hamburger (natürlich) und Sfijas (Empanada auf bolivianisch) - gut war´s, und das für kleines Geld. Gehen wir bestimmt wieder hin.
    En savoir plus

  • Rund um Tupiza II

    31 décembre 2023, Bolivie ⋅ ☀️ 22 °C

    Heute passt das Wetter wieder, so dass wir den zweiten Teil unserer Exkursion rund um Tupiza unternehmen können. Wir fahren mit dem Jeep in den Süden unseres derzeitigen Domizils. Schwarze (bleihaltige) und rote (eisenhaltige) Berge bestimmen das Bild, wie immer ganz faszinierend.
    Als wir in den "Canyon del Duende" einfahren wollen, fährt sich der Jeep fest - spaßige Angelegenheit, ein solches Ungetüm aus einem Flussbett herauszugraben und zu ziehen, und ohne Hilfe nicht machbar - die dann irgendwann auch eintrifft. Aber der Gang durch den Canyon selbst entschädigt für die Mühen.
    Spätnachmittags folgt noch ein letzter Gang durch die Stadt mit ein paar hübschen Eindrücken, dann eine kleine Silvestermahlzeit, Mr. Bean´s Urlaub zum Überbrücken der Zeit - und schon ist das Jahr rum.
    Morgen erwartet uns ein neues Ziel ...
    En savoir plus

  • Auf dem Weg nach Potosí

    1 janvier 2024, Bolivie ⋅ 🌩️ 17 °C

    Mit den Silvesterböllern, denen wir vom Hoteldach aus zugehören und -schauen, gehen wir ins Bett, mit einem Neujahrsumzug um 7 Uhr morgens wachen wir auf. Nach einem zeitigen Frühstück machen wir uns dann auf den Weg nach Cayara, ein kleiner Ort, der 20km von der alten Bergwerksstadt Potosí entfernt liegt.
    Die Fahrt ist wunderschön. Relativ schnell nach dem Verlassen der Stadt Tupiza führt die Straße an Tälern vorbei hinauf auf 3600m Höhe, die wir dann eine Weile auf einer weiten Hochebene halten. Großartig! Darauf verläuft die Straße dann in einem Auf und Ab, immer zwischen 2500m und 3500m Höhe, mit vielen Kurven, Brücken, schönen Blicken. Besiedelt ist das Ganze kaum, ab und an ein Weiler, eine kleinere Ortschaft (an der auch am Neujahrstag ein Markt abgehalten wird), Lamas, Kühe, Ziegen an den Seiten, sonst meist nur karges Gestrüpp und viel Gestein.
    Schließlich geht es nochmals stramm bergauf, bis wir über eine Höhe von 4300m kommen und die ersten Bergabbaugebiete sehen. Wir passieren den Cerro Rico, den Berg, der im 17. Jahrhundert den Reichtum der Stadt Potosí begründet hatte, und blicken dann von oben herab auf die mit 4000 Höhenmetern höchstgelegene Großstadt der Welt. Atemberaubend!
    Hier halten wir jedoch heute nicht, sondern fahren am Stadtrand vorbei, um zu unserer in Cayara gelegenen Unterkunft zu fahren. Bei dieser Unterkunft handelt es sich um eine alte, um 1570 gegründete Hacienda, die zu einem Hotel mit Museum umfunktioniert wurde, eine wunderschöne Anlage, die unser Ausgangspunkt für die Besichtigung Potosís sein wird.
    En savoir plus

  • Ein Tag zum Vergessen

    2 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☁️ 15 °C

    …so ganz trifft es der Titel nicht, denn auch wenn der Tag einen ganz anderen Verlauf nimmt, als geplant, bleibt er uns als ein ereignisreicher in Erinnerung.
    Nach dem Frühstück auf unserer Hacienda brechen wir Richtung Potosí auf, da wir einen Werkstatttermin haben. Wir wollen neue Reifen aufziehen lassen, ein bolivianischer Freund Milans hat uns an einen befreundeten Reifenhändler in Potosí vermittelt. Ein Glücksfall, denn das Thema neue Reifen ist in Argentinien ein äußerst lästiges und kostspieliges.
    Die Anfahrt gestaltet sich als ein Abenteuer: extrem steil ansteigende Straßen, die von podestartigen Querstraßen mitten im Anstieg - den man mit zusammen gebissenen Zähnen versucht zu meistern - gekreuzt werden. Dann kracht es: der Autoboden hat wegen des steilen Winkels eine der Kanten, die an diesen Kreuzungen bestehen, hart touchiert. Nützt nichts, es geht weiter steil bergauf, Anhalten geht nicht, trotz klapperndem Geräusch unten.
    Wir erreichen den Reifenhändler, werden mit “besos” begrüßt und dürfen das Auto am Steilhang (“normale” Hänge gibt es in Potosí nicht) vor der Werkstatt abstellen.
    Gleich machen sich zwei Arbeiter mit Wagenhebern ans Werk. Ein weiterer checkt und repariert den Unterboden - nichts Gravierendes. Dann sind die beiden Vorderräder gewechselt. Ein weiteres Hinterrad wird abmontiert - und der Wagen setzt sich langsam, aber stetig rückwärts in Bewegung. Geschrei von innen, denn die Kinder sitzen drin, ein Hechtsprung von Philipp über den Beifahrersitz auf den Fahrersitz, um dort die Fußbremse bis zum Anschlag durch zu treten …, zum Schluss hilft auch ein Stein, der zufällig unterhalb des noch montierten Hinterreifens liegt, um das Auto zu stoppen. “Que susto” - “Welch ein Schreck!”
    Egal, die Kinder steigen aus, die fehlenden Reifen kommen drauf, zwei gebrauchte wieder ins Auto, für alle Fälle, und dann geht es zurück zu unserer Hacienda nach Cayara. Die eigentlich geplante Stadttour verschieben wir auf den nächsten Tag. Da bleibt uns noch etwas Zeit, den Schreck zu verdauen und zu überlegen, ob wir nun eine Minentour machen wollen oder nicht.
    Auf dem Rückweg beobachten wir kilometerlange Schlangen vor Tankstellen, es gibt Probleme mit der Benzinversorgung. Eine These, die wir hören, ist die, dass man aufgrund der zahlreichen alkoholbedingten Unfälle die Lieferung von Benzin unterbrochen hätte.
    Zurück auf der Hacienda erhalten wir Tipps zu Tankstellen, wo wir eventuell ohne zu großen Aufwand Benzin für unsere Weiterreise erhalten können. Wir fahren die nächstgelegene an, warten etwa eine Stunde, kommen an die Reihe und erfahren, dass wir nichts bekommen können, da unser Nummernschild nicht ins Computersystem passt. Hier ist Benzin stark subventioniert, der Käufer wird mit DNI registriert, Ausländer dürfen nur nicht subventioniertes Benzin tanken. Die Preise für uns Ausländer sind zwar zu sehen (statt 3,50 etwa 8,50 Bolivianos), aber betanken will man uns trotzdem nicht. Wir bleiben einfach an der Zapfsäule stehen, Philipp zieht alle Register, Bolivianer reden auf die Tankdame ein, es nützt alles nichts: kein Betanken. Mit dem Erscheinen einer Vorgesetzten und eines weiteren hilfsbereiten Bolivianers findet sich schließlich eine Lösung. Die Vorgesetzte bringt zwei 20 l - Eimer samt Trichter, auf der Grundlage des DNIs des Bolivianers werden diese befüllt. Wir zahlen den subventionierten Preis, und bekommen den Inhalt der Eimer in den Tank gegossen.
    Mit diesem Erlebnis am Ende eines schon so etwas speziellen Tages und einigem Grübeln zum weiteren Verlauf unserer Reise machen wir uns auf den Weg zurück zur Hacienda. Dort angekommen, verabschiedet sich Philipp sofort ins Bett. Es geht ihm nicht gut, später am Abend hat er hohes Fieber und ist kaum ansprechbar. Die Reiseapotheke muss herhalten. Wir hoffen, dass diese Episode am nächsten Tag abklingt, denn der Plan zur Minenbesichtigung steht nun.
    [Beitrag Nicole]
    En savoir plus

