Via Podiensis / Jakobsweg 2011 Read more
  • 25footprints
  • 1countries
  • 25days
  • 138photos
  • 0videos
  • 463kilometers
  • Day 11

    Figeac - Gaillac (bei Cajarc)

    May 14, 2011 in France ⋅ 🌧 15 °C

    Nachtrag zur Herberge in Figeac: Ich bin echt froh, dass ich dieses „Provisorium“ verlassen kann. Die Betten waren ganz ok. Der Rest, z.B. das Essen war unter aller S..: Bei unserer Ankunft gestern gabs kein Wasser (vermutlich Rohrbruch): Ergo gabs weder Toilette noch Dusche. Acht Betten..aber nur einen kleinen Tisch mit 6 Stühlen. Das Ganze Haus war irgendwie miefig. Nur ums klarzustellen: Als Wanderer sucht man keinen Luxus. Aber was da mit den Wanderern veranstaltet wurde…wir fühlten uns alle abgezockt, wollte doch der Herbergswirt (oder besser dessen Lebensgefährtin) nicht vom, für dieses Provisorium völlig illusorischen, Preis von € 32,- abrücken. Diese ziehen sie wohl allen Leuten die hier durchziehen aus der Nase.
    Abends war ich mit Nicole ein Bier trinken, auch um dem Streit der Französischen Wanderer mit dem Herbergswirt aus dem Weg zu gehen.

    Als wir Figeac dann am Morgen verlassen fängt es an zu regnen. Es sollte der erste richtige Regentag werden. Zweimal bin ich klatschnass. Ich habe etwas Probleme meine Kamera trocken zu halten. Die Kameratasche taugt höchstens als Schwamm. Apropos Schwamm: Ein anderer Pilger hat sich gestern zwei Schwämme an die Schulterriemen seines Rucksacks montiert, um Druckstellen an den Achseln zu vermeiden, sah furchtbar ulkig aus. Ich hoffe es hat ihm genutzt. Bei dem Regenwetter heute hat er sicherlich viel Spass damit.

    Der Weg führt heute also aus dem Celetal zurück ins Lottal von Carjarc. Es wiederholt sich das Spiel der letzten Etappen: Start vom Flusstal, über die Hochebene, zurück ins Flusstal. Die Landschaft ändert heute mehrmals ihren Charakter: Zu Beginn und gegen Ende wandere ich auf Wirtschaftswegen und Pfaden durch weite Wälder. Mittags wandere ich über die Chausse Quercy, eine Kalksteinhochfläche zwischen Cele- und Lottal. Ab und an ziehe ich an Schafherden vorbei. Ganz tolle Eichen gibt es hier oben, mit Stämmen so dick wie Litfaßsäulen.

    Auch an einem Dolmen komme ich vorbei, allerdings ist dieser zum Schutz vor Einsturz mit Sandsäcken gesichert. Trotzdem lege ich dort erstmal Rast ein. Ein Dolmen ist ein vor urzeiten von Megalithkulturen errichtetes Bauwerk aus großen Steinblöcken. das als Grabstätte diente. Die Dinger sehen aus wie riesige Tische aus Felsen. Unglaublich, wie die Menschen früher sowas errichten konnten.

    Mit schöner Aussicht auf Cajarc führt mich der Pfad dann direkt an einer Felswand herunter ins Flußtal. Es ist wieder ganzschön steil. Rechts komme ich an einer riesigen Aushöhlung vorbei. Ich muss zusehen, dass ich hier nicht ausrutsche. In Cajarc ist Markttag. Leider bekomme ich nicht alles, was ich heute Abend zum Kochen brauche. Aber ich kaufe etwas heimischen Käse. Der Weg nach Gaillac zu finden ist garnicht so einfach – fast hätte ich die falsche Brücke genommen. Mein Führer hilft mir mit den guten Karten jedoch, den richtigen Weg wiederzufinden.
    Read more

  • Day 12

    Gaillac (bei Cajarc) - Veylats

    May 15, 2011 in France ⋅ ⛅ 14 °C

    Die Herberge in Gaillac war ganz prima. Eine ältere Dame, die Zimmer vermietet. Ich hatte ein Zimmer für mich alleine. Im zweiten Zimmer der Wohnung war ein spanischer Pilger untergebracht. Ein Physiker, der sich mich der Erforschung alternativer Energien, insbesondere des Wasserstoffs, beschäftigt. Die tolle Unterkunft ermöglicht es, auch alle meine Sachen mal wieder richtig auf Vordermann zu bringen. Nach dem Frühstück räume ich alles auf und mache mich auf den Weg. Ich lasse mir heute viel Zeit, ja bummle fast ein wenig rum.

