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  • Day 113

    Auf den Gletscher & ab nach Argentinien

    January 31, 2019 in Chile ⋅ ☀️ 9 °C

    Wie angekündigt, bleiben wir noch einen zweiten Tag in Puerto Rio Tranquillo um eine weitere Attraktion zu besuchen: den Glaciar Exploradores, einen „friendly“ Gletscher, wie uns der Guide erklärt. Freundlich deswegen, weil man ihn auch als Laie ohne Probleme erkunden kann. Uuuhhh, dann nichts wie los. 😬

    Der Morgen startet aber eher ernüchternd: strömender Regen, Wind, kalte Temperaturen, ein Tourveranstalter, bei dem das Kreditkartengerät nicht funktionieren will (in dem Ort gibt es keinen Geldautomaten) und der uns auf seiner Teilnehmerliste vergessen hat. 🙄
    Alles Organisatorische ist Gott sei dank schnell geregelt, aber die Schauer wollen und wollen nicht aufhören. Als wir kurzzeitig vom Auto auf ein kleines Boot umsteigen müssen, da wegen eines großen Bergrutsches vom Oktober 2018 die Zugangsstraße zum Gletscher weggespült wurde und sich eine Lagune gebildet hat, sind unsere Hosen schon durchgeweicht und wir zittern in der Kälte.
    Aaaber: das Wetter macht’s zwar spannend, lässt uns aber auch diesmal nicht im Stich. Pünktlich bei Ankunft am Glaciar Exploradores reißt es auf, die Klamotten trocknen wieder und wir wandern mit unserem Guide bei blauem Himmel bis zum Eis.
    Erst geht es über Gestein, dann spitzt ab und zu schon der Gletscher durch das Geröll und irgendwann sind wir dann mit Steigeisen nur noch auf dem Eis unterwegs. Unser Führer bringt uns zu Höhlen und interessanten Formationen und erklärt viel zum Gletscher. Leider auf Spanisch... aber wir machen ein kluges Gesicht und lächeln freundlich 😉. Auch wenn wir nicht alle Details verstehen, so ist der Tag doch ein einmaliges Erlebnis. Schließlich läuft man nicht oft auf jahrhundertealtem Gletschereis. Besonders beeindruckend sind die leuchtenden Blautöne und die Geräusche, die der Gletscher von sich gibt wenn er irgendwo bricht. Wirklich toll, dass man dem Ganzen hier so nahe kommen kann.

    Tags drauf sitzen wir dann wieder in unserer Schachtel und fahren weiter. Ziel ist heute der argentinische Teil von Patagonien. Wir wollen gut den halben Weg bis El Chalten schaffen. Eine lange Etappe mit 550 Kilometer haben wir uns vorgenommen und... nicht geschafft. 😬 Zumindest nicht ganz.
    Erst geht es in Chile ewig am Lago General Carrera entlang. Eine malerische Strecke mit Steilküsten, vielen Kurven und Ausblicken auf gletscherbedeckte Berge und einen fast schon unverschämt blauen See. Alles ganz wunderbar. Aber alles auch die schlimmste Schotterstraße auf der ganzen Strecke. Wir kommen im Schnitt mit nicht mal 30 km/h vorwärts.
    Als uns dann an einem Aussichtspunkt eine Windböe die Fahrertür verreißt und sich der Camper im Schotter festfährt, ist die anfänglich prächtige Tagesstimmung am Nullpunkt. Aber gut, was soll’s: die Tür lässt sich noch schließen und zusperren und Dank Pits Einsatz ist auch der Bus nach einigen Versuchen und händischem Ausbuddeln wieder auf der Straße. 😅 Nochmal Glück gehabt.
    Ziemlich fertig kommen wir an der chilenisch-argentinischen Grenze an. Da wir gehört haben, dass frische oder geöffnete Lebensmittel gerne mal konfisziert werden, haben wir alles noch in einem großen Mittagessen verwurstet und teilweise sogar an andere Reisende verschenkt. Aber siehe da: zwei Stempel in Chile, zwei Stempel in Argentinien (teilweise am Schreibtisch nebeneinander 😂) und kein Mensch interessiert sich für unseren Camper. So einfach geht’s!

    Ab der Grenze sind dann auch die Straßen wieder asphaltiert... Halleluja!!! Wir fahren jetzt deutlich schneller durch den Süden Argentiniens vom Dorf Perito Moreno immer Richtung El Chalten. Die Landschaft ist deutlich anders als am Vormittag: alles viel weiter, viel karger und es ist deutlich wärmer als noch in Puerto Rio Tranquillo. Wir sind ähnlich wie im Norden Chiles wieder in Steppe bzw. Halbwüste unterwegs. Strauße und Lamas wechseln sich am Wegesrand ab und jetzt macht die ruckelfreie Fahrt auch wieder Spaß (bis auf unerwartete 78 km erneute Schotterstraße, teilweise frisch aufgekiest 😫).
    Da wir aber schon so viel Zeit verloren haben, schaffen wir es heute wohl nicht mehr zu unserem geplanten Ziel. Auf dem Weg gäbe es als Rastplatz entweder ein ziemlich creepy aussehendes Dorf (Kommentare in einer Camping-App sprechen von „Texas Chainsaw Masscre - Momenten“ 😂) oder man sucht sich ein Plätzchen in der freien Wildbahn - so machen wir es. Auch wenn zum
    Tagesziel noch ca. 30 km fehlen.
    Zu unserem Glück halten wir abseits der Straße an einem Fluss, durch Bäume vor dem Wind geschützt. Ein super Platz für eine entspannte Nacht. So idyllisch haben wir die ganze Campingzeit noch nicht geschlafen! Und so sitzen wir nach dem anstrengenden Tag bei Wein und Abendrot (und AbendBrot) am Flussufer und erholen uns vom ganzen Stress. 😉
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