  • Potosi, Stadt des Silbers

    3 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☁️ 14 °C

    Heute lassen wir unser Auto stehen und lassen uns von Taxifahrer Edy die 15km bis ins Stadtzentrum von Potosí bringen. Dort haben wir eine Verabredung mit Oscar vom Tour-Anbieter CH'ASKITA, der uns mit einer aus Brasilianern, Argentinern, einem Iren und uns bestehenden Gruppe ins Innere des Cerro Rico bringen soll.
    Nachdem wir uns mit Gummi (Jacke, Hose Stiefel) und Helm ausgestattet haben, fahren wir hinauf zum Mercado de los Mineros. Auf diesem Markt decken sich die Minenarbeiter mit Dynamit, Kokablättern (und Pflanzenasche, um die Aufnahme der Wirkstoffe zu verstärken), Alkohol (96%!) und Zigaretten ein, die sie dann mit zur Arbeit nehmen. Bevor sie in den Berg steigen ("Einfahren" gibt es nicht, aber dazu später), nehmen sie diese Mischung zu sich, um die harten Arbeitsschichten zu überstehen (in denen sie nicht zu essen oder zu trinken haben werden). Auch wir kaufen diese Dinge ein, aber dazu später.
    Auf einem Aussichtspunkt am Cerro Pequeño, der neben dem Cerro Rico liegt und von dem man einen tollen Blick auf die Stadt hat, erklärt uns Oscar die Geschichte und Bedeutung Potosís. Es ist mir nicht alles unbekannt, aber viele Einzelheiten eben doch - dass die Indigenas, die vor den Inkas im Raum des späteren Potosís bevölkert haben, schon das Silber für sich genutzt haben, ohne sich dessen Wertes bewusst zu sein; dass die Inka diese Indigenas dann versklavt haben, um sich des Silbers zu bemächtigen; dass die Spanier dann dasselbe getan haben und auch noch die afrikanischen Sklaven hinzugeholt haben, um genügend Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben etc. Und dass die Bedeutung Potosís im 17. Jahrhundert auf einer Stufe mit Städten wie Paris und London war. Und immer mit dem Cerro Rico im Hintergrund, Fluch und Segen der Stadt ...
    Danach fahren wir an den Cerro Rico an einen der Einstiegsschächte, die in diesen Berg führen (und der auch heute noch von den Bergarbeitern genutzt wird). Das ist eine Welt, die wir uns nicht vorstellen können. Das hat nichts mit dem Bergbau zu tun, den wir aus Mitteleuropa kennen. Nichts ist motorisiert, die Loren werden von Hand geschoben, es wird mit Hammer und Meißel und Dynamit gearbeitet, man steigt zu Fuß Hunderte Meter in den Berg hinab ... Außer dass man heute einen Helm mit Lampe auf dem Kopf hat, hat sich zum 17. Jahrhundert wohl nicht so viel geändert.
    Wir steigen in den Berg ein, zunächst ist es noch kühl und zugig, aber schon im ersten Seitentrakt wird die Luft stickig und unangenehm, man mag sich nicht vorstellen, wie es hunderte Meter weiter unten sein mag. Überall Enge, Dunkelheit, Feuchtigkeit. Und dabei machen wir noch nicht einmal die ganz abenteuerliche Tour, auf der man durch engste Schächte kriecht (diese Optionen gibt es auch, da haben wir uns aber gegen entschieden) und auch noch gegen die Platzangst würde ankämpfen müssen ...
    Wir sehen Arbeiter beim Lorenziehen, Silberadern, die sich durch den Berg ziehen und den Mineros zeigen, wo sie langarbeiten müssen, Löcher, durch die man in den Berg hinabsteigt, und schließlich auch "El Tío", die Gottheit der Bergarbeiter, der sie als Opfergaben genau die Dinge darbringen, die wir zuvor auf dem Mercado gesehen und mit denen wir uns eingedeckt haben.
    Das waren faszinierende 4 Stunden, die einen mal wieder tief in die Ungerechtigkeit der Welt haben eintauchen lassen. Dass hier Kinder ab 15 Jahren arbeiten müssen, die kaum eine andere Wahl haben, um sich und ihre Familien über Wasser halten zu können; dass die Menschen eine durchschnittliche Lebensdauer von unter 50 Jahren haben; dass Politik und Kooperativen sich die Gewinne zuschustern, ohne dass ihnen die Arbeiter besonders am Herzen lägen. Vom Einfluss der europäischen Kolonisatoren ganz zu schweigen.
    Im Anschluss an diese Führung geht es zur Casa de la Moneda, in der wir nun sehen, was die Spanier (und später der bolivianische Staat) mit dem gewonnenen Silber angefangen haben. Wie wurden Münzen geprägt, wie wurde der Reichtum verwaltet, wie hart wurde auch hier von Mensch und Tier gearbeitet ...
    Ganz spannend ist hier das Bild eines unbekannten Künstlers des andinen Barocks, der Maria und den Silberberg ein einziges Ganzes darstellt, d.h. die christliche Mutter Gottes wird mit Bodenschätzen, dem Inneren der Erde, in Verbindung gebracht. Wie oben beschrieben wird bis heute im Berg auch die Berg-Gottheit Tío verehrt und gleichzeitig der Pachamama Cocablätter auf dem Boden geopfert. Im Bild wird Maria = Berg von der Dreifaltigkeit gekrönt; zu ihren Füßen befinden sich Papst Paul III., ein Kardinal und ein Priester. Ihnen gegenüber stehen Karl V. und ein Kazike. Zwischen ihnen befindet sich die Weltkugel. Am Fuße des Berges ist der Inka Maita Capac abgebildet. Sonne und Mond befinden sich links und rechts der Bergjungfrau und implizieren den Aspekt der Krönung aus inkaischer Sicht. (zitiert aus: https://www.lai.fu-berlin.de/forschung/lehrfors…; ein weiterer interessanter Artikel hier: https://taz.de/!374013/.)
    Zum Abschluss streifen wir noch ein wenig durch die wirklich hübsche Altstadt Potosí, die wenig vom dem unterwelthaften Chaos der Unterstadt hat, um uns dann von Edy zurück ins idyllische Cayara bringen zu lassen (welch Kontrast!) und den Tag ausklingen zu lassen. Dieser war wirklich ein Erlebnis!
    En savoir plus

  • Auf nach Sucre, der "weißen Stadt"

    4 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☁️ 22 °C

    Es geht von Potosí nach Sucre, von 4000m hinab auf 2800m Höhe, von einer Arbeiter- in eine Universitätsstadt, die die eigentliche Hauptstadt Boliviens ist (der Regierungssitz allerdings befindet sich in La Paz). Die Fahrt geht wieder durch wunderschöne Landschaften, immer karg, aber nie langweilig, Hochebenen, Flusstäler, harte Anstiege, bis wir in der weißen Innenstadt von Sucre ankommen. Ein erster kleiner Gang bis zur Plaza 25 de Mayo, der uns einen ersten Eindruck von der Stadt schafft - sehr hübsch, ordentlich, übersichtlich, sympathisch und zugänglich. Die kommenden beiden Tagen werden wir uns hier entlang bewegen.En savoir plus

  • Streifzug durch Sucre

    5 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☀️ 24 °C

    Wir starten zu Fuß vom Hotel aus, das schon im historischen Viertel liegt, um die Stadt zu erkunden. Diese ist tatsächlich historisch, da sie seit der Gründung Boliviens eine zentrale Rolle in diesem Land spielte und daher auch, was ich gar nicht wusste, die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens ist.
    Wir ziehen zunächst vorbei an einer der vielen Kirchen der Stadt, Santa Clara. Die Kirchen sehen alle, von innen wie von außen, recht ähnlich aus (das sage nicht nur ich als Banause, sondern auch Nicole), weiß getüncht, Glockenturm und Fassade in einem usw.
    Dann geht es durch die Pasaje Santa Teresa hindurch, eine hübsche Gasse, zum Mercado Central. Das ist wirklich ein toller Markt, relativ geordnet und sauber, ganz anders als der in Tupiza. Eine riesige Abteilung für Hühner und Hühnerteile, Obst und Gemüse, Fleisch und Blumen, ein großer Comedor, wo uns die Köchinnen alle versuchen, in ihre Etablissements zu ziehen. Ist aber irgendwie nett. Witzig sind auch die Obstfrauen, die uns gerne Kostproben anbieten und in Gespräche verwickeln wollen.
    Am Justizpalast vorbei - in Sucre sitzt der Oberste Gerichtshof Boliviens - geht es in den Park Simon Bolivar, in dem auch ein Miniatur-Eifelturm steht (soll zumindest eine Miniatur sein) und von dort zum Mittagessen bei Doña Irma. Die hat nur fünf Gerichte im Programm, von denen wir Mondongo, einen Schweineeintopf, und Falso Conejo (keine Ahnung, warum das "Falsches Kaninchen" heißt, ist halt ein Fleischlappen, vemutlich vom Rind). Insgesamt lecker. Auf die Kutteln verzichten wir jedoch, auch wenn die in irgendeiner Rezension, die ich gelesen hatte, sehr gelobt wurden.
    Anschließend laufen wir zur Plaza 25 de Mayo, die wir gestern schon kennengelernt hatten, essen dort ein Eis und laufen dann stramm bergauf zur Klosteranlage "La Recoleta". Bevor wir dort ankommen, besuchen wir das Museum für indigene Kunst, ein wirklich hübsches Museum, in dem insbesondere die wunderschönen Textilarbeiten, meist Kleider, der verschiedensten bolivianischen Stämme auf sehr reizvolle Weise präsentiert werden.
    Das Kloster schauen wir uns heute nur von außen an, gehen dann aber weiter den Berg hinauf zum Mirador Churuquella, etwas anstrengend v.a. wegen der dünner werdenden Luft (wir kommen schon wieder über die 3000-Meter-Marke), aber mit einem noch schöneren Blick auf Stadt und Umgebung als vom Kloster aus. Ich frage mich allerdings, warum die Einheimischen immer von ihrer Pachamama sprechen, wenn sie doch aufs Grauenhafteste ihren Müll herumliegen lassen. Schade.
    Es ist dann schon nach 18 Uhr, als wir ins Hotel zurück kommen, noch ein kleines Abendessen in einer Bar, dann ist auch dieser Tag schon wieder vorbei.

    Sucre konnte seinen guten Eindruck, das es auf uns gestern gemacht hatte, voll bestätigen. Eigentlich bin ich ja lateinamerikanischen Städten südlich von Mexiko gegenüber recht kritisch - bislang sind alleine Antigua Guatemala, Cartagena, Cuenca, vielleicht noch Valparaiso, und natürlich Rio Städte, deren Besuch ich unbedingt empfehlen würde. Sucre kommt durchaus an diese heran, davon konnten wir uns heute überzeugen.
    En savoir plus