    Im Flußtal des Lot liegt noch Nebel und auf den beschatteten Wiesen hängt der Tau in den Spinnennetzen. Hier oben scheint aber die Sonne.
    Der Weg steigt wiedermal zuerst etwas an und führt mich dann durch ausgedehnte Eichenwälder. Diese sind richtig urig, scheinen oft undurchdringlich. Ab und an werden die Wälder unterbrochen durch Wiesen und Felder, die mit Steinmäuerchen umfasst sind. In Limogne-en-Quercy treffe ich erneut auf Ulrike, die ich schon von Conques her kenne und die Gruppe der lustigen Elsässer, die mit mir im selben Rhythmus laufen. Im Cafe geniesse ich einen Cafe-Creme und einen leckeren Rosinenkringel. Es ist Markttag. Geschäftig flitzen die Leute durcheinander.

    Immer weiter geht es durch die Eichwälder. Mal geht's nach rechts dann wieder nach links. Es ist schwer sich zu orientieren. Aber die Beschilderung ist ohne Makel. Irgendwann gegen Mittag erreiche ich dann den Ort Bach. Dort findet heute ein Flohmarkt statt. Natürlich schlendere ich mal drüber. Kaufen kann ich ja nix, schliesslich will ich nicht noch mehr mit mir rumschleppen. An einem Essensstand frage ich nach den beworbenen Pommes-Frites. Diese gibt es leider nicht mehr, ausverkauft. Dafür eine handvoll Erdnüsse und ein Bier. Von Bach aus nach Veylats ist der Weg nicht mehr weit. Auf ebener Stecke geht durch Wiesen und Felder zum Ziel.
    Read more

  • Day 13

    Veylats - Cahors

    May 16, 2011 in France ⋅ ☀️ 18 °C

    Die Herberge in Vaylats war wieder etwas „speziell“. Ich habe im unteren Stockwerk einer ehemaligen Mühle geschlafen. Die kegelförmige Spitze der Mühle war im Inneren vom Herbergswirt zu einem richtigen Tipi umgebaut worden. Heisst: Im oberen Stockwerk hatte man von der Ausstattung und Form den Eindruck, man stünde in einem echten großen Indianerzelt.

    Der Wirt war sehr freundlich, trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass da jemand fehlt, der den ganzen Laden mal aufräumt. Das Geschirr in der Spühle ist seit Wochen nicht abgewaschen worden. Ich bin wohl einer der letzten gewesen, der in der alten Mühle übernachtet hat. Denn die Herberge wird im nächsten Jahr vom Wirt aus den Verzeichnissen genommen. Ist auf der einen Seite wirklich schade, auf der anderen Seite scheint mir der Wirt aber mittlerweile ein wenig überfordert. Eine Herberge zu führen bringt eben wohl auch Arbeit mit sich.

    Kurz nach 8.00 Uhr bin ich dann los. Schnell sind die anderen Wanderer, die im Kloster in Veylats übernachtet hatten (und es mir in höchsten Tönen lobten), eingeholt. Zu Beginn des Tages verläuft der Weg eigentlich so wie gestern: Es geht auf und ab. Immer auf Kalksteinpfaden oder Waldwegen, vorbei an Buchs und Wacholder. Karge Wiesen wechseln mit Eichwäldern.

    Mehrfach wurde ich vor Antritt der Reise heute Morgen darauf hingewiesen, dass ich genügend Wasser mitnehme, da es unterwegs kein Wasser geben soll. In Wirklichkeit ist es eigentlich ganz gut mit den Wasserstellen, die man aber an einem heißen Tag auch nutzen sollte. Ich habe zweimal meine Flasche gefüllt. Einmal kurz vor der A 20 und nochmals nach dem Anstieg oben am Sportplatzplatz. Nachdem man die A 20 unterquert hat, ändert sich der Charakter des Weges etwas: Die Aufstiege und Abstiege werden länger und steiler. Hier oben bin ich mir einmal garnicht mehr so sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Normalerweise ist der Weg sehr gut mit Markierungen versehen. Beim Weg vom Sportplatz herunter, der eine ganze Weile geradeaus berab führt, fehlt aber für mindestens 1,5 KM jegliche Markierung. Zumindest habe ich keine gefunden. Man kann sich aber auch ganz gut an den Spuren anderer Wanderer orientieren. Denn die Wege, auf denen täglich viele Leute laufen unterscheiden sich oft deutlich von denen, die weniger frequentiert sind.

    Ich durchquere mehrere Täler, die mir den Eindruck von Canyons vermitteln. Verstärkt wird dieser Eindruck dann oben auf der sehr sehr trockenen Hochfläche hinter La Marchande. Hier bin ich dann doch froh, noch genügend Wasser dabei zu haben. Schatten gibts nämlich hier kaum mehr. Kurz zuvor habe ich eine Wanderin mit ernsten Knieproblemen getroffen, die aufgrund der Warnungen im Füher bezüglich des steilen Abstiegs nach Cahors, den ganzen Tag anstatt dem Wanderweg zu folgen an der Straße entlang gewandert ist.

    Ihr entgeht leider dieses phantastische Landschaft. Ich muss wieder an sie denken, als sich herausstellt, dass der Abstieg herunter nach Cahors, auch auf einer Straße durch ein Wohngebiet führt. Allerdings ist der Weg wirklich ziemlich steil. Dafür ist die Aussicht hinunter auf Cahors wirklich toll.

    Cahors ist in einer Flußschleife des Lot gebaut und wird von diesem auf drei Seiten umflossen. Klar hebt sich der noch erhaltene Altstadt-Teil von dem Teil der Stadt ab, der neu bebaut wurde. Auf einer der Brücken hinein in die Stadt befindet sich das Pilgerbüro. Dort werde ich supernett empfangen und ich kann die Herbergen für die folgenden Tage klarmachen. Einen Tag allerdings möchte ich in Cahors bleiben um mich ein wenig zu entspannen, etwas zu bummeln und die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu betrachten. Es ist Mittags, 13.00 Uhr. Ich bringe meine Sachen in die Herberge und mache einen Stadtbummel. Dabei fällt mir auf, dass ich meinen Führer im Pilgerbüro liegen gelassen habe. Wenn der verloren gewesen wäre, wäre dass ein echter Verlust, habe ich doch die gesamte Planung für die folgenden Tage dort notiert: Meine Etappenplanung und Empfehlungen anderer Wanderer. Zum Glück ist der Führer noch da, als ich in das Büro zurückeile. So komme ich ausserdem nochmals in den Genuss der leckeren Kekse, die den müden Wanderern dort gereicht werden.
    Read more

  • Day 14

    Cahors (Ruhetag)

    May 17, 2011 in France ⋅ ☀️ 21 °C

    Die Hälfte der diesjährigen Tour liegt hinter mir. Ich hatte geplant in Cahors einen Ruhetag einzulegen, jetzt kann ich mich also einen Tag erholen und mir die Stadt ansehen. Wobei die Stadt jetzt nicht so groß ist, dass man einen vollen Tag braucht, um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Dafür hätte vermutlich der gestrige halbe Tag auch gereicht. Aber gestern war auch noch Sonntag, alles war geschlossen. Heute kann ich schön durch das Städtchen bummeln.

    Als erstes gucke ich mir die Kathedrale an, danach die Reste der Stadtmauer. Die Altstadt hat viele enge Gässchen, ist aber leider nicht so schön, wie sie von weitem aussieht. Danach gehe ich in weitem Bogen entlang des Lot zur Pont Valentré. Die Brücke ist wirklich beeindruckend und ich mache viele Fotos. Seit dem 15. Jahrhundert nehmen die Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostella den Weg über diese Brücke.

    Die Brücke war Teil der mittelalterlichen Stadtverteidigung. Das kann man an der Architektur der Brücke, den Aufgängen, Schießscharten, etc. gut nachvollziehen. Cahors wird ja auf drei Seiten vom Lot umflossen. Um die Brücke rankt sich zudem eine Sage: Der Baumeister soll zur Errichtung einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sein. Zur Erinnerung daran klammert sich ein kleiner gemeisselter Teufel oben an den mittleren Turm.

    Nach den Antrengungen der letzten Tage ist es aber auch mal schön, nur im Cafe zu sitzen, ein Eis zu essen, ein Glas Malbec zu genießen und dem geschäftigen Treiben auf der Hauptstrasse zuzusehen. Zudem ist der heutige Tag wirklich toll, um den Daheimgebliebenen Grußkarten zu senden.
    Read more

  • Day 15

    Cahors - Montcuq

    May 18, 2011 in France ⋅ 🌧 25 °C

    Unglaublich wie schnell zwei Wochen vergehen können. Meine Beine sind soweit noch ok. Völlig beschwerdefrei starte ich zur nächsten Etappe. Um 07.00 Uhr verlasse ich die Herberge in Cahors.
    Schnell ist eine Boulangerie gefunden. Heute gibts zum Frühstück also Schokocroissant und eine Rosinenschnecke. Kaum bin ich einige hundert Meter gelaufen fällt mir ein, dass ich ganz vergessen habe, ein Baguette zu kaufen. Das hole ich dann an der zweiten Boulangerie an der ich vorbeikomme nach. Dazu nochmal eine Puddingtasche, denn Croissant und Schnecke sind mittlerweile vernascht.