  • Dinos und Kirchen

    6 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☀️ 25 °C

    5km vor den Toren von Sucre wurde Ende der 40er Jahre eine Zementfabrik gegründet. Diese baute den zu ihrem Gebiet gehörenden Berg ab. Irgendwann stieß man in dem Berg auf Wasseradern, was den Aushub unbrauchbar für die Verarbeitung zu Zement machte, und man wendete sich einem anderen Gelände zu, wo man den Abbau fortsetzte. Der ursprüngliche Berg wurde sich selbst und den Niederschlägen und den Winden überlassen. Die dadurch erzeugte Erosion legte im Laufe der Jahre mehr als 12000 Spuren von Dinosauriern frei, die heute über einen dazu gegründeten Dinosaurierpark "Cal Orck'o-Museum" oder auch "Parque Cretácico" zugänglich gemacht wurden.
    Als wir davon lasen, zögerten wir zunächst, ob wir dies in unser Programm aufnehmen sollten, aber da Emil und Luzie weiterhin von den Dinos fasziniert sind, raffen wir uns doch auf, nehmen uns ein Taxi und fahren zu der Anlage, um ihr eine Chance zu geben. Wir haben gut daran getan!
    Die herumstehenden Fiberglas-Dinosaurier finde ich weiterhin nicht so fürchterlich spannend, aber wir haben Glück und kommen auf eine der beiden täglichen Führungen, die an die Wand heranführen, auf der die Spuren zu finden sind. Warum sie sich auf einer Wand befinden? Weil sich der vormalige Boden durch Verschiebungen von Erdschichten im Laufe der Zeit aufgerichtet hat und nun eben als Berg vor uns liegt.
    Wir kommen ganz nah an die Wand heran, sehen die Spuren, die die Wand durchqueren, ordnen sie auch vier verschiedenen Typen zu (vier- und zweibeinige Pflanzen- sowie Fleischfresser) - das beeindruckt. (Hier ist das Ganze noch ein wenig genauer beschrieben: https://www.inxtagenumdiewelt.de/reiseblog/sued…).
    Nach diesem Abstecher in die ferne Vorvergangenheit kehren wir zurück in die Stadt, essen für 2€ ein leckeres Pollo Picante auf dem Mercado Central und schauen uns dann verschiedene Kirchen an, die wir uns ausgesucht haben. An einer Straßenkreuzung einen Block von der Plaza 25 de Mayo mit der Kathedrale entfernt liegen die Iglesia de la Merced und die Iglesia de San Felipe Neri. Erstere ist leider verschlossen, aber in letztere kommen wir hinein. Es ist eine Konvent-Anlage, mit einem wunderschönen Innenhof und zwei darauf gesetzten Stockwerken, von deren oberstem aus man einen wunderbaren Blick über die Dächer von Sucre hat. Wunderschöne Fliesen, Türmchen, Glocken und gewölbte Böden machen diesen Ort zu etwas ganz besonderem, an dem wir uns gerne länger aufhalten.
    Das übrige Tagesprogramm streichen wir nach diesem Highlight, so dass wir dann eine kurze Siesta halten und dann zum Abendessen zur Plaza 25 de Mayo zurückkehren, um koreanisch (sic!) zu speisen - lecker.
    Als wir das Lokal verlassen, ist es bereits dunkel, und nun leuchtet die Plaza hell von all den Weihnachtsbirnen, die immer noch hängen und verschiedenste Motive erzeugen - auch Dinosaurier sind dabei. Muss man nicht mögen, ist aber auch ein Erlebnis.
    En savoir plus

  • Auf ins Tiefland!

    7 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☀️ 28 °C

    350km in 7 Stunden liegen heute vor uns, um von Sucre nach Samaipata in der Provinz Santa Cruz zu kommen, wo wir uns dann zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder auf einer "normalen" Höhe von knapp 1700m befinden. Wieder geht es hoch und runter, mehr runter allerdings, auch mal einige Flusstäler entlang, immer kurvig und meist eng, aber wieder haben wir viele tolle Ausblicke, wobei die Landschaft nach und nach lieblicher, tropischer wird. Tanken funktioniert heute, ohne Diskussion, zum nationalen Preis, na ja, nehmen wir dann halt so mit.
    Angekommen in Samaipata im "Landhaus" (die Vermieter haben deutsche Vorfahren, daher der deutsche Name), gibt es erst einmal Apfelstrudel, Schokoladencroissants, auch mal lecker. Danach einkaufen, Käsebrot zum Abend und frühes Zubettgehen, da morgen die erste Wanderung auf dem Programm steht.
    En savoir plus

  • Zum Bosque de los Helechos Gigantes

    8 janvier 2024, Bolivie ⋅ ⛅ 26 °C

    Mit dem Tourunternehmen „Samaipata Tours“ werden wir die nächsten drei Tage verschiedene Wanderungen unternehmen. Heute geht es zum Wald der Riesenfarne.
    Um 9 Uhr holt uns Bryan, unser Guide, an unserer Unterkunft ab, und wir fahren mit dem Jeep aus Samaipata heraus, biegen schnell auf einen Feldweg ein und fahren dann 12km meist bergan in die Landschaft hinein.
    Nach einer knappen Stunde steigen wir aus, zahlen den Parkeintritt, schnappen uns bereit gestellte Wanderstöcke und marschieren stetig bergan. Der Weg wird schmaler, feuchter, steiler, wir kommen nun in die Wolken hinein. Sind wir hier schon in einem Nebelwald? Muss ich mal die Geographen fragen …
    Und dann tauchen sie bald auf, die Riesenfarne, deretwegen wir hergekommen sind. Diese sind teils mehrere Meter hoch, und wenn man bedenkt, dass sie ca. 2-3 mm pro Jahr wachsen, kann man sich vorstellen, wie alt diese Pflanzen werden. 7500 Jahre alt ist der älteste aktuelle nach Aussage unseres Guides. Diese Farne haben im Übrigen gar keine richtigen Stämme und Wurzeln, statt Holz bestehen sie aus Fasern, ganz ähnlich dem Ombú, den wir vergangenes Jahr in Uruguay kennengelernt hatten; das macht alles einen eher morschen Eindruck, der natürlich durch die Feuchtigkeit noch verstärkt wird.
    Wir machen eine Tour von ca. 8km, erst tief hinein in den Wald hinein, dann wieder auf die Höhe zurück, bis wir auf eine Terrasse kommen; vor uns geht es steil hinab, und wir haben einen fantastischen Blick über die Berge und das weite Tal, in dem auch Samaipata liegt.
    Nach einer Weile des Genusses dieser Aussicht steigen wir wieder ab, und zurück geht es zu unserem derzeitigen Urlaubsort.
    Der Nachmittag wird dann eher ruhig verbracht, das Hotel hat einen Pool, der den Kindern gefällt, es wird ein wenig gearbeitet (Kinder: Mathematik; ich: Aktionsplan), dann geht es zum Abendessen. Kolya und ich bestellen gemeinsam ein Pique Macho, ein Berg aus Rindfleisch, Wurst, Ei, Käse, Tomate, Paprika, Chili … der Berg reicht vollkommen zum Sattwerden. Das Hähnchen von Nicole und die Pasta von Emil und Luzie fallen daneben gar nicht auf …
    En savoir plus

  • Der Codo de los Andes

    9 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☀️ 31 °C

    Die Anden-Kordillere verläuft vom südlichen Südamerika ausgehend in Richtung Norden. Auf der Höhe Boliviens macht sie dann einen Knick nach Westen, und dieser Knick wird als Ellebogen – codo – bezeichnet.
    Unsere Tour heute führt uns in das Gebiet des Codo. Leider geht es Emil nicht gut, auch Kolya fühlt sich unausgeschlafen, so dass Luzie und ich alleine losziehen, während Nicole bei den Jungs bleibt.
    Wir fahren mit unserem Guide Tibu und einer weiteren Touristin, Doreen aus Zwickau, die Hauptstraße 15km in Richtung Santa Cruz, biegen dann in einen Feldweg ein und fahren dann 5km stramm bergauf, bis wir in der Nähe eines kleinen Weilers anhalten. Hier geht unsere Wanderung los. Zunächst müssen wir Höhenmeter machen, bis wir uns nach einer Stunde und einem guten Kilometer auf einer ersten Höhe befinden. Von hier aus haben wir einen grandiosen Blick in die umliegenden Berge – vor uns der Catedral, etwas entfernter, aber mindestens ebenso markant, der Loro. Wir erfahren hier auch, dass der Codo dadurch geprägt ist, dass hier kein Gebirgsmassiv anzutreffen ist, sondern viele einzelne Berge, die sich stärker voneinander abheben.
    Weiter geht es einige Kilometer über einen Grad, immer mit einer hervorragenden Aussicht, bis es bei Kilometer 6 recht steil bergab geht hinunter zu einem Bachlauf, der uns zur Mittagsrast einlädt. Hier steigt auch gleich Luzies Laune, der zwischenzeitlich die Hitze aufs Gemüt geschlagen war; das Proviant und ein wenig Kletterei über dem kühlen Nass helfen hier weiter.
    Nach einer dreiviertel Stunde machen wir uns wieder auf, nun immer den Bachlauf entlang, es wird deutlich heißer, aber ein Stündchen haben wir noch vor uns. Der Gedanke an unser Ziel hilft uns nun – ein Wasserfall, in den wir uns werden stürzen können, wenn wir erst einmal angekommen sein werden.
    Unterwegs kreuzen wir noch einmal den Bach, und plötzlich stehen wir inmitten einer Vielzahl von Schmetterlingen. Als ich Tibu frage, wo die plötzich herkommen, meint er, dass diese von der Säure des Urins der Rinder angezogen würden, die hier ihre Wasserstelle hätten - na ja, wieder was gelernt.
    Das mit dem Wasserfall war dann auch nicht zu viel versprochen. Genauer gesagt sind es drei aufeinander folgende Wasserfälle, von denen wir uns den hintersten aussuchen. Badesachen haben wir dabei, so dass wir nun anderthalb Stunden plantschen können. Unser Guide holt unterdessen das Auto – man hat schon fast ein schlechtes Gewissen, freut sich aber doch, nicht selber laufen zu müssen. Knapp 10 Kilometer bei der Hitze und den Steigungen haben ausgereicht.
    Dann geht es zurück nach Samaipata – es war eine wunderschöne Tour.
    Leider stellt sich dann heraus, dass Emil doch etwas härter angeschlagen ist – was auch immer sein Magen da nicht vertragen hat –, so dass wir uns entscheiden, den dritten Ausflug ausfallen zu lassen und am Folgetag nichts weiter zu unternehmen.
    En savoir plus