    Gleich hinter der Pont Valentré geht der Weg in Stufen steil nach oben. Schnell gewinne ich an Höhe. Vom Croix de Magne habe ich nochmal einen tollen Blick zurück auf Cahors.
    Die Landschaft ist heute wieder etwas hügeliger als die letzen Tage. Klar, die Tage der ganz großen Auf- und Abstiege liegen hinter mir. Um so mehr wundere ich mich, was ich erlebe, als die Hochfläche nach der Stadt erreicht ist: Etwa 200m vor mir hält ein Kleintransporter. Aus dem Kleintransporter entsteigt eine Gruppe „Pilger“ mit kleinen Tagesrucksäckchen und macht sich flotten Tempos auf den Weg Richtung Montcuq. Ich bin etwas konsterniert. Gepäcktransport ist ja das Eine, aber sich die Aufstiege hochkarren zu lassen, um dann locker über die Hochebenen zu spazieren… Naja.

    Die Sonne scheint heute wieder herrlich. Heute ist sicherlich der heisseste Tag der Tour. Aber das macht mir nix aus, ganz im Gegenteil. MIR GEHT ES PRIMA ! Ich muss nur daran denken ab und an nachzucremen, denn am linken Arm hab ich ein bisschen eine Sonnenallergie bekommen. Nach Westen hin habe ich mehrfach ganz tolle Aussichten auf die kommenden 50 km. Für die Füße ist die Tour heute allerdings anstrengend: Über lange Distanzen geht der Weg entlang der Straße. Ansonsten gehts über Kalksteinschotter. Das ist auch nicht sonderlich bequem, denn der Boden ist knochentrocken.

    Heute Abend habe ich Halbpension gebucht, ich muss mich also nicht um Einkäufe etc. kümmern. Die Herberge ist auch wirklich klasse. Da ich als erster Wanderer hier eintreffe sind die täglichen „Pflichten“ wie Duschen und Wäschewaschen schnell erledigt. Nachher werde ich mir noch ein wenig das Städtchen Moncuq anschauen und mich dann auf meine morgige, sehr lange Etappe vorbereiten.
    Read more

  • Day 16

    Montcuq - Moissac

    May 19, 2011 in France ⋅ ⛅ 21 °C

    Als ich aufwache ist es ist es 6.10 Uhr. Mist, denke ich, verschlafen !! Ich dachte ich hätte den Wecker meines Handys und meiner Uhr auf 06.00 Uhr gestellt. Heute liegt die längste Etappe des diesjährigen Weges vor mir. In der Herberge hat man mir das Frühstück etwas eher hergerichtet, so dass ich mich früh auf den Weg machen kann. Leise packe ich meinen Sachen zusammen, den Rucksack habe ich schon am Vorabend gerichtet. Das Handy stecke ich in die Tasche am Trageriemen und stelle den Rucksack in den Gang der Herberge. Noch kurz auf die Toilette……Ich sitze gerade, als der Wecker meiner Uhr klingelt. MIST! Die Weckzeit war auf 6.15 gestellt. Im selben Moment geht der Wecker des Handys im Rucksack runter. Der Krach im Gang weckt vermutlich die komplette Herberge. Mensch ist mir das peinlich. Ich beeile mich aufzubrechen und verlasse die Herberge um 06.30 Uhr. Hinter den Hügeln geht gerade die Sonne auf.

    Zu Beginn ist die Beschilderung etwas lückenhaft, bzw. der Weg nimmt oft unvermutete Wendungen. Ein Wanderer, der erst 100 Meter vor mir läuft ist auf einmal verschwunden. Später kann ich Ihn 500 Meter hinter mir wieder ausmachen. Der hat sich wohl verlaufen.
    Die Strecke ist wiederum bergiger, als ich das erwartet habe. Ständig geht es auf und ab, teilweise sogar recht steil.
    In dem malerisch auf einem Hügel gelegenen Bastidendörfchen Lauzerte lege ich eine (sehr) kurze Rast ein und lasse meinen Pilgerpass im Office de Tourisme stempeln. Bastidendörfer (Wehrdörfer) auf den Gipfeln der Hügel sind hier sehr typisch für die Landschaft. Viele Dörfer an strategisch wichtigen Punkten wurden im hundertjährigen Krieg um das 14. Jahrhundert herum befestigt und mit einer Stadtmauer versehen.