  • Über El Fuerte nach Santa Cruz

    11 janvier 2024, Bolivie ⋅ ⛅ 31 °C

    Unweit der Strecke von Samaipata nach Santa Cruz de la Sierra liegt „El Fuerte“, ein Ort, den sie Spanier als Festung verwendeten, woher der Ort seinen Namen hat. Tatsächlich war der Ort aber schon viel früher besiedelt, wohl seit ca. 800 v.Chr., erst durch autochthone Stämme, dann eine Zeitlang durch die Guaraní, schließlich durch die Inka, die hier einen Außenposten anlegten. Es war ein zeremonieller Ort mit politischen und administrativen Funktionen, durchaus von größerer Bedeutung, allerdings noch recht unerforscht.
    Das alles hört sich interessant an, und so entschließen wir uns, den kleinen Abstecher nach El Fuerte zu unternehmen. Nach Zahlung der Eintritts – mal wieder doppelt so viel wie für Einheimische – betreten wir einen schön gestalteten Rundweg, der uns zunächst bergan führt und nach einem schönen Blick ins Tal von Samaipata zügig zum Highlight des Ortes führt, dem Cerro Esculpido ("behauener Berg"): Auf einem Bergrücken befindet sich ein gewaltiger Sandsteinfels, der weltweit wohl größte skulpierte Fels, der mit Reliefs verschiedener Tiere versehen ist – eine riesige Schlange, ein Puma und ein Jaguar. An den Seiten sind Nischen in den Stein gehauen, in denen Mumien wichtiger Anführer aufbewahrt wurden.
    Der Zweck des Ganzen ist nicht erschlossen, ob es sich nun um einen Ort für die Anbetung heiliger Tiere, für astronomische Studien oder, wie Erich von Däniken meint, um eine Abschussrampe für Außerirdische handelte. Na ja, da kann sich nun jeder seine Meinung zu bilden …
    Vervollständigt wird das Ganze durch ca. 500 Wohnhäuser, ein großes Verwaltungsgebäude, ein zeremonielles Gebäude (Kallanka; so etwas gab es auch in der Ausgrabung in Shinkal bei Belén), und ein Wächterhaus, wie es wohl auch eines in Machu Pichu gibt.
    Die großartige terrassenförmige Anlage der Stätte beeindruckt uns sehr, und die wunderbar grüne Vegetation verstärkt diesen Eindruck noch!
    Im Anschluss geht es dann über eine kurvige Straße immer weiter hinab, bis wir in den Vororten von Santa Cruz de la Sierra ankommen. Hier tanken wir erst einmal wieder – nach einer längeren Diskussion mit den Angestellten, die eigentlich Ausländern kein Benzin geben wollen (das System würde es nicht vorsehen) – und kommen dann in eine Straßenblockade. Bauernproteste auf bolivianisch, warum soll es uns hier besser ergehen als in Deutschland? Jedenfalls stehen wir vor einem auf die Straße gekippten Sandhaufen und hundert bis zweihundert Ortsansässigen, die gegen irgendetwas protestieren (wogegen, konnte mir einer der Demonstranten auch nicht erklären), Böller in die Luft schießen, langsam alkoholisiert werden und sich irgendwann in Schlägereien mit den Bolivianern verstricken, die genauso wie wir an ihr Reiseziel gelangen wollen.
    Nach zwei Stunden tut sich plötzlich und aus unerfindlichen Gründen ein Fenster auf, es werden Autos durchgelassen, und da wir durch eine kleine Umgehung, die wir gefahren sind, ziemlich weit vorne stehen, können wir dieses Fenster nutzen und kommen doch noch bei Tageslicht in unserem Hotel in Santa Cruz an. Ein bisschen Pool, ein Ceviche und ein Pisco Sour zum Abend, das lässt den Tag noch positiv enden.
    En savoir plus

  • Schmetterlinge in Santa Cruz

    12 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☁️ 30 °C

    In Santa Cruz haben wir nicht viel vor, der Grund für unsere Reise hierher besteht darin, Kolya zum Flughafen zu schaffen, damit er nach Buenos Aires fliegt und dann morgen auf sein Campamento mit seinen Scouts in der Nähe von Villa la Angostura geht.
    Diese Aufgabe erledigen wir also als erstes, alles funktioniert – überraschenderweise – reibungslos, wir warten noch, bis Kolyas Flieger (mit Verspätung) in der Luft ist und nehmen dann ein Taxi zurück zum Hotel.
    Dort schnappen wir uns unser Auto, das auf der letzten Etappe ein Scheppern hören ließ, das uns etwas unruhig machte. Die Werkstatt, die Sissi uns empfohlen hatte, hat leider zu, so dass wir uns einen der vielen Talleres suchen, die am Cuarto Anillo zu finden sind. „Picky“ bockt also das Auto hoch, wackelt an allem mal rum, was sich am Unterboden befindet, und schlägt dann vor, die Gummihalterungen auszutauschen, mit denen der Auspuff befestigt ist. Die Ersatzgummihalterungen schnitzt er aus einem Hartgummiblock – überzeugend ist das nicht, aber was sollen wir machen, wenn man selber nicht mehr Ahnung hat …
    Im Anschluss entscheiden wir uns, Ullis Hinweis zu folgen und den Biocentro Guembe zu besuchen. Da gibt es ganz hübsche Dinge zu sehen, Schmetterlinge, Äffchen, die um einen herumtanzen, ein großer Vogelkäfig, in dem der Zoff zwischen dem Tucan und einem der Aras ums Fressen besonders beeindruckt, ein Tapir. Gefällt uns.
    Danach geht es, weiterhin ohne Klappern und Scheppern, ins Hotel, noch eine Pool-Einheit, abends noch einmal Ceviche (geht immer …), und morgen geht es dann nach Cochabamba. 9 Stunden Auto, wenn nichts Besonderes passiert, da wird es mal keinen Eintrag geben.
    En savoir plus

  • Unterwegs von Santa Cruz nach La Paz

    15 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☁️ 17 °C

    Es steht ein bisschen Fahrerei auf dem Programm. Am Samstag geht es von Santa Cruz de la Sierra nach Cochabamba, d.h. von 400m auf 2400m Höhe. Und so gestaltet sich auch die Fahrt. Zunächst 370km durch die Ebene, Urwald links und rechts, ab und an ein Dorf, ein Ort oder ein dieser recht hässlichen Landstädte, dann beginnt die Straße, durch Täler zu verlaufen, die letzten 100km geht es stramm bergan bis über deutlich über 3000m. Von dort sehen wir wunderbar ins Tal von Cochabamba.
    In Cochabamba werden wir wieder auf das Drama des Benizintankens zurückgeworfen. Man will uns einfach nicht betanken, das System würde es nicht nehmen etc. 5l will man uns geben, wenig hilfreich, wenn der Tank leer ist.
    Letztlich finden wir doch eine, die uns den internationalen Preis anbietet, womit wir kein Problem haben.
    Den Überbrückungstag in Cochabamba gestalten wir dann ruhig, machen einen Gang in die Stadt, wollen zur Christusstatue hinauffahren - geht aber nicht, der Lift ist seit 3 Monaten außer Betrieb (schlecht, wenn das die einzige Attraktion vor Ort ist) -, und machen uns dann den Rest des Tages einen Ruhigen im Hotel.
    Montag fahren wir dann die knapp 400km nach La Paz. Zunächst führt uns die Straße über einen Pass von 4500m, womit wir auf den sog. Altiplano gelangen, die Hochebene zwischen den Ost- und den Westanden. Über Hunderte Kilometer fahren wir, zum Glück nun auf gut ausgebauter Autobahn, bis wir nach El Alto hineinkommen, und damit in das Chaos des Großraums La Paz. Völlige Verstopfung mit Minibussen, Ampeln, die von niemandem beachtet werden, Sperrung der einzigen großen Verbindungsstraße ... das ist kein Spaß. Aber irgendwie kommen wir durch, nehmen weiter die Autobahn quer durch El Alto und dann hinunter nach La Paz (eine grandiose Abfahrt wie in einen Kessel hinein) und gelangen so an unser hübsches Hotel, das wie eine Oase in der Großstadt wirkt und von dem aus man einen netten Blick auf La Paz hat.
    Ach ja, tanken können wir heute nirgends, es gibt kein Benzin zwischen Cochabamba und La Paz. Mal schauen, wie das hier wird, wenn wir weiter müssen. Jedenfalls entscheiden wir, dass wir nicht mit dem eigenen Wagen zum Titicacasee fahren, sondern in La Paz bleiben und von hier aus einen Ausflug machen, um unser Benzin zu sparen.
    En savoir plus