    Als ich von dem Städtchen heruntersteige treffe ich unten an der Strasse auf einen französischen Wanderer, der mir entgegen kommt. Er, ca. 1,60 Meter groß, schultert einen Rucksack von mindestens 1,20 Metern, der ihm fast bis zu den Kniekehlen zu reichen scheint. Er setzt das Ding kurz ab, ich schätze er hat seinen kompletten Hausstand dabei. Er klagt über furchtbare Fußschmerzen und erklärt mir, dass er heute nicht den Wanderweg laufen will, sondern an der Straße folgen möchte.
    Auf meine Frage, ob er nicht seinen Rucksack erleichtern wollte, antwortet er mir: Nein – das Gewicht sei er gewöhnt. Gut, denke ich mir, dann geh du mal weiter. Es gibt halt Leute die WOLLEN leiden.

    Nach 20 Kilometern spüre ich auch ein leichtes Zwicken in rechten Bein. Trotzdem lasse ich aus heute mal richtig laufen. Insgesamt mache ich inklusive sämtlicher Pausen für Fotos, Wasser- und Pinkelstopps 19 Minuten Rast.
    Heute macht mir das Wandern richtig freude. Die Kilometer fliegen dahin. Bei den letzten Kilometern vor Moissac spüre ich aber dann doch auch die Anstrenungen des Tages. Zumindest rechts. 14.18 ist Moissac erreicht. Insgesamt lege ich in acht Stunden etwas über 43 Kilometer zurück.

    Meine Herberge ist bald gefunden. Ich werde überaus herzlich empfangen. Das irische Ehepaar, welches die Herberge betreibt, ist überaus freundlich und hilft mir auch, die Herbergen für den nächsten Tag zu organisieren. Das ist immer noch nicht einfacher geworden. Nicht nach Conques, nicht nach Cahors, nicht nach Moissac.
    Moissac selbst finde ich sehr schön. Im Cafe nahe der alten Abtei treffe ich erneut auf Ulli und die lustigen Elsässer. Die Österreicherin und die Elsässer sitzen bei einem Erfrischungsbier. DAS hab ich mir auch verdient, habe ich doch mit der heutigen Etappe meinen Ruhetag quasi aufgelaufen. So geselle ich mich dazu und genieße ein kühles Bier. Danach beeile ich mich, noch die Kirche und den Kreuzgang der Abtei zu besuchen.
    Read more

  • Day 17

    Moissac - Miradoux

    May 20, 2011 in France ⋅ ☀️ 21 °C

    Gestern bin ich geerdet worden. Ich war ja ziemlich euphorisch wegen der gelungenen Etappe von 43 km gestern. In der Herberge habe ich später ein Ehepaar kennengelernt. Sie: Gehbehindert und nicht gerade dürr. Er geht mir gerade zu den Schultern und ist eher schmächtig. Beide so Ende 50 würde ich schätzen. Der Mann hat ein Fahrrad und einen Rollstuhl zu einer Art Rikscha umgebaut. Während Sie vorne sitzen kann, radelt er. Damit ist er mit seiner Frau samt Gepäck über die Pyrenäen nach Santiago de Compostella geradelt und befindet sich nun auf der Heimreise. Eine UNGLAUBLICHE Leistung. Wer sich jemals auf einem Rad einen Berg hochgequält hat kann erahnen, was der Typ geleistet hat. Mir wird bewusst: Was sind schon 43 Kilometer, schliesslich bin ich gesund.

    Der Weg heute beginnt entlang des Garonne-Kanals. Mit einer deutschen Pilgerin in ein Streitgespräch vertieft sind die ersten 15 Kilometer ein Klacks. Es geht auch erstmal nur eben am Kanal entlang. Der Weg ist schön schattig. Im Wasser des Kanals entdecke ich eine Schildkröte. Ob das wohl ne Wilde ist?

    Nach einiger Zeit biegt der Weg ab in Richtung Auvillar. Dort hinauf ist der erste Anstieg des Tages zu absolvieren. Die Aussicht von Auvillar zurück in die Ebene der Garonne ist sehr sehr schön. Auch der Martkplatz von Auvillar mit seiner kreisrunden Markthalle gefällt mir ausserordentlich. Ich hole mir im Office de Tourisme einen Stempel für meinen Pass ab. Der hat ja schliesslich noch genug Plätze und nächstes Jahr brauch ich sowieso wieder einen Neuen. Im Ort kaufe ich noch etwas Obst und Brot für den Rest des Tages.

    Nach Auvillar wird die Landschaft dann wieder hügeliger. Ich bewältige viele kleine Auf- und Abstiege. Das kann ich locker wegstecken. Was meinem rechten Bein aber nicht schmeckt: Der Weg heute verläuft eigentlich ausschliesslich auf Teersträsschen. Gerade nach Auvillar sind schattige Abschnitte obendrein rar.
    Die Felder links und rechts des Weges schreien geradezu nach Regen. Dort, wo hier nicht bewässert wird, wächst im Grunde garnix. Der Boden ist so vertrocknet, dass es an vielen Stellen so aussieht, als wäre die Erde durch ein Erdbeben aufgerissen. Zentimeterdicke Risse ziehen sich über die Wege. In manchen Riss könnte ich meinen Arm bis zum Ellenbogen hineinstecken, so tief ist der Boden aufgeplatzt.

    Immer wieder geht es auf und ab. Auf den Gipfeln der Hügel hat mal tolle Fernsicht auf die umliegenden Felder. Mensch ist das heiss.
    In Flamarens lege ich nochmals eine kurze Pause ein und trinke einen Espresso. Dabei treffe ich auf einen Radler aus Holland, der bis Santiago durchradelt. Er macht am Tag so 80-90 km und möchte so ca. in 2 1/2 Wochen in Santiago sein. Er rastet etwas länger und überholt mich etwa später in rasender Abfahrt.

    Der letzte Aufstieg nach Miradoux ist dann schnell absolviert.
    Gerade erreiche ich die Herberge, kommt ein anderer holländischer Radler daher. Auch auf dem Weg nach Santiago. Die beiden haben voneinander keine Ahnung. Da fahren die zwei tausende Kilometer auf dem selben Weg und trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass die sich jemals treffen, relativ gering. Schade eigentlich. Aber das ist der Vorteil wenn man zu Fuß unterwegs ist. Denn da trifft man sich häufiger und kommt kaum ungesehen aneinander vorbei.
    Read more

  • Day 18

    Miradoux - Marolsan

    May 21, 2011 in France ⋅ ☀️ 21 °C

    Die Unterkunft bei Therese war wieder was ganz Besonderes. Sie ist wahrscheinlich jeden Jakobsweg bereits gewandert und hat auch unheimlich viel berichtet (allerdings konnte ich nur einen Bruchteil verstehen, weil Sie so schnell gesprochen hat). Die Herberge war aber echt toll. Eine prima Atmosphäre. Ich bin froh, dass man mir in der Gite „Ultreia“ in Moissac diese Unterkunft vermittelt hat. Bei Therese gibts nämlich KEIN reservieren.

    Am Morgen frühstücke ich ausgiebig, dann verabschiede ich mich von allen und ziehe weiter. Der Weg hinter Mirdaoux gefällt mir sehr gut. Zum ersten Mal laufe ich bewusst an einem wilden Feigenbaum vorbei. Sogar Früchte sind daran, aber noch nicht reif. Die Aussicht über die Felder hinunter in die Ebene sind traumhaft. Wieder ist es ein sehr sonniger, sehr warmer Tag. Die Bauern der Gegend beten alle um Regenwetter. Die Herbergssituation lässt aber darauf schliessen, dass die Wanderer, die um Sonne bitten, in der Überzahl sind.

    In Castet-Arrouy ergattere ich einen weiteren Stempel in einer kleinen Kirche. Jaaa ich gebs zu: Ich bin ein Stempeljäger !!
    Ausserdem sehe ich eine Frau durch das Städtchen ziehen, gefolgt von einem großen Hund. Als ich kurz darauf die Frau überhole läuft der Hund auf einmal MIR nach. Das Problem dabei: Der Weg verläuft eine Weile auf einem Pfad entlang einer Straße. Der Hund läuft aber nicht etwa auf dem Pfad, sondern mitten auf der Straße. Wütende Autofahrer, die wegen dem Hund stark abbremsen müssen, deuten mir, meinen Köter doch gefälligst anzuleinen. Auf die Idee, dass das garnicht mein Hund ist kommt keiner. Tatsächlich dackelt mir der Hund noch fast 6 KM hinterher, bzw. vorweg. Denn der Hund scheint den Weg zu kennen. Er nimmt zielsicher jeden Abzweig, den auch ich nehmen muss, um der Via Podiensis zu folgen. Zusammen mit einem kanadischen Pilgerpaaar gelingt es mir irgendwann, den Hund abzuschütteln.

    Kurz darauf erreiche ich Lectoure. Von weither ist schon der imposante Glockenturm der Kirche zu sehen, der von nah fast wie ein ein Festungsturm erscheint. Die Innenstadt gefällt mir. Viele kleine Läden. Allerdings ist hier ein ganzschöner Trubel. Die Stadt ist voller Menschen, die sich entlang der befahrenen Hauptstrasse drängen. Ein echter Touristenmagnet eben.