  • Sightseeing in La Paz

    16 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☁️ 19 °C

    Um 9 Uhr treffen wir uns mit Denise vor unserem Hotel, die uns die wichtigsten Orte in der CIty von La Paz zeigen wird.
    Als erstes nehmen wir einen der 100 Millionen Minibusse, die es in La Paz zu geben scheint (in El Alto sind es mutmaßlich noch mehr). Dieser bringt uns zur Plaza Sucre (besser bekannt als Plaza San Pedro) - woher Denise weiß, dass der Bus dahin fährt, erschließt sich uns nicht. Hier beginnen wir jedenfalls unsere Stadtführung.
    Das Besondere an der Plaza San Pedro ist nicht die Kirche, sondern das städtische Gefängnis, das direkt an dieser Plaza, im Stadtzentrum von La Paz, liegt. Denise schildert uns etliche Besonderheiten:
    - dass das Gefängnis nur von außen bewacht wird, es aber innen keine Wachen gibt;
    - dass die Gefangenen eine Art Selbstverwaltung aufgezogen haben;
    - dass jeder Gefangene für Unterkunft und Verpflegung bezahlen muss;
    - dass Familien mit ins Gefängnis ziehen dürfen, damit Familien keine zwei Wohnungen bezahlen müssen;
    - dass es eine Art Taxidienst gibt, der Besucher zu den "Zielpersonen" bringt und diese dabei auch beschützt;
    - dass es Besichtigungstouren im Gefängnis gab, die nicht autorisiert waren;
    - dass im Gefängnis Kokain hergestellt wird, dass auf verschiedensten Wegen heraugeschmuggelt wird.
    Sie berichtet noch einiges mehr, das einen die Augen reiben lässt.
    Im Anschluss geht es am Mercado Rodriguez, einem der üblichen Lebensmittelmärkte, vorbei zum Mercado de las Brujas. Hier werden - das hatten wir schon einmal in Tupiza gesehen - allerlei Dinge für den Pachamama-Kult angeboten, wie z.B. wieder die kleinen Lamas, die tatsächlich recht wertvoll sind. Sie werden geopfert, wenn man größere Wünsche hat. In diesem Kontext berichtet Denise auch davon, dass bei größeren Unternehmungen, bei denen ein Lama oder anderes "einfaches" Opfer nicht mehr ausreicht, auch Menschen geopfert wurden. In abgerissenen Häusern aus den 60er Jahren seien wirklich einbetonierte Menschen gefunden worden - mutmaßlich Obdachlose, deren Verschwinden niemanden interessieren würde. Ob diese Praxis heute noch angewendet würde, wisse man nicht genau ...
    Weiter geht es zur imposanten Kirche Basilica Menor de San Francisco. Diese Kirche beeindruckt durch die Arbeiten in der Fassade, die christliche und indigene Elemente miteinander verbindet. Mestizen-Barock nennt man das. Auch berichtet Denise hier, wie die katholische Kirche versucht hat, die indigene Bevölkerung "einzufangen". Nachdem ein normaler Kirchenbau keine "Heiden" bekehrt hatte, auch ein Kirchenneubau nicht, der besagte indigene Elemente mit eingebunden hat, nachdem die Jesuiten sich gescheitert sahen und die Franziskaner die Zügel in die Hand genommen hatten, nachdem auch versucht worden war, Pachamama-Aspekte in den katholischen Glauben einzuführen und nachdem all dies gescheitert war, wurden die Indios unter einem Vorwand in die Kirche gerufen; dort waren überall Spiegel aufgehangen, etwas, was die Indios nicht kannten; auf die Frage, was in den Spiegeln zu sehen sei, hätten sie geantwortet bekommen, dass dies ihre Seelen seien, die sich in der Kirche befänden. So seien die Indios an die katholische Kirche gebunden worden und seien bei der Kirche geblieben, ohne allerdings ihrem ursprünglichen Glauben abzuschwören. Hochinteressant all dies!
    Wir verlassen nun den eher indigenen Teil von La Paz, überqueren die Avenida Marescal Santa Cruz und widmen uns nun dem eher europäischen, kolonialen Teil, der ganz anders, viel ruhiger, aber dennoch auch in Teilen hübsch ist. In der Calle Jaen befinden sich etliche schöne Häuser, in denen heute eine Reihe von Museen untergebracht sind, auch das Familienhaus von Pedro Domingo Murillo, einem Kreolen, der die Unabhängigkeitsbewegung gegen die Spanier anführte, bis er von diesen hingerichtet wurde.
    Von der Calle Jaen geht es am Teatro Municipal vorbei zur Plaza Murillo, dem wohl wichtigsten Platz auf dieser Seite von La Paz. Hier befindet sich das alte Regierungsgebäude sowie die - im Gegensatz zur Basilica San Francisco ganz schlicht neuklassisch gehaltene Kathedrale von La Paz und das Kongressgebäude. Direkt hinter dem alten Regierungsgebäude steht seit 2018 der von Evo Morales initiierte neue Regierungssitz, die Grande Casa del Pueblo. Das 29-stöckige moderne Hochhaus in Mitten der Altstadt ist stark umstritten. Der Bau kostete über 34 Millionen US-Dollar, was angesichts der Armut des Landes nur provozierend wirken kann.
    Hier endet unsere spannende Führung. Wir haben vieles erfahren, was so nicht im Reiseführer steht (ich kann hier nur auf einige Dinge eingehen) und haben nun eine gute Vorstellung von dem Ort, an dem wir unsere Zeit zubringen. La Paz ist definitiv ein sehr lohnendes Reiseziel.
    En savoir plus

  • Zurück in der Geschichte nach Tiwanaku

    17 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☁️ 20 °C

    Um 8 Uhr holt uns unser Guide Sergio mit Fahrer Fredy ab und wir machen uns auf den Weg nach Tiwanaku (spanisch: Tiahuanaco), eine bedeutende präkolumbische Ruinenstätte westlich von La Paz in der Nähe des Titicaca-Sees. Als eine der wichtigsten archäologischen Stätten Südamerikas (seit 2000 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt) war Tiwanaku das urbane Zentrum des Tiwanaku-Staats. Das historische Tiwanaku war das religiöse und administrative Zentrum von vorinkaischen Kulturen rund um den Titicacasee in der Zeit von 1500 v. Chr. bis 1200 n. Chr. Erst etwa 7 % der einstigen Stadt, ausschließlich mit sakraler Funktion, wurden bislang freigelegt und untersucht.
    Der Ausflug gestaltet sich hochinteressant. Die Stelen, Architekturen, Techniken der Steinarbeit erscheinen höchst ausgeklügelt (teilweise scheinen sie wie Lego-Steine zusammengesetzt worden zu sein), insbesondere wenn man bedenkt, dass die Indigenas nicht das Rad kannten, bis es von den Spaniern nach Amerika gebracht wurde.
    Ein Jammer ist der Umgang der Bolivianer mit ihrem kulturellen Eigentum. Der Staat kümmert sich überhaupt nicht um die Anlage, archäologische Arbeiten finden kaum statt, es interessiert keinen, wie sich die Besucher dort benehmen ... so sollte man mit seinem kulturellen Erbe nicht umgehen. Nach dem Mittagessen (lecker: Forelle vom Titicaca-See) schauen wir uns die Kirche von Tiwanaku an - diese wurde im 16. Jahrhundert komplett mit Steinen aus der Ausgrabung gebaut. Sieht zwar schön aus, hinterlässt aber dennoch einen fahlen Beigeschmack.
    Das gleiche gilt für das Museo Lítico, in dem die sog. Bennett-Stele untergebracht ist, eine 7,20m hohe Statue von Pachamama. Die Statue ist beeindruckend, der Museumsbau aber ist heruntergekommen, das Dach seines Patios hat schon das Zeitliche gesegnet, und die Museumsaufsicht sitzt eigentlich nur am Handy.
    Sergio führt als dies darauf zurück, dass die Regierung einfach kein Interesse am Tourismus hätte und dass das Gelände, auf dem sich die Ausgrabung mit den Museen (es gibt noch ein zweites mit etlichen kleineren Keramik-Funden) befindet, einer Indigena-Comunidad gehört, die daher auch für den Komplex verantwortlich sei - ohne auch nur irgendeine Ahnung von deren Pflege zu haben. Traurig.
    Am Nachmittag steht die Stätte Pumapunku ("Tor des Puma") auf dem Programm, die auf der anderen Seite der Straße liegt. Pumapunku ist ein vollständig künstlich angelegter, terrassierter Plattformhügel, der ein labyrinthisches System von Monumentalkanälen beherbergt und auf dem sich unter anderem eine – heute in Ruinen liegende – Monumentalstruktur sowie ein abgesenkter Hof befinden. Interessant ist hier die Tatsache, dass die sog. Prä-Astronautik in die hier liegenden Steine das Werk von Außerirdischen hineininterpretiert. Insbesondere die sog. H-Blöcke seien nicht von dieser Welt, es wird das Argument vertreten, dass primitive Völker wie die, die hier gelebt haben, nicht in der Lage gewesen seien, solche Präzisionsarbeiten herzustellen - wenn Däniken und Co. sich hier mal nicht täuschen.
    Auf der Rückfahrt geht es wie schon auf der Hinfahrt wieder durch den Moloch El Alto - der irgendwie auch faszinierend ist. Aber dazu an anderer Stelle.
    En savoir plus