    Der Abstieg aus der Stadt führt mich entlang dicker Stadtmauern. Nach dem Fluss Gers, der dem Landstrich hier den Namen gibt, geht es erst ein kurzes Stück durch einen schattiges Wäldchen. Eine Schlange zischt mich aus dem Unterholz an. Es ist nicht die Letzte, der ich heute begegne. Leider gelingt es mir nicht, ein Foto zu schiessen, dazu sind die Schlangen zu schnell. Nach dem Wald steigt der Weg nochmal an. Blicke ich zurück habe ich nochmals tolle Aussichten auf Lectoure.

    Mein Etappenziel Marolsan liegt vom Weg aus gesehen etwas versteckt. Ich sehe den Ort erst wenige hundert Meter, bevor ihn erreiche. Heute bin ich nicht der Erste in der Herberge. Zwei Belgierinnen (vermutlich in Lectoure gestartet) sind vor mir da. So muss ich mich etwas gedulden, bis die zwei Damen ihre Dusche erledigt und die Wäsche gewaschen haben. Im Anschluss streiten die beiden dann recht heftig darüber, wie sie die morgigen 10 KM absolvieren werden. Was bin ich in diesen Momenten froh, dass ich allein unterwegs bin. Morgen werde auch ich eine kurze Etappe machen, nach Condom.
    Read more

  • Day 19

    Marolsan - Condom

    May 22, 2011 in France ⋅ ⛅ 18 °C

    Gestern Abend ging es in der Herberge, einer private Gite, noch lustig zu: Etwas später als ich traf in meiner Herberge noch ein französischer Wanderer ein. Zudem ist den Wanderern der benachbarten Gite, einem kanadischen Ehepaar und einer jungen Kanadierin, das Gas ausgegangen. Ergo konnten diese dort nicht kochen. Da in meiner Unterkunft genügend Platz und ausreichend Gas vorhanden war, haben wir alle gemeinsam gekocht, gegessen und geschwatzt. Insgesamt 9 Leute.

    Zusammen mit André, einem französischen Wanderer, breche ich um 07.30 Uhr auf Richtung La Romieu. Die anderen möchten den Ort auslassen und eine Abkürzung nehmen.
    Es gibt heute nämlich mehrere Möglichkeiten den Weg zu beschreiten: Eine kurze Variante, die La Romieu auslässt, eine mittlere und lange Variante. Die lange Variante folgt erst dem Hauptweg und knickt dann bei Montavail Richtung La Romieu ab. Das bedeutet ca. 5 km Umweg. Die mittlere Variante schliesslich führt direkt von Marolsan nach La Romieu. Nachteil: Es ist etwas mehr Weg auf Strassen zurückzulegen als bei den anderen Varianten. Die Strassen sind aber kaum befahren. Mir ist zumindest bis La Romieu kein Auto begegnet.

    Der Ort La Romieu ist wirklich schön und wird beherrscht durch die große Kirche mit ihrem schönen Kreuzgang. Problem: Um die berühmte Kirche mit ihrem wunderbaren Kreuzgang richtig zu besichtigen, braucht es den Schlüssel aus dem Office de Tourisme. Dieses ist am Sonntag Morgen allerdings geschlossen. So bleibt mir nur, ein paar Fotos durch ein Gitter zu schiessen. Folglich der Tipp: Der Umweg nach La Romieu lohnt nur wirklich, wenn das OdT auch offen ist.

    Um den Ort spinnt sich aber noch eine weitere Legende: Diese handelt von Katzen, die das Dorf vor einer Rattenplage bewahrten. Zur Erinnerung finden sich überall im Ort kleine Katzenskulpturen, die manchmal wirklich lebensecht wirken.

    Heute ist das Wetter etwas schlechter. Ab und an nieselt es ein wenig oder es fallen, kaum wahrnehmbar, einige Tropfen. Aber auch wenn der Himmel mit dunklen Wolken bedeckt ist, habe ich keinen Grund mich zu beklagen. Es ist durchaus passables Wanderwetter, denn die Temperaturen sind sehr angenehm. Wir laufen zügig weiter und erreichen nach kurzer Zeit Condom.

    Condom befindet sich in der historischen Region Armagnac im Herzen der Gascogne, die vor allem wegen des dort produzieren Weinbrandes, des Armagnac weltbekannt ist. Dieser und „Foie Gras“ (Stopfleber) werden hier in vielen Delikatessenläden angeboten.
    Mit der Erfindung des Kondoms hat der Ort nichts zu tun, auch wenn damit hier und da auf Postkarten kokettiert wird.

    In Condom muss ich etwas suchen, bis ich meine Herberge gefunden habe. Das liegt aber daran, weil ich erst im Zentrum begonnen habe danach zu fragen. Die Herberge, ein altes Karmelitenkloster, ist eigentlich überall gut ausgeschrieben, liegt aber gleich am Stadtrand, so dass ich wieder ein Stückchen zurück laufen muss. Zuvor schaue ich mir allerdings das Zentrum von Condom an. Die Stadt scheint heute wie ausgestorben. Gut, es ist Sonntag. Trotzdem hätte ich mir von einer Stadt mit ca. 7000 Einwohnern mehr erhofft, als EIN geöffnetes Restaurant und ein Bureau de Tabac.Dass hier kein Dornenbusch durch die Szene weht ist alles.

    Die Kathedrale St-Pierre jedoch ist sehr imposant. Vor der Kirche stehen, in Bronze, die drei Musketiere samt d´Artagnan. Mit Hut und Wanderstock hätte ich hier ne gute Idee für ein Foto. Leider ist gerade niemand da, der eines von mir machen könnte.

    Die Herberge gefällt mir gut. Das alte Anwesen wurde umfunktioniert zu einem sozialen Projekt und behebergt neben den Pilgern in der Hauptsache Rentner und junge Menschen, die in die Gesellschaft reitegriert werden bzw. eine Auszeit aus dieser nehmen. Allerdings sieht man dem Anwesen an, dass die Nonnen nicht mehr da sind. Insbesondere ist das auf alten Fotos des Gartens zu sehen. Dieser scheint mir doch etwas verwildert. Aber die Atmosphäre im Ancienne Carmel ist sehr herzlich und freundlich.
    Read more

  • Day 20

    Condom - Eauze

    May 23, 2011 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    Nach einem gemeinsamen Frühstück im Speisesaal des Ancienne Carmel breche ich um 7.15 Uhr auf zur nächsten Etappe. Da meine Herberge im Osten von Condom liegt, muss ich zuerst nocheinmal zurück Richtung Stadt. Der Weg führt mich allerdings nicht wieder ins Zentrum sondern ein wenig ums Zentum herum, welches ich ja gestern besichtigt habe. Am Fluss entlang gehts hinaus aus der Stadt.

    Ich wandere durch das Herzstück des Armagnac. Viele Felder mit Sonnenblumen säumen den Weg. Die Franzosen sagen „Tournesol“. Der Name passt, denn schon die vielen grünen Blätter sind exakt nach dem Stand der Sonne ausgerichtet.
    Der Weg wechselt immer zwischen Strasse und Pfaden. Links und rechts des Weges liegen auf den Hügeln die für die Gegend so typischen Bastidendörfer. Die Dörfer ähneln in ihrer Art einer einer Burg. Larressingle z.B.

    Zwei Stunden nach dem Start erreiche ich die Pont d´Artigues. Ich habe mir die Brücke etwas größer vorgestellt, unterstreicht doch mein Führer deren Wichtigkeit im Mittelalter. Die Brücke, so steht es in meinem Reiseführer, war wohl direkt dem Erzbistum von Santiago unterstellt. Tatsächlich ist das Brücklein eher winzig, und der Bach, der von ihm überspannt wird, gleicht dank der anhaltenden Trockenheit eher einem Rinnsal.

    Vor Montreal erstehe ich eine Tüte leckerer Kirschen. Diese schmecken einfach herrlich. Die Kerne verteile ich großzügig im ganzen Ortskern von Montreal. In der Stadt kaufe ich zudem noch in Päckchen Mandeln und ein Baguette. Ich habe ziemlichen Hunger, so dass das Baguette ebenfalls umgehend verzehrt wird. Nach dem kurzen Abstieg hinter Monteal ändert sich der Charakter des Weges. Der Weg verläuft wiederholt sehr schön in schattigen Laubwäldern und ist sehr eben. Kein Wunder, denn es geht entlang einer alten Bahntrasse. Die Bahn führte einst von Toulouse nach Bordeaux, wurde aber aufgegeben. Wie die Voie-Verte im letzten Jahr wurde die Trasse umfunktioniert zu einem Rad-/Wanderweg. Einmal muss ich eine (gefühlt) uralte Brücke überqueren. Durch die rostigen Stahlplatten kann man locker auf die Strasse darunter blicken. Da ist mir schon etwas mulmig zumute. Vor allem als der Weg dann eine Biegung macht und ich mir die Brücke auch nochmal von unten ankucken darf. Danach geht es nochmal über einen kleinen Hügel. Super ist jedoch, dass man die Hitze des Tages, sobald man wieder unter dem dichten Blätterdach wandert, kaum spürt. In Erinnerung bleiben werden mir auch die vielen Eidechsen, die vor mir über den Weg huschen.

    Die Herberge in Eauze gefällt mir, denn sie liegt quasi direkt im Ortskern mit den vielen schönen Fachwerkhäusern.
    Read more