  • Am Titicaca-See, dem Lago Sagrado

    18 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☁️ 17 °C

    Pünktlich um 6 Uhr stehen Sergio und unser heutiger Fahrer Glober vor dem Tor, um uns für unsere Fahrt an den Lago Titicacaeinzuladen, dem höchsten schiffbaren See der Welt. Zuerst laden sie allerdings einen 20l-Kanister gefüllt mit Benzin aus, den Fredy gestern besorgt hat, und ich fülle die 20l in unseren Tank. Fehlen noch 60 Liter, damit wir entspannt bis an die bolvianisch-argentinische Grenze kommen können. Projekt für die kommenden Tage …
    Noch ist nicht so viel los auf den Straßen, und als wir langsam aus El Alto herauskommen, wird es langsam heller, rechterhand sehen wir die Kordillere, und vor uns taucht bald der Titicaca-See auf.
    „Titicaca“ hieß zunächst nur die heute so genannte „Isla del Sol“ (Sonneninsel), eine Bezeichnung, die dann für den gesamten See übernommen worden ist. Titi heißt auf Aymara „Puma“ und kaka „Blei“ oder „bleifarben“. Die Bedeutung „grau gefärbter Puma, bleifarbener Puma“ würde sich auf den heiligen Felsen (Titikala) auf der Sonneninsel beziehen (zu diesem komme ich später).
    Bald kommen wir zu unserer ersten Station. Thor Heyerdahl versuchte ab 1969, den Atlantik in Ost-West-Richtung zu überqueren. Zu diesem Projekt sah sich Heyerdahl durch bemerkenswerte Übereinstimmungen unterschiedlicher Kulturgüter in Ägypten, Südamerika und Polynesien veranlasst. Neben Malereien oder Bauwerken wie etwa Pyramiden gab es auch Boote aus Schilf sowohl am Titicacasee und am Tschadsee als auch auf Darstellungen in Polynesien und in ägyptischen Pyramiden. Mit einem Boot, gebaut wie in den antiken Kulturen, wollte Heyerdahl die Theorie beweisen, dass die Menschen dieser Kulturen durchaus in der Lage waren, den Atlantik zu überqueren (wie er dies mit der berühmten Kon-Tiki für die polynesische See gezeigt hatte). Der erste Versuch mit einem von Bootsbauern vom Tschad-See war schief gegangen, und so ließ er 1970 ein neues Boot, die Ra II, von Bootsbauern des Titicaca-Sees bauen, komplett aus dort gewachsenem Schilf. Dieses Unterfangen gelang dann auch, und Heyerdahl erreiche von Marokko aus die Karibikinsel Barbados.
    Paulino Esteban Cacasaca, der bolivianische Bootsbauer, ist zwar 2016 gestorben, sein Sohn aber führt das Erbe weiter, baut Schiffe aus Schilf und zeigt seine Kunst auch den Touristen und berichtet von dem, was er mit seinem Vater erlebt hat. Am Ufer ist auch eines seiner Schilfboote im Wasser zu sehen. (Hier seine Homepage: https://www.kontiki.bolivia.bo/.)
    Danach überqueren wir auf abenteuerlichen „Fähren“ die „Straße von Tiquiña“ von San Pablo de Tiquiña nach San Pedro de Tiquiña, um so nach Copacabana zu gelangen, dem bolivianischen Hauptort am Titicaca-See (45% des Titicaca-Sees ist bolivianisch, 55% peruanisch). Die erste Frage, die sich uns stellte, als wir von diesem Ort hörten, war die, was dieser Ort wohl mit dem berühmten Strand in Rio de Janeiro zu tun hat. Sergio erklärt es uns: Tatsächlich ist der weltberühmte Strand nach dieser kleinen Stadt benannt, der knapp 3500 Kilometer von Rio entfernt liegt. Der Legende nach erschien die Muttergottes nach der Ankunft der Spanier in der bolivianischen Region Copacabana dem jungen Fischer Francisco Tito Yupanqui, der ihr zu Ehren ein Bildnis der Heiligen schuf, das unter dem Namen „Unsere Liebe Frau von Copacabana“ bekannt wurde. Im 17. Jahrhundert brachten bolivianische und peruanische Silberhändler eine Nachbildung dieses Bildes an den Strand von Rio de Janeiro – um die Heilige zu ehren, die eine kranke Tochter eines dieser Händler geheilt hätte. Auf einem Felsen am Strand errichteten sie eine Kapelle zu Ehren der Heiligen. Im Laufe der Zeit wurde diese Kapelle zum Symbol für den Strand und das Viertel.
    Der Name „Copacabana“ hat wohl etwas mit „Guter Ausblick“ zu tun, und so halten wir einige Male auf dem Weg von San Pedro de Tiquiña nach Copacabana, haben einmal einen wunderbaren Blick über den See bis zum unwirklich nahen Illimani, dann einen in die Bucht von Copacabana.
    Wir fahren dann in die Stadt hinein bis zum Marktplatz. Bei Aussteigen aus dem Minibus sehen wir eine kleine Tanzgruppe, die sich auf eine Filmaufnahme vorbereitent und wir bleiben stehen, um ein wenig zuzuschauen. Ganz in gelb gekleidet, fangen die 10 Personen ganz langsam an zu tanzen, mit seltsamen Masken in den Händen, zu ebenfalls recht langsamer Musik. Soweit wir Sergio verstehen, ist dies ein Tanz zu Ehren der schwarzen Minenarbeiter von Potosí (auch wenn die Tänzer alle weiß sind und, ihren teuren Kostümen nach zu urteilen, auch recht betucht).
    Die wichtigste Sehenswürdigkeit in Copacabana ist die schneeweiße Kathedrale aus dem Jahr 1820, Ziel vieler Pilger in diesem wichtigsten Wallfahrtsort Boliviens. Die Basilika im maurischen Stil ist der oben erwähnten „Virgen de Copacabana“ geweiht, die auch „Virgen Morena“ („dunkle Jungfrau“) genannt wird. Ihre von Francisco Tito Yupanqui aus dunklem Holz geschnitzte Statue ist mit purem Gold gekrönt und soll in der Basilika zu sehen sein – leider findet gerade ein Gottesdienst statt, so dass wir zwar in die Basilika kommen, aber nicht herumlaufen können.
    Draußen zeigt uns Sergio wieder die Verbindung von christlichem und andinem Glauben – auf dem großen Kirchhof (der für den Gottesdienst für die Indigenen gedacht war, denen man keinen Zutritt zur Kirche gewährt hatte), finden sich die Symbole von Sonne und Mond, die als Paar betrachtet werden (El Sol und La Luna!) und die eng mit Leben und Tod verknüpft sind.
    Und noch etwas wenig Christliches im Kontext mit der Basilika: Vor der Basilika stehen eine Reihe PKW und warten darauf, gesegnet zu werden. Die Priester der Basiika haben die Aufgabe, vor die Kirche zu kommen und die Autos, die mit Blumen geschmückt und mit Alkohol begossen sind etc. (man denke an Potosí und die Rolle des Alkohols dort), den göttlichen Segen zu geben. Haben sie auch nötig, wenn wir an die Fahrerei der Bolivianer denken … Ein witziger, etwas ausführlicher Augenzeugenbericht findet sich hier: https://www.reiseversuch.de/CopacabanaBendicion
    Als nächstes besuchen wir mal wieder einen Markt, klein und recht gepflegt, probieren eine leckere Kaktusfrucht, eines von den typischen leckeren Brötchen (die könnten so auch in Deutschland verkauft werden und wären ein Schlager) und eine Art Riesen-Pop-Corn – auch sehr lecker.
    Darauf geht es zum Mittagessen. Dafür fahren wir zu einer der schwimmenden Inseln, für die der Titicaca-See berühmt ist. Auf der bolivianischen Seite gibt es allerdings nur Replika dieser schwimmenden Inseln, da die Urus (die haben nichts mit Uruguay zu tun), ein Stamm, der diese schwimmenden Inseln baut (früher, um sich darauf vor den Inka zu schützen), und zwar aus demselben Schilfrohr, das der alte Paulino Esteban genutzt hatte, um Thor Heyerdahl ein Boot zu konstruieren, da also diese Urus nur auf der peruanischen Seite bei Puna leben. Vom touristischen Wert eines Besuchs bei den Urus habe ich allerdings wenig Positives gehört, so dass es uns nichts ausmacht, nur eine solche Replika zu besuchen (bei der das Schilfrohr auf Holzplanken verlegt ist), aus einem der Fischbassins sechs Forellen zu fischen und diese dann zu verspeisen – lecker.
    Wobei das mit den Forellen auch eine interessante Sache ist. Sie gehören eigentlich gar nicht in den See. Der Fisch gehört seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts zu den bolivianischen Nationalgerichten („trucha“ haben wir tatsächlich überall in Bolivien gefunden, wo wir hingekommen sind), nachdem Nordamerikaner die Forelle im Titicaca-See ausgesetzt hatten und sich diese seitdem schnell vermehrt hatte. Und so findet man heute massenhaft Forellen-Zuchtanlagen im Titicaca-See.
    Nach dem Mittagessen fahren wir noch weiter nach Norden, bis wir zu einem Anlegesteg kommen, von dem aus uns eine Lancha zur Isla del Sol bringen soll. Die “Insel der Sonne” ist mit 11 km Länge die größte Insel im Titicaca-See, und auch die bedeutendste. Hier schickte – der Legende nach – der Sonnengott Inti seine beiden Kinder auf die Erde, die von hier aus das Inka-Imperium gründeten. Manco Cápac, der mythische Herrscher der Inka, soll als Sohn Intis aus dem Schaum des Sees entstanden sein. Zusammen mit seiner Schwester Mama Ocllo wurde er entsandt, um das passende Stückchen Land für die Gründung der ersten Inka-Stadt zu finden. Der goldene Stab, den sie bei sich trugen und der, sobald fruchtbares Land beschritten wurde, zu Boden sinken sollte, um den richtigen Ort aufzuzeigen, ging der Sage nach im heutigen Cusco nieder.
    Wir fahren an der Südspitze der Insel vorbei, sehen die drei Dörfer im Süden, im Zentrum und im Norden der Insel (die waren vor nicht allzu langer Zeit so miteinander verfeindet, dass man die Sonneninsel nicht entspannt besuchen konnte; mehr dazu sogar in einem Weltspiegel-Bericht: https://www.daserste.de/information/politik-wel…) und gehen dann an der Nordspitze der Insel an Land. Auf der Fahrt an der Insel vorbei können wir auch wie überall in den Bergen Boliviens den Terrassenbau bewundern, eine Technik, die wohl noch auf die indigenen Bewohner, die Aymara, zurückgeht und die kontinuierlich angewendet wurde.
    Zunächst müssen wir über Treppenstufen hinaufsteigen, dann betreten wir einen Weg, den wohl schon die Inka (oder waren es die Aymara? Manchmal blicke ich auch nicht mehr durch …) angelegt hatten und über den man alle drei comunidades der Insel erreichen kann. Hier steuern wir den Puma-Felsen an. Dies ist der Ort, an dem Manco Cápac und Mama Ocllo den irdischen Boden betreten haben. Vor dem Felsen ist eine Felsplatte wie ein Tisch aufgestellt. Um diese herum gruppieren sich 12 Steine als Sitze, die wohl die 12 Monate symbolisieren. Auf diesem Tisch wurden wohl Jungfrauen für geopfert.
    Ganz in der Nähe befindet sich dort noch die "Chinkana" (Labyrinth). Es handelt sich um eine halb-unterirdische Konstruktion, mit einer Reihe von Gängen, die zu Sälen führen, die mehrere Zugangstüren besaßen. Aufgrund von Wind und Wetter über die Jahrhunderte hinweg sind Dächer und Gänge verfallen. Die "Chinkana" ist weltweit einzigartige in ihrer eine Konstruktion und wurde wohl zu Meditation- Kultzwecken, wie die Anbetung des Sonnengottes "Inti" oder des nahegelegenen "Heiligen Felsens" genutzt. Die These von Sergio, dass von hier Feinde abgewehrt werden sollten, überzeugt mich nicht – dieses Unterfangen wäre von dieser Stelle aus völlig sinnlos gewesen.
    Anschließend fahren wir wieder zurück, an der Isla de la Luna, der Mondinsel, vorbei, die auch ein hübsches Ziel gewesen wäre, einige witzig anzuschauende auf dem Wasser laufende Vögel kreuzen unseren Weg, wir genießen Wind, Sonne und Wasser auf dem Dach der Lancha.
    Gut drei Stunden dauert die Rückfahrt, dann sind wir wieder in unserem Hotel in La Paz. Schön war´s!
    Ich schließe den Tag mit dem Kauf von 5 Litern Benzin (mit Kopie des Passes geht das bei der Tankstelle, die dem Hotel gegenüber liegt), morgen das gleich nochmal, dann fehlt nicht mehr viel.
    En savoir plus

  • Rund um La Paz

    19 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☁️ 19 °C

    Der Tag beginnt regnerisch, dass wir nach dem Frühstück erst einmal nichts unternehmen. Außer natürlich: Benzin kaufen. Ich 5 Liter, dann Ernesto, unser Vermieter, 10 Liter, sein Mitarbeiter auch noch einmal 10 Liter. Damit sollten wir auf der sicheren Seite sein, um Bolivien im Notfall ohne Tankstopp passieren zu können.
    Als es dann aufklart, mache ich mich mit Emil und Luzie – Nicole geht es nicht gut – auf, das Seilbahnnetz von La Paz zu erkunden. Mi Teleférico – so heißt das System - ist mit derzeit zehn Linien und 30.431 Kilometern Gesamtlänge das weltweit größte städtische Seilbahnnetz und erschließt La Paz und die Nachbarstadt El Alto für täglich mehr als 300.000 Fahrgäste. Die erste Linie wurde 2014 eröffnet, derzeit befindet sich das Netz weiterhin im Ausbau. Betrieben wird es von der staatlichen Betreibergesellschaft Mi Teleférico, gebaut wurde es von einer österreichischen Firma.
    Wir müssen nur ein paar Minuten von unserem Hotel aus gehen, da erreichen wir schon die für uns nächst gelegene Station der „weißen Linie“. Wir kaufen eine aufladbare Karte und betrete damit die über La Paz (und El Alto) gelegene andere Welt, hochmodern, sauber, still…
    Die weiße Linie führt uns, am Stadion vorbei, in dem schon so manche hochrangige Mannschaft abgefertigt wurde, über den Talkessel von La Paz. Die orangene Linie läuft dann nach Westen an den Rand des Kessels, die rote hinauf nach El Alto. Wie haben die wohl die Masten in diese steilen Hänge bekommen?
    Oben angekommen, nehmen wir – quasi als Abstecher – die blaue Linie, die El Alto überquert. Wir kommen hier am Flughafen vorbei, haben (auf der Hinfahrt) rechterhand die Kordilleren im Blick und unter uns die gefüllten Straßen der wild gewachsenen und wachsenden Stadt. Auf dieser Fahrt sitzen wir mit einem interessanten einheimischen Ehepaar in der Gondel (insgesamt erscheinen die Gondeln eher zu leer, beim Fahrpreis von 3 Bolivianos pro Linie auch verständlich, sind die Minibusse doch um einiges billiger), sie gekleidet wie eine „Cholita“, er ganz modern. Sie sprechen uns auf die Kirchtürme an, auf die uns gestern schon Sergio hingewiesen hatte, die von einem deutschen Pfarrer namens Sebastian Obermaier begründet wurden (70 bis 80 sind das wohl gewesen). Und da dieser aus Rosenheim stammte, haben die alle einen oberbayerischen Touch, mit hohem Zwiebel- und/oder Zwillingsturm. Wer dazu lesen möchte, kann dies hier tun: https://taz.de/Die-Kirchen-des-Padre-Obermaier/….
    Gerade erwähnte ich die Cholita. Als chola (wie Misch- Indigene – manchmal auch abwertend – genannt wurden) oder (verniedlichend) cholita werden indigene Frauen bezeichnet, die sich nach einer in den 1920er Jahren aus Europa nach Südamerika importierten Mode mit ursprünglich für Männer entworfenen Hüten kleiden. Ein italienischer Huthersteller hatte zu dieser Zeit nämlich versehentlich eine große Lieferung von Herrenhüten im Melonestil nach Bolivien exportiert. Bei Männern fanden diese allerdings keinen Anklang, und so begann die Importfirma, sie stattdessen als aktuelle italienische Frauenmode an arme Frauen zu vermarkten.
    Zusätzlich zu den Hüten besteht die Kleidung der Cholitas aus der pollera (einem Überrock), bis zu 10 Unterröcken und dem Schultertuch. Meist erscheinen cholas durch die vielen Lagen an Kleidung rundlich bis übergewichtig. Wenn sie Goldzähne zeigen, ist dies ein Zeichen von Reichtum, der nicht versteckt wird.
    Auf der Tour auf der blauen Linie kommen wir auch an etlichen der sogenannten „Cholets“ vorbei. Das Wort setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: Cholo und Chalet. Das sind sehr bunte Gebäude, die man so nur in El Alto und nicht in La Paz findet. Der Trend wurde 2007 von einem Architekten namens Freddy Mamani gestartet, viele andere Architekten haben ihn seither kopiert bzw. verändert. Mittlerweile gibt es mehr als 200 und es werden ständig mehr.
    Ein Cholet ist immer gleich aufgebaut: unten sind kleine Läden, die mittlere Ebene wird für ein Heidengeld für Privatpartys vermietet, darüber kommt manchmal eine Penthouse – Wohnung und auf dem Dach ein komplettes Häuschen, in dem die eigentliche Besitzerfamilie wohnt. Diese 3 Ebenen symbolisieren auch die “Unterwelt/hiesige Welt/Himmel” (hierzu hatte uns Sergio schon in Tiwanaku erklärt, dass diese durch Schlange, Puma und Kondor symbolisiert werden). Sowieso lassen sich überall Symbole der Aymara -Kultur erkennen, und die Cholets zeigen den Stolz und die Macht der aufsteigenden Aymara-Mittel/Oberschicht. Am Anfang haben die Leute nur das erste Stockwerk gebaut. Als sie von dem Handel mit dem Laden genug Geld gespart hatten, konnten sie die nächsten Etagen bauen. Sicherlich sind manche der Cholets durch harte Arbeit entstanden, andere aber auch durch Drogenhandel finanziert.
    Alle Cholets haben ein Motto, nach dem sie gebaut sind. Oft hat dies mit dem Beruf der Familie zu tun (eine Familie, die aus China Feuerwerkskörper importiert, ließ ihr Cholet bspw. im chinesischen Stil erbauen). Mittlerweile gibt es viele “Fantasy-Cholets” mit einer Iron-Man- oder Transformers-Motto. Jedes Cholet ist einzigartig und soll die die Familie charakterisieren. (Noch mehr hierzu findet sich hier: https://www.architektur-online.com/kolumnen/sta….)
    Wir nehmen die blaue Linie wieder zurück und kehren dann zurück zu unserer Rundfahrt, indem wir in die silberne Linie steigen und oben den Rand des Kessels entlangschweben. Dabei sehen wir weitere Kirchen von Obermaier, im Hintergrund den Altiplano, bis wir mit der gelben Linie in den Kessel zurückkehren und im Kessel selbst mit der hellblauen Linie zurück bis fast zur Haustür kommen.
    Wirtschaftlich ist das Ganze wohl ein weiterer Witz der Evo Morales-Epoche, aber toll war die zweieinhalbstündige Fahrt doch, man hat ganz wunderbare Überblicke über La Paz und El Alto erhalten, und selbst ich, der ich immer unter ein wenig Höhenangst leide, habe mich an das leichte Schaukeln gewöhnt, das Rappeln, wenn man einen der Masten passierte, an das Schwanken bei Ein- und Ausstieg, so dass es wirklich ein Genuss war.
    Gerne würden wir noch ein, zwei weitere Tage in La Paz bleiben, um in die Yungas hinunterzufahren oder zum Valle de la Luna, aber die Pro-Morales-Blockaden steigern unsere Unsicherheit, so dass wir uns dazu entscheiden, vorzeitig unseren Aufenthalt in La Paz abzubrechen und morgen nach Uyuní zu fahren. Genügend Benzin haben wir ja nun immerhin ...
    En savoir plus

  • Frühzeitige Abreise aus La Paz

    20 janvier 2024, Bolivie ⋅ ☁️ 20 °C

    Heute also vorzeitig von La Paz nach Uyuní, um möglichen Straßenblockaden aus dem Weg zu gehen. Es wird morgens um 7 Uhr schnell gefrühstückt, das Auto ist schon aus Kanistern vollgetankt, 25 Liter zusätzlich sind im Kofferraum deponiert, und so kann es losgehen. Noch eine nette Verabschiedung von Ernesto, unserem Gastgeber, der unsere verfrühte Abreise gut verstehen konnte, dann geht es steil bergauf von La Paz nach El Alto. Dort durch das Straßenchaos mit Samstagsmarkt, Baustellen, Minibusschlangen, dann hinaus auf den Altiplano, Hunderte von Kilometern durch die Hochebene, bis wir am Nachmittag in Uyuní ankommen.
    An diesem Nest sieht man wieder, dass in Bolivien irgendetwas nicht stimmen kann. Die Stadt, an einer großen Salzwüste (Salar) gelegen, ist Touristenzentrum der Region, es gibt massenhaft Anbieter für Touren in den Salar und darüber hinaus (es gibt Vulkane, Geysire und weitere Naturphänomene zu sehen), aber in der Stadt scheint kein Geld anzukommen: Heruntergekommen und armselig, nicht einmal die Hauptstraße durch den Ort ist asphaltiert, durch einen Regenguss am Nachmittag befinden sich – offensichtlich mangels Abwassersystem – gewaltige Teiche auf sämtlichen Straßen, die uns irgendwie zu unserem Hotel bringen könnten.
    Aber wir schlagen uns durch, erreichen das Hotel, verbringen dort den Abend und freuen uns auf den morgigen Tag.
    En savoir plus

  • Ein Tag in der Salzwüste von Uyuní

    21 janvier 2024, Bolivie ⋅ ⛅ 21 °C

    Der „Salar de Uyuni“ ist mit seinen 10582 qkm die größte Salzfläche der Welt. Der Paläosee Tauca, der hier vor Jahrmillionen existiert hat, entstand aus Meerwasser durch die Verschiebung der tektonischen Platten, bei der auch die tausende Kilometer langen und teilweise auch ebenso hohen Gebirgszüge der Anden entstanden sind. Die Salzkruste selbst bildete sich vor über 10.000 Jahren durch das Austrocknen des Sees.
    Der Salar de Uyuni wird auf ein Salzvorkommen von 10 Billionen Tonnen geschätzt, von denen jährlich 25000 Tonnen abgebaut werden. Er beherbergt auch eines der weltweit größten Lithiumvorkommen, mit dessen Abbau bereits begonnen wurde (und von dem Bolivien eigentlich ungeheuer wirtschaftich profitieren sollte, dies aber - zumindest bislang - nicht tut).
    Ursprünglich hatten wir geplant, eine viertägige Tour durch die Gegend des Salar zu unternehmen, haben uns aber dagegen entschieden, nachdem die Kinder immer wieder mit Magen- und Darmgeschichten zu tun hatten. So beschränken wir uns auf eine Tagestour, die allein den Salar zu Ziel hat, wohl wissend, dass wir damit, zumal an einem Sonntag, in einen größeren Menschenauflauf geraten könnten.
    Dass dies so ist, merken wir bereits an der ersten Station der Tour, einem Eisenbahnfriedhof. Als man in Bolivien Anfang des 20. Jahrhunderts von Dampf- auf Elektrolokomotiven umstellte, hatte dies auch Auswirkungen auf Uyuní. Dies lag direkt an der Bahnstrecke, die von La Paz nach Antofogasta (Chile) führte, und so kam es, dass man hier etliche Lokomotiven, die aufgrund des nicht mehr zeitgemäßen Antriebs nicht mehr benötigt wurden, abstellte und sich dann nicht mehr darum kümmerte. Eigentlich ganz interessant, aber leider kümmert sich auch hier niemand um ein geschichtliches Erbe, aus dem man durchaus etwas machen könnte, so dass massenhaft Menschen hergekarrt werden, die dann auf den historischen Gefährten herumklettern, sich in Position werfen, die Lokomotiven besprühen und bemalen etc. Macht keine Freude, dabei zuzuschauen …
    Nächste Station ist das 20km entfernte Colchani. Hier besuchen wir einen (ebenfalls völlig überlaufenen) Markt – ein Besuch, den wir möglichst kurz halten. Immerhin können wir hier sehen, wie das Salz gewonnen wird – abgebaut, erhitzt und getrocknet, gemalen, mit Jod angereichert und dann abgepackt. Hier erkennt man auch, warum lediglich 25000 Tonnen jährlich verarbeitet werden – die antiquarische Technologie gibt einfach nicht mehr her.
    Darauf geht es endlich zum eigentlich Ziel unserer Tour, dem Salar. Das ist dann endlich auch so faszinierend, wie wir uns das erhofft hatten. Die Ziele, die wir im Salar ansteuern, sind nicht alle toll (uns interessieren aus Salzziegeln hergestellte Figuren nicht allzu sehr, auch ein verlassenes, aus den gleichen Salzziegeln hergestelltes Salzhotel nicht, und ebenso wenig ein Monument – aus Salz natürlich –, das an hier durchgeführte Rallye Dakar erinnern soll), aber davon abgesehen ist die weite Fläche des weißen Salzes beeindruckend, die Berge, die im Hintergrund wie Fata Morganas auftauchen, die Wolkenformationen über dieser Weite … Und es ist nicht nur platte Fläche, die da zu sehen ist:
    - Aus großen Löchern sprudelt Wasser hervor, aus der Tiefe des ehemaligen Sees emporgedrückt. (Die gesamte Salzfläche (bis zu 30 Meter dick) schwebt quasi auf einem reichen Salzsee, und kleine Flüsse befördern die Kristalle durch das Wasser an den Rissen in der Kruste nach oben. Und wie tief der See ist, weiß bis heute niemand so genau, man hat nur an zwei Stellen Messungen durchgeführt, die keinerlei Anhaltspunkte geben.)
    - Andere Löcher, „ojos“ (Augen) genannt, öffnen und schließen sich, Wasser befindet sich auch hier unter der Oberfläche, und das darin enthaltene Salz bildet sich zu hübschen Kristallen.
    - Salzkrusten erstrecken sich, in ein bis zwei Meter große Vielecke unterteilt, getrennt durch schmale, lang gestreckte Wülste aus Salz und geben den Blicken eine interessante Struktur, mit der man hier als Laie nicht unbedingt rechnet. (Dieses Phänomen ist wohl gleich für alle Salzwüsten – wer sich für die Entstehung interessiert, kann hier nachlesen: https://www.spektrum.de/news/wie-konvektion-sec…).
    - Wetterleuchten am Rande der Salzwüste, die Unwetter andeuten, die uns aber nie erreichen, da der Wind sie am Salar vorbeiführt, beeindrucken aus der Ferne.
    In seiner Ruhe ist der Tag also alles andere als langweilig, und aufgelockert wird er durch ein ganz apartes Mittagessen, das unser Guide Cristian für uns inkl. Tisch und Stühlen, Tischdecke etc. mitten im Salar aufbaut. Am Nachmittag macht er dann zuerst mit uns vieren, dann mit Emil und Luzie, die mehr Freude daran haben, eine Fotosession, bei der er die besonderen Bedingungen der Salzwüste in Bezug auf die Perspektive nutzt.
    Am Abend dann das Highlight: der Sonnenuntergang. Da wir in der Regenzeit auf dem Salar sind, können wir zwar wegen des Wassers in bestimmten Bereichen Ziele wie eine inmitten des Salars gelegene Insel (Inkahuasi) nicht ansteuern, profitieren dafür aber von derselben Wasserfläche, da sie uns spektakuläre Spiegeleffekte mit den Wolkenformationen in den schönsten Farben erzeugt. Und ein Gläschen Wein zur untergehenden Sonne wurde uns auch noch angeboten.
    Mit vielen Erlebnissen im Gepäck kehren wir im Dunkeln in unser Hotel zurück – ein angemessener Abschluss unseres Aufenthaltes in Bolivien!
    En savoir plus

  • Lamas & Alpacas auf dem Weg nach Tilcara

    22 janvier 2024, Argentine ⋅ ☁️ 15 °C

    Heute steht die Fahrt über die Grenze zurück nach Argentinien auf dem Programm. Der Tag geht nicht gut los, Emil und Philipp mit Montezumas Rache, Nicole noch mit den Überresten davon. Aber um kein Risiko einzugehen, dass uns doch eine Straßenblockade erwischen könnte, muss es losgehen.
    Um halb 9 sind wir auf der Straße, zunächst durch das dreckige Straßenkaff Uyuní, dann raus auf die Landstraße nach Tupiza. Die wird wieder ein Erlebnis. Wichtig: Keine Blockade. Aber noch besser: Kaum Verkehr auf der Straße, dafür an deren Rändern – massenhaft Lamas, Alpacas und Vicuñas (also drei der vier hiesigen Kamelsorten, nur die Guanacos leben weiter südlich) -, wunderbar weite Ebenen, enge Schluchten, steile Anstiege noch einmal auf 4200m, dann hinunter ins Flusstal des Rio Tupiza. Grandiose 200 km. In Tupiza dann das Wunder – wir bekommen Benzin, einfach so, bolivianischer Preis, nur die Tankwärterin steckt sich noch 30 Bolivianos ein – die seien ihr gegönnt.
    Mit vollem Tank auf die letzten 90km bis zur Grenze, wo wir erst einmal zu einem Parkplatz geleitet werden, um dann zu Fuß mit unseren Papieren (und zur Sicherheit auch mit unseren Wertgegenständen) zur Grenze zu gehen und die vier Schritte durchzuführen:
    - Der bolivianische Grenzbeamte – kein Problem, das geht schnell.
    - Der bolivianische Zoll (wichtig wegen des Autos) – auch kein Problem, ebenfalls ganz zügig.
    - Die argentinische Grenzbeamtin – unfähig, braucht eine Stunde (und die Hilfe einer Kollegin), bis sie merkt, dass wir nicht nur ein abgelaufenes, sondern auch ein aktuelles Visum im Pass haben (sie hätte auch mal fragen können, hat sie aber nicht).
    - Dann die Aufforderung, uns beim argentinischen Zollbeamten anzustellen: Während wir stehen, kommt die argentinische Grenzbeamtin von eben zu uns, sie hätte vergessen, die Pässe zu stempeln (hat sie eigentlich eine andere Aufgabe?). Nicole rennt zurück, holt sich die Stempel. Kommt zurück, erfolgreich. Nach weiteren 15 Minuten kommt eine andere Grenzbeamtin vorbei, nimmt unsere Pässe wieder mit (sie sagt, "es gäbe Probleme mit unseren Pässen), geht an eine andere Stelle. In der Zwischenzeit bin ich dann endlich an der Reihe beim Zollbeamten. Ich lege ihm unsere Credenciales vor, die reichem ihm nicht. Dann merkt er, dass wir mit unserem Auto nach Argentinien einreisen, nicht ausreisen wollen, meint, dass wir "nur" das Auto holen und uns in die (ebenfalls ewige) Schlange der einreisenden Autofahrer stellen sollen. Dann würden wir auch die Pässe bekommen.
    Da werde ich unleidlich, teile ihm mit, dass wir schon eine 3/4 Stunde bei ihm angestanden haben, weil man uns dies gesagt hätte, zuvor mindestens eine Stunde an dem anderen Schalter, dass ich nicht den Ort ohne unsere Pässe verlassen würde usw. Ich erwähnte auch etwas von Botschaft. Darauf funktioniert das dann doch anders, Nicole soll das Auto holen, ich die Pässe, Nicole darf an den anderen wartenden Autos (die ja nicht in meiner Schlange stehen mussten) vorbei und würde dann abgefertigt. Sie zieht mit Luzie los, ich gehe mit Emil die Pässe suchen. Irgendwann kommt mir dann die Grenzbeamtin entgegen mit derselben Chefin, die uns bei der Hinreise etwas bevorzugt behandelt hatte (vermutlich weil sie wusste, dass ihre Kolleginnen keine Ahnung haben); diese gibt mir die Pässe und fragt mich, wie es mir geht – ich sage „Mal.“, nehme die Pässe, bedanke mich und ziehe ab.
    Nicole kommt mir schon entgegen, hält wieder beim Zollbeamten. Während alle anderen ihr gesamtes Gepäck mit Röntgenstrahlen durchleuchtet bekommen, werden wir gebeten, die Seitentür des Wagens zu öffnen, der Meister wirft einen zweisekündigen Blick hinein und bedeutet uns, dass wir weiterfahren können.
    Puh, eine Farce von vorne bis hinten, dritte Welt, und schlimmerweise auf der argentinischen Seite, nicht auf der bolivianischen (denen war der ganze Mist irgendwie egal).
    Danach fahren wir friedlich die restlichen 200km nach Tilcara, checken in der Unterkunft ein, essen ein paar Empanadas und beschließen den Tag. Was für ein Spaß, aber das gehört eben dazu und lässt einen schätzen, wie reibungslos diese Dinge bei uns in Mitteleuropa funktionieren.
    En savoir plus